eJournals motorik 41/2

motorik
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0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/mot2018.art18d
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Rezensionen: Laging, Ralf: Bewegung in Schule und Unterricht. Anregungen für eine bewegungsorientierte Schulentwicklung.

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Richard Hammer
Laging, Ralf: Bewegung in Schule und Unterricht. Anregungen für eine bewegungsorientierte Schulentwicklung. Kohlhammer, Stuttgart, 2017, 181 Seiten, € 29,00 (D)
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[ 96 ] 2| 2018 Medien & Materialien [ MEDIEN uND MATERIALIEN ] Rezensionen Laging, Ralf: Bewegung in Schule und unterricht. Anregungen für eine bewegungsorientierte Schulentwicklung. Kohlhammer, Stuttgart, 2017, 181 Seiten, € 29,00 (D) Mit der Reihe »Brennpunkt Schule« gibt sich der Verlag W. Kohlhammer den Auftrag, all die Facetten von Schule aufzugreifen, »die die Institution Schule jenseits engerer Unterrichtsgestaltung prägen und häufig entscheidend belasten. Im Mittelpunkt stehen dabei Schwierigkeiten und Probleme, aber auch die großen Handlungschancen, an denen die Schule als soziale Institution und sozialer Raum scheitert oder wächst« (Verlagstext). In diesem Kontext widmet sich Ralf Laging dem Thema »Bewegung in Schule und Unterricht«, wobei er dieses »Bewegen« auf zwei Ebenen deutet: bewegen muss sich die Institution Schule und bewegen müssen sich auch die Akteure - das eine bedingt das andere. Das Buch geht der Frage nach, »wie sich Bewegung, Spiel und Sport in den Schultag integrieren lassen und wie dabei Lernen und Leben, Unterricht und Angebot im Rahmen einer Schulentwicklung bewegungsorientiert (mit-)gestaltet werden können« (Klappentext). Im 1. Kapitel wird Bewegung als Basiskompetenz der Weltbegegnung und Welterschließung dargestellt. Im Einzelnen geht es um Bewegen als Weltbegegnung, Bewegung und Raum, Bewegung und Wahrnehmen, Bewegung und Lernen, Bewegung und Entwicklung, Bewegung und Bildung. Der Text greift dabei auf philosophische und psychologische Grundlagentexte zurück, die auch in der Theoriediskussion der Psychomotorik eine bedeutende Rolle spielen. In Kapitel 2 werden Studien vorgestellt, welche ein Licht auf den Umfang der Bewegungsaktivitäten von Kindern und Jugendlichen und deren motorische Leistungsfähigkeit werfen. Der Autor teilt nicht die aktuell medial vermittelte Ansicht, dass sich Kinder und Jugendliche zu wenig bewegen und deshalb übergewichtig sind und krank werden (vereinfacht ausgedrückt). Die Kinder sind eine »vergleichsweise gesunde und insgesamt auch aktive Altersgruppe« und es muss betont werden, »dass Kinder zu 85 % nicht übergewichtig sind« (45). Internationale wie nationale Studien weisen zudem darauf hin, dass es »weder zwischen Fernsehkonsum und sportlicher Aktivität noch zwischen Computernutzung und sportlicher Aktivität (…) Zusammenhänge zu verzeichnen gibt« (45). Wenig besorgniserregend scheint die Tatsache zu sein, dass sich die Anzahl der Übergewichtigen seit den 1990er Jahren um 50 % erhöht hat (Robert Koch Institut 2008) und dass diese Zahlen für die 11bis 17-jährigen weiter auf hohem Niveau stagnieren (nach www.bzga-kinderuebergewicht.de). Im 3. Kapitel werden Konzepte einer »Bewegten Schule« vorgestellt und Handlungsfelder im Rahmen einer bewegungsorientierten Schulentwicklung systematisiert. Dabei geht der Autor zurück auf die ersten Modelle aus den 1990er Jahren in der Schweiz und in Österreich und stellt Studien zu diesem Thema vor, deren Ergebnisse jedoch als »sehr heterogen und oft widersprüchlich« bezeichnet werden (92). Anregung für die Praxis gibt das 4. Kapitel, in dem Instrumente der Schulentwicklung und der Schulentwicklungsforschung dargestellt werden, mit dem Ziel »die beschriebenen Konzepte der Bewegten Schule in ein vernetztes Modell der bewegungsorientierten Schulentwicklung zu überführen« (95). An konkreten Beispielen wird aufgezeigt, welche Wege die Leitung und das Kollegium einer Schule gehen müssen, um eine bewegungsorientierte Schulkultur zu etablieren. Eine besondere Chance bietet dafür die Ganztagsschule: es gibt mehr [ 97 ] Medien & Materialien 2| 2018 Zeit für Bewegung. Im 5. Kapitel wird die besondere Situation der Ganztagsschulen analysiert und der Frage nachgegangen, wie eine Ganztagsschule bewegungsorientiert und integrativ gestaltet werden kann, vor allem im Hinblick auf ausreichende Kooperationen für Bewegungsangebote in Schulzeit und Freizeit (hier insbesondere die Bedeutung der Sportvereine). Konkrete Handlungsfelder für Schule und Unterricht werden schließlich im 6. Kapitel dargestellt: Bewegungsanlässe schaffen, Schule als Bewegungs- und Ruheraum, Bewegungsraum, Schulgebäude, Bewegtes Lernen und Unterrichten, Bewegtes Sitzen, Rhythmisierung im bewegten Schulalltag, Sport- und Bewegungskulturfeste, Bewegter Sportunterricht. Als Fazit für das gesamte Buch könnte man einen Satz aus dem letzten Kapitel zitieren: »Die Schule kann durch eine förderliche Bewegungsorientierung für Kinder und Jugendliche einen Beitrag zu einem bewegungsaktiven Lebensstil leisten« (159 f ). Sie muss es nur tun. Richard Hammer DOI 10.2378 / motorik2018.art18d Kurz vorgestellt Zimmer, Renate; Hunger, Ina (Hrsg.): Gut starten. Bewegung - Entwicklung - Diversität. Hofmann, Schorndorf, 2018, 400 Seiten, € 28,90 (D) In Bildungsinstitutionen und im Alltag begegnen uns ganz verschiedene Kinder. Sie sind unterschiedlich, auf ihre Herkunft, ihre Erfahrungen und ihren Entwicklungsstand bezogen. Sie sind verschieden, in dem was sie können und wollen. Sie sind heterogen bezüglich ihrer Sorgen, Ängste und Hoffnungen. Der Umgang mit dieser Diversität stellt pädagogische Fachkräfte vor Herausforderungen. Diversität kann als Chance oder als Bürde empfunden werden, sie kann den Alltag bereichern oder ihn belasten. Bewegung, Spiel und Sport schaffen in diesem Kontext besondere Möglichkeiten, um mit unterschiedlichen Voraussetzungen umzugehen, um die individuellen Talente und Ressourcen der Kinder zu entdecken und ihre Entwicklung zu fördern. Der 10. Kongress »Bewegte Kindheit« befasste sich mit diesen aktuellen gesellschaftlichen und bildungspolitischen Herausforderungen. Er fragte nach sozialen Ungleichheiten und deren Ursachen sowie nach bildungsbezogenen Chancen von Kindern aus verschiedenen Milieus und Kulturen. Er zeigte aber auch in mehr als 150 Vorträgen, Workshops und Seminaren Möglichkeiten auf, wie durch handlungs- und bewegungsorientierte Zugänge Kinder in ihrer ganzheitlichen Entwicklung begleitet, gestützt und gefördert und so ihre Chancen auf soziale Teilhabe gestärkt werden können. Die vorliegende Dokumentation des 10. Osnabrücker Kongresses »Bewegte Kindheit« gibt einen großen Teil der hier gehaltenen Vorträge, Seminare und Workshops wieder. Zu den Autorinnen und Autoren gehören u. a. Timm Albers, Klaus Bös, Joachim Bauer, Ursula Carle, Klaus Fischer, Wassilios E. Fthenakis, Christine Graf, Gabriele Haug-Schnabel, Ina Hunger, Astrid Kaiser, Astrid Krus, Gisela Lück, Nils Neuber, Ilse Wehrmann, Christian Wulff, Renate Zimmer. (Verlagstext)