eJournals motorik 41/3

motorik
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0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2018
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Rezension: Welsche, Mone: Beziehungsorientierte Bewegungspädagogik.

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2018
Caterina Schäfer
Welsche, Mone: Beziehungsorientierte Bewegungspädagogik. Ernst Reinhardt Verlag, München, 2018, 160 Seiten, € 29,90 (D)
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[ 146 ] 3| 2018 Medien & Materialien Welsche, Mone: Beziehungsorientierte Bewegungspädagogik. Ernst Reinhardt Verlag, München, 2018, 160 Seiten, € 29,90 (D) Bewegung kann verschiedene Bedeutungsfelder haben und wird insbesondere im Kontext von Bildungs- und Entwicklungsprozessen als Medium verstanden. Über Körper und Bewegung können Kinder, Jugendliche und Erwachsene sich und die Welt erleben, mit anderen kommunizieren, Verbindungen schaffen und Beziehungen gestalten. Mit Beziehungsorientierte Bewegungspädagogik legt Mone Welsche, Bewegungstherapeutin und -pädagogin und Professorin für Entwicklungsförderung im Kindes- und Jugendalter, ein Grundlagenbuch mit Praxisimpulsen für Fachkräfte in pädagogischen Handlungsfeldern vor. Die Autorin möchte die Bewegungspädagogik nach Sherborne theoretisch fundieren und einer vielfältigen AdressatInnen-Gruppe erschließen. Nach einem Geleitwort von Gerd Hölter, der das Werk der englischen Leibeserzieherin Veronica Sherborne seit den 1960er Jahren skizziert und einordnet, leitet die Autorin mit drei Fallbeispielen sowie ihrem persönlichen Zugang zu den Grundsätzen und inhaltlichen Besonderheiten Sherbornes Arbeit ein. Diese werden im Folgenden systematisch mit u. a. der theoretischen Grundlage, den Zielen, Bausteinen und pädagogischen Prinzipien der Beziehungsorientierten Bewegungspädagogik dargestellt. In Kapitel 2 reichert die Autorin das Konzept um vier theoretische Aspekte als Fundierung an: eine bewegungsorientierte Perspektive (Funktionen der Bewegung nach Funke- Wieneke), eine beziehungsorientierte Perspektive, das Selbstkonzept sowie die Förderung über die Lebensspanne und bei verschiedenen Zielgruppen. Anschließend werden auf 49 Seiten insgesamt 72 Impulse mit vier verschiedenen Schwerpunkten erläutert, bunt bebildert dargestellt und mit Hinweisen für die Durchführung versehen. Körperwahrnehmung und -kontakt sind hier zentral und zeigen sich in den drei Beziehungsdimensionen Füreinander, Gegeneinander und Miteinander, über Erfahrungen durch überwiegend gemeinsames Wiegen, Schaukeln, Rollen, Rutschen, Tunneln, Balancieren, Klammern, Umarmen, Springen, Schwingen und Drücken. Im letzten Kapitel beschreibt und kommentiert die Autorin als Anwendungsbeispiele Gruppen für Mädchen und Jungen im Hort (1.-2. Schulklasse), kognitiv beeinträchtigte Mädchen und Jungen zwischen 6-10 Jahren, Mädchen zwischen 13-16 Jahren in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Eltern und ihre 3-4-jährigen Kinder, Frühförderung mit einem vierjährigen Jungen, inklusive Gruppe mit Kindern zwischen 4-10 Jahren, kognitiv beeinträchtigte Erwachsene, SeniorInnen in einer Alterseinrichtung. Literaturhinweise und ein Anhang mit einem Filmverzeichnis, Fortbildungsmöglichkeiten und einem Sachregister schließen das vorliegende Werk ab. Insgesamt liegt ein sehr gut strukturiertes und ansprechend gestaltetes Buch vor. Zahlreiche Grafiken und Tabellen veranschaulichen die theoretischen Grundlagen sowie Praxisbausteine. So ordnet z. B. Tabelle 6 Entwicklungsaufgaben, Bewegungsthemen und Beziehungsdimensionen den verschiedenen Altersgruppen vom Kleinst- und Kleinkind bis zu SeniorInnen zu. Zudem heben einheitliche Markierungen die Aspekte Beispiel, Definition, Merke und Zusammenfassung hervor und ermöglichen einen leicht zugänglichen Überblick über die Kapitel. Die Impulse für die Praxis sind mit Icons versehen, die auf übersichtliche Art und Weise anzeigen, ob das beschriebene Angebot als Einzel-, Partner- oder Gruppenaktivität zu verstehen und wie es thematisch einzuordnen ist (Körper-, Raumwahrnehmung und / oder Bewegungsqualität). Die zahlreichen Fotos von Kindern und Erwachsenen wirken qualitativ hochwertig und sinnvoll gewählt: Die dargestellten Aktivitäten lassen sich leicht erschließen. Als kostenfreies Zusatzmaterial steht ein Beobachtungsbogen auf der Verlagsseite als Download zur Verfügung. Der Autorin ist es über vielfältige Perspektiven, Bezüge und Hinweise in Theorie und Praxis gelungen, die Arbeit Sherbornes deutlich anzureichern und für eine breite und inklusive Zielgruppe zu öffnen. Pädagogische sowie therapeutische Fachkräfte können ein sehr gut aufbereitetes Grundlagenbuch erwarten, das mit einer anschaulichen Sammlung an Aktivitäten und kommentierten Stundenbeispielen dazu einlädt, sich mit der beziehungsorientierten Bewegungspädagogik intensiv zu beschäftigen und sie praktisch umzusetzen. Caterina Schäfer DOI 10.2378 / motorik2018.art26d