eJournals Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete 93/1

Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete
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0017-9655
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/vhn2024.art02d
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2024
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Fachbeitrag: Prävalenz, Risikofaktoren und Umgang mit digitaler sexualisierter Gewalt gegen Jugendliche mit Hörbehinderung: Ergebnisse einer Pilotstudie

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2024
Eva Hartmann
Malte Schott
Katharina Urbann
Dennis Oberleiter
Laura Avemarie
Im Vergleich zu hörenden Jugendlichen sind Jugendliche mit Hörbehinderung durch ihre intensive Internetnutzung und kommunikative Barrieren einem potenziell erhöhten Risiko ausgesetzt, digitale sexualisierte Gewalt zu erleben. Forschungsergebnisse hierzu liegen bislang jedoch nicht vor. Diese werden dringend benötigt, um Präventionsangebote zu entwickeln. Ziel der vorliegenden Studie war es, erstmalig Erkenntnisse zur Prävalenz, zu den Risikofaktoren und zum Umgang mit digitaler sexualisierter Gewalt gegen Jugendliche mit Hörbehinderung zu gewinnen. Genutzt wurden Fragebogendaten von n=16 Schüler/innen (M=14.88 Jahre; SD=1.71). 83% der befragten Jugendlichen bestätigten, mindestens einmal digitale sexualisierte Gewalt erlebt zu haben. Am häufigsten wurden die ungewollte Konfrontation mit sexualisierten Bildinhalten und das ungewollte Empfangen sexualisierter Fragen genannt (jeweils 69%, n=11). Die vorliegende Studie legt einen Grundstein für Präventions- und Schutzkonzepte für diese hoch vulnerable Zielgruppe.
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7 VHN, 93. Jg., S. 7 -21 (2024) DOI 10.2378/ vhn2024.art02d © Ernst Reinhardt Verlag Prävalenz, Risikofaktoren und Umgang mit digitaler sexualisierter Gewalt gegen Jugendliche mit Hörbehinderung: Ergebnisse einer Pilotstudie Eva Hartmann 1 , Malte Schott 1 , Katharina Urbann 2 , Dennis Oberleiter 1 und Laura Avemarie 1 1 Ludwig-Maximilians-Universität München 2 Humboldt-Universität zu Berlin Zusammenfassung: Im Vergleich zu hörenden Jugendlichen sind Jugendliche mit Hörbehinderung durch ihre intensive Internetnutzung und kommunikative Barrieren einem potenziell erhöhten Risiko ausgesetzt, digitale sexualisierte Gewalt zu erleben. Forschungsergebnisse hierzu liegen bislang jedoch nicht vor. Diese werden dringend benötigt, um Präventionsangebote zu entwickeln. Ziel der vorliegenden Studie war es, erstmalig Erkenntnisse zur Prävalenz, zu den Risikofaktoren und zum Umgang mit digitaler sexualisierter Gewalt gegen Jugendliche mit Hörbehinderung zu gewinnen. Genutzt wurden Fragebogendaten von n = 16 Schüler/ innen (M = 14.88 Jahre; SD = 1.71). 83 % der befragten Jugendlichen bestätigten, mindestens einmal digitale sexualisierte Gewalt erlebt zu haben. Am häufigsten wurden die ungewollte Konfrontation mit sexualisierten Bildinhalten und das ungewollte Empfangen sexualisierter Fragen genannt (jeweils 69 %, n = 11). Die vorliegende Studie legt einen Grundstein für Präventions- und Schutzkonzepte für diese hoch vulnerable Zielgruppe. Schlüsselbegriffe: Digitale sexualisierte Gewalt, Jugendliche, Hörbehinderung Prevalence, Risk Factors, and Dealing with Digital Sexualized Violence Against Deaf and Hard-of-hearing Adolescents: Results of a Pilot Study Summary: Compared to hearing peers, deaf and hard-of-hearing adolescents are at even higher risk for experiencing digital sexualized violence due to their intensified internet usage and communication barriers. So far, studies on prevalence and risk factors of digital sexualized violence against deaf and hard-of-hearing adolescents are lacking. Deeper insights are mandatory for the development of prevention approaches. This study aimed to identify the prevalence, risk factors and coping strategies associated with digital sexualized violence against deaf and hard-of-hearing adolescents. Questionnaire data of n = 16 students (M = 14.88 years; SD = 1.71) were evaluated. 83 % of the sample confirmed that they had experienced digital sexualized violence at least once. The most frequent examples were unwanted confrontation with sexualized image content and unwanted receiving of sexualized questions (69 % each, n = 11). This study provides a basis for prevention and protection concepts for this highly vulnerable target group. Keywords: Digital sexualized violence, deaf and hard-of-hearing adolescents FACH B E ITR AG 1 Hintergrund Im Jahr 2020 waren 97 % aller 12bis 19-Jährigen täglich im Internet aktiv. Die durchschnittliche Onlineaktivität umfasste dabei 258 Minuten (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, 2020). Besonders intensiv wird das Internet von Menschen mit Hörbehinderung genutzt: Ihre Onlineaktivität liegt höher als bei Menschen ohne oder mit einer anderen Behinderung (Adrian, Hölig, Hasebrink, Bosse & Haage, 2017; Barak & Sadovsky, 2008). VHN 1 | 2024 8 EVA HARTMANN ET AL. Digitale sexualisierte Gewalt gegen Jugendliche mit Hörbehinderung FACH B E ITR AG Die Wahrnehmung von oder Konfrontation mit sexuellen Inhalten im digitalen Raum erfolgt gewollt oder ungewollt (Hasebrink, Lampert & Thiel, 2019). Die unfreiwillige, unabsichtliche Onlinekonfrontation mit sexuellen Inhalten wird in der vorliegenden Untersuchung als digitale sexualisierte Gewalt bezeichnet. Diese kann zwischen Minderjährigen und Erwachsenen oder innerhalb einer Gruppe von Gleichaltrigen (jeden Alters) stattfinden. In der Literatur existieren unterschiedliche Definitionen von digitaler sexualisierter Gewalt und es liegen diverse Erhebungsinstrumente vor (Patel & Roesch, 2022). In der vorliegenden Studie wird, angelehnt an den Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (2018), zwischen indirekter und direkter digitaler sexualisierter Gewalt unterschieden (siehe Abbildung 1). Indirekte sexualisierte Gewalt umfasst demnach die ungewollte Konfrontation mit sexualisierten Bildinhalten sowie das Empfangen sexualisierter Kommentare oder Fragen auf dem Profil der Internetnutzer/ innen oder in Privatnachrichten. Direkte sexualisierte Gewalt umfasst das ungewollte Verbreiten eigener sexualisierter Bildinhalte oder die Nötigung zu sexualisierten Handlungen vor der Kamera. Als direkte sexualisierte Gewalt wird auch sexualisierte Gewalt offline nach einem Onlinekontakt bezeichnet. Hierbei wenden Täter/ innen mitunter gezielte Strategien an, indem sie die Jugendlichen beispielsweise verängstigen oder bedrohen (Vobbe & Kärgel, 2022). 1.1 Betroffenheit und Risikofaktoren von digitaler sexualisierter Gewalt bei hörenden Jugendlichen Im Jahr 2021 stiegen die zur Anzeige gebrachten Fälle digitaler sexualisierter Gewalttaten, wie das Verbreiten kinder- und jugendpornografischer Schriften, zum wiederholten Male an (Bundesministerium des Innern und für Heimat, 2022). Nach einer Metaanalyse von Patel und Roesch (2022) variierte die Prävalenz der Betroffenheit je nach der Form der sexualisierten Gewalt zwischen 7 % und 17 %. Die häufigste Form war hierbei das Erstellen von sexuellen Bild- oder Videoaufnahmen ohne Einverständnis (17 %) gefolgt von deren Verbreitung (8 %). In einer spanischen Studie mit 12bis 17-jährigen Jugendlichen lag die Prävalenz der Betroffenheit von mindestens einer Form digitaler sexualisierter Gewalt bei knapp 40 % (Montiel, Carbonell & Pereda, 2016). Als häufigste Formen sexualisierter Gewalt stellten sich die ungewollte Konfrontation mit sexuellen Inhalten (24 %) und das Cybergrooming (17 %) heraus, hier erfasst als Online-Kontakt mit Beabsichtigung (aber nicht zwangsläufiger Ausübung) realphysischer sexualisierter Gewalt. In der Studie des österreichischen Instituts für Jugendkulturforschung aus dem Jahr 2018 gaben 27 % der befragten 11bis 18-Jährigen an, sexuelle Belästigung im Internet erlebt zu haben. 24 % der Jugendlichen bekamen ungewollt intime Fragen gestellt, 20 % erhielten ungewollt Nacktfotos oder -videos und 5 % erlebten, dass ihre eigenen Nacktaufnahmen gegen ihren Willen weitergeschickt wurden (Institut für Jugendkulturforschung, 2018). Indirekte sexualisierte Gewalt im digitalen Raum Direkte sexualisierte Gewalt im digitalen Raum n ungewollte Konfrontation mit sexualisierten Bildinhalten n ungewolltes Empfangen sexualisierter Bildinhalte n ungewolltes Empfangen sexualisierter Fragen n ungewollte sexualisierte Kommentare n ungewolltes Verbreiten eigener sexualisierter Bildinhalte n Nötigung zu sexualisierten Handlungen vor der Kamera n sexualisierte Gewalt offline nach Onlinekontakt Abb. 1 Definition und Erscheinungsformen digitaler sexualisierter Gewalt VHN 1 | 2024 9 EVA HARTMANN ET AL. Digitale sexualisierte Gewalt gegen Jugendliche mit Hörbehinderung FACH B E ITR AG Hinsichtlich der Risikofaktoren zeigt sich, dass Mädchen und ältere Jugendliche insgesamt stärker von digitaler sexualisierter Gewalt betroffen sind als Jungen und jüngere Jugendliche (Hasebrink et al., 2019; Institut für Jugendkulturforschung, 2018; Montiel et al., 2016). Kommunikationsorientierte Aktivitäten wie die Nutzung sozialer Netzwerke oder die Generierung eigener Posts gehen mit einem höheren Risiko für negative Onlineerfahrungen einher (Hasebrink et al., 2019). Auch unterhaltungsorientierte Aktivitäten wie das Anschauen von Videos gelten laut Hasebrink et al. (2019) als Risikofaktor, während informations- oder spielorientierte Aktivitäten wenig bis gar nicht mit negativen Erfahrungen einhergehen. Ebenfalls relevant ist die Intensität der Mediennutzung, wobei neben der zeitlichen Dauer auch die Vielfalt der genutzten Aktivitäten über das Ausmaß der Betroffenheit entscheidet (Dekker, Koops & Briken, 2016; Hasebrink et al., 2019). Ein weiterer Risikofaktor für digitale sexualisierte Gewalt sind mangelnde digitale Kompetenzen, welche maßgeblich durch das Elternverhalten beeinflusst werden (Vobbe & Kärgel, 2022). Inkonsistente Restriktionen und eine fehlende Aufsicht statt einer strukturierten, aktiven Begleitung wirken sich negativ auf die digitalen Kompetenzen Heranwachsender aus und begünstigen Onlinerisiken (Nikken & Schols, 2015; Rodríguez-de-Dios, van Oosten & Igartua, 2018). Dieses ungünstige Elternverhalten wurde vermehrt in Familien mit geringem Einkommen festgestellt (Nikken & Schols, 2015). 1.2 Betroffenheit und Risikofaktoren von digitaler sexualisierter Gewalt im Kontext einer Hörbehinderung Etwa 13 % der Kinder und Jugendlichen in Deutschland leben mit einem Hörverlust von mehr als 20 dB (RKI & BZgA, 2008). Jedoch betrachtete bislang nur eine einzige Studie weltweit sexualisierte Onlineerfahrungen im Feld Hören und Kommunikation: Adigun (2020) untersuchte den Austausch intimer Fotografien bei nigerianischen Jugendlichen mit Hörbehinderung im Alter von 14 bis 24 Jahren. Demnach hatten 71 % der befragten 14bis 24-Jährigen sexuell anzügliche Bilder oder Videos versendet oder empfangen (Adigun, 2020). Hierbei wurde jedoch nicht zwischen gewolltem und ungewolltem Austausch differenziert, und andere Formen digitaler sexualisierter Gewalt waren ebenfalls nicht Teil der Erhebung. Studien zu potenziellen Risikofaktoren sexualisierter Gewalt im digitalen Raum fehlen völlig. Es kann vermutet werden, dass die nachfolgend erläuterten Risikofaktoren Kinder und Jugendliche mit Hörbehinderung zu einer besonders vulnerablen Gruppe für sexualisierte Gewalterfahrungen im digitalen Raum werden lassen. 1.2.1 Intensive Internetnutzung und Nutzungsmotiv Menschen mit Hörbehinderung nutzen das Internet im Vergleich zu hörenden Menschen intensiver und bevorzugen dabei kommunikationsorientierte Aktivitäten (Barak & Sadovsky, 2008). Diese stellen für sie eine Form der Teilhabe dar und steigern ihr Gefühl von Verbundenheit und ihren Selbstwert (ebd.). Gleichzeitig sind es jedoch vor allem die kommunikationsorientierten Aktivitäten, die mit einem erhöhten Risiko „schlimmer oder verstörender Onlineerfahrungen“ einhergehen (Hasebrink et al., 2019, S. 48). 1.2.2 Behinderungsspezifische Vulnerabilität für sexualisierte Gewalt Menschen mit einer (Hör-)Behinderung wachsen laut Chodan, Reis und Häßler (2015) eher fremddominiert und stark regelorientiert auf. Als Folge werden Abgrenzungs- und Selbstbestimmungsprozesse sowie die Entwicklung von Selbstsicherheit erschwert, was ein Risiko für das Erleben sexualisierter Gewalt darstellt VHN 1 | 2024 10 EVA HARTMANN ET AL. Digitale sexualisierte Gewalt gegen Jugendliche mit Hörbehinderung FACH B E ITR AG (Bange, 2015; Chodan et al., 2015). So sind Menschen mit Hörbehinderung im Vergleich zu hörenden Menschen dreibis viermal häufiger von sexualisierter Gewalt im realphysischen Raum betroffen (siehe zur Übersicht Avemarie & Urbann, 2021). Dunn (2020) unterstreicht die besondere Vulnerabilität von Menschen mit Behinderung für sexualisierte Gewalt im digitalen Raum. 1.2.3 Sprachlich-kommunikative Barrieren Sprachlich-kommunikative Barrieren stellen einen zentralen Risikofaktor für sexualisierte Gewalterfahrungen dar (Urbann, Tenbrink & Avemarie, 2022a). Die Gründe dafür sind vielfältig: Zum einen findet aufgrund sprachlicher Barrieren weniger Kommunikation und somit weniger Wissensvermittlung über sexuelle Themen statt (Francavillo, 2009). Auch die eigene sprachliche Ausdrucksfähigkeit und die Anzahl an Interaktionspartner/ innen können limitiert sein, was den Austausch über Sexualität und das Offenlegen von Gewalterfahrungen hemmt (Antia, Kreimeyer, Metz & Spolsky, 2011; Chodan et al., 2015). Urbann, Tenbrink und Avemarie (2022b) führen zudem an, dass der Zugang zu Aufklärungs- und Hilfestellen sowie die Möglichkeiten zur eigenständigen Informationsbeschaffung mehrheitlich nicht barrierefrei sind, was ebenfalls den präventiven Wissenserwerb sowie den Disclosureprozess (d. h. das Mitteilen einer sexualisierten Gewalttat) einschränkt. 1.2.4 Kaum vorhandene Präventionskonzepte Sexuelle Bildung ist ein wichtiger Baustein in der Prävention sexualisierter Gewalt und kann das Risiko sexualisierter Gewalterfahrungen reduzieren (Bange, 2015; Topping & Barron, 2009). Das Onlineangebot Ben und Stella wissen Bescheid von der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung, -vernachlässigung und sexualisierter Gewalt e.V. (www.benundstella.de) thematisiert zwar in einem Baustein ungewollte sexualisierte Erfahrungen im digitalen Raum, ist jedoch nicht schwerpunktmäßig darauf ausgerichtet. Andere Präventionskonzepte für den Schutz vor digitaler sexualisierter Gewalt gegen Jugendliche mit Hörbehinderung existieren nicht. 1.3 Fragestellungen Es kann vermutet werden, dass Jugendliche mit Hörbehinderung sowohl durch allgemeine als auch durch behinderungsspezifische Risikofaktoren besonders vulnerabel für das Erleben digitaler sexualisierter Gewalt sind. Trotz der hohen Anzahl an möglichen Betroffenen sind junge Menschen mit Hörbehinderung in der bisherigen Forschungslandschaft unterrepräsentiert. Daher ist es von hoher Relevanz, Daten zur Prävalenz und zu Risikofaktoren digitaler sexualisierter Gewalt zu gewinnen und auszuwerten, um darauf aufbauend geeignete Präventions- und Schutzkonzepte für diese Zielgruppe zu entwickeln. An diesem Punkt setzt die im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts Digitaler Schutz vor sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche mit Hörbehinderung (DigGaH) durchgeführte Pilotstudie an. In einer explorativen Betrachtungsweise wurde folgenden Fragestellungen nachgegangen: 1. Wie nutzen Jugendliche mit Hörbehinderung digitale Medien? 2. Wie häufig und von welchen Formen digitaler sexualisierter Gewalt sind Jugendliche mit Hörbehinderung betroffen? 3. Welche Risikofaktoren hinsichtlich der Betroffenheit lassen sich identifizieren? 4. Wie gehen Jugendliche mit Hörbehinderung mit digitaler sexualisierter Gewalt um? VHN 1 | 2024 11 EVA HARTMANN ET AL. Digitale sexualisierte Gewalt gegen Jugendliche mit Hörbehinderung FACH B E ITR AG 2 Methode 2.1 Ablauf der Datenerhebung An der Pilotuntersuchung beteiligten sich zwei Schulen, die nach kommunikationsspezifischen (Anteil gebärdensprachlich und/ oder lautsprachlich kommunizierender Schüler/ innen) und geografischen Aspekten ausgewählt wurden. Beide Schulen hatten zuvor ihr Interesse an der Studie bekundet. An der Untersuchung teilnehmen konnten Schüler/ innen an Einrichtungen mit dem Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation im Alter zwischen 11 und 17 Jahren, bei denen sowohl die informierte Einverständniserklärung eines Erziehungsberechtigten als auch der Klassenlehrerin/ des Klassenlehrers und der/ des Jugendlichen selbst vorlagen. Ein weiteres Einschlusskriterium waren schriftsprachliche Kompetenzen in der deutschen Sprache. Ausgeschlossen wurden Schüler/ innen mit dem zusätzlichen Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Die webbasierte Befragung der Schüler/ innen erfolgte an zwei aufeinanderfolgenden Tagen für jeweils eine Zeitstunde während der Unterrichtszeit, ohne Anwesenheit der Klassenlehrkräfte. Die Versuchspersonen wurden darüber aufgeklärt, dass ihre Antworten pseudonymisiert erhoben werden und dass sie jederzeit die Möglichkeit haben, Fragen nicht zu beantworten oder die Befragung ohne Angabe von Gründen abzubrechen. Diese Optionen waren für die Schüler/ innen während der Befragung kontinuierlich in visualisierter Form auf einem Roll-up wahrnehmbar. Zwei geschulte Projektmitarbeiterinnen leiteten die Jugendlichen gruppenweise durch die Befragung. Die Dateneingabe erfolgte mithilfe von Tablets durch die Jugendlichen selbst. Um das Sprachverständnis zu sichern, wurde jede Frage mit einem Beamer an die Wand projiziert, für alle Teilnehmenden vorgelesen sowie durch eine Mitarbeiterin gebärdet. Die jeweils darauffolgende Beantwortung der Items erfolgte somit für alle Versuchspersonen simultan. Nach der Befragung erhielten sowohl die Schüler/ innen als auch die Klassenlehrkräfte einen Flyer mit Informationen und Hilfsangeboten zum Thema sexualisierte Gewalt. Zudem waren Fachkräfte aus ortsnahen Fachberatungsstellen an der Einrichtung vertreten und standen den Schüler/ innen und Klassenlehrkräften als Ansprechpartner/ innen zur Verfügung. Über den Zeitraum der Erhebung hinaus erhielten die Schüler/ innen die Möglichkeit, sich bei Bedarf über eine vom Projektteam eingerichtete Beratungshotline in Deutscher Gebärdensprache (DGS) und Lautsprache Hilfe und Unterstützung zu holen. 2.2 Erhebungsinstrumente Die Entwicklung der Erhebungsinstrumente für die teilnehmenden Jugendlichen erfolgte partizipativ in Zusammenarbeit mit der Bundesjugend - Verband junger Menschen mit Hörbehinderung e.V., der Deutschen Gehörlosen Jugend e.V. und Zartbitter Münster e.V. sowie mit einer im Kinderschutz erfahrenen Schulleiterin einer Einrichtung mit dem Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation. Dieses Vorgehen gewährleistete die zielgruppengerechte Passung der Fragebögen. Formulierungen in einfacher Sprache sowie die Verwendung von Grafiken und Beispielen sicherten das Sprachverständnis. Die ökonomische Gestaltung der Fragebögen zielte darauf ab, die Beanspruchung der Schüler/ innen während der Erhebung so gering wie möglich zu halten. Im Rahmen dieser Pilotstudie konnte keine Überprüfung der Gütekriterien der entwickelten Instrumente erfolgen. Die Jugendlichen füllten zwei Fragebögen zum Mediennutzungsverhalten und zur Betroffenheit von digitaler sexualisierter Gewalt aus (Dauer jeweils ca. 60 Minuten). Die unterschiedlichen Onlineaktivitäten wurden auf einer sechsstufigen Ordinalskala von „nie“ bis „mehr als 4 Stunden“ abgefragt (Beispielitem: „Wie lange chattest du? “). Auf einer ebenfalls sechsstufigen Ordinalskala mit Häufigkeitsangaben zwischen „0“ und „mehr als 20-mal“ 1 gaben die Jugendlichen an, wie oft und auf welchen Plattformen sie unterschiedliche Formen VHN 1 | 2024 12 EVA HARTMANN ET AL. Digitale sexualisierte Gewalt gegen Jugendliche mit Hörbehinderung FACH B E ITR AG indirekter und direkter sexualisierter Gewalttaten (Abbildung 1) über die Lebenszeit bereits erlebt haben. Beispielsweise lautete ein Item: „Eine Person hat dir Nackt-Bilder oder Sex- Videos im Internet geschickt. Das wolltest du nicht. Wie oft ist dir das passiert? “. Für beide Tatkategorien wurde jeweils ein Summenwert für die inferenzstatistische Auswertung gebildet. Analog zu den Skalen zur Erfassung der Häufigkeit digitaler sexualisierter Gewalt wurde eine Täter/ innenstrategie abgefragt: So beantworteten die Jugendlichen die Frage, wie häufig ihnen im Internet Angst gemacht wurde. Die Klassenlehrkräfte bearbeiteten Fragebögen zur Erfassung soziodemografischer und behinderungsspezifischer Informationen zu den Schüler/ innen sowie zu deren kommunikativen Kompetenzen (Hintermair, 2012). Dazu lautete auf einer fünfstufigen Likert-Skala von „trifft gar nicht zu“ bis „trifft genau zu“ zum Beispiel die Aussage: „Das Kind ist in der Lage, mir über alle Dinge, die es beschäftigen, etwas zu erzählen.“ Außerdem machten die Klassenlehrkräfte Angaben zur Befriedigung psychischer Grundbedürfnisse nach Borg-Laufs (2011). Hierbei markierten zwei konträre Aussagen die Endpunkte einer siebenstufigen Likert-Skala. Zur Erfassung des Orientierungs- und Kontrollbedürfnisses wurde zum Beispiel gefragt, ob der/ die Jugendliche „wichtige Entscheidungen in seinem/ ihrem Leben selbst treffen oder altersangemessen mitbestimmen“ kann oder ob „wichtige Entscheidungen in seinem/ ihrem Leben ohne seine/ ihre Beteiligung getroffen werden“. Die Zuordnung der Angaben von Klassenlehrkräften und Schüler/ innen erfolgte mittels pseudonymisierter Codes. 2.3 Stichprobenbeschreibung Nach der Entfernung von zwei fehlerhaften Datensätzen umfasste die Stichprobe n = 16 Jugendliche. Die acht Mädchen und acht Jungen waren im Mittel 14.88 Jahre alt (SD = 1.71). Der Anteil von Schüler/ innen mit einer Migrationsbiografie lag bei 50 %. Die Erstsprache war für 50 % der Stichprobe die deutsche Lautsprache, für 13 % die Deutsche Gebärdensprache, und die übrigen 37 % verteilten sich auf andere oder mehrere der genannten Sprachen. 56 % der Schüler/ innen bevorzugten ausschließlich die deutsche Lautsprache, 19 % ausschließlich die Deutsche Gebärdensprache und 25 % präferierten lautsprachunterstützende Gebärden. Der mittlere Hörverlust lag bei 63 % der Stichprobe bei mehr als 80 dB. 75 % der Befragten waren hörtechnisch mit Cochlea-Implantat(en) oder Hörgerät(en) versorgt. Neben dem Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation wiesen 88 % der Stichprobe einen weiteren Förderschwerpunkt auf. Dabei handelte es sich am häufigsten um den Förderschwerpunkt Lernen, gefolgt vom Förderschwerpunkt Sprache. 44 % wuchsen bei zusammenlebenden Eltern auf, 38 % bei einem alleinerziehenden Elternteil und 19 % in einer Wohngruppe oder einem Heim. 44 % der Schüler/ innen galten laut Lehrkräfteurteil mindestens in einem Bereich der Bedürfnisbefriedigung als auffällig. Die meisten Auffälligkeiten gab es bei dem Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung sowie bei dem Bindungsbedürfnis. Eine Übersicht über die soziodemografischen Angaben findet sich in Tabelle 1. 2.4 Auswertungsmethodik Die Daten wurden deskriptiv und inferenzstatistisch ausgewertet. Die inferenzstatistischen Berechnungen anhand der Spearman-Korrelationen und des Mann-Whitney-U-Tests erfolgten mit einem Alpha-Fehler-Niveau von 5 %. Als Effektstärke für die Gruppenvergleiche diente der Pearson-Korrelationskoeffizient, wobei ein Effekt von | r | = 0.1 als schwach, | r | = 0.3 als moderat und | r | = 0.5 als stark gilt (Cohen, 1988). Fehlende Werte wurden bei den Berechnungen ausgeschlossen. Die Auswertung erfolgte mittels SPSS Version 25. VHN 1 | 2024 13 EVA HARTMANN ET AL. Digitale sexualisierte Gewalt gegen Jugendliche mit Hörbehinderung FACH B E ITR AG 3 Ergebnisse An Schultagen verbrachten die Jugendlichen mit Hörbehinderung im Mittel 5.08 Stunden im Internet (SD = 2.81, Range = 1 - 10, n = 13). Am Wochenende lag die Nutzungsdauer im Mittel etwa doppelt so hoch (M = 10.07 Stunden, SD = 7.18, Range = 1 - 24, n = 14). Alle Befragten verfügten über ein Smartphone, darauf folgte das Tablet mit einem Anteil von 63 % als am zweithäufigsten genutztes Gerät. Bei den Social-Media-Apps wurden Instagram (75 %) und TikTok (63 %) am meisten genutzt, bei den Messengerdiensten dominierte WhatsApp (100 %). Die Informationen zur Mediennutzung sind in Tabelle 2 dargestellt. Variable Charakteristik n = 16 % Geschlecht n weiblich n männlich n divers 8 8 0 50 50 0 Migrationsbiografie n ja n nein 8 8 50 50 Erstsprache n deutsche Lautsprache n Deutsche Gebärdensprache (DGS) n andere und/ oder mehrere der genannten Erstsprachen 8 2 4 50 13 37 bevorzugte Kommunikationsmodalität n ausschließlich DGS n ausschließlich deutsche Lautsprache n Lautsprachunterstützende Gebärden (LUG) 3 9 4 19 56 25 mittlerer Hörverlust n kein Hörverlust n 41 -60 dB n 61 -80 dB n > 80 dB 3 1 2 10 19 6 13 63 Hörtechnik n Cochlea-Implantate beidseitig n Hörgeräte beidseitig n Hörgerät einseitig n keine Hörtechnik 7 4 1 4 44 25 6 25 zusätzlicher Förderschwerpunkt n ja n nein 14 2 88 13 Wohnform n alleinerziehende Eltern n zusammenlebende Eltern n Wohngruppe/ Heim 6 7 3 38 44 19 Auffälligkeit in mind. einem Bereich der Bedürfnisbefriedigung n ja n nein 7 9 44 56 Aufwachsen in sogenannten prekären/ herausfordernden familiären Lebensumständen n trifft genau zu n trifft zu n trifft teilweise zu n trifft eher nicht zu n trifft gar nicht zu 1 2 5 2 6 6 13 31 13 37 Tab. 1 Soziodemografische Angaben (Fremdbeurteilung der Lehrkräfte) Anmerkung: Das Aufwachsen in sogenannten prekären/ herausfordernden familiären Lebensumständen wurde über eine fünfstufige Likert-Skala im Lehrkräfteurteil erhoben: „Inwiefern trifft die folgende Aussage auf das Kind zu? Das Kind wächst in einer prekären familiären Lebenslage auf (z. B. geringe finanzielle Ressourcen, konfliktreiche Elternbeziehung, Vernachlässigung oder Verwahrlosung).“ VHN 1 | 2024 14 EVA HARTMANN ET AL. Digitale sexualisierte Gewalt gegen Jugendliche mit Hörbehinderung FACH B E ITR AG 83 % der Jugendlichen erlebten mindestens einmal eine sexualisierte Gewalttat im digitalen Raum. Die größte Betroffenheit gab es bei den indirekten Taten wie der ungewollten Konfrontation mit (69 %, n = 11) und dem Empfangen von (50 %, n = 8) sexualisierten Bildinhalten und dem ungewollten Empfangen sexualisierter Fragen (69 %, n = 11) oder Kommentare (25 %, n = 4). Die direkten Taten wie die Nötigung zu sexualisierten Handlungen vor der Kamera (25 %, n = 4), das ungewollte Verbreiten eigener sexualisierter Bildinhalte (19 %, n = 3) und die sexualisierte Gewalt offline nach Onlinekontakt (13 %, n = 2) wurden demgegenüber seltener berichtet (siehe Abbildung 2). Letztere wurde ausschließlich von Mädchen berichtet. Im Mittel erlebten die Befragten drei verschiedene Taten. 19 % (n = 3) der Jugendlichen gaben an, sechs der sieben Gewalttaten mindestens einmal erlebt zu haben. Die beiden häufigsten Taten, die ungewollte Konfrontation mit sexualisierten Bildinhalten und das ungewollte Empfangen sexualisierter Fragen, wurden von einzelnen Befragten 20-mal oder mehr erlebt. 77 % der Betroffenen erlebten mindestens eine Tat bei Instagram, gefolgt von Taten bei Snapchat (54 %), WhatsApp (31 %), TikTok (23 %) und Facebook (8 %). Die indirekten Taten und das Alter korrelierten stark miteinander: Je jünger die befragte Person war, desto größer war ihre Betroffenheit (Spearmans ρ = -.66, p = .007). Mädchen (Md = 2.00, n = 7) berichteten signifikant häufiger als Jungen (Md = 1.00, n = 7), dass sie ungewollt sexualisierte Bildinhalte empfingen (exakter Mann-Whitney-U-Test: U = 8.50, p = .038, r = .59). Auch wurde Mädchen (Md = 2.00, n = 7) im Internet häufiger Angst gemacht als Jungen (Md = 1.00, n = 8; exakter Mann-Whitney-U-Test: U = 8.00, p = .021, r = .72). Befragte, die bei einem alleinerziehenden Elternteil wohnten (Md = 10.00, n = 6), waren häufiger von indirekten Taten betroffen im Vergleich zu denen, die bei beiden Elternteilen lebten (Md = 5.50, n = 6; exakter Mann-Whitney-U- Test: U = 4.50, p = .026, r = .63). Kein signifikanter Zusammenhang fand sich zwischen den im Lehrkräfteurteil erhobenen sogenannten prekären/ herausfordernden Lebensumständen sowie der Betroffenheit von indirekten (Spear- Variable Charakteristik N = 16 % Geräteausstattung n Handy n Tablet n Spielekonsole n Laptop n Computer 16 10 9 7 6 100 63 56 44 38 genutzte Social-Media-Apps n Instagram n TikTok n andere (z. B. YouTube, Snapchat) n Twitch n Facebook 12 10 6 4 2 75 63 38 25 13 genutzte Messengerdienste n WhatsApp n Zoom n Discord n andere (z. B. TeamSpeak) n Telegram n Skype 16 5 2 2 1 1 100 31 13 13 6 6 Tab. 2 Mediennutzung (Selbstbeurteilung der Schüler/ innen) VHN 1 | 2024 15 EVA HARTMANN ET AL. Digitale sexualisierte Gewalt gegen Jugendliche mit Hörbehinderung FACH B E ITR AG mans ρ = .42, p = .119) und direkten (Spearmans ρ = .21, p = .446) Taten. Jugendliche mit Auffälligkeiten im Bereich des Orientierungs- und Kontrollbedürfnisses waren häufiger von direkten Taten sexualisierter Gewalt im digitalen Raum betroffen (Md = 6.00, n = 2) als Gleichaltrige ohne Auffälligkeiten in diesem Bereich (Md = 3.00, n = 12; exakter Mann- Whitney-U-Test: U = 0.00, p = .022, r = .65). Die indirekten Taten korrelierten stark mit unterhaltungsorientierten Nutzungsaktivitäten, hier erhoben als Dauer des Videoschauens (Spearmans ρ = .54, p = .036). Die direkten Taten korrelierten mit kommunikationsorientierten Nutzungsaktivitäten, wie der Anzahl eigener Posts, Likes oder Kommentare (Spearmans ρ = .57, p = .032) und der Anzahl an Freund/ innen und der Follower (Spearmans ρ = .62, p = .033). Die spieleorientierte Nutzungsaktivität korrelierte weder signifikant mit der Betroffenheit von indirekten noch von direkten Taten. Allerdings fand sich ein stark negativer Zusammenhang zwischen der Dauer des Spielens und dem Angst-gemacht-Bekommen im Internet (Spearmans ρ = -.64, p = .008). Ebenso ergab sich ein signifikanter Geschlechtsunterschied zwischen Jungen (Md = 5.50, n = 6) und Mädchen (Md = 1.00, n = 6) hinsichtlich der Dauer des Spielens (exakter Mann-Whitney- U-Test: U = 0.00, p = .002, r = .87). Die Anzahl von Gesprächen zwischen Eltern und Kindern über ihre Onlineaktivitäten korrelierte stark negativ mit der Betroffenheit indirekter Taten: Je weniger die Eltern mit ihren Kindern ins Gespräch gingen, desto häufiger erlebten diese indirekte Taten (Spearmans ρ = -.61, p = .021). Auch waren Teilnehmende stärker von indirekten Taten betroffen, je mehr Zeit sie unbeaufsichtigt im Internet verbrachten (Spearmans ρ = .55, p = .043). Die Anzahl der elterlichen Regeln zur Internetnutzung korrelierte nicht signifikant mit der Betroffenheit. Gesamtbetroffenheit sexualisierte Gewalt offline nach Onlinekontakt ungewolltes Verbreiten eigener sexualisierter Bildinhalte Nötigung zu sexualisierten Handlungen vor der Kamera ungewollte sexualisierte Kommentare ungewolltes Empfangen sexualisierter Bildinhalte ungewolltes Empfangen sexualisierter Fragen ungewollte Konfrontation mit sexualisierten Bildinhalten 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 % n gesamt n weiblich n männlich Abb. 2 Betroffenheit sexualisierter Gewalt getrennt nach Geschlecht VHN 1 | 2024 16 EVA HARTMANN ET AL. Digitale sexualisierte Gewalt gegen Jugendliche mit Hörbehinderung FACH B E ITR AG 46 % der Betroffenen holten Hilfe bei Erwachsenen (31 %) und/ oder bei Freund/ innen (38 %). Ältere Betroffene (Md = 16, n = 6) suchten insgesamt signifikant häufiger Hilfe als jüngere (Md = 15, n = 7; exakter Mann-Whitney-U- Test: U = 4.50, p = .014, r = .68). Betroffene, die Hilfe suchten, wiesen höhere Werte in der kommunikativen Kompetenz auf (Md = 5.00, n = 6) als Betroffene, die keine Hilfe suchten (Md = 3.50, n = 7; exakter Mann-Whitney-U- Test: U = 0.00, p < .001, r = .85). Neben dem Hilfesuchen reagierten die Jugendlichen mit dem Blockieren von User/ innen: So korrelierte die Betroffenheit von indirekten Taten stark positiv mit der Häufigkeit, mit der andere User/ innen blockiert wurden (Spearmans ρ = .66, p = .010). Hierbei gab es keine Alters- oder Geschlechtseffekte. Abbildung 3 bietet einen Überblick über die ermittelten Risikofaktoren und den Umgang mit digitaler sexualisierter Gewalt. 4 Diskussion Dass Jugendliche mit Hörbehinderung das Internet besonders intensiv nutzen (Adrian et al., 2017; Barak & Sadovsky, 2008), kann mit der vorliegenden Studie bestätigt werden. Mit einer durchschnittlichen Onlineaktivität von 308 Minuten (5,13 Stunden) an Schultagen sind Jugendliche mit Hörbehinderung im Schnitt etwa eine Stunde mehr im Internet aktiv als ihre hörenden Gleichaltrigen (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, 2020). Ein Großteil der Jugendlichen mit Hörbehinderung erlebt sexualisierte Gewalt im digitalen Raum: Die Lebenszeitprävalenz über alle Gewalttaten hinweg liegt bei den befragten Schüler/ innen bei 83 %. Im Vergleich zur Studie von Montiel et al. (2016), in der hörende 12bis Risikofaktoren direkter sexualisierter Gewalt n Auffälligkeit im Bereich des Orientierungs- und Kontrollbedürfnisses n kommunikationsorientierte Onlineaktivitäten Risikofaktoren indirekter sexualisierter Gewalt n wenige Elterngespräche über Onlineaktivitäten n unterhaltungsorientierte Onlineaktivitäten n mehr unbeaufsichtigte Onlinezeit n junges Alter n Aufwachsen bei einem alleinerziehenden Elternteil Umgang mit digital vermittelter sexualisierter Gewalt n Hilfesuchen bei Erwachsenen und/ oder Freund/ innen n Blockieren anderer User/ innen ➠ abhängig vom Alter ➠ abhängig von kommunikativer Kompetenz Abb. 3 Risikofaktoren und Umgang mit digitaler sexualisierter Gewalt VHN 1 | 2024 17 EVA HARTMANN ET AL. Digitale sexualisierte Gewalt gegen Jugendliche mit Hörbehinderung FACH B E ITR AG 17-Jährige zu ihrer Betroffenheit von digitaler sexualisierter Gewalt befragt wurden, ist die Prävalenz bei den Gleichaltrigen mit Hörbehinderung in der vorliegenden Untersuchung etwa doppelt so hoch. Einschränkend berücksichtigt werden muss bei diesem Vergleich, dass Montiel et al. (2016) die 12-Monats-Prävalenz abfragten und nicht, wie in dieser Studie, die Lebenszeitprävalenz. Die indirekten Taten, speziell die ungewollte Konfrontation mit oder das ungewollte Empfangen von sexualisierten Bildinhalten und die ungewollten sexualisierten Fragen, kommen in der vorliegenden Untersuchung häufiger vor als die direkten Taten wie das ungewollte Verbreiten eigener sexualisierter Bildinhalte und die sexualisierte Gewalt offline nach Onlinekontakt. Die stärkere Betroffenheit indirekter im Vergleich zu direkten Taten deckt sich mit bereits veröffentlichten Prävalenzangaben einzelner Tatbestände (Patel & Roesch, 2022; Institut für Jugendkulturforschung, 2018; Montiel et al., 2016). Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass die Jugendlichen digitale sexualisierte Gewalt vermehrt in Social-Media-Apps und Messengerdiensten erleben, die sie häufig nutzen. Hierzu gehören Instagram, WhatsApp und TikTok. Auffällig in dieser Untersuchung ist, dass Snapchat zwar vergleichsweise wenig genutzt wird, dafür jedoch häufig als Tatort genannt wird. Hinsichtlich der Risikofaktoren zeigt sich bei den befragten Schüler/ innen eine stärkere Betroffenheit der Mädchen. Dieses Ergebnis stimmt mit Untersuchungen von Dunn (2020), Hasebrink et al. (2019), des Instituts für Jugendkulturforschung (2018) und Montiel et al. (2016) überein. Die bekannten Alterseffekte zulasten älterer Jugendlicher (Montiel et al., 2016) finden sich in der vorliegenden Studie nicht wieder. Stattdessen zeigt sich ein gegenläufiger Effekt: Jüngere Befragte geben signifikant häufiger als ältere Befragte an, indirekte Taten erlebt zu haben. Eine mögliche Erklärung liegt in der Bewertung des Erlebten: In der Studie von Hasebrink et al. (2019) gaben ältere Jugendliche im Vergleich zu jüngeren Jugendlichen häufiger an, bewusst oder absichtlich sexuelle Inhalte zu konsumieren. Wenn sich eigene Einstellungen oder Verhaltensweisen verändern, kann es zur Aufrechterhaltung eines konsistenten Selbstbildes zu einer positiv verzerrten Erinnerung an negative Erfahrungen kommen (Adler & Pansky, 2020). Es kann daher sein, dass ungewollte sexuelle Erlebnisse von Jugendlichen nicht mehr als solche erinnert werden, wenn solche Erlebnisse nun gewollt stattfinden oder innerhalb der Peergroup verharmlost und normalisiert werden. Befragte mit Auffälligkeiten im Bereich des Orientierungs- und Kontrollbedürfnisses erleben mehr direkte Gewalttaten als die unauffällige Vergleichsgruppe. Ein fremddominiertes Aufwachsen oder eine elterliche Orientierung auf Regelbefolgung, wie es junge Menschen mit Behinderung oft erleben, hindern die Entwicklung von kindlicher Selbstbestimmung und Abgrenzung (Chodan et al., 2015). Dass dies nicht nur das Risiko sexualisierter Gewalterfahrungen im realphysischen, sondern auch im digitalen Raum erhöht, bestätigt sich in der vorliegenden Studie. Hierbei ist jedoch darauf hinzuweisen, dass die Kausalrichtung des gefundenen Zusammenhangs ungeklärt bleibt: Es ist offen, ob Auffälligkeiten im Orientierungs- und Kontrollbedürfnis das Risiko sexualisierter Gewalterfahrungen bedingen oder ob diese erst nach dem Erleben sexualisierter Gewalt auftreten. Das Risiko für digitale sexualisierte Gewalterfahrungen variiert je nach Quantität und Qualität der Onlineaktivität. So lässt sich in der vorliegenden Studie eine stärkere Betroffenheit im Kontext der kommunikations- und VHN 1 | 2024 18 EVA HARTMANN ET AL. Digitale sexualisierte Gewalt gegen Jugendliche mit Hörbehinderung FACH B E ITR AG unterhaltungsorientierten Nutzungsaktivitäten finden, die auch Hasebrink et al. (2019) hervorheben. Bei spieleorientierten Onlineaktivitäten existiert dieser Zusammenhang analog zu Hasebrink et al. (2019) nicht, vielmehr geben vielspielende Befragte signifikant seltener an, dass ihnen im Internet Angst gemacht werde, was als potenzielle Täter/ innenstrategie zu verstehen ist. Auch das Elternverhalten beeinflusst das kindliche Risiko, digitale sexualisierte Gewalt zu erleben. Analog zu den präventiven Empfehlungen von Vobbe und Kärgel (2022) gehen in der vorliegenden Studie häufigere Gespräche zwischen Eltern und Kind über das Internet mit einer signifikant geringeren Betroffenheit von indirekten Taten einher. Familiäre Charakteristika können die Vulnerabilität für digitale sexualisierte Gewalterfahrungen erhöhen: So geben in der vorliegenden Studie Jugendliche, die bei alleinerziehenden Eltern aufwachsen, eine stärkere Betroffenheit an. Dies passt zu den Erkenntnissen von Nikken und Schols (2015) und Rodríguez-de-Dios et al. (2018), nach denen Familien mit geringeren finanziellen und zeitlichen Ressourcen ihre Kinder tendenziell weniger aktiv bei ihrer Internetnutzung begleiten, wodurch sich das kindliche Risiko für negative Onlineerfahrungen erhöht. Entgegen der Literatur ließ sich jedoch kein Zusammenhang zwischen der Betroffenheit digitaler sexualisierter Gewalt und dem Aufwachsen der Jugendlichen in sogenannten prekären/ herausfordernden Lebensumständen finden. Erklärt werden kann dies möglicherweise durch die Erfassung dieser Lebensumstände, die mittels einer subjektiven Einschätzung der Lehrkräfte auf einer fünfstufigen Likert-Skala erfolgte. Bezüglich des Umgangs mit digitaler sexualisierter Gewalt zeigt sich, dass das Blockieren anderer User/ innen sowohl in dieser als auch in anderen Studien zu den häufigsten Coping- Strategien im Umgang mit unangenehmen Onlineerfahrungen zählt (Hasebrink et al., 2019; Institut für Jugendkulturforschung, 2018). Auch das Hilfesuchen bei Erwachsenen oder Freund/ innen ist für Jugendliche mit Hörbehinderung eine Strategie, um mit dem Erleben digitaler sexualisierter Gewalt umzugehen. Ähnlich wie bei Jugendlichen ohne Hörbehinderung (Institut für Jugendkulturforschung, 2018) wird das Hilfesuchen in dieser Studie im Vergleich zu technischen Lösungen jedoch seltener in Anspruch genommen. Bei den befragten Schüler/ innen steht das Hilfesuchen in einem signifikanten Zusammenhang mit ihren kommunikativen Kompetenzen. Dies unterstreicht die Gefahr sprachlich-kommunikativer Barrieren, die auch Antia et al. (2011), Chodan et al. (2015) und Urbann et al. (2022a) betonen. Die Erkenntnis der vorliegenden Studie, dass sich ältere Befragte eher Hilfe suchen als jüngere Befragte, widerspricht den Ergebnissen der Studie des Instituts für Jugendkulturforschung (2018). Aufgrund der generell geringen Anzahl der hilfesuchenden Schüler/ innen in dieser Untersuchung bleibt jedoch abzuwarten, inwieweit sich das aktuelle Ergebnis replizieren lässt. 4.1 Limitationen Da es sich bei der vorliegenden Studie um eine Pilotierung handelte, ist die Auswertung der geplanten Haupterhebung abzuwarten, um hinreichende Aussagen zur Zuverlässigkeit und Generalisierbarkeit der gefundenen Ergebnisse machen zu können. Derzeit weisen erste Vorabanalysen der Daten aus der Haupterhebung darauf hin, dass sich die in diesem Artikel beschriebenen Ergebnisse weitestgehend replizieren lassen. Die geringe Stichprobengröße von n = 16 wirkte sich limitierend auf die inferenzstatistische Auswertung aus. Trotz moderater Korrelations- VHN 1 | 2024 19 EVA HARTMANN ET AL. Digitale sexualisierte Gewalt gegen Jugendliche mit Hörbehinderung FACH B E ITR AG stärken konnte beispielsweise kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Nutzungsvielfalt und den indirekten (Spearmans ρ = .39) sowie den direkten (Spearmans ρ = .44) Taten festgestellt werden. Des Weiteren kann trotz der umfassenden Unterstützungsmaßnahmen während der Befragung nicht garantiert werden, dass alle Schüler/ innen die Items sprachlich korrekt erfassten. Unabhängig von diesen methodischen Einschränkungen ist es mit dieser Piloterhebung gelungen, wichtige Erkenntnisse hinsichtlich der Prävalenz und der Risikofaktoren digitaler sexualisierter Gewalt gegen Jugendliche mit Hörbehinderung zu gewinnen. Die erfolgreiche Erprobung des Erhebungsablaufs und der -instrumente sprach für die Durchführbarkeit der Hauptstudie mit n = 300 Schüler/ innen. Damit markiert diese Studie einen Meilenstein auf dem Weg zu evidenzbasierten Präventions- und Schutzkonzepten für eine hoch vulnerable Zielgruppe. 4.2 Pädagogische Implikationen In der pädagogischen Arbeit mit jungen Menschen mit Hörbehinderung ist es zentral, ein genaues Verständnis für die (digitale) Lebenswelt dieser Gruppe von Jugendlichen zu entwickeln. Pädagogische Fachkräfte, die die Risiken im digitalen Raum kennen und dabei dessen Chancen nicht aus dem Blick verlieren, verfügen über die notwendige Basis, um mit den Jugendlichen mit Hörbehinderung ins Gespräch zu kommen. Konkrete Bausteine in der Prävention sind sicherlich die Vermittlung von Wissen über Sexualität und Selbstbestimmung, die Stärkung des Selbstwertgefühls sowie das Einüben von Selbstbehauptungsfähigkeiten und von (digitalem) Nein-Sagen. Auch die Aufklärung über die eigenen Rechte und über die Möglichkeiten des Hilfesuchens stellt einen wichtigen Aspekt in der präventiven Arbeit dar. Außerdem sollten technische Coping- Strategien wie das Blockieren und das Melden von User/ innen thematisiert werden. Grundsätzlich ist der kritische Blick in die Privatsphäreeinstellungen bei den häufig genutzten und risikoreichen Plattformen Instagram, Snapchat, WhatsApp und TikTok zu empfehlen. Weitere Anregungen bietet das bereits erwähnte Onlineangebot Ben und Stella wissen Bescheid (www.benundstella.de). Dank: Wir bedanken uns herzlich bei allen Schüler/ innen, Schulmitarbeiter/ innen, Schulleiter/ innen, studentischen Mitarbeitenden sowie der Bundesjugend, der Deutschen Gehörlosen Jugend, Zartbitter Münster und Wildwasser Karlsruhe für ihre Unterstützung im Rahmen der Untersuchung. Anmerkung 1 Die sexualisierte Gewalt offline nach Onlinekontakt wurde auf einer Skala zwischen „0-mal“ und „mehr als 4-mal“ abgefragt. Prävention digitaler sexualisierter Gewalt in pädagogischen Kontexten n Verständnis für die digitale Lebenswelt der Jugendlichen aufbauen n Vermittlung von Wissen rund um (digitale) sexualisierte Gewalt n Stärkung des Selbstwertgefühls n Einüben von Selbstbehauptungsfähigkeiten n Aufklärung über die eigenen Rechte und Möglichkeiten des Hilfesuchens n Stärkung der Medienkompetenz Abb. 4 Prävention digitaler sexualisierter Gewalt in pädagogischen Kontexten VHN 1 | 2024 20 EVA HARTMANN ET AL. Digitale sexualisierte Gewalt gegen Jugendliche mit Hörbehinderung FACH B E ITR AG Literatur Adigun, O. (2020). Gender, age, self-esteem and family structure factors in cyber intimate image diffusion among deaf adolescents. Loyola Journal of Social Sciences, 34 (2), 7 -26. Adler, O. & Pansky, A. (2020). A “rosy view” of the past: Positive memory biases. In T. Aue & H. Okon-Singer (Eds.), Cognitive Biases in Health and Psychiatric Disorders: Neurophysiological Foundations, 139-171. 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