eJournals motorik 39/3

motorik
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0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/mot2016.art24d
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2016
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Auf dem Weg zur psychomotorischen Lehre

71
2016
Helge Afflerbach
Silvia Bender
Ruth Haas
Frank Nickel
Die Aufgabe, psychomotorische Kompetenzen und Arbeitsweisen zu vermitteln, stellt eine Herausforderung für die lehrenden Personen dar und wirft die Frage auf, welche Inhalte und Grundhaltung es zu vermitteln gilt. Die Lehrqualifikation Psychomotorik der Deutschen Akademie für Psychomotorik (dakp) zeigt einen Weg auf, Lehrende zu qualifizieren, die selbstreflexiv ihren individuellen und bewegten Zugang zur Gestaltung von psychomotorischen Lehrsituationen finden und demzufolge in der Lage sind, andere Menschen in ihren Lernprozessen zu begleiten.
7_039_2016_3_0005
Zusammenfassung / Abstract Die Aufgabe, psychomotorische Kompetenzen und Arbeitsweisen zu vermitteln, stellt eine Herausforderung für die lehrenden Personen dar und wirft die Frage auf, welche Inhalte und Grundhaltung es zu vermitteln gilt. Die Lehrqualifikation Psychomotorik der Deutschen Akademie für Psychomotorik (dakp) zeigt einen Weg auf, Lehrende zu qualifizieren, die selbstreflexiv ihren individuellen und bewegten Zugang zur Gestaltung von psychomotorischen Lehrsituationen finden und demzufolge in der Lage sind, andere Menschen in ihren Lernprozessen zu begleiten. Schlüsselbegriffe: Weiterbildung, Lehrqualifikation, Psychomotorik On the path towards a psychomotor teaching - The teaching qualification of the German academy of psychomotricity The task to communicate psychomotor competences and working methods pose a challenge to the teaching personnel and raises the questions which content and basic attitude should be communicated. The teaching qualification psychomotor activity promoted by the German academy of psychomotricity (dakp) represents a way to qualify teachers who find their individual and emotional/ moved approach to the design of psychomotor teaching situations in a self-reflexive manner and are therefore able to accompany other humans in their learning processes. Key words: further education, qualification profile, movement [ 127 ] motorik, 39. Jg., 127-134, DOI 10.2378 / motorik2016.art24d © Ernst Reinhardt Verlag 3 | 2016 [ FORUM PSyCHOMOTORIK ] Auf dem Weg zur psychomotorischen-Lehre Die Lehrqualifikation Psychomotorik der Deutschen Akademie für-Psychomotorik Helge Afflerbach, Silvia Bender, Ruth Haas, Frank Nickel Eine psychomotorische Haltung als Ausgangspunkt und WegbegleiterIn Die Aufgabe, psychomotorische Kompetenzen und Arbeitsweisen zu vermitteln, stellt eine Herausforderung für die lehrende Person dar und wirft Fragen auf: Was bedeutet psychomotorische Lehre? Welche Grundhaltung gilt es zu vermitteln? Ist eine spezifische Lehrqualifikation erforderlich, um psychomotorisches Wissen und Können professionell weiterzuvermitteln? Ist eine fundierte Wissensbasis und eigene Praxiserfahrung in psychomotorischen Handlungsfeldern nicht ausreichend? Was ist das Besondere einer psychomotorischen Lehre bei der Deutschen Akademie für Psychomotorik? Diese Fragen stellte sich und beantwortete die Arbeitsgruppe zur Entwicklung der Lehrqualifikation Psychomotorik dakp . Eine psychomotorische Lehrqualifikation bietet die Chance, psychomotorische Prinzipien auch in die Lehre zu transferieren. Es können Lehrende qualifiziert werden, die selbstreflexiv ihren individuellen und bewegten Zugang zur Gestaltung von psychomotorischen Lehrsituationen finden und demzufolge in der Lage sind, andere Menschen bei Lernprozessen zu begleiten. Eine spannende Arbeit! In der Tradition der Fort- und Weiterbildung der Deutschen Akademie für Psychomotorik wird die Lehrqualifikation Psychomotorik dakp als Weiterentwicklung der vorhandenen Erfahrungsprozesse und Konzeption der Lehrgangsreihe verstanden. Es werden psychomotorische Prinzipien konsequent auf die Lehre in Fort- und Weiterbildungen übertragen. Die Deutsche Aka- [ 128 ] 3 | 2016 Forum Psychomotorik demie für Psychomotorik hatte bereits in den Jahren 1999-2005 die Lehrqualifikation Psychomotorik angeboten. Anknüpfend an diese damalige Lehrgangsreihe und die Erfahrungen der DozentInnen und TeilnehmerInnen wurde die aktuelle Fortbildung weiterentwickelt und dem neuen Curriculum der Berufsqualifikation Psychomotorik angepasst. Ein Kernthema der curricularen Überlegungen stellt die Frage der psychomotorischen Haltung dar. In Anlehnung an den Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) und die Arbeit von Schneider, Kopic und Jasmund (2015) ist ein Modell entstanden, welches die Bedingungsfaktoren der Entwicklung von Professionalität in der psychomotorischen Lehre im Kern umfasst (Abb. 1). Abb. 1: Bedingungsfaktoren der Entwicklung von Professionalität in der psychomotorischen Lehre (Schneider et al. 2015) SOZIALISATION PERSÖNLICHKEITSMERKMALE Erfahrung Wissen HALTUNG Fachwissen Erfahrungswissen HANDELN …im Anwendungsbereich psychomotorischer Lehre Neue Erfahrungen im Bereich Lehre Fachwissen Lehre Biografische Selbsterfahrung von Lehre Reflexion Professionell HANDELN PROFESSIONELLE HALTUNG Reflexion Reflexion Reflexion Professionelle psychomotorische Haltung Offenheit und Interesse Zeit und Raum für selbstbestimmte Entwicklungsprozesse Ressourcen- und Lösungsorientierung Allparteilichkeit, Bewusstheit Bereitschaft sich auf (zwischen-) leibliche Situationen einzulassen (Selbst-)wertschätzung Dialogbereitschaft Abb. 2: Merkmale einer professionellen psychomotorischen Haltung [ 129 ] Afflerbach, Bender, Haas, Nickel • Auf dem Weg zur psychomotorischen-Lehre 3 | 2016 In der psychomotorischen Lehre bilden die eigene Haltung und das Selbstverständnis als PsychomotorikerIn ein zentrales Fundament. Klare Bezüge zur persönlichen Biografie sollten selbstreflexiv betrachtet werden, da eine professionelle Haltung ein hoch individualisiertes Muster von Einstellungen, Werten und Überzeugungen darstellt. Ausgehend von einer stabilen Basis der Selbsterkenntnis werden Erfahrungs- und Fachwissen zu einer professionellen Haltung verknüpft. Dies erfordert von den Lehrenden Kohärenz und Nachvollziehbarkeit auf der einen Seite, andererseits aber auch eine situationsspezifische Sensibilität für Prozesse und Möglichkeiten in der Lerngruppe (Schwer / Solzbacher 2014). Eine professionelle psychomotorische Haltung beinhaltet die Bereitschaft, sich auf (zwischen-)leibliche Prozesse und Dialoge auf der Grundlage einer positiven Selbstwertschätzung einzulassen und diese allparteilich, bewusst, geduldig und getragen von Offenheit und Interesse zu gestalten. Die Ressourcen der teilnehmenden Personen stehen im Mittelpunkt eines kooperativ gestalteten Problemlöseprozesses (Abb. 2). Handlungsleitende Ziele der Lehrqualifikation Psychomotorik dakp Die Lehrqualifikation Psychomotorik dakp begleitet Menschen im Lernprozess, um psychomotorische Prinzipien und Lehrthemen zu vermitteln. Die TeilnehmerInnen sollen dabei im Sinne eines jeweils individuellen Lernweges befähigt werden, eigene Lernprozesse und Lernwege zu finden. Ausgehend von der Annahme, dass Lernen immer nur jeder Mensch für sich selbst in Abhängigkeit von dem jeweiligen Erfahrungshintergrund und dem vorhandenen Vorwissen vollziehen kann, bekommen die TeilnehmerInnen der Lehrqualifikation das Angebot, ihre Selbstkompetenzen zu stärken und sich ihrer eigenen Erschließungswege beim Lernen bewusst zu werden. Diesem Leitgedanken folgend wurden Kompetenzen und Ziele der Lehrqualifikation auf Abb. 3: Professionelle Kompetenzen in der psychomotorischen Lehre Professionelle Kompetenzen in der psychomotorischen Lehre Leiblichkeit und Reflexivität Lern- und Erfahrungsräume gestalten Selbstsorge Lehr-und Lerninhalte kompetenzorientiert gestalten - Kommunikation Lehr-und Lerninhalte kompetenzorientiert gestalten - Fachwissen Lehr-Lerninhalte kompetenzorientiert gestalten - Methodik/ Didaktik Selbstlernprozesse, Transfer in die Praxis, Dokumentation [ 130 ] 3 | 2016 Forum Psychomotorik fachlicher, handlungsbezogener und methodischer Ebene definiert. Diese werden auf dem Boden der eigenen Lehr- und Lernbiografie unter Berücksichtigung bewegungs- und leibbezogener Besonderheiten in der Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen umgesetzt (Abb. 3): ■ Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung, um Zugänge einer professionellen Haltung für die psychomotorische Lehre zu entwickeln ■ Auseinandersetzung mit der eigenen (Bewegungs- und Lehr- / Lern-)Biografie ■ Umgang mit Selbstsorge (Gestaltung von Rahmenbedingungen) ■ Kommunikations- und Interaktionsprozesse kompetenzorientiert gestalten ■ Lehr- und Lernprozesse kompetenzorientiert gestalten und begleiten ■ Methodisch-didaktische Formate kennen, gestalten und situativ einsetzen ■ Den eigenen Kompetenzzuwachs einschätzen, dokumentieren und reflektieren Im Sinne eines Spiralcurriculums werden diese Kernthemen immer wieder aufgegriffen und von verschiedenen Seiten beleuchtet (Abb. 3). Aufbau und Themen der Lehrqualifikation Psychomotorik dakp Auf diese Weise wurde ein modulares Weiterbildungskonzept im Umfang von zehn Modulen mit unterschiedlicher Thematik entwickelt. Dies ist verknüpft mit einer Lehrhospitation und Selbstlernphasen zu aktuellen Themenstellungen (Abb. 4). Modul 1 - Warum Lehrqualifikation? Das erste Modul dient der wechselseitigen Vorstellung und dem Abgleich der Erwartungen mit den Inhalten, Themen und Arbeitsweisen in der Lehrgangsreihe Lehrqualifikation Psychomotorik (Abb. 5). Abb. 4: Modulstruktur der Lehrqualifikation dakp Modul 1: Warum Lehrqualifikation? Modul 2: Wie nehme ich mich wahr? Wie nehmen andere mich wahr? Modul 4/ 5: Wer findet wen? Ich die Methode oder die Methode mich? Modul 7: Und manchmal kommt es anders…? ! Modul 9: Lampenfieber - wie psychomotorisch ist die Wirklichkeit? Modul 10: Deshalb Lehrqualifikation! Modul 8: Psychomotorische Lehre auf den Punkt gebracht - jetzt wird es ernst! Modul 6: Kraftquellen entdecken - Achtsamkeit erleben Modul 3: Spielend lernen - spielerisch lehren [ 131 ] Afflerbach, Bender, Haas, Nickel • Auf dem Weg zur psychomotorischen-Lehre 3 | 2016 Das geschieht zwischen dem Lehrteam der dakp und den zukünftigen TeilnehmerInnen. Vor dem Hintergrund des bisherigen beruflichen und persönlichen Werdegangs werden Fragen der Motivation und Bereitschaft zur Teilnahme an der Lehrqualifikation erfahrbar gemacht. Dies mündet in eine Entscheidung der TeilnehmerInnen für oder gegen die Teilnahme an der Lehrqualifikation. Modul 2 - Wie nehme ich mich wahr? Wie nehmen andere mich wahr? Im Mittelpunkt des Moduls steht das praktisch und theoretisch reflektierte Erleben von Kommunikations-und Interaktionsprozessen im Rahmen psychomotorischer Vorgehensweisen. Gruppenbildungs- und Arbeitsprozesse sowie deren Begleitung werden bewusst erlebt, die eigene Rolle in der Gruppe reflektiert und erste Perspektiven zur Übertragung in Lehrprozesse angeregt. Hierbei wird den individuellen Bezügen zur Psychomotorik, den persönlichen (Lehr-)Ressourcen und den damit verbundenen eigenen Entwicklungspotenzialen als Lehrperson besondere Aufmerksamkeit zuteil. Modul 3 - Spielend lernen - spielerisch lehren Die Zusammenhänge von Spiel, Humor und Bewegung lassen immer wieder die Wirksamkeit der Psychomotorik hervortreten und erlebte Praxis in besonderer und vielfältiger Weise reflektieren. Bereits Kiphard (1988; 1998a; 1998b) beschrieb Humor als Zugangsinstrument zum individuellen Entwicklungspotenzial. Die wirksamen ästhetischen und sozialen Anteile des Spiels, des Humors, der Ironie schützen das Individuum vor Herabwürdigung und ermöglichen Selbstwirksamkeit auf höchsten Stufen. Spiel und Humor sind Vermittler zwischen individueller Kreativität und Wirklichkeit. Ein hohes Entwicklungs- und Lernpotenzial liegt somit auch im spielerischen Zugang zur Lehre, in der Lernprozesse in spielerischen Kontexten als methodischer und gelebter Zugang erfahrbar gemacht und reflektiert werden. Spiel und Spielen als methodische Abb. 5: Die Vorstellung des Aufbaus der Lehrqualifikation in-Modul-1 [ 132 ] 3 | 2016 Forum Psychomotorik Ressource des psychomotorischen Lehrens wird in theoretischen und praktischen Bezügen, beispielsweise in der Auseinandersetzung mit den einzelnen Ansätzen der Psychomotorik und wesentlichen Bezugstheorien, verankert. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in selbstgestalteten und reflektierten Lehrsituationen, die sich über die weiteren Module vertiefen und erweitern. Modul 4 / 5 - Wer findet wen? Ich die Methode oder die Methode mich? In diesem zweigeteilten Modul wird sich der Frage des subjektiven, selbstgesteuerten Lernens auf der Basis der selbst entwickelten Didaktik angenähert. Mit vielfältigen Methoden, die eher implizit angeboten werden, erleben und erweitern die TeilnehmerInnen ihre eigenen didaktisch-methodischen Kompetenzen (Abb. 6). Dabei geht es darum, die TeilnehmerInnen zu sensibilisieren, sich selbst eine geeignete Vorgehensweise für anstehende Ziele, Aufgaben und an sie herangetragene Erwartungen im Rahmen von Lehrtätigkeit zu erarbeiten und dies mit lerntheoretischen Begründungen zu untermauern. Die TeilnehmerInnen stellen erarbeitete Fachvorträge zu psychomotorischen Themen vor und erproben sich in der ReferentInnenrolle und in kollegialer Reflexion. Gleichzeitig wird mit Modul 5 die »Halbzeit« der Weiterbildung erreicht. Deshalb erweist es sich als sinnvoll, erneut Vorstellungen und Möglichkeiten bezüglich der Lehrqualifikation auszuloten und eine Art Zwischenreflektion vorzunehmen. Modul 6 - Kraftquellen entdecken - Achtsamkeit erleben Selbstsorge und das Bewusstwerden, sowie das Nutzen und Pflegen der eigenen Ressourcen als Grundlageinderpsychomotorischen Lehrebilden ein zentrales Thema dieses Moduls. Die Auseinandersetzung mit den eigenen biographischen Anteilen in den Situationen des Lehrens wird angeregt und in leiblichen Prozessen bewusst gemacht. Es gilt zu entdecken, welche Stärken und Kraftquellen aus der Biographie in die Rolle des Lehrenden einfließen und wie sie genutzt werden können. Achtsamkeit als Ressource sowie die Auseinandersetzung mit Übertragungsphänomenen in der Lehre und der professionelle Umgang damit fordern die TeilnehmerInnen erneut dazu auf, sich mit ihrer eigenen professionellen psychomotorischen Haltung auseinanderzusetzen und ihren Kompetenzzuwachs im Rahmen von Lehre im Sinne eines Spiralcurriculums zu erweitern und zu vertiefen. Die Auseinandersetzung mit der Planung eines Fachtages auf organisatorischer und inhaltlicher Ebene fließt in das Modul ein, um durch Peer-Group-Arbeit die Gestaltung des Fachtages in Modul 9 vorzubereiten. Modul 7 - Und manchmal kommt es anders …? ! Das Modul setzt sich mit herausfordernden Situationen in der Lehre auseinander, die ein prozessorientiertes Wahrnehmen und Reagieren notwendig machen. Die TeilnehmerInnen erarbeiten anhand eigener erlebter schwieriger Situationen in der Lehre Möglichkeiten, die eigenen Ressourcen zur Lösung möglicher Herausforderungen einzusetzen. Die Sicherheit im professionellen Handeln wird unterstützt und verdeutlicht. Ergänzend setzen sich die TeilnehmerInnen immer wieder mit eigenen Fachvorträgen auseinander, die sowohl den Vortragenden, als auch den Zuhörenden Sicherheit und Flexibilität in der Lehrtätigkeit anbieten und gleichzeitig das Fachwissen vertiefen. Die Ausarbeitungen der Fachvorträge werden kollegial gegengelesen und erste Entwürfe zu einem Buch entwickelt, welches am Ende der Weiterbildung herausgegeben werden soll. Abb. 6: Methodenlandschaft [ 133 ] Afflerbach, Bender, Haas, Nickel • Auf dem Weg zur psychomotorischen-Lehre 3 | 2016 Modul 8 - Psychomotorische Lehre auf den Punkt gebracht - jetzt wird es ernst! Das Modul dient der Vorbereitung auf einen »Übungskongress«, im Mittelpunkt stehen Organisation, Öffentlichkeitsarbeit und Logistik von Lehrveranstaltungen. Eigene Planungsprozesse werden reflektiert und begleitet. Angebote und Themen des zu planenden Fachtages werden vorgestellt und besprochen. Eigene Konzepte und Projekte sowie die aktuellen Fachdiskurse werden in diesem Modul aufgegriffen. Im Sinne des selbstgesteuerten Lernens steht die fachliche Kompetenz und Performanz der TeilnehmerInnen im Zentrum dieses Moduls. Modul 9 - Lampenfieber - wie psychomotorisch wird die Wirklichkeit? Die Durchführung des »Übungskongresses«, bzw. psychomotorischen Fachtages am 3. Dezember 2016 (genauere Informationen zum Fachtag siehe www.psychomotorik.com) ist der inhaltliche Abschluss der Lehrqualifikation, in dem die TeilnehmerInnen neue psychomotorische Themen in verschiedenen Formaten wie z. B. Workshops, Vorträgen, oder Podiumsdiskussionen präsentieren werden. Die individuellen Stärken und Ressourcen der »Lehrpersönlichkeiten« erhalten kreativen Gestaltungsraum, gleichzeitig erleben und erfahren die TeilnehmerInnen sich in ihren planerischen und gestalterischen Kompetenzen und werden erneut angeregt, sich mit ihren Fähigkeiten in den Gruppenprozess einzubringen. Modul 10 - Deshalb Lehrqualifikation! Das Abschlussmodul dient der Rückschau und der Auswertung des individuellen und gemeinsamen Lernprozesses. Neu erworbene oder erweiterte Kompetenzen werden auf psychomotorische Weise miteinander geteilt und gefeiert. Der Blick nach vorn fokussiert Zielperspektiven, der Blick zurück schließt den gemeinsamen Prozess ab. Die berufliche Identität hat sich um die psychomotorische Lehrkompetenz erweitert. Die Lehrhospitation Die 40-stündige Lehrhospitation bietet den TeilnehmerInnen Einblick in die konkrete Arbeit der dakp und deren Weiterbildungsangebote. In Kooperation mit den jeweiligen DozentInnen dieser Weiterbildungen erarbeiten die TeilnehmerInnen einen theoretischen und praktischen Lehranteil, der im Rahmen der Hospitation umgesetzt und angeboten wird. Die Zusammenarbeit mit verschiedenen DozentInnen und der reflexive kollegiale Austausch ermöglichen es, psychomotorische Lehre praktisch zu erleben, zu hinterfragen und zu erproben, sowie das eigene Fachwissen zu vertiefen oder zu ergänzen. Methodischer Umgang im direkten Kontakt mit einer Weiterbildungsgruppe wird erlebt und reflektiert. Erfahrungen und Erkenntnisse - der Weg bis hierher Da es in der Lehrqualifikation darum geht, ein individuelles Lehr-Lernprofil zu entwickeln und auszubauen, wird von den Lehrenden (und Teilnehmenden) ein hohes Maß an Flexibilität, professioneller Kooperation und Absprache verlangt. Der eigene Anspruch der Deutschen Akademie für Psychomotorik, innovativ zu lehren, erfordert stets ein Nachjustieren und Reflektieren der eigenen Handlungen. Nach der Hälfte der jetzigen Lehrqualifikation lässt sich resümieren, dass es eine herausfordernde, spannende Aufgabe ist, Lernende auf ihrem Weg zur eigenen Lehrpersönlichkeit zu begleiten, bzw. die vorhandenen Kompetenzen kooperativ zu erweitern. Sich einzulassen auf die Bedürfnisse und Anfragen der Lerngruppe, ein hohes Maß an Transparenz gegenüber der Gruppe und den KollegInnen des DozentInnenteams sowie eine Auseinandersetzung mit den eigenen Möglichkeiten und Grenzen im Sinne einer doppelten Didaktik ist ausgesprochen reizvoll und anregend. Psychomotorisches Lernen in der Praxis [ 134 ] 3 | 2016 Forum Psychomotorik Im Prozess der Lehrqualifikation werden die Ansätze und Konzepte der Psychomotorik durch Lehr-Lernprozesse hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Entwicklung der Psychomotorik in Deutschland, aber auch hinsichtlich ihrer Wirkung auf individuelle Lehrpraktiken und nach Bedarfserkenntnissen erfahren und im Kontext eigener Lehrtätigkeit reflektiert. Also: Welcher Ansatz passt beispielsweise zu welcher Praxis und zu welchen theoretischen Bedürfnissen zukünftiger TeilnehmerInnen? Literatur Kiphard, E. J. (1988): Der Clown als Erzieher. Praxis der Psychomotorik (13) 1, 48-50 Kiphard, E. J. (1998a): Zaubern als pädagogisches Mittel. In: Pütz, G. Lensing-Conrady, R., Schönrade, S., Beins, H. J., Beudels, W. (Hrsg.): An Wunder glauben. Verlag Modernes lernen, Dortmund, 119-128 Kiphard, E. J. (1998b): Clowns als Therapeuten. Zeitschrift Orientierung 21 (3), 15-18 Schneider, J., Kopic, A., Jasmund, C. (2015): Qualifikationsprofil »Bewegung in der frühen Kindheit«: Was frühpädagogische Fachkräfte wissen, können und tun sollten. Springer, Wiesbaden Schwer, C., Solzbacher, C. (Hrsg.) (2014): Professionelle pädagogische Haltung. Historische, theoretische und empirische Zugänge zu einem viel strapazierten Begriff. Klinkhardt, Bad Heilbrunn Die AutorInnen Helge Afflerbach Diplom-Sportlehrer, Psychomotoriker, seit 1993 in Kinder-, Jugend- und Erwachsenensportgruppen, besonders in Inklusionsgruppen tätig. Lehrqualifikation Psychomotorik, Dozent in der Erwachsenenbildung Silvia Bender Logopädin in eigener Praxis mit Arbeitsschwerpunkt Frühförderung, Marte Meo-Supervisorin, Dozentin für Psychomotorik, Fachliche Leitung der Deutschen Akademie für Psychomotorik Prof. Dr. Ruth Haas Diplom Motologin, Professorin für prozessorientierte Körper- und Bewegungstherapie an der Hochschule Emden-Leer im Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit, Studiengangsleitung »Interdisziplinäre Physiotherapie- Motologie-Ergotherapie« Prof. Dr. Frank Ulrich Nickel Diplomsportlehrer, Dr. phil., Professor für Pädagogik an der Hochschule Darmstadt, Spiel- und Theaterpädagogik, Regie- und Schauspiel, Lehrqualifikation Psychomotorik DAKP Kontakt Silvia Bender Deutsche Akademie für Psychomotorik Kleiner Schratweg 32 D-32657 Lemgo bender@dakp.de