eJournals motorik 36/3

motorik
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0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/mot2013.art10d
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2013
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Bewegungsbezogene Qualifikationen frühpädagogischer Fachkräfte

71
2013
Janine Stahl-von Zabern
Lena von Zabern
Aida Kopic
Joachim Klein
Wolfgang Beudels
Im Mittelpunkt des Fachbeitrages steht die Frage, über welche bewegungsbezogenen (Zusatz-)Qualifikationen frühpädagogische Fachkräfte verfügen, um den grundlegenden Bildungs­bereich »Bewegung« in der Kita-Praxis umzusetzen. Beantwortet wird diese Frage anhand erster Befunde einer im Rahmen des Verbundprojektes »Bewegung in der frühen Kindheit« (BiK) durchgeführten Untersuchung mit frühpädagogischen Fachkräften. Diese werden im Kontext der bewegungsbezogenen Fort- und Weiterbildungslandschaft betrachtet. Anhand der Ergebnisse werden erste Konsequenzen für die Aus-, Fort- und Weiterbildungspraxis entwickelt.
7_036_2013_3_0003
[ 132 ] 3 | 2013 motorik, 36. Jg., 132-137, DOI 10.2378 / motorik2013.art10d © Ernst Reinhardt Verlag [ Fachbeitrag ] Bewegungsbezogene Qualifikationen frühpädagogischer Fachkräfte empirische befunde des Verbundprojektes »bewegung in der frühen Kindheit« (biK) 1 zum aus- und Fortbildungsstand frühpädagogischer Fachkräfte im bildungsbereich bewegung Janine Stahl-von Zabern, Lena von Zabern, aida Kopic, Joachim Klein, Wolfgang beudels Im Mittelpunkt des Fachbeitrages steht die Frage, über welche bewegungsbezogenen (Zusatz-) Qualifikationen frühpädagogische Fachkräfte verfügen, um den grundlegenden Bildungsbereich »Bewegung« in der Kita-Praxis umzusetzen. Beantwortet wird diese Frage anhand erster Befunde einer im Rahmen des Verbundprojektes »Bewegung in der frühen Kindheit« (BiK) durchgeführten Untersuchung mit frühpädagogischen Fachkräften. Diese werden im Kontext der bewegungsbezogenen Fort- und Weiterbildungslandschaft betrachtet. Anhand der Ergebnisse werden erste Konsequenzen für die Aus-, Fort- und Weiterbildungspraxis entwickelt. Schlüsselbegriffe: Bewegung in der frühen Kindheit, frühpädagogische Fachkräfte, bewegungsbezogene Aus- / Fort- / Weiterbildung Movement-related qualifications of kindergarten teachers. Empirical results from the research project »Movement in early childhood« (BiK) The movement-related qualifications of kindergarten teachers are in the center of this article. Youngest results from the research project BiK (»Movement in early childhood«) will be presented. In this research project qualified employees in kindergartens were asked about their qualifications in the area of education which apply to movement. First consequences for the advanced vocational trainings will be shown. Key words: Movement in early childhood, kindergarten teacher, movement-related qualifications 1 Das Forschungsprojekt »Bewegung in der frühen Kindheit« BiK ist eingebettet in die Ausweitung der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (AWIFF) und wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF (Förderkennzeichen 01NV11XX). Informationen zum Verbundprojekt sind zu finden unter: www.kompetenzprofil-bik.de. [ 133 ] Stahl-von Zabern et al. • Bewegungsbezogene Qualifikationen 3 | 2013 Einleitung Die Bedeutung von Bewegung für die gesamte Entwicklung des Kindes ist bekannt, erkannt und unstrittig. Zahlreiche Untersuchungen belegen die förderliche Wirkung von Bewegung auf die Gesundheit, Entwicklung und Bildung (Bahr et al. 2012). Der Auftrag der Kindertageseinrichtungen (Kitas) hinsichtlich »Förderung, Betreuung und Erziehung« bezieht sich auf alle Bildungsbereiche und somit auch auf den Bildungsbereich Bewegung. Frühkindliche Bildungseinrichtungen haben daher die Aufgabe, der umfassenden Bedeutung von Bewegung in ihrem pädagogischen Alltag gerecht zu werden. Voraussetzungen und Erfolgsfaktoren für eine adäquate Umsetzung des Bildungsbereichs Bewegung sind neben allgemeinen Rahmenbedingungen (z. B. Raum, Material, Konzeption, Träger, ErzieherIn-Kind- Schlüssel etc.) insbesondere die frühpädagogischen Fachkräfte selbst. Einflussgrößen sind u. a. die persönliche (Bewegungs-)Biografie, die Einstellung zu Bewegung und im Besonderen die Ausbildung der Fachkräfte. In diesem Beitrag wird der Fokus auf die Frage gerichtet, ob und inwieweit frühpädagogische Fachkräfte für den Bildungsbereich Bewegung qualifiziert sind. Zur Beantwortung dieser Fragestellung werden ausgewählte Befunde der quantitativen Hauptuntersuchung des Forschungsprojektes vorgestellt. Bundesweite Befragung frühpädagogischer Fachkräfte Im Rahmen des BiK-Projektes wurde eine umfassende Ist-Stand-Analyse hinsichtlich des Stellenwerts und der Umsetzung des Themas Bewegung in deutschen Kindertagesstätten durchgeführt. Darüber hinaus wurde die bewegungsbezogene Aus- / Fort- und Weiterbildungssituation der frühpädagogischen Fachkräfte untersucht. Die hier gewonnenen Erkenntnisse sollen im weiteren Projektverlauf in die Neukonzeption des fachspezifischen Aus- und Weiterbildungsbereiches einfließen. Im Zeitraum von März bis Ende April 2012 erfolgte die quantitative Hauptuntersuchung anhand einer Onlinebefragung frühpädagogischer Fachkräfte. Bundesweit haben rund 2.400 Fachkräfte an der Erhebung teilgenommen. Die Stichprobe stellt einen repräsentativen Ausschnitt des gesamten Bundesgebiets nach den Kriterien der Bundesland- und Trägerverteilung dar. Im Weiteren werden Befunde zu folgenden Variablen diskutiert: ■ Stellenwert des Bildungsbereichs Bewegung in der Ausbildung frühpädagogischer Fachkräfte und bewegungsbezogene Fortbildungswünsche ■ Teilnahme an bewegungsbezogenen Fort- und Weiterbildungen ■ Aktualität vorhandener (Zusatz-)Qualifikationen ■ Bewegungsbezogene Fort-/ Weiterbildungsangebote im Bundesgebiet: Bedarf, Nachfrage und Verteilung Stellenwert des Bildungsbereichs Bewegung in der Ausbildung frühpädagogischer Fachkräfte und bewegungsbezogene Fortbildungswünsche In der Erhebung wurde u. a. untersucht, welche Aspekte zum Bereich Bewegung in der Ausbildung der pädagogischen Fachkräfte berücksichtigt wurden. Anhand einer fünfstufigen Skala (1 = sehr gering; 5 = sehr hoch) konnte zu verschiedenen bewegungsrelevanten Ausbildungsinhalten eine Einschätzung durch die UntersuchungsteilnehmerInnen vorgenommen werden. Die im Fragebogen aufgeführten Inhaltsbereiche wurden anschließend für die Datenauswertung in die drei Schwerpunkte »aktuelle Themen«, »Praxis« und »Theorie« unterteilt (vgl. Abb. 1). Es zeigt sich, dass die Inhalte in der Ausbildung sehr unterschiedlich berücksichtigt wurden. Der Ausbildungsinhalt »praktische Umsetzung von Bewegungsspielen / -angeboten« nahm den höchsten Stellenwert in der eigenen Ausbildung ein. Eher gering wurden hingegen die weiteren praktischen Ausbildungsinhalte be- [ 134 ] 3| 2013 Fachbeiträge aus Theorie und Praxis rücksichtigt. Die theoretischen Ausbildungsaspekte haben nach Meinung der Befragten durchschnittlich eine mittlere Berücksichtigung in der Ausbildung gefunden. Die derzeit »aktuellen Themen« wie »Bewegung bei Kindern im Alter unter 3 Jahren«, »Inklusion«, »Transition« sowie »Innen- und Außenraumgestaltung« wurden in der persönlichen Ausbildung der Fachkräfte jedoch eher wenig aufgegriffen. Zu berücksichtigen ist diesbezüglich, dass die Ausbildung der befragten Fachkräfte i. d. R. bereits länger zurück liegt und die, aus heutiger Sicht betrachtet, »aktuellen Themen« damals noch nicht Gegenstand des Lehrplans waren. Bei der Gegenüberstellung der Ergebnisse zur eigenen Ausbildung und den Fortbildungswünschen zeigt sich, dass die Fachkräfte insbesondere hinsichtlich der wenig berücksichtigten Ausbildungsinhalte einen Fort- und Weiterbildungsbedarf angeben. Die Wünsche beziehen sich im Besonderen auf bewegungsbezogene Inhalte zu den »aktuellen Themen«, bei denen deutliche Diskrepanzen zwischen Ist- und Soll- Zustand nachgewiesen werden. Teilnahme an bewegungsbezogenen Fort- und Weiterbildungen Den Untersuchungsergebnissen zufolge scheint seitens der Fachkräfte ein Bedarf an vielfältigen bewegungsbezogenen Fort- und Weiterbildungsangeboten zu bestehen. Eine Möglichkeit, diesen Bedarf zu decken, ist die Teilnahme der Fachkräfte an themenspezifischen Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen, z. B. in Form einer bewegungsbezogenen Zusatzqualifikation. Zur Ermittlung der Anzahl der Fachkräfte in Kitas mit entsprechender Qualifikation wurden im Rahmen des BiK-Projekts Leitungskräfte (N = 996) zu diesem Thema befragt. Der Anteil der Einrichtungen, in denen eine bzw. mehrere Fachkräfte mit einer bewegungsorientierten Qualifikation tätig sind, liegt vordergründig mit 72,9 % sehr hoch. Daten zur Qualität und zum Umfang der Maßnahmen wurden in diesem Zusammenhang jedoch nicht erhoben. Die Anzahl der fortgebildeten Fachkräfte in den befragten Kitas unterscheidet sich sehr: 24,7 % der Leitungskräfte geben an, dass eine Fachkraft mit bewegungsorientierter Qualifikation in der Einrichtung tätig ist. In 19,5 % der Einrichtungen sind zwei Fachkräfte beschäftigt, bei 11,3 % der Einrichtungen verfügen drei Fachkräfte über eine entsprechende Qualifikation. Deutlich seltener sind vier und mehr Fachkräfte mit bewegungsbezogener Qualifikation in den befragten Einrichtungen tätig. Über die Angaben der Leitungskräfte bezüglich der Anzahl qualifizierter Fachkräfte hinaus wurden im Rahmen des Verbundprojektes die Fachkräfte selbst (N = 1311) nach ihren absolvierten Fortbildungen und Zusatzqualifikationen zum Thema Bewegung befragt. Den Ergebnissen zufolge verfügt mehr als die Hälfte (56,1 %) der UntersuchungsteilnehmerInnen über keinerlei bewegungsbezogene Fortbildung oder Zusatzqualifikation. Von den 43,9 % der Befragten mit bewegungsbezogener Qualifikation verfügt der Großteil über eine Fortbildung »Psychomotorik in der Kindertagesstätte«. Das Themenspektrum der vorhandenen Fort- und Weiterbildungen wird in Abbildung 2 veranschaulicht. Aktualität vorhandener bewegungsbezogener (Zusatz-)Qualifikationen Die Mehrheit (81,6 %) jener Fachkräfte, die über eine bewegungsbezogene Qualifikation verfügen, gibt an, in den letzten fünf Jahren an einer Fort- / Weiterbildung zum Thema Bewegung teilgenommen zu haben. Davon hat bei 30,1 % der Befragten die Fort- / Abb. 1: Stellenwert der bewegungsbezogenen Inhalte in der Ausbildung im Vergleich zu Fort- und Weiterbildungswünschen frühpädagogischer Fachkräfte (N = 1524) 3,24 3,01 3,07 3,6 3,19 3,4 2,9 2,73 3,91 3,72 3,54 3,43 3,12 3,11 3,27 3,3 2,78 2,48 2,3 2,45 2,34 1,76 1,76 1,92 1 2 3 4 5 Theoretische Vermittlung allgemeiner motorischer Grundlagen Theoretische Vermittlung/ Erarbeitung von Grundlagen von Bewegung Theoretische Vermittlung/ Erarbeitung von Bewegungsspielen/ angeboten praktische Umsetzung von Bewegungsspielen/ -angeboten bewegungsbezogene Selbsterfahrung Bewegungsförderung in heterogenen Gruppen reflexive Auseinandersetzung mit der eigenen Bewegungserfahrung/ biografie Vermittlung von Sportarten Innen-/ Außenraumgestaltung Bewegung für Kinder im Alter unter 3 Jahren Inklusion und Bewegung Transition und Bewegung Theorie Praxis Aktuelle Themen Mittelwert Gegenstand der Ausbildung Weiterbildungswunsch [ 135 ] Stahl-von Zabern et al. • Bewegungsbezogene Qualifikationen 3 | 2013 Abb. 2: Bewegungsorientierte Zusatzqualifikation der frühpäd. Fachkräfte (N = 1311) Abb. 3: Bewegungsbezogene Zusatzqualifikationen der Fachkräfte im Bundesländervergleich Weiterbildung im letzten Jahr und bei 25,1 % in den letzten zwei Jahren stattgefunden. Die Ergebnisse der bundesweiten Studie zur Qualifikation und Weiterbildung frühpädagogischer Fachkräfte von Beher und Walter (2012) korrespondieren mit den Befunden der hier vorgestellten Studie. Denn 96 % der befragten Fach- und Leitungskräfte gaben an, in den letzten zwölf Monaten eine Fort- und Weiterbildung besucht zu haben. »Sport, Bewegung, (Psycho-)Motorik« zählt dabei zu den zehn Themengebieten, die von den Fachkräften am häufigsten besucht wurden (Rang 8). Aus Sicht der befragten Leitungskräfte liegt dennoch ein spezifischer Fort- und Weiterbildungsbedarf vor. Die Ergebnisse dieser Studie sowie die BiK- Ergebnisse lassen darauf schließen, dass die Fachkräfte um die Aktualität ihrer bewegungsbezogenen Qualifikation bemüht sind und in regelmäßigen Abständen entsprechende Fort- / Weiterbildungsveranstaltungen besuchen. Nach wie vor scheinen jedoch die besuchten Veranstaltungen den vorliegenden Fort- und Weiterbildungsbedarf nicht decken zu können. Bewegungsbezogene Fort- / Weiterbildungsangebote im Bundesgebiet: Bedarf, Nachfrage und Verteilung Um zu ermitteln, ob und inwiefern sich die Inanspruchnahme bewegungsbezogener Qualifizierungsangebote im Bundesgebiet unterscheidet, wurden die Angaben der UntersuchungsteilnehmerInnen differenzierter betrachtet. Abbildung 3 zeigt den Anteil der Fachkräfte mit einer bewegungsorientierten (Zusatz-)Qualifikation im Bundesländervergleich. Wie zu erkennen ist, entsteht ein sehr uneinheitliches Bild. Es liegen große Differenzen in der Nutzung von bewegungsrelevanten Fortbildungsangeboten im Bundesländervergleich vor. In den meisten Bundesländern verfügen 31 bis 39 % der befragten Fachkräfte über eine bewegungsbezogene Zusatzqualifikation. Während in den Bundesländern Bremen, Saarland, Sachsen und Sachsen-Anhalt ein geringerer Prozentwert ermittelt wird (< 30 %), nehmen in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern 40 bis 49 % der UntersuchungsteilnehmerInnen an einer entsprechenden Zusatzqualifizierungsmaßnahme teil. Nordrhein-Westfalen sticht in dem Bundesländervergleich zudem dadurch heraus, dass lediglich in diesem Bundesland der Anteil der Fachkräfte mit einer Qualifikation über dem Anteil derer ohne entsprechende Qualifikation liegt. Eine mögliche Erklärung hierfür ist das dichte Netz an Fort- und Weiterbildungsangeboten in diesem Bundesland, wie im folgenden Abschnitt näher dargestellt wird. Bewegungsbezogene Fort- / Weiterbildungslandschaft in Deutschland Zur vergleichenden Betrachtung der Angebots- und Nachfragesituation im Bundesgebiet wurde eine erste Recherche der Angebotsstruktur be- 56,1 8,7 7,9 17,5 8,1 1,6 0,1 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% keine Zusatzqualifikation Zusatzqualifikation vorhanden Diplom-Motologe/ in staatlich geprüfte/ r anerkannte/ r Motopäde/ in psychomotorische Basis-/ Zusatzqualifikation Fortbildung Psychomotorik in der Kindertagesstätte Übungsleiter C Übungsleiterausbildung Bewegung im Kleinkind- und Vorschulalter Prozentualer Anteil der bewegungsbezogenen Zusatzqualifikationen der Fachkräfte < 30% 31 - 39% > 40% Prozentualer Anteil der bewegungsbezogenen Zusatzqualifikationen der Fachkräfte < 30% 31 - 39% > 40% Prozentualer Anteil der bewegungsbezogenen Zusatzqualifikationen der Fachkräfte < 30% 31 - 39% > 40% [ 136 ] 3| 2013 Fachbeiträge aus Theorie und Praxis wegungsbezogener Fort- und Weiterbildungsangebote durchgeführt. Diese Recherche erfolgte auf Grundlage von Internetportalen (erzieherin-online, bildungsserver.de, erzieherin.de) im Zeitraum von Ende April bis Anfang Mai 2012. Die Befunde beziehen sich auf diesen Erhebungszeitraum. Insgesamt konnten bundesweit 357 Angebote (davon vier Onlineangebote) für das Jahr 2012 recherchiert werden, wobei Berlin und Brandenburg länderübergreifende Angebote vorhalten. Abbildung 4 ist die relative Häufigkeit der bewegungsspezifischen Fort- und Weiterbildungsangebote bezogen auf die Anzahl der Kindertageseinrichtungen in dem jeweiligen Bundesland zu entnehmen. Zudem ist die Verteilung der Anbieter einer Ausbildung / Zusatzqualifikation für Motopädie und Psychomotorik im Bundesländervergleich dargestellt. Ohne Aussagen zu Qualität und Umfang der einzelnen Angebote tätigen zu können, ist - bezogen auf das gesamte Bundesgebiet - das Angebotsaufkommen als eher gering zu bezeichnen. In einigen Gebieten ist eine Konzentration von Fortbildungsangeboten zu erkennen: In den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Hessen und Berlin / Brandenburg kommt in etwa ein Angebot auf 100 Kitas. Das größte Angebotsaufkommen in Relation zur Anzahl der Einrichtungen findet sich mit circa zwei Angeboten auf 100 Kitas in den Bundesländern Bremen und Schleswig-Holstein. Zwei der fünf Anbieter mit den meisten Angeboten (Deutsche Akademie für Psychomotorik, Rheinische Akademie im Förderverein Psychomotorik Bonn e. V.) stammen aus dem Raum NRW. Berlin / Brandenburg ist mit zwei Anbietern (Sozialpädagogisches Fortbildungsinstitut Berlin / Brandenburg, Psychomotorik Verein Berlin e. V.) vertreten. Erste Konsequenzen und Schlussfolgerungen Die dargestellten Ergebnisse zeigen, dass bewegungsbezogene Inhalte in der Ausbildung frühpädagogischer Fachkräfte nur mittelmäßig berücksichtigt wurden. Folglich äußern die Fachkräfte ein Interesse an entsprechenden bewegungsbezogenen Fort-/ Weiterbildungsaspekten, und der Bedarf an zusätzlichen Qualifizierungsmaßnahmen wird ersichtlich (vgl. Abb. 1). Entsprechend dem Angebot im jeweiligen Bundesland nehmen die Fachkräfte vorhandene Qualifizierungsangebote bereits wahr. Die Aktualität der bewegungsbezogenen Fort- / Weiterbildungen lässt vermuten, dass die UntersuchungsteilnehmerInnen größtenteils in einem regelmäßigen Turnus (innerhalb von fünf Jahren) Angebote nutzen bzw. ihre Qualifikationen auffrischen. Der Wunsch nach bewegungsrelevanten Fort- und Weiterbildungen wird seitens der Fachkräfte geäußert, obwohl den Ergebnissen zufolge fast die Hälfte der UntersuchungsteilnehmerInnen bereits über eine bewegungsbezogene Zusatzqualifikation verfügt und in über 70 % der befragten Einrichtungen mindestens eine Fachkraft mit entsprechender Qualifikation eingestellt ist. Was sagt dieses Ergebnis über die Qualität der besuchten Weiterbildungsmaßnahmen aus? Handelt es sich hierbei um bedarfsorientierte Maßnahmen, welche die Wünsche und Anliegen der Fachkräfte berücksichtigen? Anhand der Ergebnisse wird ersichtlich, dass zum einen ein deutlicher Nachholbzw. Ergänzungsbedarf der fachbzw. fach- / hochschulischen Ausbildung, insbesondere hinsichtlich der derzeit »aktuellen Themen«, besteht und es zum anderen einer Vergleichbarkeit und Bedarfsorientierung in der Fort- / Weiterbildungslandschaft bedarf. Hierbei gilt es, sowohl Fachkräfte mit als auch jene Fachkräfte ohne eine Prozentualer Anteil der Angebote pro Kindertageseinrichtungen < 1% > 1% Ausbildungen/ Zusatzqualifikationen Psychomotorik Motopädie Abb. 4: Bewegungsbezogene Fort- / Weiterbildungsangebote im Bundesgebiet [ 137 ] Stahl-von Zabern et al. • Bewegungsbezogene Qualifikationen 3 | 2013 bewegungsorientierte (Zusatz-)Qualifikation zu erreichen, um die grundlegende Bedeutung des Bildungsbereichs Bewegung zu vermitteln. Ziel des BiK-Projektes ist, neben den dargestellten Ausschnitten der Ist-Stand-Analyse, die Entwicklung eines übergreifenden Qualifikationsprofils zum Bildungsbereich Bewegung sowie die Entwicklung modularisierter Aus- / Fort- und Weiterbildungskonzepte in exemplarischer Form. Die Ergebnisse der quantitativen Hauptuntersuchung geben erste Anhaltspunkte für die inhaltliche Gestaltung eines bewegungsbezogenen Qualifikationsprofils. Deutlich wird insbesondere, dass in diesem Profil u. a. Themen wie »Bewegung und Inklusion«, »Bewegung und Transition«, »Bewegung für Kinder unter drei Jahren« sowie die »Innen- und Außenraumgestaltung« einen hohen Stellenwert einnehmen sollten. Ein hoher Fort- / Weiterbildungswunsch liegt auch bei den praxisbezogenen Themen, welche ebenso in einem Qualifikationsprofil sowie in Modulen der bewegungsbezogenen Aus- / Fort- und Weiterbildung Berücksichtigung finden sollten. Sowohl die aufgeführten Bundesländervergleiche zur Verteilung der Fachkräfte mit bewegungsbezogener (Zusatz-)Qualifikation als auch die Verteilung der entsprechenden Fort- / Weiterbildungsangebote (vgl. Abb. 3 und 4) geben erste Anhaltpunkte zum Verhältnis von Angebot und Nachfrage und decken Bedarfe an Fortbildungsangeboten in verschiedenen Regionen auf. Als Konsequenz daraus ist zu wünschen, dass ein noch zu entwickelndes Qualifikationsprofil sowie Module zur Fort- / Weiterbildung insbesondere in jenen Bundesländern Berücksichtigung finden, die über ein geringes bewegungsbezogenes Weiterbildungsangebot verfügen. Mit der Erstellung eines solchen übergreifenden Qualifikationsprofils zum Themenbereich Bewegung, welches den Maßgaben des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) entspricht, leistet das BiK-Projekt einen wegweisenden Beitrag zur kompetenzorientierten Weiterbildung frühpädagogischer Fachkräfte. Hinweise zu dem Profil sowie weitere Publikationen zu diesem Thema sind in Kürze auf der Homepage des Verbundprojektes zu lesen unter: www.kompetenzprofil-bik.de. Literatur Bahr, S., Kallinich, K., Beudels, W., Fischer, K., Hölter, G., Jasmund, C., Krus, A. Kuhlenkamp, S. (2012): Bedeutungsfelder der Bewegung für Bildungs- und Entwicklungsprozesse im Kindesalter. motorik 35 (3), 98-109 Beher, K., Walter, M. (2012): Qualifikationen und Weiterbildung frühpädagogischer Fachkräfte. Bundesweite Befragung von Einrichtungsleitungen und Fachkräften in Kindertageseinrichtungen: Zehn Fragen - Zehn Antworten. Deutsches Jugendinstitut e. V., München Dieser Beitrag durchlief das Peer Review. Die AutorInnen Dr. phil. Janine Stahl-von Zabern Dipl.-Pädagogin, Erlebnispädagogin, wissensch. Mitarbeiterin im BIK-Projekt - Standort Koblenz Lena von Zabern BA Rehabilitationspäd., Zusatzqual. Psychomotorik, wissensch. Mitarbeiterin im BIK-Projekt - Standort Dortmund Aida Kopic Dipl. Heilpädagogin, Zusatzqualifikation Psychomotorik, wissenschaftliche Mitarbeiterin im BIK-Projekt - Standort Hochschule Niederrhein Joachim Klein Diplom-Sportwissenschaftler, wissenschaftlicher Mitarbeiter im BIK-Projekt - Standort Köln Prof. Dr. Wolfgang Beudels Lehrer für Sport und Geschichte, Leiter des Studiengangs »Pädagogik der frühen Kindheit« Hochschule Koblenz, FB Sozialwiss., Projektleiter des BMBF Verbund-Projektes BiK - Standort Koblenz Anschrift Prof. Dr. Wolfgang Beudels Hochschule Koblenz, University of applied sciences, FB Sozialwissenschaften Konrad-Zuse-Str. 1, 56075 Koblenz