motorik
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0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
11
2015
381
Editorial
11
2015
Miriam Seyda
Liebe Leserinnen, lieber Leser, diese Ausgabe der »motorik« befasst sich auf facettenreiche, aber zugleich auch besondere Weise mit den Möglichkeiten, Kinder in und durch psychomotorische Förderung in ihrer Selbstkonzeptentwicklung zu unterstützen.
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1 | 2015 motorik, 38. Jg., DOI 10.2378 / motorik2015.art01d © Ernst Reinhardt Verlag Editorial Liebe Leserinnen, lieber Leser, diese Ausgabe der »motorik« befasst sich auf facettenreiche, aber zugleich auch besondere Weise mit den Möglichkeiten, Kinder in und durch psychomotorische Förderung in ihrer Selbstkonzeptentwicklung zu unterstützen. Das Selbstkonzept gilt als überaus wichtiger Bestandteil der Persönlichkeit (u. a. Asendorpf 2007) und hat großen Einfluss auf das Handeln eines Kindes, da es z. B. mitbestimmt, wie Situationen erlebt und gemeistert oder auch wie Interaktionen zu anderen gestaltet werden. Vor diesem Hintergrund ist es nicht nur ein bedeutsames Anliegen, sondern auch ein wichtiges Ziel psychomotorischer Förderung, die Selbstkonzeptentwicklung von Kindern in positiver Weise zu unterstützen. Die Selbstkonzeptentwicklung vollzieht sich, ausgehend von einem dynamisch-interaktionistischen Entwicklungsverständnis (u. a. Conzelmann 2008, 52), in einem Prozess der wechselseitigen Beeinflussung von Kind und Umwelt. Dabei wird dem Kind eine aktive Rolle im eigenen Entwicklungsprozess zugeschrieben. Die unterschiedlichen Facetten der Bedeutung psychomotorischer Förderung für diesen Entwicklungsprozess werden in den Fachartikeln, im Fachforum, in der Rubrik Wissen Kompakt sowie in den Praxisbeispielen zum Gegenstand gemacht. Der Beitrag von Fiona Martzy, Brigitte Ruploh und Anne Bischoff konzentriert sich auf die inhaltliche Validierung einer selbstkonzeptorientierten kindzentrierten psychomotorischen Entwicklungsförderung (Zimmer 2004) im Kindergartenalter. Das Besondere ihrer Herangehensweise liegt vor allem darin, das Potential dieser Förderung für die Stärkung eines optimistischen Selbstkonzepts von Kindern auszuloten und mögliche Zusammenhänge zwischen motorischer und sozialer Kompetenz aufzudecken. Sie liefern damit wichtige Hinweise dazu, wie eine intentionale psychomotorische Förderung als einflussnehmender Umweltfaktor nachweislich wirksam werden kann. In diesem Zusammenhang beschreiben Peter Keßel und Nadine Matschulat konkrete Praxisbeispiele einer kindzentrierten psychomotorischen Entwicklungsförderung. Eine Ergänzung zur theoretischen Fundierung handlungsorientierter Entwicklungskonzepte in der Psychomotorik wird im Beitrag von Ahmet Derecik aufgegriffen. Er beschreibt, aus der Perspektive des aktualisierten Konzepts der sozialräumlichen Aneignung heraus, das Potential naturnaher Nischen im schulischen Kontext für die Entwicklung von Kindern. In seiner Untersuchung zeigt er auf, wie Kinder eigentätig freie Bewegungsmöglichkeiten naturnaher Nischen als informelle Lernorte nutzen und dadurch ihren Entwicklungsprozess selbst gestalten. Hieraus leitet er Hinweise für die Gestaltung psychomotorischer Praxis ab. Eine besondere Zielgruppe nimmt Marianne Irmler in den Blick und geht in ihrem [ 1 ] Editorial 1 | 2015 Beitrag im Fachforum zunächst auf die Bedeutung psychomotorischer Förderung für die Selbstkonzeptentwicklung von Jungen mit Duchenne Muskeldystrophie ein. Anhand von Beispielen verdeutlicht sie die Gestaltung einer selbstkonzeptförderlichen psychomotorischen Arbeit mit dieser Zielgruppe in einer von ihr durchgeführten Interventionsstudie. In Ergänzung dazu konkretisiert sie im zweiten Praxistipp dieser Ausgabe die Förderung von Jungen mit Duchenne Muskeldystrophie. Einen anschaulichen Ein- und Überblick über den Aufbau und die Entwicklung des Selbstkonzepts sowie die Bedeutung psychomotorischer Praxis für das Selbstkonzept gibt Stefan Valkanover in der Rubrik Wissen Kompakt. Insgesamt bietet die Lektüre aller Beiträge und Praxisbeispiele zahlreiche Anregungen aus Theorie und Praxis zur Gestaltung einer professionellen psychomotorischen Praxis mit dem Ziel der Selbstkonzeptförderung von Kindern. Literatur Asendorpf, J. B. (2007): Psychologie der Persönlichkeit. 4. Aufl. Springer, Berlin Conzelmann, A. (2008): Entwicklung. In: Conzelmann, A., Hänsel, F. (Hrsg.): Sport und Selbstkonzeptentwicklung. Struktur, Dynamik, Entwicklung. Hofmann, Schondorf, 45-60 Zimmer, R. (2004): Kindzentrierte psychomotorische Entwicklungsförderung. In: Köckenberger, H., Hammer, R. (Hrsg.): Psychomotorik. Ansätze und Arbeitsfelder. Ein Lehrbuch. Borgmann, Dortmund, 55-67 Miriam Seyda Was Kinder bewegt Manuela Rösner / Barbara Küsgen Rasende Retter, flotte Flitzer Psychomotorische Bewegungsthemen für 3bis 7-Jährige 2013. 242 Seiten. 160 Abb. Innenteil zweifarbig. (978-3-497-02360-8) kt a w
