motorik
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0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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Rezensionen
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Richard Hammer
Pinter-Theiss, Veronika, Steiner-Schätz, Michaela, Lukesch, Bettina, Schätz, Thomas, Theiss, Christian: Ich tue – Ich kann – Ich bin. Psychomotorische Entwicklungsbegleitung in Theorie und Praxis. Edition VaLeo, Graz, 2014, 276 Seiten, € 22 (A)
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[ 38 ] 1 | 2017 Medien & Materialien [ MEDIEN uND MATERIALIEN ] Rezensionen Pinter-Theiss, Veronika, Steiner-Schätz, Michaela, Lukesch, Bettina, Schätz, Thomas, Theiss, Christian: Ich tue - Ich kann - Ich bin. Psychomotorische Entwicklungsbegleitung in Theorie und Praxis. Edition VaLeo, Graz, 2014, 276 Seiten, € 22 (A) Ein buntes und sehr anregendes Buch wird uns hier vorgelegt, in dem ein Konzept der Unterstützung und Förderung von Entwicklungsprozessen über Bewegungsangebote entfaltet wird. Das Anliegen, damit einen Beitrag zu leisten zur gesunden Entwicklung von Kindern wird erfüllt durch die Darbietung einer theoretischen Grundlage und einer lebendigen Praxis. Es geht aus von der Prämisse, dass das Kind Akteur seiner eigenen Entwicklung ist, bietet also Bewegungsaufgaben und keine Übungen an, die gut integriert sind in einem wohl durchdachten methodisch-didaktischen Konzept. Im Mittelpunkt dieses Konzepts der psychomotorischen Entwicklungsbegleitung steht der Mensch als einzigartige Person. Dieser Gedanke wird dargelegt in einem ausführlichen Kapitel zum Menschenbild, in dem auch die unterschiedlichen Ansätze der Psychomotorik in ihrer historischen Entwicklung dargestellt werden. Im nächsten Kapitel zum Verständnis von Entwicklung in der Psychomotorik wird das Dilemma der Psychomotorik deutlich. Es gibt keine eigene Theorie der Psychomotorik. Und so fischen hier die AutorInnen in fremden Gewässern und greifen zurück auf Erikson, Piaget, Wygotski, Bronfenbrenner, Maturana / Varela, Luhmann und Havighurst. In einem weiteren Schwerpunkt setzen sich die AutorInnen mit der Bildung als fremdversus selbstbestimmt auseinander und stellen fundiert dar, weshalb in ihrem Konzept Bildung als Erfahrungslernen als selbstbestimmtes Lernen zu verstehen ist Dies wird deutlich in der Darstellung des methodischen Konzeptes, das über die Dimensionen Beziehung, Raum und Zeit sowie einem Phasenmodell eine gelungene Handreichung für die Gestaltung von Psychomotorikstunden bietet. Ergänzen könnte man hier noch die Dimensionen »Material« und »Themen der Kinder«. Mit der gezielten Auswahl von Materialien können Strukturen für Psychomotorikstunden geschaffen werden und mit der Berücksichtigung der Themen, welche die Kinder in die Stunde mitbringen, kann Raum geschaffen werden für die Phantasie und Kreativität der Kinder. In einem Kapitel über das Spiel der Kinder wird dies auch angedeutet. Die ausführlich dargestellte Praxis, welche sich am Phasenmodell von der extensiven über die intensive Phase zur Entspannungsphase orientiert, bietet eine Fundgrube für die Gestaltung von Psychomotorikstunden. Sie ist optisch sehr schön gestaltet und sehr konkret formuliert. Sie gerät aber in die Nähe von Spielesammlungen, welche - wenn sie als »Karteikasten« verwendet werden - im Widerspruch zur Idee des Selbstbildungsprozesses stehen würde. Beim Lesen des Buches wird deutlich, dass das AutorInnenteam für die Psychomotorik brennt und seinen aktiven Beitrag zur Verbreitung der psychomotorischen Idee in Österreich geleistet hat und noch weiter tun wird (siehe www.valeo.at). Dieses Buch ist ein weiterer Beitrag dazu. Auch deshalb ist ihm eine zahlreiche Leserschaft zu wünschen. Dr. Richard Hammer DOI 10.2378 / motorik2016.art07d [ 39 ] Medien & Materialien 1 | 2017 Fischer, Klaus, Hölter, Gerd, Beudels, Wolfgang, Jasmund, Christina, Krus, Astrid, Kuhlenkamp, Stefanie: Bewegung in der frühen Kindheit. Fachanalyse und Ergebnisse zur Aus- und Weiterbildung von Fach- und Lehrkräften im Themenfeld Bewegung und Körperlichkeit in der Kindheitspädagogik. Springer, Stuttgart, 2016, 428 Seiten, €-49,99-(D) Die vorliegenden 428 Seiten eines siebenköpfigen HerausgeberInnenteams sind Ergebnis eines dreijährigen Verbundforschungsprojektes der Universität zu Köln, der Fachhochschule Dortmund, der Hochschule Koblenz und der Hochschule Niederrhein. Dieses Projekt: »BiK - Bewegung in der frühen Kindheit« ist Teil der bundesweiten Bemühungen um Professionalisierung und stärkere Strukturierung der Kindheitspädagogik. Getragen und unterstützt werden diese Bemühungen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Robert Bosch Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Jugendinstitut. Mit den 28 Beiträgen entstand ein Handbuch, in dem die wesentlichen Antworten zu finden sind auf Fragen, die man sich zum Thema »Bewegung in der frühen Kindheit« stellen könnte. Es beginnt mit der Erörterung des Bewegungsbegriffes, der in allen Bildungs- und Orientierungsplänen der Bundesländer als eigenständiger Bestandteil ausgewiesen ist und somit eine Grundlage für die pädagogische Praxis einerseits und die Aus- und Weiterbildung auf Fachakademie- und Hochschulebene andererseits darstellt. Bewegung ist eine anthropologische Grundkategorie und hat neben der Körperlichkeit eine fundamentale und verbindende Bedeutung für alle Entwicklungsdomänen. Damit stellt Bewegung nicht nur einen eigenen Gegenstand oder Bildungsbereich dar, sondern hat darüber hinaus eine bereichsübergreifende oder -verbindende Bedeutung im Bildungskontext. Auf diesen Grundüberlegungen basierend war es Ziel des Projektes, zur Neukonzeption eines fachspezifischen Qualifikationsprofils im Aus- und Weiterbildungsbereich für frühpädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte im Fachakademie- und Hochschulbereich in der Anforderungsstruktur des Deutschen und Europäischen Qualifikationsrahmens (DQR und EQR) zu kommen. In den Beiträgen dieses Buches werden zunächst die Ergebnisse der verschiedenen ForscherInnengruppen und Arbeitspakete dargestellt, um daraus Konsequenzen für das Feld der frühen Bildung und Förderung zu folgern. Perspektiven und angrenzende Fragestellungen runden das umfangreiche Werk ab. Im ersten Teil des Buches gewinnen wir fundierte Kenntnisse zu den vier Hauptkategorien bzw. Bedeutungsfeldern der Bewegung: Bewegung als Lerngegenstand, Bewegung als Medium des Lernens, Bewegung als Medium der Gesundheitserziehung und Bewegung als Medium der Entwicklungsförderung. Ein weiterer Artikel liefert Informationen über den Stellenwert von Bewegung in der frühpädagogischen Ausbildung und befasst sich mit dem Bewegungsverständnis der frühpädagogischen Fach- und Lehrkräfte, mit der Umsetzung des Themas Bewegung in der Kita- und Ausbildungspraxis und dem bewegungsspezifischen Aus- und Weiterbildungsbedarf der Bezugsgruppen. In weiteren Beiträgen werden Übereinstimmungen und Unterschiede in der Bewertung von Ziel- und Kernthemen der Fachkräfte im Vergleich zu curricularen Vorgaben in den Bildungsplänen deutlich gemacht. Anhand von biografischen Interviews von frühpädagogischen Fachkräften und Lehrenden an Fachschulen und Hochschulen werden subjektive Deutungen zu Bewegung und deren Motivationsstruktur erörtert und darüber hinaus Einflussfaktoren für die Umsetzung von Bewegung in der Kita dargestellt. Eine bundesweite Online-Analyse der Fort- und Weiterbildungsangebote im Bereich Bewegung schließt den ersten Abschnitt des Buches ab. Im zweiten Teil werden zunächst die Entwicklung, der Aufbau und die Handhabung der Datenbank »LitBik« dargestellt (abzurufen unter http: / / bik. netmarket.de). Diese enthält eine umfangreiche Sammlung sowohl wissenschaftlich theoretischer als auch anwendungsorientierter Literaturangaben. Es folgt die Erläuterung der Bedeutungsdimensionen von »Bewegung als anthropologische Grundkategorie«, die dem Forschungsprojekt und Qualifikationsprofil BiK zugrunde liegen. Darauf aufbauend wird ein Qualifikationsprofil für pädagogische Fachkräfte und Lehrende im kindheitspädagogischen Feld entwickelt. Daraus lässt sich beinahe konsequent folgern, dass die Diskussion über Alleskönnerin oder [ 40 ] 1 | 2017 Medien & Materialien Fachkraft in den Kitas unnötig ist. Kitas brauchen beides. Der folgende Beitrag wägt Chancen und Risiken im Bereich Bewegung ab und begründet den Weg einer bewegungsbezogenen Schwerpunktausbildung aufbauend auf dem Fundament der Regelausbildung bei grundsätzlicher Wertschätzung eines spezialisierten Teams in der Kindertagesstätte. In einem dritten Teil werden Querschnittsthemen (Kinder unter drei Jahren, Transitionsprozesse Kindergarten - Schule, Frauenberuf Frühpädagogische Fachkraft, Inklusion, Bewegungs- und Sportbiographien, Gesundheits- und Bewegungsstatus von Kindern und Jugendlichen, Bildungsforschung in der Spanne von Transparenz, Evidenz und Praktikabilität) behandelt, welche die Ergebnisse und Folgerungen des Gesamtprojektes um wesentliche Informationen ergänzen. Für alle Lehrenden, die in der Ausbildung und Lehre frühpädagogischer Fachkräfte tätig sind, sollte dieser umfangreiche Band, gespickt mit Artikeln von hoher Qualität, ein Muss sein, wobei die Einschränkung auf »frühpädagogisch« nicht so ernst genommen werden muss. Auch für »spätpädagogische« Fachkräfte finden sich wertvolle Informationen, welche bereichernd sind für Theorie und Praxis der Bewegung. Bilanzierend ist festzuhalten, dass sich die Ausgabe der Forschungsgelder und der persönliche Einsatz der vielen Beteiligten an diesem Forschungsprojekt dann gelohnt haben, wenn es gelingt, die zahlreichen Ergebnisse und Ideen, welches dieses Projekt kreiert hat, in die Praxis umzusetzen. Dr. Richard Hammer DOI 10.2378 / motorik2016.art08d Kurz vorgestellt Zimmer, Renate: Motoriktest für 4bis 6-jährige Kinder (MOT 4-6). 3. überarbeitete und neu normierte Auflage. Hogrefe, Göttingen, 2015, € 628 (D) Nach langer Überarbeitungszeit ist 2015 der MOT 4-6 von Renate Zimmer »als ein in Praxis und Forschung etabliertes und verbreitetes Verfahren zur Erfassung des motorischen Entwicklungsstandes von Kindern im Vorschulalter« erschienen (Zimmer 2015, Umschlag Manual). Als eines der wenigen standardisierten Testverfahren hat der Test in Deutschland in den vergangenen 27 Jahren vielfältige Anwendung gefunden. Unter Beibehaltung der Grundstruktur der Testaufgaben liegt der MOT 4-6 nun in einer völlig neu bearbeiteten Form vor. Wesentliche Veränderungen betreffen die Neu-Normierung, die Aufgabenbeschreibung und dazu gehörige Beobachtungskriterien. Zudem wurden das Manual und der Protokollbogen überarbeitet und erweitert. Im Manual ist eine anschauliche motodiagnostische Falldarstellung integriert, zu der ein ausführlich ausgefüllter Protokollbogen gute Hinweise sowohl zur möglichen qualitativen als auch quantitativen Auswertung gibt. Der stark erweiterte Protokollbogen trägt der Forderung, sowohl quantitative als auch qualitative Aspekte des Bewegungsverhaltens zu beurteilen, gut Rechnung. Herbei wird im Manual betont, dass das Verfahren den Ansprüchen einer Förderdiagnostik genügen soll (Zimmer 2015, 12). Als bedeutsame Überarbeitung ist die Neu-Normierung hervorzuheben, da die Vorgängerversion von Volkamer und Zimmer aus dem Jahre 1987 als veraltet eingeschätzt wurde. Die Neu-Normierung erstreckte sich über einen Zeitraum von knapp 10 Jahren (2003-2012) und wurde bundesweit anhand der Daten von 2.044 Kindern vorgenommen. Die Ergebnisse der umfangreichen Neu-Normierung werden im Manual ausführlich geschildert. Beibehalten wurde ferner - was für standardisierte Testverfahren eher eine Ausnahme bildet -, dass die Testmaterialien zwar als Paket käuflich erworben, sie jedoch unter strenger Beibehaltung der Maße auch selbst zusammengestellt werden können. Dies ist im ausführlichen Kapitel zu den Durchführungshinweisen, neben weiteren hilfreichen Kriterien zur Gestaltung der Untersuchungssituation (z. B. Einbindung der Testaufgaben in eine
