eJournals motorik 36/2

motorik
7
0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/mot2013.art09d
41
2013
362

Räume für Kleinkinder

41
2013
Rudolf Lensing-Conrady
Wenn Kitakinder immer jünger werden, müssen Lernräume genauso darauf eingestellt werden wie die pädagogische Konzeption und der Ausbildungsstand der beteiligten Pädagoginnen und Pädagogen. Im vorliegenden Beitrag wird die psychomotorische Sicht auf die Innenraumgestaltung in Kindertagesstätten thematisiert. Dass das Außengelände sowie insgesamt die Frage des Naturbezuges eine ebenso wesentliche Rolle für das Kita-Leben spielen, sei ausdrücklich erwähnt. Natürlich ist die Gestaltung eines Lernortes als Lebensort nicht nur an eine bestimmte Altersgruppe gebunden. Etliche Kriterien einer lebensfreundlichen Raumgestaltung gelten für Lernräume jeden Alters. Deshalb werden im vorliegenden Beitrag übergreifende psychomotorisch begründete Kriterien dargestellt. Auf dieser Basis erfolgt in einem der nächsten Hefte eine Fokussierung auf das Kleinkindalter.
7_036_2013_2_0007
[ 95 ] motorik, 36. Jg., 95-101, DOI 10.2378 / motorik2013.art09d © Ernst Reinhardt Verlag 2 | 2013 [ FachFORUM ] Räume für Kleinkinder Konsequenzen für die Gestaltung der Kita-Räume bei der aufnahme von Kindern unter drei Jahren Rudolf Lensing-conrady Wenn Kitakinder immer jünger werden, müssen Lernräume genauso darauf eingestellt werden wie die pädagogische Konzeption und der Ausbildungsstand der beteiligten Pädagoginnen und Pädagogen. Im vorliegenden Beitrag wird die psychomotorische Sicht auf die Innenraumgestaltung in Kindertagesstätten thematisiert. Dass das Außengelände sowie insgesamt die Frage des Naturbezuges eine ebenso wesentliche Rolle für das Kita-Leben spielen, sei ausdrücklich erwähnt. Natürlich ist die Gestaltung eines Lernortes als Lebensort nicht nur an eine bestimmte Altersgruppe gebunden. Etliche Kriterien einer lebensfreundlichen Raumgestaltung gelten für Lernräume jeden Alters. Deshalb werden im vorliegenden Beitrag übergreifende psychomotorisch begründete Kriterien dargestellt. Auf dieser Basis erfolgt in einem der nächsten Hefte eine Fokussierung auf das Kleinkindalter. Schlüsselbegriffe: Raumgestaltung, Kleinkinder, U3, Mobiliar, Lernorte Facilities for young children. Consequences for the design of daycare spaces in the admission of children under three years When Preschool Children are getting younger, learning spaces must be set the same way as the-educational concept and the level of training of the involved educators. In this article the psychomotor perspective on the interior design in daycare is discussed. It should be mentioned explicitly that the outdoor area, as well as the question of the relationship to nature play an equally essential role in Kita life. Of course, the design of a learning place as a place to-live is not linked to a particular age group. Several criteria for a »life-friendly« interior design apply to learning spaces for all ages. Therefore, overall criteria from a psychomotor perspective are represented in the article. On this basis, in a future issue the focus is on early childhood. Key words: Interior Design, young children, U3, furniture, places of learning [ 96 ] 2 | 2013 Fachforum Übergreifende Gestaltungskriterien Individualität Eine gute Einrichtung kommt nicht »von der Stange«. Wie Personen sollten auch Räume individuell sein. Eine solche Individualität steht der Zweckbindung nicht im Wege, aber sie entsteht nicht in einsamen Träger-Architekten-Entscheidungen, sondern in Partizipationsprozessen: Aus der Situation vor Ort, aus der Unterschiedlichkeit der Kinder, aus den Leidenschaften des Teams, den Interessen der Eltern, den konzeptionellen Vorstellungen etc. entstehen im Idealfall jeweils unterschiedliche Räume, die als lebensnahe Umgebungen eine Vielfalt von Lerngelegenheiten in für alle angenehmer Umgebung eröffnen. Die Optimierung dieser Räume in Hinblick auf die Verbesserung der Lernsituation ist ein ständiger Prozess. Die Atmosphäre im Lebensraum Kita Dass das Lernen in einer sozial gesicherten, als angenehm empfundenen Atmosphäre effektiver ist, belegen Forschungsergebnisse (Hüther 2010, 6), spielt aber leider in der vielen Gebäuden zugrunde liegenden »Betriebsstättenverordnung« keine Rolle. So wird hier eine Lux-Zahl für die Helligkeit festgeschrieben, nicht aber die Lichtqualität selbst und ihre Eignung für einen pädagogischen Zweck. Eine für alle Beteiligten als angenehm empfindbare Atmosphäre herzustellen, ist eine der zentralen Aufgaben einer Raumgestaltung. Licht Fenster sind Öffnungen für Licht, Frischluft, Kommunikation und Verbindung von drinnen und draußen. In jedem dieser Bereiche liegen Qualitäts- und Problemanteile. So ist die Sonneneinstrahlung als Licht für das Lebensgefühl unersetzlich, gleichwohl Quelle für eine Raumüberhitzung oder möglicherweise blendende Überbelichtung. Frischluft ist nicht gleich Zugluft, Kältebrücken können in kühleren Jahreszeiten empfindlich stören. Selbstverständlich sollten Fenster mit einem den Gegebenheiten angepassten Schließsystem vollständig zu öffnen sein, um die auch für die Heizperiode empfohlene Stoßlüftung zu ermöglichen. Selbst die Kommunikationsfreundlichkeit der Fensteröffnung kann bei konzentrierten Beschäftigungen sehr stören, wenn etwa beim Vorlesen einer Entspannungsgeschichte andere Kinder »an der Scheibe kleben« und Grimassen schneiden. Auch wenn das Licht zu viel wird, stellt sich die Frage geeigneter Abschirmung. Rollos, Vorhänge oder Jalousie - innen oder auch außen angebracht - haben jeweils Vor- und Nachteile, die in Bezug auf die geplante Nutzung in Erwägung gezogen werden können. Insbesondere bei Lichtkuppeln, aber auch an der Südseite von Gebäuden stellt die Wärmeerzeugung des Sonnenlichtes oft ein Problem dar, das Schutzmaßnahmen erfordert. Fällt aber zu wenig Sonnenlicht ein, bietet eine Fülle künstlicher Lichtquellen Abhilfe. Die Auswahl geeigneter elektrischer Beleuchtung eröffnet eine breite Skala atmosphärischer Gestaltungsmöglichkeiten, die über die natürliche Licht-Schatten-Beziehung hinausgehen. Beleuchtung Künstliches Licht ist sowohl Mittel zur Raumgliederung als auch Unterstützung jeweils anstehender Aktivitäten: Hell- und Dunkelbereiche, warme bzw. weiche Lichttöne bzw. helles Arbeitslicht, gleichmäßige Raumausleuchtung oder Lichtspots usw. können je nach Funktion des jeweiligen Platzes bzw. einer geplanten Aktivität zum Einsatz kommen. Bei der Einrichtung von Räumen sollte auf solche Veränderbarkeiten geachtet werden, was aber bislang in viel zu geringem Maße geschieht. Lichtquellen sind geeignet, das jeweilige Thema zu inszenieren: die fokussierte Lichtquelle über dem Tisch oder dem Bauteppich unterstützt die Konzentration auf die jeweilige Handlung, das helle Licht fördert die Farbdifferenzierung beim Malen, die dimmbare Wandlampe unterstützt mit ihrem indirekten Licht die Phantasiereise, das Einschlafen oder evtl. das Rollenspiel. Weil sich die unterschiedlichen Aktivitäten in einer Kindertagesstätte in einzelnen über die Räume verteilten Aktions- und Lerninseln abspielen, wird das einheitliche Licht einer [ 97 ] Lensing-Conrady • Räume für Kleinkinder 2 | 2013 Turnhalle oder eines Seminarraums höchstens zum Putzen gebraucht. Die Beleuchtungsfrage stellt einen der größten Defizitbereiche unseres Kita-Alltages dar (Abb. 1). Farbe In Wechselwirkung mit dem Licht stehen die Farben. Wer von einem Farbcharakter spricht, meint, dass eine bestimmte Farbe und insbesondere ihre Nuancierung Empfindungen auslöst. Auch wenn es eine allgemein akzeptierte Farbpsychologie gibt, sollte man sich vor allzu plakativen Wertungen hüten: Rot macht aggressiv, Blau ist kalt. Erstens gibt es zu jeder Grundfarbe ein Spektrum von kalt bis warm, zweitens obliegt die Farbempfindung in hohem Maße subjektivem Geschmack. Wichtiger als die Auswahl eines jeweiligen Grundtones ist die Zusammenstellung eine Farbpalette, die zueinander passt und nicht zusammengewürfelt wirkt. Starken Einfluss auf die Wirkung hat neben der Farbe selbst auch die Art des Farbauftrages: flächige Farbdeckung, gewischte bzw. gebrochene Farbe, Kreuzstrichtechnik. In jedem Fall aber geben Farben den Räumen individuellen und spezifischen Charakter und unterstützen (oder stören) zum Beispiel pädagogische Intentionen. Das individuelle Wohlgefühl ist sicherlich ein wesentlicher Indikator für gelungene Farbwahl. Es gibt hier eine Vielzahl von anregenden Büchern, die helfen, eigene Vorstellungen zu spezifizieren. Farbe kann auch Raumdimensionen verändern und hierfür ganz bewusst eingesetzt werden. So wird man nicht einen langen schmalen Raum an den Längsseiten dunkel streichen, denn dies würde den Raum in unserer Empfindung noch schmaler machen. Eine tiefe Decke streicht man möglichst hell, um sie zu »heben«. Streicht man darüber hinaus an der Oberkante der Wand einen etwa 1-2 cm breiten Streifen ebenfalls in Deckenfarbe, wird der luftige Eindruck noch verstärkt. Mobiliar und Atmosphäre Natürlich muss das Kita-Mobiliar robust sein. Die meisten Ausstattungskataloge bieten hier eine Vielzahl von spezifischen und auch funktionsgerechten, meist standardisierten, Möglichkeiten. An Robustheit fehlt es vielen Fabrikaten nicht. Robustheit darf allerdings nicht mit harter Oberfläche verwechselt werden. Auf einer mit Forderungen an eine moderne Kita-Beleuchtung • Nicht nur einheitliche Raumausleuchtung • Veränderbarkeit des Lichtes − Lichtqualität und -atmosphäre, z. B. Dimmbarkeit − Leuchtrichtung − Differenzierte Schaltbarkeit über mehrere Schaltkreise − Individuelle, themenbezogene Lichtquellen • Zusätzliche Beleuchtung (z.B. Lichterketten etc.) nach Bedarf − z. B. über die Wände verteilte Steckdosen in 150-180 cm Höhe − z. B. über Steckdosen in abgehängten Decken Abb. 1: Anforderungen an eine moderne Kitabeleuchtung Abb. 2: Ein alter Küchenschrank im-Foyer der psychomotorischen Kita »Wolke 7« [ 98 ] 2 | 2013 Fachforum gehärtetem Lack überzogenen Möbelfläche ist es sicher schwieriger, Spuren zu hinterlassen. In gewissem und sicher unterschiedlich toleriertem Maße sind es aber gerade diese Spuren, Kerben, Schrammen, die das Möbelstück lebendig machen und den Beleg seiner Nutzung liefern. Wirklich robust sollten hingegen die Holzverbindungen sein. Sie entscheiden darüber, wie lange das Mobiliar verwendet werden kann. Aber für die spezifischen Zwecke und Gegebenheiten eines Kita-Raumes kann ein motivierter Schreiner genau passende Einrichtungsgegenstände bauen, deren Holzoberfläche auswählbar ist. Zu empfehlen ist gerade bei relativ neuen Einrichtungen, nicht nur mehr oder weniger moderne Katalogware zu verwenden, sondern auch durch bewährte, vielleicht sogar antike, »Patina«-gezeichnete Möbelstücke Atmosphäre und Nutzungsgeschichte in die Kinderräume zu bringen (Abb. 2). Diese Möbel sind meist ebenfalls von hoher Qualität, sollten nach der erwarteten Funktion ausgewählt werden und geben einem Raum zudem eine individuelle Note. Schall Ein großes Problem vieler Einrichtung ist der oft sehr hohe Geräuschpegel, der nicht nur störend, sondern für Kinder wie auch für Erzieherinnen und Erzieher gesundheitlich bedenklich sein kann. Andererseits sind viele Menschen auf einem so kleinen Raum selbstverständlich eine hohe Geräuschquelle - und Bewegung ist laut! Während dieser Zusammenhang noch allgemein akzeptiert ist, entziehen sich andere Wechselwirkungen von Schall und Atmosphäre oft unserer Aufmerksamkeit. So ist das »stille Örtchen« oft in kleinen, gekachelten, mit Spiegeln, Fensterflächen und Sanitärkeramik ausgestatteten Waschräumen untergebracht, deren Überakustik (Nachhallzeit) bereits beim Betreten dieser Räume dem Laien wie »Wattegefühl in den Ohren« bemerkbar wird (Abb. 3). Solche Räume sind in der Lage, den Menschen zu ängstigen - sie werden gemieden. Was dies für den beginnenden Prozess der Körperhygiene bedeutet, lässt sich unschwer erkennen. Eine Weisung von Landesjugendämtern, unter dem Thema »Schutz der Intimsphäre« sogar für unter 3-jährige Kinder die Toiletten mit 1,80 m hohe Türen zu verschließen, wird von diesen Kindern nicht als Schutz, sondern als zusätzliche Bedrohung empfunden und unterstützt das Vermeidungsverhalten. Umso wichtiger ist eine Berücksichtigung von Schall und Rückkopplung in der Raumplanung. Die Verwendung schallschluckender Decken- oder Wandplatten sollte für alle Kita-Räume selbstverständlich sein. Darüber hinaus stehen schalldämmende Anstriche (z. B. Sajade) und spezielle Akustikelemente am Markt zur Verfügung. Zudem lassen sich mit einer geeigneten Möblierung, Zimmerpflanzen, Vorhängen oder Deckensegeln Geräusch dämpfende Wirkungen erzielen. Raumfunktionen - alle Räume müssen Lernräume sein Ob ein Raum sich eignet, hängt davon ab, wofür er gebraucht werden soll. »Quadratisch - praktisch - gut« gilt manchmal, aber nicht grundsätzlich. Hilfreich ist eine Analyse, die die Form, Abb. 3: Kita- Waschraum ohne Schallschutz und-mit überwiegend harten Oberflächen [ 99 ] Lensing-Conrady • Räume für Kleinkinder 2 | 2013 Größe und Ausrichtung der Räume erhebt, um als Grundlage für Überlegungen zu ihrer Verwendung, Veränderung und Gestaltung zu dienen. Ein Strömungsbild gibt Aufschluss über notwendige oder häufige Laufwege, die dann beispielsweise die Eignung für Ruheräume beeinflussen. In einem Strömungsbild wird jede Fortbewegung aller Beteiligten (Kinder, Erzieherinnen und Erzieher - evtl. in unterschiedlicher Farbe) über einen längeren Zeitraum mit Pfeilen im Gebäudebzw. Geländegrundriss festgehalten. Dadurch ergeben sich Häufungen, die ein aussagekräftiges Bild der Raumnutzung zeichnen. Die Laufwege selbst sind ebenfalls Gegenstand der Betrachtung und gegebenenfalls der Veränderung. Flure oder Treppenhäuser müssen keinesfalls immer der Zugangsfunktion vorbehalten bleiben (Abb. 4). In Verbindung mit einem Zeitplan können sie durchaus als Bewegungsräume geeignet sein. Wenn ein Raum eine kleine Grundfläche hat, kann dies Anlass sein, über eine zweite Ebene oder Deckenhaken und Kletterseile nachzudenken, um die Nutzbarkeit zu vergrößern. Auch für den Übergang von Innenzu Außenräumen und umgekehrt ist eine Analyse der Lage und Wege der Räume zueinander unerlässlich. Überall Bewegungsraum Neben den angesprochenen Kriterien von Form, Größe und Lage der Räume spielen andere konzeptionelle Überlegungen eine Rolle: Die Entscheidung, ob über spezifische Funktionsräume nachgedacht wird oder aber multifunktionale Gruppenräume eingerichtet werden sollen, hängt von der Konzeption der Einrichtung ab. Wesentlich ist, dass möglichst alle für die kindliche Entwicklung grundlegenden Bereiche, insbesondere Bewegungsräume, zum Angebot kommen. Ein spezifischer Raum als Turnhalle ist wohl wünschenswert, ersetzt aber nicht den Bewegungsraum vor Ort in den Gruppenräumen, Fluren usw. - und dies schon gar nicht für den U3-Bereich (s. u.) Waschräume als Lernorte Spezifische Räume können auch unkonventionelle Nutzungen zulassen. So können Waschräume auch als Wasserspielbereich dienen, und damit eine Verbindung von Spaß, elementarem Lernen und Hygiene herstellen. Es sind oft kleine Dinge, die Räume multifunktional machen. Wenn etwa, um am Beispiel des Sanitärbereiches zu bleiben, alle Wasserhähne und Mischbatterien unterschiedlich funktionieren, so wird eben auch für Wahrnehmung und Bedienmotorik »neues Futter« geboten. Dass Waschbecken in unterschiedlicher Höhe montiert und damit unterschiedlichen Körpermaßen gerecht werden, ist fast schon eine Selbstverständlichkeit. Flexibilität und Mehrfunktionalität von-Räumen Bereits die relativ kleine Fläche, die in Kindertagestätten zur Verfügung steht, erfordert eine Mehrfachnutzbarkeit. Durchschnittsberechnungen zufolge liegen diese für den umbauten Raum bei 2,5 m². Darüber hinaus muss auch eine ausgefeilte Raumplanung offen bleiben für Veränderung, für Umgestaltung bis hin zur zeitweiligen Zweckentfremdung. Die Veränderung von Altersstrukturen und pädagogischen Inhalten beispielsweise erfordern immer wieder, die Räume auf ihre gewünschte und tatsächliche Wirkung Abb. 4: Ein bewegtes Treppenhaus (Quelle: www. schilling-raumkonzepte.de) [ 100 ] 2 | 2013 Fachforum hin zu verändern. Dabei können - wohl eher bei Neu- und Umbauten - auch verschiebbare Wände helfen, die beim heutigen Stand der Technik sehr stabil, einfach handhabbar und ausreichend geräuschisoliert sind, um auch zwei Gruppenaktivitäten nebeneinander laufen zu lassen. Mobiliar für mehrere Zwecke Durch geeignetes Mobiliar lässt sich die Raumfunktion sehr schnell ändern. Beispiele dafür mögen die Tisch / Bank/ Foren-Vielfalt der Tischkonstruktion im Eingangsbereich der psychomotorischen Kita Wolke 7 in Bonn sein: Dieser große Eingangsraum ist Garderobe, Forum für Eltern- und Kinderversammlungen, Bewegungsraum, Ort für ein Frühstücksbuffet, Elterngespräche und anderes mehr. Durch eine Konstruktion roll- und umbaubarer Stufenbänke - individuelle Schreinerarbeit - können diese unterschiedlichen Funktionen mit recht wenig Zeitaufwand unterstützt werden (Abb. 5a und Abb. 5b). Je weniger Möbel für die Räume angeschafft werden, desto größer ist natürlich die Forderung nach deren Multifunktionalität. Kürzlich wurde auch eine Idee entwickelt, dem Tischbedarf für das Essen bzw. tischgebundene Aktivitäten dadurch zu entsprechen, dass eine in den Maßen abgestimmte Holztafel angefertigt wird, die entweder als Mal-Tafel (Unterseite mit Tafelfarbe gestrichen) an der Wand hängt oder im Bedarfsfall als Tischfläche zwischen zwei vorhandene Halbrundtische eingehängt wird. Auf diese Weise kann die größte in diesem Gruppenraum vorhandene Tischfläche beiseite geräumt und zudem anderweitig sinnvoll genutzt werden. Wahlalternativen sind auch Klapptische oder Tische, die weitere Funktionen bergen, z. B. Spielwannen, Lichtkästen usw. Ein anderes, dem Bewegungsinteresse widersprechendes, aber noch zu oft anzutreffendes Problem ist die Überausstattung mit Möbeln, insbesondere Sitzmöbeln. Die Forderung »Schafft die Stühle ab« (Zimmer 1995) ist nicht in erster Linie eine Hinterfragung des Stuhls selbst, sondern eine Aufforderung, Alternativen zu einseitigen Sitzpositionen oder zum Sitzen als Solchem anzubieten. Ob dann Hocker oder T-Bretter zu aktivem Sitzen auffordern oder ein Malteppich zur Kreativität in Bauchlage einlädt- - es kommt darauf an, vielseitige Möglichkeiten anzubieten und das Wahlverhalten der Kinder zu beobachten. T-Bretter sind einfache, zu einem T verschraubte Holzbretter. Sie lassen ein Kippen um die Längsachse zu, das durch eine aktive Muskelsteuerung beherrschbar ist. Das Sitzen ist für Kinder ohnehin keine besonders attraktive Körperhaltung - viele Dinge machen sie lieber z. B. in Bauchlage (Lesen, Malschaukel …) oder eben in Bewegung. Abb. 5a und Abb. 5b: Diese Tisch-Bankkombination kann zu einer Forentreppe umgebaut werden Abb. 6: Vom Stuhl zur Bewegungsbaustelle muss es nicht weit sein! [ 101 ] Lensing-Conrady • Räume für Kleinkinder 2 | 2013 Eine Stuhl-Landschaft wie die in Abb. 6 abgebildete schafft unterschiedliche Sitzhöhen (indem das Sitzbrett nicht mittig, sondern 2 cm nach oben bzw. unten versetzt eingebaut wird). Durch das Umlegen des Stuhles auf die Vorderseite ergibt sich ein Tisch oder ein Turnhocker. Mehrere Stühle ergeben ein Podest oder eine Bewegungsbaustelle usw. Mobiliar für Erzieherinnen und Erzieher Auch wenn hier darauf nicht speziell eingegangen werden kann, sollte ein gesonderter Blick auf das Mobiliar geworfen werden, das den Erzieherinnen und Erziehern zur Verfügung steht bzw. von ihnen benutzt wird. Aus gesundheitlicher, ergonomischer Sicht ist es sicher notwendig, dass für die Körpergröße angemessene Sitz- und Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Literatur Hüther, G. (2010): Anleitung für das menschliche Gehirn. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen Zimmer, R. (1995): Schafft die Stühle ab. Freiburg, Herder Der Autor Rudolf Lensing-Conrady ist Geschäftsführer des Fördervereins Psychomotorik e. V. in-Bonn und u. a. Ansprechpartner der Fachgruppe PRAEGUNG© für Beratungsprojekte und Fortbildungen zur-Raumgestaltung in Kindertagesstätten.) Anschrift Rudolf Lensing-Conrady Wernher-von-Braun-Str. 3 D-53113 Bonn Tel: +49 (0)228 243394-0 rudolf.lensing-conrady@psychomotorikbonn.de www.psychomotorik-bonn.de Spielplatzgeräte der besonderen Art Spielplatzgeräte Spielplatzgeräte Spielplatzgeräte Spielplatzgeräte der besonderen Art Spielplatzgeräte der besonderen Art Spielplatzgeräte der besonderen Art Spielplatzgeräte Spielplatzgeräte der besonderen Art Spielplatzgeräte der besonderen Art Spielplatzgeräte der besonderen Art SPOGG Sport-Güter GmbH Schulstraße 27 · D-35614 Asslar-Berghausen Tel. 0 64 43/ 81 12 62 · Fax 0 64 43/ 81 12 69 spogg@hally-gally-spielplatzgeraete.de www.hally-gally-spielplatzgeraete.de Spielend motori sche SSppi mmootttooo to tto tto t rrii ssccc sc s hhh ch cch c ee he h Fähigkei ten förd ern! Anzeige