motorik
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0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/mot2019.art25d
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2019
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Praxistipp: Landart - Fantastische Kunstwerke in und mit der Natur
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2019
Steffi Kreuzinger
Landart ist eine hervorragende Möglichkeit, um Natur intensiv zu erleben. Die Natur bietet nicht nur ein unermessliches Atelier, sie liefert auch alle Materialien und inspiriert zu fantastischen Werken. Wahrnehmung, Bewegung und Gestalten lassen sich hier wunderbar verbinden. Die Idee ist naheliegend, auch mit Kindern und Jugendlichen kleine Kunstwerke aus Naturmaterialien zu bauen: Viele Kinder gestalten von selbst in und mit der Natur. Durch motivierende Anleitungen und eine anschließende Vernissage der Kunstwerke können ihre Freude und Kreativität beim Bauen gesteigert und in neue Richtungen gelenkt werden (Ökoprojekt MobilSpiel e.V. o. J.). Hier bewährt es sich, ein Thema vorzugeben: eher konkret für Jüngere, wie z. B. »Fabelwesen« oder »Zwergenbehausungen«, oder abstrakter für Ältere, wie z. B. »Veränderung«. Inspirierende, geheimnisvolle Orte, die möglichst vielfältige Materialien bieten, sind dabei förderlich, müssen aber nicht sein. Meist ist den Teilnehmenden das Bauen wesentlich wichtiger als das Ergebnis. Wenn die Kunstwerke hinterher zurückgelassen werden müssen, ist das für sie nicht schwierig. Die Kinder und Jugendlichen nehmen ein inneres Bild mit und eine intensive Erinnerung, manchmal auch ein Foto. [...]
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[ 146 ] 3| 2019 Praxistipp [ PRAXISTIPP ] Landart - Fantastische Kunstwerke in und mit der Natur Landart verbindet Wahrnehmung, Bewegung und Gestalten Landart ist eine hervorragende Möglichkeit, um Natur intensiv zu erleben. Die Natur bietet nicht nur ein unermessliches Atelier, sie liefert auch alle Materialien und inspiriert zu fantastischen Werken. Wahrnehmung, Bewegung und Gestalten lassen sich hier wunderbar verbinden. Die Idee ist naheliegend, auch mit Kindern und Jugendlichen kleine Kunstwerke aus Naturmaterialien zu bauen: Viele Kinder gestalten von selbst in und mit der Natur. Durch motivierende Anleitungen und eine anschließende Vernissage der Kunstwerke können ihre Freude und Kreativität beim Bauen gesteigert und in neue Richtungen gelenkt werden (Ökoprojekt MobilSpiel e.V. o. J.). Hier bewährt es sich, ein Thema vorzugeben: eher konkret für Jüngere, wie z. B. »Fabelwesen« oder »Zwergenbehausungen«, oder abstrakter für Ältere, wie z. B. »Veränderung«. Inspirierende, geheimnisvolle Orte, die möglichst vielfältige Materialien bieten, sind dabei förderlich, müssen aber nicht sein. Meist ist den Teilnehmenden das Bauen wesentlich wichtiger als das Ergebnis. Wenn die Kunstwerke hinterher zurückgelassen werden müssen, ist das für sie nicht schwierig. Die Kinder und Jugendlichen nehmen ein inneres Bild mit und eine intensive Erinnerung, manchmal auch ein Foto. Im Vordergrund stehen die Freude am eigenen Tun, das Begreifen von Natur und das Schaffen von Beziehungen. Es geht weniger darum, etwas vollkommen Neues in höchster künstlerischer oder handwerklicher Perfektion zu bauen. Die Natur selbst, der spielerische Zugang zu ihr und die natürliche Ästhetik des Materials erleichtern den kreativen Schaffensprozess. Es gibt kein richtig oder falsch, auch keine Noten oder andere Bewertungen. Die Blätter gehen nie aus, die Federn werden nicht stumpf, Farben trocknen nicht ein, der Radierer ist die Hand, Material gibt es in Hülle und Fülle (Abb. 1). Große und kleine KünstlerInnen nehmen den Ort mit wachen und offenen Sinnen wahr. Beim Bauen in der Natur vergessen wir die Zeit völlig. Nichts ist wichtiger als der Augenblick und die intensive Erfahrung des Jetzt. Allerdings kann man nass werden und die Werke selten in die Hosentasche packen. Landart als Methode der (Umwelt-)Bildung ist eine bunte, erlebnisreiche Kunst aus einer Mischung von Natur erfahren und erkunden, sich bewegen, Abenteuerspiel und bauen dort, wo einem frischer Wind um die Nase weht. Landart ist dennoch mit Worten nicht ganz zu beschreiben, es ist mehr als die Summe der genannten Teile. Dieses »Mehr« gilt es selbst zu erleben. Abb. 1: Kreatives Gestalten (Fotos: Steffi Kreuzinger) Ziel solcher Landartprojekte ist es, Kinder und Jugendliche für die Natur zu begeistern und sie für einen sanften Umgang mit der Natur zu sensibilisieren (mehr Information unter www.oekopro jekt-mobilspiel.de). Sie können dabei ihre Kreativität und ihre sozialen sowie motorischen Kompetenzen fördern (Abb. 2). Landart ist eine in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts entstandene Kunstrichtung als Gegenbewegung zur musealen Vermarktung von Kunstwerken; sie ist durch Gestaltung der Natur, in der Natur oder mit der Natur charakterisiert. Bedeutende Landartkünstler sind Andy Goldsworthy, Robert Smithon oder Nils Udo (Landart - Naturkunst o. J.) [ 147 ] Praxistipp 3| 2019 Für Landartprojekte in der Bildungsarbeit sind weder eine besondere künstlerisch-ästhetische Vorbildung nötig noch eine außergewöhnliche Kreativität. Freude an der Natur und die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen, sind die wichtigsten Voraussetzungen. Wenn Kinder Zauberwesen (Abb. 3), Miniaturlandschaften oder Ungeheuer bauen oder Jugendliche Skulpturen zu ihnen wichtigen Lebensthemen gestalten, ist das aus unserer Sicht ebenso Landart wie abstrakte Kunstwerke großer KünstlerInnen. Als Einstieg bieten sich Mandalas aus Naturmaterialien oder Türme aus flachen Steinen an (Güthler et al. 2001). Bunte Blätter und Früchte lassen sich als Schlangen aneinander reihen. Schnee bietet ein unerschöpfliches Gestaltungsmaterial und lässt sich zu Fantasiefiguren formen. Literatur Güthler, A., Lacher, K., Kreuzinger, S. (2001): Landart für Kinder - Fantastische Kunstwerke in und mit der Natur. Praxistipps für LehrerInnen und UmweltpädagogInnen. Broschüre im Eigenverlag. In: https: / / www.lbv-shop. de/ landart-fuer-kinder, 20.12.2018 Landart - Naturkunst (o. J.): In: https: / / www.digital-nature.de/ landart/ natur kunst.html, 05.03.2019 Ökoprojekt MobilSpiel e.V. (o. J.): LandArt - PerspektivenWechsel. In: https: / / www.praxis-umweltbildung.de/ land art_web.php, 20.12.2018 Steffi Kreuzinger DOI 10.2378 / mot2019.art25d Abb. 3: Gesicht Abb. 2: Reihe
