motorik
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0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/mot2015.art16d
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2015
383
Editorial
71
2015
Melanie Behrens
Klaus Fischer
Liebe Leserinnen, liebe Leser, »Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.« dieser auf Schiller zurückgehende Satz kann als Motto des Schwerpunktheftes zum Kinderspiel der Zeitschrift »motorik« angesehen werden.
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[ TiTelRubRik ] 3 | 2015 motorik, 38. Jg., DOI 10.2378 / motorik2015.art16d © Ernst Reinhardt Verlag Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, »Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.« dieser auf Schiller zurückgehende Satz kann als Motto des Schwerpunktheftes zum Kinderspiel der Zeitschrift »motorik« angesehen werden. Gleichzeitig wird damit auf Anhieb die anthropologische Dimension des Spiels - verstanden als Bewegungsspiel - deutlich. Spiel und Bewegung sind neben der Körper- / Leibthematik Grundkategorien des psychomotorischen Konzeptdiskurses. So sollen die Beiträge der verschiedenen Heftrubriken zum Thema Spiel anregen, über die Bedeutung von Spiel für Selbstbildungs- und Förderprozesse im psychomotorischen Kontext nachzudenken. Helen Hegenrath und Sabrina Keller interessieren sich im Rahmen eines Projektes mit 4-jährigen Kindern einer Kölner Kindertagesstätte für die Frage, ob sich das alltägliche Rollenspiel der Kinder in typische Verhaltensweisen einteilen lässt. Sie finden Verhaltensmuster im Spiel der Kinder zwischen Selbst- und Fremdbestimmung, die eine Bedeutung für die pädagogische Entwicklungsbegleitung der Fachkräfte haben können. Auch Barbara Konze gewinnt durch ihre systematischen Beobachtungen in einer Kita im Rahmen eines Spielprojektes den Eindruck, dass der Einsatz des Konzepts der Bewegungsbaustelle den Kindern vielfältige und individuelle Entwicklungsanreize ermöglicht. Der Prozess des selbstbestimmten Lernens wird beschrieben und begründet. Im anschließenden Praxistipp werden Beispiele für variable Materialnutzung und ideenreiche Spielgestaltung als elementare Bewegungserfahrungen der Kinder beschrieben. Die Spielmöglichkeiten von Schulhöfen reichen immer mehr in das Bewusstsein von Pädagogik und Landschaftsarchitektur bzw. -planung. Christina und Roland Seeger gehen in ihrem Beitrag der Frage nach den lernförderlichen und entwicklungswirksamen Faktoren für eine kindgerechte Schulhofgestaltung nach. Der dialogische Prozess zwischen Erfahrung des Selbst und Erkundung der Welt im Kinderspiel ist Gegenstand der Betrachtungen des Überblicksbeitrages von Klaus Fischer. Er fasst die Erkenntnisse der Haupterklärungsansätze der Spieltheorie zusammen und macht sie fruchtbar für eine fachliche Betrachtung von Spiel zwischen Gegenstand und Medium kindlicher Entwicklungsprozesse. Der Autor akzentuiert das freie Erkundungsspiel der Kinder als Motor für differenzierte Prozesse der Selbstgestaltung und damit als bedeutsames Element für die Psychomotorik. Auch im Beitrag von Melanie Behrens wird Spiel als Entwicklungsressource verstanden. Unter Rückgriff auf die Erkenntnisse der Resilienzforschung verdeutlicht sie die Bedeu- [ 101 ] Editorial 3 | 2015 tung des Spiels für die Entwicklung des Selbstkonzepts und der Selbstwirksamkeit als Zielgrößen in der Arbeit mit Kindern mit besonderem sozial-emotionalem Förderbedarf. Mit diesen vielfältigen Diskussionsbeiträgen zum Thema Kinderspiel wünschen wir einen anregenden Lesegenuss. Mit vielen Grüßen aus Köln Melanie Behrens Klaus Fischer
