eJournals motorik 42/4

motorik
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0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/mot2019.art33d
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2019
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Forum Psychomotorik: Bewegung aus dem Koffer

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2019
Johanna Fenke
Bewegung ist wichtig für eine gesunde Entwicklung des Kindes und verzeichnet zudem positive Effekte auf den Lernerfolg. Daher darf auch in der Schule Bewegung nicht fehlen. Um den in Deutschland überwiegend sitzenden Schulalltag mehr mit Bewegung zu füllen, wurde eine Handreichung zusammengestellt, welche – angepasst an den Lehrplan Nordrhein-Westfalens (NRW) – verschiedene Übungen und Spielmöglichkeiten aufzeigt, Bewegung in den schulischen ­Unterricht zu integrieren. Die Materialien für diese Übungen und Spiele wurden von der Autorin unter ästhetischen Gesichtspunkten sorgfältig ausgewählt und in einem Koffer gesammelt, sodass dieser in der Klasse griffbereit ist und flexibel eingesetzt werden kann.
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Zusammenfassung / Abstract Bewegung ist wichtig für eine gesunde Entwicklung des Kindes und verzeichnet zudem positive Effekte auf den Lernerfolg. Daher darf auch in der Schule Bewegung nicht fehlen. Um den in Deutschland überwiegend sitzenden Schulalltag mehr mit Bewegung zu füllen, wurde eine Handreichung zusammengestellt, welche-- angepasst an den Lehrplan Nordrhein-Westfalens (NRW)-- verschiedene Übungen und Spielmöglichkeiten aufzeigt, Bewegung in den schulischen Unterricht zu integrieren. Die Materialien für diese Übungen und Spiele wurden von der Autorin unter ästhetischen Gesichtspunkten sorgfältig ausgewählt und in einem Koffer gesammelt, sodass dieser in der Klasse griffbereit ist und flexibel eingesetzt werden kann. Schlüsselbegriffe: Bewegung im Unterricht, Förderung, Spiel, Handreichung, Koffer, Schuleingangsphase Movement out of a suitcase-- a collection of material to implement more movement in daily school life Movement is of great importance for a healthy human development. Positive effects have also been ascertained in learning success. Therefore movement belongs in daily school life. This article presents ideas and options to fill the mostly seated school life in Germany with more movement. A manual was compiled which includes curriculumcoordinated exercises and games which implement more movement into daily classes. The materials for these exercises and games were carefully selected by the author from an aesthetic point of view and collected in a suitcase that can be stored in the classroom so it is handy and easy to use adjustably during a lesson. Key words: movement during lessons, primary school, games, exercise, manual, suitcase [ FORUM PSYCHOMOTORIK ] [ 179 ] motorik, 42. Jg., 179-184, DOI 10.2378 / mot2019.art33d © Ernst Reinhardt Verlag 4| 2019 Bewegung aus dem Koffer Eine Materialsammlung zur Erleichterung der Integration von mehr Bewegung in den Schulalltag Johanna Fenke Es wäre wünschenswert, dass sich Äußerungen wie diese in Zukunft häuften und die Bewegung integraler Bestandteil des alltäglichen Unterrichtens wird. Schule wird mit einem mit Sitzgelegenheiten möblierten Klassenzimmer in Verbindung gebracht. Dass Lernen ein aktiver Prozess ist, der selbsttätiges Handeln und Freiheit zur Bewegung im Raum erfordert, findet in der allgemeinen, deutschen Unterrichtspraxis nach wie vor wenig Beachtung (Beins 2007, 44). Es handelt sich hierbei jedoch nicht um eine Problematik, die sich ausschließlich im Kontext Schule darstellt. So stellt mangelnde Bewegung eines der größten Gesundheitsprobleme der heutigen Gesellschaft dar. Der »Sitzmarathon« im Alltag vieler Menschen kann zu verminderter Atemfunktion, einer Unterversorgung des Hirns mit Sauerstoff und zu einer Minderversorgung des Körpers mit Nährstoffen führen (Anrich et al. 2011, 10). Vor diesem Hintergrund ergibt sich die besondere Wichtigkeit, sich der Problematik frühzeitig zu stellen. Zudem belegen pädagogisch-psychologische Studien, dass ein Abstieg der Schulfreude und »[…] die Stunde war ganz schön lang, aber wir mussten ja nicht die ganze Zeit stillsitzen, deshalb war es gar nicht anstrengend« (Berry 2013, 59). des Wohlbefindens zu verzeichnen sind (Hascher 2004, 8). Um diesem Rückgang entgegenzuwir- [ 180 ] 4| 2019 Forum Psychomotorik ken, erscheint es sinnvoll, den Unterricht aktiver und spielerischer zu gestalten. Vor allem Körper- und Bewegungswahrnehmungen haben aus ästhetischer Sicht einen positiven Einfluss auf die Lern- und Erfahrungswelt der Kinder (Heyl/ Schäfer 2016, 35). Bewegung ist förderlich und Voraussetzung für ästhetisches Lernen Wissenschaftlich konnten die zahlreichen positiven Effekte von Bewegung auf das Lernen längst nachgewiesen werden. So weisen Lernende im bewegungsorientierten Unterricht eine erhöhte Konzentrationsfähigkeit auf, haben mehr Freude am Lernen selbst, sind kontaktfreudiger, zeigen weniger aggressives Verhalten und auch das SchülerInnen-LehrerInnen-Verhältnis gestaltet sich deutlich entspannter (Zepter 2013, 318). Insgesamt werden die sozialen Kompetenzen von SchülerInnen durch den Einbezug von Bewegung in den Unterricht gestärkt (Müller / Petzold 2003, 103). Bewegung ist, ebenso wie das Erfahren der Welt mit allen Sinnen, ein Grundbedürfnis von Kindern (Zimmer 2012, 78). Durch ein Lernangebot, welches alle Sinne beansprucht, wird die Informationsverarbeitung optimiert und das Lernen gleichzeitig attraktiv gestaltet (Oppolzer 2004, 30). Bewegung unterstützt den Sprachprozess und durch die Wahrnehmung und Orientierung im Raum kann das mathematische Verständnis gefördert werden (Oppolzer 2004, 30). Weitere Teilziele und Komponenten der umfassenden Bewegungserziehung sind zudem (Müller 2010, 42 f ): ■ Förderung der sinnlichen Wahrnehmung ■ Herausbildung von Sozial- und Selbstkompetenz ■ Erhöhung der Sensibilität für den eigenen Körper und Verstärkung emotionalen Erlebens ■ stärkere Einbeziehung des kinästhetischen Analysators beim kognitiven Lernen ■ Schulung der Koordination ■ Verbesserung der Körperhaltung ■ Förderung der Bewegungssicherheit. Um das Lernen angemessen zu unterstützen, soll ein Zusammenwirken aus Bewegung, Wahrnehmung, Denken, Erleben und Handeln angestrebt werden (Müller 2010, 42 f ). Das Lernen mit möglichst vielen sensorischen Erfahrungen zu verknüpfen, ist für einen bewegungsfreundlichen Unterricht ausschlaggebend (Müller 2010, 42; 54). Nach Piagets Auffassung, dass sensomotorische Erfahrungen eine wesentliche Bedingung für das Lernen darstellen, können psychomotorische bzw. bewegende Elemente im Unterricht dazu verhelfen, den Einstieg in das Schulleben zu erleichtern (Zimmer 2012, 193 f ). Gerade weil Kinder über die Auseinandersetzung mithilfe des Körpers, über das Ausprobieren und Nachahmen sowie über konkrete Erfahrungen lernen, ist die Durchführung eines bewegungs- und handlungsorientierten Unterrichts sinnvoll (Köckenberger 2016, 19). Auslöser für Lernen muss eine Wahrnehmung sein, die in Konkurrenz zu den zahllosen anderen Reizen, die dauernd auf den Organismus einströmen, signalisiert, hier lohnt sich eine besondere Aufmerksamkeit und Aktivität. John Dewey spricht von Erfahrungen im vitalen Sinne und meint Situationen und Episoden, die in der Erinnerung als Erlebnis auftauchen (Kahlert et al. 2006, 19 ff ). Durch die Implementierung von Bewegung während des Unterrichts besteht die Möglichkeit für SchülerInnen, erfahrungsbezogene und sinnliche Zugänge zu erschließen und die Informationsverarbeitung zu optimieren (Müller 2010, 54). Dieser Artikel präsentiert eine Möglichkeit, wie Bewegung und sinnliche Erfahrung im Unterricht umgesetzt und implementiert werden können. Erstellt wurde eine Handreichung, die Möglichkeiten beinhaltet, mehr Bewegung und Spiel in den Unterricht einer Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung einzubringen. Sie fokussiert auf die Schuleingangsphase, da gerade der Wechsel vom Kindergarten in die Schule eine große Umstellung für die SchülerInnen bedeutet und die Implementierung von kindgerechten Bewegungseinheiten dem Bewegungsdrang der SchülerInnen entgegenkommt. Das Ziel dabei ist es, eine Verbindung zwischen den wissenschaftlichen Erkenntnissen und der schulischen Praxis zu schaffen, die es Lehrkräften auf unkomplizierte Weise ermöglicht, die positiven Effekte von Bewegung für ihren Unterricht zu nutzen. [ 181 ] [ 181 ] Fenke • Bewegung aus dem Koffer 4| 2019 Bedeutung des Spiels in der Schule Klaus Miedzinski und Klaus Fischer (2006, 57) weisen darauf hin, »dass das Spielen, das in den vorschulischen Einrichtungen von zentraler Bedeutung sei, in der Schule fortgeführt werden müsse«. Es leistet besonders in der Schuleingangsphase ein entscheidendes Gegengewicht zu den neuen Anforderungen (Miedzinski / Fischer 2006, 57). Spiele bieten eine wunderbare Möglichkeit, Lerninhalte interessant und spannend zu gestalten. Auch das Üben in Form von bewegten Spielen wird von SchülerInnen gegenüber dem herkömmlichen Abfragen, welches durch Fragen und Antworten gekennzeichnet ist, bevorzugt (Miedzinski / Fischer 2006, 57). Zudem ist das Spiel Teil eines »künstlerisch-ästhetischen Prozesses«, in denen Kinder neue Ausdrucksmöglichkeiten finden können (Heyl/ Schäfer 2016, 179). Das Spiel stellt die Urform der Weltwahrnehmung eines Kindes dar. Dadurch kann es die Wahrnehmungen verarbeiten und strukturieren (MFKJKS / MSW 2016, 21). Es erhält durch das Spiel die Möglichkeit, selbstbestimmt zu lernen, sich emotional zu beteiligen und geistigen sowie körperlichen Kraftaufwand einzusetzen (MFKJKS / MSW 2016, 22). Im Spiel erfahren die Kinder, dass sie »handlungs- und entscheidungsfähig sind« (Heyl/ Schäfer 2016, 179). Im Sinne der ästhetischen Bildung stehen Möglichkeiten der Entfaltung zum kreativen Denken im Vordergrund und nicht die Erstellung eines Produktes (Heyl/ Schäfer 2016, 179). Weiterhin verhelfen Bewegungsspiele dem Kind, den Körper bewusster wahrzunehmen, und fördern zudem das innere und äußere Gleichgewicht (Zimmer 2014, 53). Durch pantomimische Spiele und andere Darstellungsformen gewinnen sie soziale und ästhetische Bewegungserlebnisse (Beins 2007, 43 f ). Die genannten Erfahrungen sind für die Entwicklung der Selbstwahrnehmung unerlässlich (Beins 2007, 43 f ). Die intrinsische Motivation, die Selbststeuerung und die Erfahrung von Selbstwirksamkeit sind kontinuierliche Faktoren des Spiels in der ästhetischen Bildung (Heyl/ Schäfer 2016, 24). Dies sind alles wichtige Argumente, welche die Implementierung von mehr Spielen in der Schule stützen. Fritz und Keller (1993) fordern das Spiel sogar als Unterrichtsfach für die Grundschule mit der Begründung der fehlenden Handlungserfahrungen, fehlenden sozialen Erfahrungen sowie der schwachen emotionalen Stabilität der SchülerInnen, um den Herausforderungen in der Schule entgegenzutreten (Miedzinski / Fischer 2006, 57). Bewegung im Klassenzimmer Wahrnehmung und Bewegung sind für viele kognitive Funktionen von enormer Bedeutung (Born / Bašić 2017, 156). Ulrike Ungerer-Röhrich (2003, 100) begründet und hält fest, dass so gut wie jedes Unterrichtsfach bewegt gestaltet werden kann und sollte. Auch Städtler und Brodtmann betonen, dass Bewegung und Unterricht zusammengehören sollten und postulieren, dass »die Bewegungserziehung eine wichtige pädagogische Aufgabe des Unterrichtsgeschehens« ist (Städtler / Brodtmann 2001, 21). Im Lehrplan und in den Bildungsgrundsätzen NRW ist die Entwicklung und Förderung der Freude zur Bewegung sowie der Freude und dem Interesse an ästhetischen Ausdrucksformen festgehalten (MSW 2008, 11; 99; MFKJKS / MSW 2016, 46)- - die Bewegung wird als »Medium ästhetischer Erziehung« gesehen (MSW 2008, 137). Im Lehrplan sind weiterhin musisch-ästhetische Ausdrucksmittel zu finden, mit denen Unterricht gestaltet werden soll (MSW 2008, 151). Darüber hinaus ist die Förderung der körperlichen, kognitiven, sozialen sowie emotionalen Entwicklung durch ausreichend Bewegung im Lehrplan verankert (MSW 2008, 15). Konkrete Vorgaben für Lehrkräfte zur Umsetzung der Implementierung von Bewegung im Unterricht sind jedoch eher rar. Materialvorstellung: Handreichung und Koffer Die Handreichung zeigt eine Möglichkeit, wie es in bestimmten Unterrichtsfächern mithilfe von ästhetischen Mitteln gelingen kann, mehr Bewegung und Spiel in den Anfangsunterricht zu inte- [ 182 ] 4| 2019 Forum Psychomotorik grieren. Sie soll Lehrkräften helfen, lehrplanorientiert, schnell und mit Spaß in und durch Bewegung den Schulalltag zu gestalten. Lernen in Bewegung heißt in diesem Fall, dass Lernen und Bewegung zeitgleich stattfinden (Beckmann / Riegel 2017, 6). Beim Lernen durch Bewegung findet die Lernerschließung durch Bewegung im Rahmen eines handlungsorientierten Unterrichts statt (Beckmann / Riegel 2017, 6). Das Lernen mit Bewegung ist eher den Bewegungspausen und dem Stationenlernen zuzuordnen. Abbildung 1 zeigt die verschiedenen Formen von Bewegung im Unterricht. Abb. 1: Ebenen und Formen von Bewegung im Unterricht (in Anlehnung an Beckmann / Riegel 2017, 6) Die Handreichung berücksichtigt förderschwerpunktbezogene Gegebenheiten der Schuleingangsphase einer Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung. Diverse Materialien, die für die Umsetzung benötigt werden, wurden in einem Koffer (Abb. 2) zusammengetragen. Der Koffer dient als Materialsammlung und kann beispielsweise in einem Klassenraum aufbewahrt werden, sodass die Übungen und Spiele jederzeit griffbereit und durchführbar sind. Trotz der Schwerpunkte auf den Fächern Deutsch, Sachunterricht, Mathe und Englisch können viele Spiele und Übungen mithilfe kleiner Modifizierungen auch auf weitere Themen in anderen Fächern übertragen werden. Zudem sind in der Handreichung Spiele und Übungen zum Kennenlernen, zum Thema Schulfähigkeit und zur Entspannung zu finden. Die Handreichung bietet durch die große Bandbreite eine Vielzahl an Möglichkeiten, ästhetische Bildung im regulären Unterricht anzubieten. Die Spiele sind so konzipiert, dass sie im Klassenraum durchführbar sind. Für einige Spiele ist die Durchführung in einer Sporthalle wünschenswert, da die SchülerInnen dort mehr Frei- und Bewegungsraum haben. Ein Blick in die Handreichung Im Kapitel Kennenlernen werden Spiele vorgestellt, bei denen sich SchülerInnen durch Bewegung näher kennenlernen. Namen werden mithilfe eines Klatschrhythmus erlernt oder Gemeinsamkeiten durch einen gleichzeitigen Platzwechsel im Stuhlkreis herausgefunden. Im Kapitel Schulfähigkeit werden unter anderem Übungen zur Raumorientierung, Wahrnehmung, Grobmotorik, Feinmotorik und zur Überkreuzung der Körpermitte, zum Richtungshören und für die Auge-Hand-Koordination vorgestellt. Die Übungen sollen den Schuleinstieg erleichtern, da durch sie nötige Vorausläuferfähigkeiten gefördert werden, die eventuell noch nicht ausgereift oder entwickelt wurden. Es werden beispielsweise die Umgebung der Schule mit Materialien aus der Klasse oder der Sporthalle nachgebaut sowie Übungen zur Unterscheidung von rechts und links und Tast- und Fühlübungen von Buchstaben und Zahlen durchgeführt. Im Kapitel zum Abb. 2: Koffer mit Material und Handreichung [ 183 ] Fenke • Bewegung aus dem Koffer 4| 2019 Fach Deutsch werden unter anderem auf bewegte Art und Weise Gefühle erfahren, Buchstaben geordnet, Reime gefunden, Präpositionen geübt und Satzzeichen mithilfe von Körpergesten verinnerlicht. Im Kapitel zum Sachunterricht können physikalische Prozesse, wie der Magnetismus, Kulturen der Welt oder die Verkehrssicherheit mithilfe von Bewegung erlernt bzw. vertieft werden. Auch Themen, wie das Wetter, Berufe und der Körper, werden durch bewegte Spiele vermittelt. Im Kapitel zum Fach Mathematik werden Rechenaufgaben gehüpft, Formen und Figuren mit dem Körper und Materialien nachgestellt, Zahlenräume bewegt erfahren sowie Zahlenreihen ergänzt. Durch die Spiele für das Fach Englisch werden erste Floskeln und Vokabeln sowie Zahlen durch Bewegung erlernt. Die Handreichung bietet außerdem Spiele zu den Wortfeldern Früchte und Möbel im Bereich Englisch. Am Ende der Handreichung im Kapitel Entspannung sind eine Rückenmassage, Fingergymnastik und eine Phantasiereise enthalten. Entspannung ist laut Ursula Oppolzer (2004, 29) die Voraussetzung für gute Konzentration. Im Rahmen der Konzipierung des Bewegungskoffers wurden einige Spiele und Übungen in einem ersten Schuljahr einer Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung durchgeführt- - beispielsweise das Nachlegen von Formen und Figuren mit Springseilen. Auch Feinmotorik-Übungen wurden angeboten und die SchülerInnen formten Buchstaben aus Knete und Pfeifenputzern. Zudem wurden Buchstaben abgelaufen oder durch Schreiben auf dem Rücken erraten. Präpositionen wurden mit einem Ballspiel geübt und diese durch passende Bewegungen verinnerlicht: Hat die Materialsammlung zukünftig eine Chance für den Schulalltag? Die Handreichung in Verbindung mit dem Koffer kann als erster Schritt gesehen werden, um Unterricht zukünftig mit ästhetischen Mitteln bewegter zu gestalten. Die Handreichung löste in der Praxis bei den Lehrkräften Begeisterung aus und traf auf großes Interesse. Sie kann zudem als gewinnbringend angesehen werden, da sie praxis- und lehrplanorientiert (orientiert am Lehrplan NRW) entwickelt wurde. Um die Umsetzung von bewegungsorientiertem Unterricht flächendeckend einzuführen, sind Umstrukturierungen in der Schulentwicklung und- ein Neudenken der Lernkultur notwendig (Laging et al. 2010, 12). Dies ist mit Zeitaufwand, Motivation, Kosten und Energie vieler beteiligter Personen verbunden. Noch nutzen die Schulen nicht alle Möglichkeiten aus, bewegte Unterrichtseinheiten anzubieten (MSW 2008, 15). Es ist wünschenswert, dass jede Klasse aller Altersstufen Möglichkeiten findet, mehr Bewegung in den Unterricht einzubringen. Die Idee der »Bewegung aus dem Koffer« ist theoretisch auf jede Schul- und Altersklasse adaptierbar. Durch eine Modifikation der Spiele, die Anpas- Spiel »Präpositions-Ball« aus der Handreichung Alle SchülerInnen stehen im Kreis. Ein Ball ist mit verschiedenen Präpositionen beklebt. Die Lehrkraft wirft den Ball zu einem Kind. Die Präposition, die das Kind als erstes liest, sagt es laut in Verbindung mit einem Satz, welcher alle SchülerInnen zu einer Aktion auffordert. Ein Beispiel: Ein Kind fängt den Ball und schaut als erstes auf die Präposition »unter«. Es überlegt und sagt dann: »Alle Kinder klettern unter den Tisch.« Die Aktion wird durchgeführt und der Ball wird anschließend weiter an ein beliebiges Kind geworfen. Damit jedes Kind einmal den Ball erhält, sollen die SchülerInnen, die den Ball bereits gefangen haben, die Arme nach hinten nehmen. Die Lehrkraft darf natürlich mitspielen. Variationen: Da in der Schuleingangsphase die SchülerInnen noch nicht bzw. nicht gut lesen können, können auch Bilder auf den Ball geklebt werden. Das Kind, das den Ball fängt, nennt die Präposition und alle SchülerInnen sprechen sie anschließend einmal nach. Dann nennt das Kind die Präposition in Verbindung mit einer Aufforderung. [ 184 ] 4| 2019 Forum Psychomotorik sung der Inhalte und die Erhöhung des Schweregrades lässt sich mit dem Koffer auch in höheren Klassenstufen mehr Bewegung in den Unterricht implementieren. Literatur Anrich, C., Bolay, E., Platz, F., Wolf, H. (Hrsg.) (2011): Bewegte Schule. Bewegtes Lernen. Band 2. Bewegung- - ein Unterrichtsprinzip. Ernst Klett Verlag, Leipzig Beckmann, H., Riegel, K. (2017): Bewegtes Lernen! Mathe. 1.-4.Klasse. Inhalte in und durch Bewegung nachhaltig verankern. 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Br. Zimmer, R. (2012): Handbuch der Psychomotorik. Theorie und Praxis der psychomotorischen Förderung von Kindern. Herder, Freiburg i. Br. Die Autorin Johanna Fenke Sonderpädagogin im Vorbereitungsdienst Lernbereich Ästhetische Erziehung Anschrift Bennoplatz 6 D-51103 Köln j.fenke@posteo.de