eJournals motorik 42/3

motorik
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0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/mot2019.art29d
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2019
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Medien & Materialien: Wolf, Benajir: Sinnverstehende Psychomotoriktherapie mit Erwachsenen

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2019
Richard Hammer
Wolf, Benajir: Sinnverstehende Psychomotoriktherapie mit Erwachsenen. Ernst Reinhardt, München/Basel, 2019, 142 Seiten, € 29,90 (D) Die Autorin stellt in der Einleitung ihr Buch die »Sinnverstehende Psychomotoriktherapie mit Erwachsenen« als erste psychoanalytisch fundierte Therapiemethode für die psychomotorische Arbeit mit Erwachsenen vor. Beeinflusst durch den Verstehenden Ansatz wie auch durch psychoanalytische Konzepte der Körperpsychotherapie wird eine »bedeutungsgenerierende Methode für die Arbeit mit Erwachsenen in Psychomotorik und Motologie« entwickelt.
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[ 153 ] Medien und Materialien 3| 2019 Wolf, Benajir: Sinnverstehende Psychomotoriktherapie mit Erwachsenen. Ernst Reinhardt, München/ Basel, 2019, 142 Seiten, € 29,90 (D) Die Autorin stellt in der Einleitung ihr Buch die »Sinnverstehende Psychomotoriktherapie mit Erwachsenen« als erste psychoanalytisch fundierte Therapiemethode für die psychomotorische Arbeit mit Erwachsenen vor. Beeinflusst durch den Verstehenden Ansatz wie auch durch psychoanalytische Konzepte der Körperpsychotherapie wird eine »bedeutungsgenerierende Methode für die Arbeit mit Erwachsenen in Psychomotorik und Motologie« entwickelt. Im ersten Teil werden die Grundlagen der sinnverstehenden Psychomotoriktherapie (PMT) verortet und ihr Entstehungszusammenhang von der »funktionalen zur sinnverstehenden Perspektive« dargelegt. Die Darstellung von früheren motologischen Konzepten für die Arbeit mit Erwachsenen bahnt den Weg zum eigenständigen Ansatz der »Sinnverstehenden Psychomotoriktherapie«, die dem psychoanalytischen Krankheits- und Behandlungskonzept nahesteht. Abgeschlossen wird dieser Teil mit einem kurzen Überblick über körperpsychotherapeutische Verfahren (analytische Tanztherapie, Analytische Körperpsychotherapie und Konzentrative Bewegungstherapie). Der zweite Teil widmet sich dem Konzept und der Methode der Sinnverstehenden Psychomotoriktherapie. Die Autorin geht dabei ein auf die Themen »Verstehen und Nicht-Verstehen«, »Menschen- und Körperbild« sowie auf die »Persönliche Grundhaltung«, aus der heraus durch »einfließende Profession« die therapeutische Haltung - als bedeutungs- und sinnvoller Teil des Therapieprozesses - entwickelt wird (55). Ein kurzes Kapitel befasst sich mit dem Körper »als Resonanzinstrument in Systemfeldern«, als »Medium, um auf die psychophysische Verfassung einzuwirken« und als »Dialogpartner mit dem Unbewussten«. Im ausführlichen Kapitel 11 werden Interventionen der PMT dargestellt, die das »Verstehen der unbewussten Wirklichkeit des Patienten und eine daraus resultierende heilsame Leidensminderung« ermöglichen (67). Dazu gehören: freie Assoziationen, Reinszenierungen, gleichschwebende Aufmerksamkeit, Abstinenz und Agieren sowie gemeinsame Deutungsarbeit. Für das therapeutische Handeln der PMT (Kapitel 12) gilt, dass es weder ein festgelegtes Repertoire an Übungen noch einen gesetzten Ablauf gibt. »Angebote und Interventionen werden aus dem Prozessverlauf heraus generiert«-(81). Die beiden folgenden Kapitel gehen ein auf die therapeutische Beziehung und das Setting, in dem die PMT stattfindet. In Kapitel 15 werden sehr praxisnah therapeutische Prozesse für verschiedene Krankheitsbilder (Magersucht, Alkoholsucht, Kriegstraumata) und unterschiedliche Altersgruppen (Junges Erwachsenenalter, Mittleres Erwachsenenalter, Hohes Erwachsenenalter und Lebensende) dargestellt. In ihrem Fazit schreibt die Autorin, dass die sinnverstehende PMT den Kern der Psychoanalyse in eine körperzentrierte Methode umsetzt, »welche die Handschrift der Psychomotorik trägt. Damit folgt sie anderen analytischen Körper- und Bewegungstherapien wie der analytischen Tanztherapie oder der Konzentrativen Bewegungstherapie« (130). Und dies alles auf 140- Seiten. Die vielfältigen Theoriebausteine werden in der Regel nur kurz angerissen und verlangen kundige LeserInnen zu den Entwicklungsmodellen von Freud und Erikson, zu Winnicott, zu psychoanalytischen Fachbegriffen wie Übertragung, Gegenübertragung, Abwehrmechanismen u. a. Die eingestreuten Praxisbeispiele reichen nicht aus, um sich wirklich ein Bild von einer neuen psychoanalytisch fundierten Therapiemethode für die psychomotorische Arbeit mit Erwachsenen zu machen. Das Buch könnte aber - wie es von der Autorin abgeschlossen wird - »allen Leserinnen und Lesern Lust gemacht haben, sich mit ihren Patienten auf die Sinnsuche zu begeben, den Grat zwischen Neugier und Angst mutig zu begehen und das Nicht-Verstehen auszuhalten. Jeder Verstehensprozess bringt den Patienten näher zu sich, bringt die Therapeutin näher an ihre eigene Geschichte und knüpft ein ganz besonderes Band zwischen zwei Sinnsuchenden« (133). Richard Hammer DOI 10.2378 / mot2019.art29d