eJournals motorik 37/2

motorik
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0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/mot2014.art15d
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2014
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Rezension: Gusset-Bährer, Sinikka: Demenz bei geistiger Behinderung.

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2014
Gabriela Schlünz
In einer Gesellschaft mit einem hohen Anteil an älteren und alten Mitbürgern treten damit einhergehend zunehmend Demenzerkrankungen auf. Auch Menschen mit geistiger Beeinträchtigung erreichen heutzutage ein höheres Alter und sind von Altersdemenz betroffen.
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[ 79 ] Medien & Materialien 2 | 2014 [ MEDIEN UND MATERIALIEN ] Rezensionen Gusset-Bährer, Sinikka: Demenz bei geistiger Behinderung. Ernst Reinhardt, München / Basel, 2. Aufl. 2013, 252 Seiten, € 29,90 (D) In einer Gesellschaft mit einem hohen Anteil an älteren und alten Mitbürgern treten damit einhergehend zunehmend Demenzerkrankungen auf. Auch Menschen mit geistiger Beeinträchtigung erreichen heutzutage ein höheres Alter und sind von Altersdemenz betroffen. Damit ergibt sich für ihre Betreuung und Unterstützung ein neuer pädagogischer Aufgabenbereich. Das Buch von Sinikka Gusset-Bährer bietet dem Betreuerkreis von alten Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung und einer Altersdemenz wertvolle Informationen zur professionellen und Lebensqualität erhaltenden Begleitung dieser Personengruppe. Gusset-Bährer führt in die Thematik ein, indem sie verschiedene Formen von Demenz vorstellt. Zu den jeweiligen Fakten führt sie jeweils ein Fallbeispiel der Zielgruppe an. Das Einflechten von Fallbeispielen durchzieht das gesamte Buch und macht die genannten Fakten sehr anschaulich. Besonders interessant sind die detaillierten medizinischen Daten hinsichtlich der neurobiologischen und neurophysiologischen Vorgänge, die eine Demenz bedingen und in ihrem Verlauf beeinflussen. Ein überwiegend pädagogisch interessierter Leser kann aber auch in leichter Lesart über diese Fakten hinweglesen, ohne dass wesentliche Informationen zum Gesamtbild der Demenz verlorengehen. Auch das folgende Kapitel, welches sich umfassend mit der Diagnostik einer Demenz erfasst, ist eine aufschlussreiche Zusammenstellung medizinischer Daten. Im weiteren Verlauf wird das Erleben einer Demenz von betroffenen Personen und ihrem Umfeld geschildert. Im Anschluss daran werden konkrete Lebens- und Wohnmodelle für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung und Altersdemenz aufgezeigt. In diesem Zusammenhang werden gelungene Vorgehensweisen aus dem angloamerikanischen Raum vorgestellt, in denen die Versorgung der betroffenen Personengruppe bereits deutlich professioneller und angemessener ist. Es folgt die Beschreibung verschiedener therapeutischer Ansätze, welche im Einzelnen mit ihrer Auswirkungen auf den Verlauf und das Leben mit einer Demenz dargestellt werden. In diesem Zusammenhang wird mehrfach auf die Bedeutung von Bewegung für demenzerkrankte Menschen verwiesen. In zwei Unterkapiteln wird dieses vertiefend erläutert. Vorab wird kurz darauf hingewiesen, wie sich Bewegung auf hirnphysiologische Vorgänge auswirkt und welche Analogien man dazu hinsichtlich einer Demenz vermutet. Gegeben werden verschiedene Hinweise zur Gestaltung einer sicheren und motivierenden Umwelt, die zu Bewegung einladen soll. Auch wird die Notwendigkeit von erhaltenden und unterstützenden Bewegungstherapien genannt. Diese Therapien werden allerdings nicht weiter ausgeführt und es werden auch keine konkreten Beispiele genannt, anhand derer der Leser einen Therapieplan gestalten könnte. Abschließend skizziert die Autorin die Pflege und Palliative Care bei Demenzerkrankungen. Der Umgang mit den Themen Sterben und Tod wird hier in den Fokus gerückt. Den Rahmen bildet das Abschlusskapitel, in dem die Autorin den Aufbau der Versorgungsstruktur für Demenzkranke mit geistiger Behinderung reflektiert, indem sie exemplarisch die Bewertung der Betreuung und Pflege durch Sementia Care Mapping-- ein evaluatives Verfahren-- anführt. Das vorliegende Buch liefert eine Fülle detaillierter, auf aktueller Forschung beruhender Daten rund um das [ 80 ] 2 | 2014 Medien & Materialien Thema Demenz und Demenz bei Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. Es liefert viele Vorschläge zur Bewältigung von Anforderungen in den verschiedenen Lebensbereichen und wie eine Lebensqualität erhaltende Betreuung, Förderung und Unterstützung der Zielgruppe gestaltet werden kann. Es ist jedoch eher als ein Kompendium eines umfangreichen theoretischen Basiswissens angelegt. Konkrete Fördermaßnahmen werden teilweise zwar genannt, aber nicht detailliert ausgeführt. Hier liegt die Aufgabe beim Leser, aufgrund der vorliegenden Daten geeignete Fördermaßnahmen zu gestalten. Sinikka Gusset-Bährer ist Psychologin und Diplom-Gerontologin, die mit diesem Buch ein Grundlagenwerk für in diesem Bereich tätiges Fachpersonal geschrieben hat. Alle, die mit der Zielgruppe arbeiten, finden hier ein profundes Wissen, welches zur professionellen Unterstützung von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung und Demenz führen kann. Viele schon erprobte und erfolgreich angewendete Maßnahmen werden vorgestellt und laden zur Umsetzung ein. Die konkrete Ausführung liegt dann beim Leser, der aufgrund seiner Profession das theoretische Wissen in die Praxis umsetzen kann. Das Buch ist in einer flüssigen Lesart geschrieben und zeigt einen gut strukturierten Aufbau. Insgesamt ein gelungenes und empfehlenswertes Werk, das durch seine Komplexität allen Berufsgruppen, die mit Menschen mit geistiger Beeinträchtigung und einer Demenz arbeiten, ein profundes Wissen auf anschauliche Weise vermittelt. Gabriela Schlünz DOI 10.2378 / motorik2014.art15d Rosenkötter, Henning: Motorik und Wahrnehmung im Kindesalter. Eine neuropädagogische Einführung. Kohlhammer, Stuttgart, 2013, 220 Seiten, € 32,00 (D) Kenntnisse in den Bereichen Motorik und Wahrnehmung bilden eine wesentliche Grundlage für das Handeln pädagogischer und therapeutischer Fachkräfte. Aufbauend auf diesen Entwicklungsbereichen besteht der Anspruch, Kenntnisse über Lernprozesse, Intelligenzentwicklung und die Verknüpfung der unterschiedlichen Entwicklungsbereiche zu erwerben. Nicht zuletzt ist das Erkennen von Beeinträchtigungen und Störungen der Motorik und Wahrnehmung eine wichtige Aufgabe in vielen pädagogischen und therapeutischen Berufen. Hier bietet Henning Rosenkötter mit seinem Buch »Motorik und Wahrnehmung im Kindesalter. Eine neuropädagogische Einführung« aus der Lehrbuchreihe »Entwicklung und Bildung in der Frühen Kindheit« in kompakter Form einen Überblick über die Entwicklung, Bedingungsgefüge, Störungen und Behandlungsmöglichkeiten in den Bereichen Motorik und Wahrnehmung. Der Autor war ärztlicher Direktor eines Sozialpädiatrischen Zentrums und hat einen Lehrauftrag an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Rosenkötter bietet einführend einen allgemeinen und groben Überblick über den Aufbau des Gehirns und den Bereich der Motorik. Der Autor veranschaulicht die komplexen Zusammenhänge über zahlreiche Abbildungen und fügt am Ende jeden Kapitels eine in gesonderten Kästen eingefügte Zusammenfassung bei. Des Weiteren finden sich am Ende jeden Kapitels Hinweise für weiterführende Literatur. In allen Kapiteln finden sich Hinweise und Quellenangaben zu aktueller wissenschaftlicher Literatur und gegebenenfalls relevanten neueren Studien. In den Kapiteln drei bis sechs wird differenziert der Bereich der Motorik beschrieben, wobei Rosenkötter eine übliche Unterteilung in Grob- und Handmotorik vornimmt. Zusätzlich werden im Speziellen die Grafomotorik und die Händigkeit betrachtet. In jedem dieser Kapitel finden sich Hinweise auf Entwicklung, Störungen, Diagnostik, Förderung und Therapie des jeweiligen Bereiches. Die theoretischen Grundlagen werden ausführlich und übersichtlich erläutert. Rosenkötter bietet sowohl medizinische Termini als auch umgangssprachliche Bezeichnungen an. Auf diese Weise kann deutlich die Zielgruppe dieses Buches, Studierende und pädagogische bzw. therapeutische Fachkräfte, angesprochen werden. Mit einem weiterführenden Über-