motorik
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0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2016
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Rezension: Schneider, Jutta, Kopic, Aida, Jasmund, Christina: Qualifikationsprofil »Bewegung in der frühen Kindheit« - Was frühpädagogische Fachkräfte wissen, können und tun sollten.
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Richard Hammer
Im Rahmen der WiFF (Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte) wurden in den vergangenen Jahren für mehrere Handlungsfelder in der Kindheitspädagogik differenzierte Qualifikationsprofile erarbeitet (u. a. Inklusion, Zusammenarbeit mit Eltern, Kinder in den drei ersten Lebensjahren, Sprachliche Bildung) [...]
7_039_2016_003_0153
[ MEDIEN UND MATERIALIEN ] [ 153 ] Medien & Materialien 3 | 2016 Rezensionen Schneider, Jutta, Kopic, Aida, Jasmund, Christina: Qualifikationsprofil »Bewegung in der frühen Kindheit« - Was frühpädagogische Fachkräfte wissen, können und tun sollten. Springer VS, Heidelberg, 2015, 172 Seiten, € 34,99 (D) Im Rahmen der WiFF (Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte) wurden in den vergangenen Jahren für mehrere Handlungsfelder in der Kindheitspädagogik differenzierte Qualifikationsprofile erarbeitet (u. a. Inklusion, Zusammenarbeit mit Eltern, Kinder in den drei ersten Lebensjahren, Sprachliche Bildung). Das Forschungsprojekt BiK (Bewegung in der frühen Kindheit) wurde mit dem Ziel initiiert, diese Profile für den spezifischen Bildungsbereich Bewegung zu ergänzen. Mitgearbeitet haben daran Bewegungsfachkräfte der Universität zu Köln, der Fachhochschule Dortmund, der Hochschule Koblenz und der Hochschule Niederrhein. Nach dreijähriger Forschungsarbeit werden in diesem Band die Ergebnisse bzgl. des Qualifikationsprofiles »Bewegung in der frühen Kindheit« vorgelegt, welches ein Teilziel des Gesamtprojektes ausmachte. Nach einer kurzen Darstellung der Ziele, Inhalte und Methoden dieses Projektes wird die Relevanz der Bewegung für die Pädagogik der frühen Kindheit dargestellt. Dabei liegt der Fokus auf dem Handlungsfeld der Elementarpädagogik und der Rolle von Bewegung in den rechtlichen Strukturen und bildungspolitischen Vorgaben sowie der Umsetzung von Bewegungsförderung in Settings der Tagesbetreuung von Kindern. Im darauffolgenden Kapitel wird das dem Qualifikationsprofil zugrundeliegende Bewegungsverständnis erarbeitet. Danach ist Bewegung eine anthropologische Grundkategorie, die sich in verschiedenen Bedeutungsdimensionen entfaltet. In Anlehnung an Grupe und Zimmer werden folgende Bedeutungsdimensionen dargestellt: ■ Die personale / psychisch-emotionale und kognitive Bedeutung von Bewegung ■ Die sozial-kommunikative Bedeutung von Bewegung ■ Die instrumentelle und produktive Bedeutung von Bewegung ■ Die explorative Bedeutung von Bewegung ■ Die impressive und expressive Bedeutung der Bewegung Abgerundet wird dieses Kapitel mit der Klärung der Begriffe Betreuung, Bildung und Erziehung, verbunden mit der professionellen Perspektive auf die frühkindliche Bewegung und der Bedeutung der Bewegung als mögliche Zielsetzungen der pädagogischen Arbeit. Dabei geht es vor allem darum, die Aufgaben und methodisch-didaktischen Handlungsanforderungen an die Fachkraft aus einer Sichtweise abzuleiten, nach der Bildung und Erziehung in einem komplementären Wechselverhältnis zueinander stehen. Das folgende Kapitel umfasst die dem Qualifikationsprofil Bewegung in der frühen Kindheit (QP BiK) zugrunde liegenden theoretischen Begründungszusammenhänge und inhaltlichen Bezugsmodelle und -theorien. Im 5. Kapitel schließlich wird das Qualifikationsprofil Bewegung in der frühen Kindheit mit seinen umfangreichen Kompetenzen für frühpädagogische Fachkräfte differenziert nach Handlungsfeldern (Kind / Gruppe, Raum, Eltern und Familie, Team, Netzwerke) und den Kompetenzdimensionen Wissen, Fertigkeiten, Sozial- und Selbstkompetenzen vorgestellt. Literaturempfehlungen zur vertiefenden inhaltlichen und theoretischen Auseinandersetzung mit den als Kompetenzen formulierten Anforderungen an die pädagogischen Fachkräfte schließen das Kapitel ab. [ 154 ] 3 | 2016 Medien & Materialien Dieses Qualifikationsprofil »Bewegung in der frühen Kindheit« bietet eine fundiert herausgearbeitete Grundlage für alle Lehrenden (wenngleich diese von der Fülle an Literaturempfehlungen erschlagen werden - weniger wäre hier vielleicht mehr), welche ihre Zielgruppe auf ihre erzieherische Aufgabe im Bereich der »Bewegung in früher Kindheit« vorbereiten möchten. Orientiert an dem aktuellen Diskussionsstand eines Kompetenzmodels lässt es sich nutzen als Maßstab und als Richtziel für die Fragestellung: Was müssen fertig ausgebildete ErzieherInnen wissen und können, um in den hier beschriebenen Arbeitsfeldern kompetent und erfolgreich tätig zu werden. Lehrkräfte an Fachschulen werden bei der begrenzten Unterrichtszeit, die für diesen Ausbildungsbereich zur Verfügung steht, allerdings an ihre Grenzen stoßen. Und dabei fehlt bei diesem Qualifikationsprofil ein zentraler Aspekt für die kindliche Entwicklung: die Bedeutung des Spiels. Ja, im Text scheint das Spiel immer wieder durch, allerdings wird ihm nicht die Bedeutung zugemessen, welche ihm für die kindliche Entwicklung zugeschrieben werden kann. Kinder im Vorschulalter erschließen sich die Welt nicht primär über Bewegung, sondern über das Spiel mit anderen Kindern und das ist dann kein »spielerisches Tun«, sondern eine aktive und weltaneignende Tätigkeit. Und für ErzieherInnen gilt der wichtige Merksatz von Winnicott: Wenn Kinder nicht spielen können, dann sind sie ernsthaft krank und es ist die Aufgabe der Erwachsenen, ihnen wieder Spiel zu ermöglichen und wenn ErzieherInnen nicht spielen können, dann sind sie für den Beruf ungeeignet. Dazu müsste wohl noch ein weiteres QP erstellt werden. Dr. Richard Hammer DOI 10.2378 / motorik2016.art28d Gernot Hauke / Mirta Dall‘ Occhio: Emotionale Aktivierungstherapie (EAT): Embodimenttechniken im Emotionalen Feld. Schattauer Verlag, Stuttgart, 2015, 168 Seiten, 26 Abbildungen, 20 Tabellen, € 29,99 (D) Emotionale Aktivierungstherapie (EAT) als psychotherapeutische Arbeitsweise ermöglicht mithilfe des Körpers, Emotionen bewusst wahrzunehmen, zu benennen und zu unterscheiden. Sie kann emotionale Ressourcen erkennbar und nutzbar machen und damit die Homöostase des psychophysischen Wohlergehens wiederherstellen, erhalten und fördern. Besonders Menschen mit hohen Stressbelastungen und psychischen Erkrankungen finden auf somatischem Lernweg Zugang zu ihren Gefühlen und Handlungsreaktionen und lernen dabei, eigene Körperbotschaften kognitiv zu verstehen und sprachlich zu äußern. Sie lernen auch, Gefühle zu akzeptieren und wieder zuzulassen, die sie sich innerhalb ihrer persönlichen emotionalen Überlebensstrategie verboten haben. Sie bauen Vertrauen in ihr Bauchgefühl auf, das schneller als der Verstand einzuschätzen vermag, was gut oder schlecht für sie ist. Noch bevor das Bewusstsein eine Emotion erkennt, bewerten und verbalisieren kann, ist im Körper bereits ein neurobiochemischer Prozess in Gang, der erste physische Reaktionen auslöst und diese mit Veränderung der Körperhaltung, Bewegung, Mimik, Gestik, Stimme und Atmung ausdrückt. An diesen vorsprachlich verkörperten (embodied) Emotions- und Reaktionsketten setzt die EAT an und aktiviert mit spezifischen Embodiment-Übungen Emotionen und Reaktionen, anhand derer Patienten eine Steuerbarkeit ihrer Gefühle erfahren und den kognitiv-behavioralen Umgang erlernen können. Die Autoren sind Diplom-Psychologen und erfahrene Psychotherapeuten. Sie präsentieren in ihrem Buch Grundlagen und therapeutisches Verfahren einer neuen Form intensiver Arbeit mit Emotionen, die auf Erkenntnisse der modernen Achtsamkeits- und Embodimentforschung sowie auf die traditionelle Emotionspsychologie gestützt sind. Von Anfang bis Ende sind ihre Darstellungen sehr praxisbezogen und damit ohne größere fachkundige Voraussetzungen leicht verständlich. Das erste Kapitel führt unter dem Titel »Der Verstand folgt den Gefühlen« in die Konzeption der EAT ein und verschafft anhand eines konkreten Fallbeispiels einen Überblick über die Philosophie und Praxis der EAT. Für die Arbeit im »Emotionalen Feld« werden im nächsten Kapitel emotionspsychologische Grundlagen in Bezug auf die Beziehung zwischen Emotion und Ratio
