motorik
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Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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Rezensionen
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Silvia Denner
Wittmann, Anna Julia: Kinder mit sexuellen Missbrauchserfahrungen stabilisieren. Handlungssicherheit für den pädagogischen Alltag. Ernst Reinhardt Verlag, München / Basel, 2015, 216 Seiten, € 29,90 (D)
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[ Medien und Materialien ] [ 96 ] 2 | 2016 Medien & Materialien Rezensionen Wittmann, anna Julia: Kinder mit sexuellen Missbrauchserfahrungen stabilisieren. Handlungssicherheit für den pädagogischen alltag. ernst reinhardt Verlag, München / Basel, 2015, 216 Seiten, € 29,90 (d) Im Rahmen ihres beruflichen Alltags treffen pädagogische Fachkräfte zwangsläufig auf Kinder und Jugendliche, die einen sexuellen Missbrauch erlebt haben. Diese Kinder benötigen qualifizierte fachgerechte Unterstützung, um ihre hoch belastenden Erfahrungen verarbeiten zu können. Damit pädagogische Fachkräfte zu kompetenten AnsprechpartnerInnen werden, müssen sie durch Aus- und Weiterbildung entsprechendes Fachwissen erwerben. Das vorliegende Lehr- und Arbeitsbuch hat den Anspruch, zu dieser Qualifizierung beizutragen. Das Buch ist gegliedert in einen Grundlagenteil und einen Praxisteil. Im Grundlagenteil werden anhand eigener Studienergebnisse die Unterstützungsbedürfnisse von Kindern mit Missbrauchserfahrungen dargestellt und der Qualifizierungsbedarf von pädagogischen MitarbeiterInnen beschrieben. Während der Grundlagenteil kurz gehalten ist, ist der Praxisteil sehr ausführlich gestaltet. Hier werden umfassend und alltagsnah Hilfen zum Umgang mit den betroffenen Kindern aufgezeigt, die in der pädagogischen Arbeit eine hohe Relevanz haben. Die ersten drei Module dieses Praxisteils (Modul 1 »Über sexuellen Missbrauch sprechen«, Modul 2 »Belastungsfolgen erkennen und mindern« sowie Modul 3 »Ein förderliches Miteinander gestalten«) vermitteln Basiswissen sowie Methoden und Interventionsansätze. Die beiden letzten Module befassen sich mit der Entstehung und den Folgen eines Traumas nach sexuellen Missbrauchserfahrungen. So fasst Modul 4 »Traumata erkennen und verstehen« die grundlegenden Erkenntnisse der Traumaforschung zusammen. Im Modul 5 unter der Überschrift »Mit Trauma- Symptomen umgehen« werden Ansätze, Ziele und Handlungsstrategien der Traumapädagogik erläutert. Dieses Wissen soll pädagogische Fachkräfte befähigen, eine verstehende Haltung einzunehmen und die Bindungs- und Beziehungsfähigkeit von traumatisierten Kindern zu fördern. Das Buch ist in seinem Aufbau didaktisch sehr gut durchdacht. Zur klaren Gliederung des Buchinhalts werden Symbole verwendet. Diese kennzeichnen Definitionen, Beispiele und Übungen. Zentrale Aussagen werden absatzweise am Textrand wiederholt und dienen der schnellen Orientierung. Alle Module sind unterteilt in die Lerneinheiten »Fachkompetenzen«, »Methodenkompetenzen« und »Sozial- und Selbstkompetenzen«. Die Lerneinheiten beginnen jeweils mit einer kurzen Erläuterung, welches Wissen in diesem Teil erworben werden kann. Die Lerneinheit »Methodenkompetenzen« schließen jeweils ab mit einer Liste von Medien und Materialien. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es der Autorin gelungen ist, ein lesenswertes Fachbuch zusammenzustellen. Es ist systematisch gegliedert und liefert in kompakter Form Grundlagenwissen zu sexueller Gewalt an Kindern. Neben wissenschaftlichen Theorien zum Thema zeigt das Buch vielfältige praxisorientierte Hilfestellungen auf. Dadurch wird die Fach- und Handlungskompetenz der Professionellen erweitert. Im Zusammenspiel mit vielen Fallbeispielen und Übungen ist ein hoher Theorie-Praxisbezug vorhanden. Die gute Lesbarkeit der Texte ist ein weiteres Plus. Für die pädagogischen Fachkräfte ergeben sich viele Anregungen und Denkanstöße, über ihre eigene Haltung [ 97 ] Medien & Materialien 2 | 2016 und ihren Umgang mit sexuell misshandelten Kindern und Jugendlichen nachzudenken. Das Buch ist insgesamt als wertvoller Beitrag zur Professionalisierung zu werten. Prof. Dr. Silvia Denner DOI 10.2378 / motorik2016.art19d leonie Haberthür / alicia Heuberger / désirée Mena: reise durch den Zoo. ein grafomotorisches Förderkonzept für die Prävention im Kindergarten. verlag modernes lernen, dortmund, 2015, 125 Seiten, € 19, 95 (d) Bereits im Kindergarten fallen Kinder mit Schwierigkeiten in der Grafomotorik auf. Dies zeigt sich beispielsweise durch ausweichendes Verhalten beim Zeichnen und Schreiben, einer ungünstigen Stifthaltung, einem nicht angepassten Schreibdruck oder einer unsicheren Strichführung. Deshalb ist es wichtig, dass frühzeitig eine gezielte grafomotrische Förderung erfolgt und somit grundlegende Voraussetzungen für den Schreiblernprozess geschaffen werden. Um diese Ziele zu verfolgen, entwickelten die drei Psychomotorik-Therapeutinnen Haberthür, Heuberger und Mena das grafomotorische Förderkonzept »Reise durch den Zoo«, welches sich für die Prävention im Kindergarten eignet. Es lässt sich im Kindergarten mit der ganzen Gruppe durchführen. Zudem kann es auch als Fördergrundlage oder Ideensammlung für Fachpersonen dienen. Das Förderkonzept ist im DIN A 4-Format mit ansprechenden farbigen Bildern und Arbeitsblättern gestaltet. Es beinhaltet einen Theorie- und einen Praxisteil. Die Kopiervorlagen können kopiert oder über einen Download heruntergeladen und ausgedruckt werden. Im Anhang des Buchs wird die Überprüfung der Wirksamkeit des Förderkonzeptes dargelegt. Die Autorinnen verbinden bei ihrem Förderkonzept die beiden Ansätze der direkten und indirekten grafomotorischen Förderung. Die direkte Förderung setzt den Schwerpunkt beim Erlernen von Bewegungsmustern, welche hier spielerisch trainiert werden. Diese werden für die Ausführung der Grundelemente der Schrift benötigt. Die indirekte Förderung verfolgt die Verbesserung der grafomotorischen Leistungen durch einen ganzheitlichen Ansatz. Dabei geht es um grobmotorische Erfahrungen, Bewegungsabläufe und Wahrnehmungsaktivitäten. Der Praxisteil beinhaltet die Beschreibung der einzelnen acht Lektionen mit den jeweils passenden Werkstätten. Einleitend werden hilfreiche Hinweise für eine optimale Stift- und Sitzhaltung gegeben. Für die Vorbereitung der Stunden dienen die Check- Listen. Darin wird beschrieben, welche Materialien benötigt und wie die Spiele hergestellt oder vorbereitet werden. Mithilfe des Werkstattplans können die Kinder einzeichnen, welche Aufträge bereits erledigt wurden. Jeder Lektion ist ein Zootier, welches durch die Stunde führt, zugeordnet. Zudem wird in jeder Lektion ein grafomotorischer Förderschwerpunkt gesetzt und ein grafomotorisches Grundelement trainiert. Zum Beispiel werden in der vierten Lektion »Affen« die räumliche Wahrnehmung sowie die Grundelemente Bogen und Halbkreis behandelt. Die Lektion beginnt jeweils mit einem lustigen Zooreim zur Einstimmung. Im Hauptteil der Lektion werden vielfältige Posten und attraktive Spielideen angegeben. Abschließend wird jeweils auf die Lektion zurückgeblickt und die Werkstatt erklärt. Das Förderkonzept kann Eins-zu-Eins in der Praxis umgesetzt werden. Um den individuellen Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden, benötigt es jedoch Anpassungen oder Ergänzungen zur Vereinfachung oder Erschwerung der Aufträge. Diese werden im Förderkonzept nicht angegeben. Wünschenswert wäre das Einüben der grafomotorischen Grundelemente über große Bewegungen hin zu kleinen, wie es bei den Arbeitsblättern gefordert wird. Die Kinder reagieren sehr freudig auf die Zootiere. Diese Freude ist vor allem für Kinder mit großem Förderbedarf im Bereich der Grafomotorik wichtig, um sich überhaupt auf das Angebot einlassen zu können. Auch die Übungen über den ganzen Körper motivieren die Kinder, sodass sie sich mutiger auf die Schreibübungen einlassen können. Das Förderkonzept »Reise durch den Zoo« kann mit wenig Aufwand umgesetzt werden. Die Idee, die Förderung in eine Reise durch den Zoo zu packen,
