motorik
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0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
101
2018
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Editorial
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2018
Michael Wendler
Liebe Leserinnen, liebe Leser, Schriftspracherwerb wird heute als Basiskompetenz in einem kontinuierlichen Lernprozess gesehen, der Einsichten des Kindes in den unterschiedlichen Gebrauch von Sprache und ihrem Symbolsystem beinhaltet. Neben der richtigen Anwendung schließt dieser Prozess eine Denkentwicklung ein, die in modernen Gesellschaften für eine befriedigende Lebensführung, eine aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und kontinuierliches Weiterlernen über die gesamte Lebensspanne notwendig ist.
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[ 161 ] motorik, 41. Jg., 161, DOI 10.2378 / mot2018.art24d © Ernst Reinhardt Verlag 4| 2018 Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, Schriftspracherwerb wird heute als Basiskompetenz in einem kontinuierlichen Lernprozess gesehen, der Einsichten des Kindes in den unterschiedlichen Gebrauch von Sprache und ihrem Symbolsystem beinhaltet. Neben der richtigen Anwendung schließt dieser Prozess eine Denkentwicklung ein, die in modernen Gesellschaften für eine befriedigende Lebensführung, eine aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und kontinuierliches Weiterlernen über die gesamte Lebensspanne notwendig ist. Der Erwerb der Schriftsprache ist Gegenstand unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen. Im Kontext psychomotorischer / motologischer Fragestellungen hat der Teilbereich »Grafomotorik« eine lange Tradition. Während der Begriff in den Anfängen fast ausschließlich auf die eher technisch motorischen Abläufe, die Feinmotorik der Hände fokussiert wurde, machen neuere Erkenntnisse zur Schriftspracherwerbsforschung deutlich, dass Schriftspracherwerb als ganzheitlicher Entwicklungs- und Lernprozess zu verstehen ist. Diese aktuelle Diskussion wird in dem vorliegenden Schwerpunktheft zur »Grafomotorik« geführt und von Michael Wendler als konzeptionelle Grundlage für den Schriftspracherwerb von Kindern fachtheoretisch aufgearbeitet. Die Komplementarität von Lateralität, Sprache und Kognition und ihre Bedeutung für den Erwerb der Kulturtechniken werden aus neurowissenschaftlicher Perspektive von Klaus Fischer dargestellt. Die Förderung grafomotorischer Fähigkeiten stellt eine Zielsetzung in unterschiedlichen Arbeitsfeldern dar und wird im Forum diskutiert. Kathrin Meiners ermutigt, Spuren von Sprache, Symbol und Schrift im Kindergarten körper- und bewegungsorientiert zu entdecken. Die Gestaltung des Unterrichts zur Förderung grafomotorischer Kompetenzen innerhalb der Schrifteinführung in der Grundschule macht Bruno Mock auf Grundlage der Erfahrungen mit der kürzlich in der Schweiz eingeführten Basisschrift deutlich. Judith Sägesser Wyss, Caroline Sahli Lozano und Liana Joëlle Simovic stellen den multifaktoriellen Umgang mit grafomotorischen Kernproblemen detailliert dar. Anregungen zum Einsatz von Joghurtbechern als förderdiagnostische Alltagsmaterialien gibt Michael Wendler im Praxistipp. Schließlich bietet Christina Reichenbach einen Überblick über aktuelle diagnostische Verfahren zur Grafomotorik und fasst diese anschaulich zusammen. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen in der Auseinandersetzung. Michael Wendler
