motorik
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0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2016
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Rezension
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2016
Richard Hammer
Höhl, Stefanie, Weigelt, Sarah: Entwicklung in der Kindheit (4–6 Jahre). Ernst Reinhardt Verlag, München / Basel 2015, 146 Seiten, € 19,90 (D)
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[ 205 ] Medien & Materialien 4 | 2016 [ MEDIEN UND MATERIALIEN ] Rezensionen Weiß, Otmar, Voglsinger, Josef, Stuppacher, Nina (Hrsg.): Effizientes Lernen durch Bewegung. Waxmann Verlag, Münster 2016, 192 Seiten, € 34,90 (D) Dieser Sammelband vereint die Kongressbeiträge des ersten österreichischen Kongresses für Psychomotorik. Dieser wurde 2013 vom sportwissenschaftlichen Institut der Universität Wien durchgeführt. Dem Klappentext ist zu entnehmen, dass es sich bei dem Kongressthema »um eine Konkretisierung des ganzheitlichen Lernens (Lernen mit mehreren Sinnen) [handelt], die als Wiener Schule der Psychomotorik bezeichnet werden kann.« Ein Blick in das Inhalts- und AutorInnenverzeichnis liefert erste Hinweise darauf, dass die »Wiener Schule der Psychomotorik« sich nicht als ein in sich geschlossenes österreichisches Konzept versteht. Ihre Offenheit für Impulse aus bewegungsorientierten Ansätzen wird dokumentiert mit Beiträgen aus der Sensorischen Integration, der Feldenkraismethode und der Rhythmik. Ihre länderübergreifende Perspektive zeigt sich u. a. in Beiträgen aus Deutschland und Norwegen. Das Buch enthält eine ausgewogene Mischung aus Theorie- und Praxisbeiträgen und ist sinnvoll strukturiert. So schaffen die ersten vier Beiträge eine fundierte theoretische Ausgangslage für die sich anschließenden Beiträge aus der Praxis des bewegten Lernens. Die HerausgeberInnen führen in das Thema effizientes Lernen ein, dem sich einführende und grundlegender Beiträge zu Bewegung, Körper und Lernen anschließen: Thomas Moser stellt Forschungsergebnisse zum Thema »Körper und Lernen« zusammen, Josef Voglsinger fokussiert auf »Bewegtes Lernen - bewegtes Denken« und Klaus Fischer beschreibt »Lernen als Erkundungsaktivität im Kindesalter«. Auf diese allgemein und auf alle Entwicklungsdimensionen ausgerichteten Beiträge folgt eine Spezialisierung auf die Entwicklungsdimension Sprache unter dem Titel »Sprache und bewegtes Spiel« von Anna Kapfer-Weixlbaumer. An dieses theoretische Fundament schließen sich fünf Beiträge von PraktikerInnen an, die Beispiele, Anregungen und theoretische Zusammenhänge aus unterschiedlichen Praxen der bewegungsorientierten Arbeit darstellen. So erhalten die LeserInnen anhand eines von Claude Katkhouda beschriebenen Fallbeispiels Eindrücke aus der Sensorischen Integration. Praxisanregungen für die psychomotorische Förderung im Wasser vermitteln Karin Brünner und Valerie Huber. Zu einer der Wurzeln der deutschen Psychomotorik führt Irmgard Bankl in ihrem Beitrag zur Rhythmik in der Schule. Orientiert am Entwicklungsmodell von Erik Erikson, beschreibt Ulrich Palmer die spielerische Förderung der Identitätsentwicklung in Gruppen. Das Buch schließt mit einem Beitrag, der die Feldenkraismethode in Bezug zur Psychomotorik setzt. Darin hebt Wilhelm Gansch zum einen auf das ganzheitliche Lernverständnis der Methode ab. Zum anderen plädiert er für den Einsatz der Methode in der Psychomotorikausbildung, um die angehenden TherapeutInnen für ihren eigenen Körper zu sensibilisieren. Insgesamt ist es den HerausgeberInnen und den AutorInnen gelungen, das komplexe Thema Lernen durch Bewegung fundiert, anschaulich und verständlich aufzubereiten. Die Einzelbeiträge sind in sich sinnvoll gegliedert, inhaltlich nachvollziehbar verfasst und durch Abbildungen und Fotos anschaulich illustriert. Jeder Beitrag für sich bildet einen abgeschlossenen Artikel, der auch ohne die vorhergehenden oder folgenden Beiträge gelesen und verstanden werden kann. Vor allem die grundlegenden Theoriebeiträge eignen sich hierdurch auch sehr gut für die Verwendung in der Lehre. [ 206 ] 4 | 2016 Medien & Materialien Durch das Thema Lernen durch Bewegung, auf das sich alle AutorInnen explizit beziehen, wird trotz der Vielfalt hinsichtlich der Ausbildung und professionellen Tätigkeit der AutorInnen, ihrer Perspektiven und Methoden ein roter Faden deutlich. Dieser rote Faden ist bei Kongressbänden nicht immer selbstverständlich. Hierfür gebührt daher den HerausgeberInnen ein besonderer Lob. Dieses Buch ist eine Empfehlung für alle, die sich einführend mit den Grundlagen von Bewegung, Körper und Lernen auseinandersetzen möchten und/ oder diese lehren. Die theoretisch fundierten Praxisbeispiele stellen aber auch für PraktikerInnen der Psychomotorik einen Gewinn da. Prof.in Dr. Stefanie Kuhlenkamp DOI 10.2378 / motorik2016.art37d Höhl, Stefanie, Weigelt, Sarah: Entwicklung in der Kindheit (4-6 Jahre). Ernst Reinhardt Verlag, München / Basel 2015, 146 Seiten, € 19,90 (D) »Dieses Buch bietet einen verständlichen und informativen Überblick über die Entwicklung von Kindern im Vorschulalter. Typische Entwicklungsaufgaben werden nach Funktionsbereichen getrennt beschrieben und anhand zahlreicher Beispiele erläutert […]. Auch die Bildung und Förderung in diesem Altersbereich sowie die frühe Erkennung von Verzögerungen in der Entwicklung werden dargestellt.» So steht es auf der Rückseite des Buches. Es ist ein mutiges Unterfangen, diese Ansprüche auf ca. 140 Seiten zu erfüllen. Man kann schon vorwegnehmen, dass die beiden Autorinnen ihr Versprechen halten können. Sie führen ein in die wissenschaftlichen Zugänge zur Entwicklungspsychologie (Experimentieren, Beobachten, Testen) und bieten damit die Grundlage für das weitere Verstehen der Inhalte, in denen stets theoretische Aussagen mit wissenschaftlichen Studien belegt und durch Praxisbeispiele deutlich gemacht werden. Die Leserin erhält grundlegende Informationen zur Persönlichkeitsentwicklung (Temperament, Identität, Selbstbeschreibung, Geschlechtsidentität) und zur Entwicklung verschiedener Funktionsbereiche wie: Körper und Motorik, Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Denken, Sprache, Soziales Denken und Handeln sowie zu Emotionen und Emotionsregulation. Die einzelnen Kapitel werden jeweils mit der Definition zentraler Fachbegriffe eingeleitet und mit einer Zusammenfassung und Lernaufgaben abgeschlossen. Die Antworten können im Online-Material heruntergeladen werden. Im Kapitel Bildung und Förderung werden knappe Vorschläge angeboten, wie Sprache, Mathematik und Naturwissenschaften gefördert und musikalische Früherziehung im Vorschulalter durchgeführt werden können - ergänzt durch Hinweise auf evaluierte Trainingsprogramme für diese Bereiche. Abschließend findet man eine Darstellung von drei Entwicklungsstörungen (Sprache, ADHS, Autismus) und der Empfehlung, wie Erzieherinnen verfahren sollten, wenn der Verdacht auf eine dieser Störungen entsteht. Das Buch ist in einer klaren und gut verständlichen Sprache geschrieben. Es bietet der Erzieherin wertvolle Informationen zur Erziehung von Kindern im Vorschulalter, da immer wieder die Weltsicht und das Erleben des Kindes dargestellt werden und somit eine wichtige Grundlage für die erzieherische Tätigkeit gebildet wird. Abstriche könnte man lediglich machen im Kapitel zur Gehirnentwicklung, das zu vereinfacht vorgeht (»Während die weiße Substanz mit fortschreitendem Alter linear ansteigt, folgt die Entwicklung der grauen Substanz der Form eines umgekehrten U.«) und in seinen Aussagen wenig nützlich für die erzieherische Praxis ist. Wenn in einer zweiten Auflage, die dem Buch zu wünschen ist, auch noch die zahlreichen, oft englischsprachigen Literaturangaben in den Online-Bereich verschoben würden, dann blieben genügend Seiten übrig, um auf die Bereiche Motorik und Spiel einzugehen, die hier im Kapitel Förderung wirklich fehlen, da sie doch zum Kernbereich kindlicher Entwicklung gehören. Dr. Richard Hammer DOI 10.2378 / motorik2016.art38d
