eJournals motorik 43/2

motorik
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0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
41
2020
432

Editorial

41
2020
Anja Voss
Liebe Leser*innen, die Kategorie Geschlecht schien in der Psychomotorik lange Zeit keine relevante Kategorie zu sein – zumindest blieben einschlägige Publikationen und Projekte zur Gender-Thematik bislang nahezu aus. Das verwundert umso mehr, wo es doch gerade in der Psychomotorik, als einem Konzept der Persönlichkeitsentwicklung, auch um die Entwicklung der Geschlechtsidentität als Bestandteil der Persönlichkeit geht. Außerdem setzt die Psychomotorik nicht nur auf Bewegung, sondern auch auf Prozesse der Sozialisation und damit auf soziale Welten, wodurch Gender im Sinne eines sozialen Geschlechts an Bedeutung gewinnt. Zudem bieten angrenzende Disziplinen wie die Pädagogik, Psychologie und auch die Sportwissenschaften zahlreiche Forschungserkenntnisse und -ansätze, um die psychomotorische Praxis und Theorie aus unterschiedlichen geschlechterbezogenen Perspektiven zu betrachten.
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[ 57 ] motorik, 43. Jg., 57, DOI 10.2378 / mot2020.art10d © Ernst Reinhardt Verlag 2 | 2020 Editorial Liebe Leser*innen, die Kategorie Geschlecht schien in der Psychomotorik lange Zeit keine relevante Kategorie zu sein-- zumindest blieben einschlägige Publikationen und Projekte zur Gender-Thematik bislang nahezu aus. Das verwundert umso mehr, wo es doch gerade in der Psychomotorik, als einem Konzept der Persönlichkeitsentwicklung, auch um die Entwicklung der Geschlechtsidentität als Bestandteil der Persönlichkeit geht. Außerdem setzt die Psychomotorik nicht nur auf Bewegung, sondern auch auf Prozesse der Sozialisation und damit auf soziale Welten, wodurch Gender im Sinne eines sozialen Geschlechts an Bedeutung gewinnt. Zudem bieten angrenzende Disziplinen wie die Pädagogik, Psychologie und auch die Sportwissenschaften zahlreiche Forschungserkenntnisse und -ansätze, um die psychomotorische Praxis und Theorie aus unterschiedlichen geschlechterbezogenen Perspektiven zu betrachten. Gründe genug, um sich ausführlich mit der-Kategorie Geschlecht zu befassen, befand die Redaktion der »motorik« und so widmet sich die aktuelle Ausgabe der Erschließung von Geschlechterverhältnissen in der Psychomotorik. Der Beitrag von Ina-Marie Abeck fokussiert auf psychomotorische Fachkräfte und plädiert für eine geschlechterbewusste Haltung in der psychomotorischen Praxis als Ergänzung gängiger psychomotorischer Prinzipien. Caterina Schäfer wendet sich der Frage zu, wie bewegungsorientierte Angebote in der Offenen Kinder- und Jugendhilfe gendersensibel kommuniziert und praktisch gestaltet werden können und skizziert den Prozess einer bedarfsorientierten Angebotsentwicklung. Um die geschlechtsspezifische Sportsozialisation als Prädiktor motorischer Basiskompetenzen geht es in dem Beitrag von Elke Gramespacher, Christian Hermann, Fabienne Ennigkeit, Christopher Heim und Harald Seelig. Nicola Böcker-Giannini nimmt pädagogische Fachkräfte in den Blick und geht der Bedeutung von Geschlecht in deren Bewegungshandeln nach. »Geschlecht-- (k)ein Thema für die Psychomotorik? « fragen Elke Gramespacher, Sabine Rayling und Anja Voss und untersuchen, inwiefern sich die Diskurse der Gender Studies und insbesondere der geschlechterbezogenen Sportwissenschaft in einschlägigen Publikationen zur Psychomotorik finden. Im Praxistipp beschreibt Anja Voss, wie Geschlechtergerechtigkeit in der psychomotorischen Praxis umgesetzt werden kann. Ich wünsche Ihnen eine interessante und inspirierende Lektüre dieser Ausgabe, in der das typografische Zeichen * eingesetzt wird, um geschlechtliche Vielfalt auch sprachlich sichtbar zu machen. Herzliche Grüße, Anja Voss