motorik
7
0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
71
2020
433
Forum Psychomotorik: Von der Psychomotorik zur Motologie - Einblicke und Ausblick Teil 1
71
2020
Friedhelm Schilling
Der Autor als Begründer der Motologie zeichnet authentisch die Anfänge der Motologie aus der Kinderpsychiatrie bis in die pädagogischen Anwendungsfelder nach. Motologie versucht, die »Psychomotorische Übungsbehandlung« theoretisch zu begründen. Sie wird definiert als Lehre von der menschlichen Motorik als eine der wesentlichen Grundlagen der Handlungs- und Kommunikationsfähigkeit des Menschen. Es wird die Entwicklung bis zum Diplom-Aufbaustudium Motologie dargestellt. Durch die Öffnung der Motologie zur Pädagogik wurden die theoretischen Begründungen vielfältiger.
7_043_2020_003_0108
Zusammenfassung / Abstract Der Autor als Begründer der Motologie zeichnet authentisch die Anfänge der Motologie aus der Kinderpsychiatrie bis in die pädagogischen Anwendungsfelder nach. Motologie versucht, die »Psychomotorische Übungsbehandlung« theoretisch zu begründen. Sie wird definiert als Lehre von der menschlichen Motorik als eine der wesentlichen Grundlagen der Handlungs- und Kommunikationsfähigkeit des Menschen. Es wird die Entwicklung bis zum Diplom-Aufbaustudium Motologie dargestellt. Durch die Öffnung der Motologie zur Pädagogik wurden die theoretischen Begründungen vielfältiger. Schlüsselwörter: Motologie, Motopädagogik, Mototherapie, Motodiagnostik, Persönlichkeitsentwicklung, Diplom in Motologie From psychomotricity to »Motologie«-- insights and outlook part 1. Development in the field of »Motologie« As the founder of »Motologie«, the author authentically traces the beginnings of »Motologie« from child psychiatry to educational fields of application. »Motologie« tries to explain the »psychomotor exercise treatment« theoretically. It is defined as theory of human motor development, one of the essential foundations of humansʼ ability to act and communicate. The progress to the Diploma in »Motologie« and further Master programs is presented. The opening of »Motologie« to education has made the theoretical basis more diverse. Key words: »Motologie«, motor education, motor therapy, diagnostic of motor skills, personality development, Diploma in »Motologie« [ 108 ] [ FORUM PSYCHOMOTORIK ] 3 | 2020 motorik, 43. Jg., 108-112, DOI 10.2378 / mot2020.art20d © Ernst Reinhardt Verlag Von der Psychomotorik zur Motologie-- Einblicke und Ausblick Teil 1 Entwicklung des Fachgebietes Motologie Friedhelm Schilling Das Fachgebiet Motologie verdankt seine Entstehung einem umfangreichen Forschungsprojekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft »Differenzierung des organischen Psychosyndroms bei kindlicher Hirnschädigung« aus den Jahren 1965-1969 am Institut für ärztlich-pädagogische Jugendhilfe unter Leitung des Kinderpsychiaters Prof. Hermann Stutte und des Psychologen Prof. Karl-Hermann Wewetzer. Ziel der Untersuchungen war es, im Sinne einer angewandten differentiellen Entwicklungspsychologie ein Diagnoseinstrument zu entwickeln, das die Folgezustände früher Hirndysfunktionen im Schulalter differenziert abbilden kann und damit gezielter und differenzierter psychomotorische Fördermaßnahmen erlauben würde. Untersucht wurden insgesamt 304 Kinder im Alter von 7-12 Jahren. Davon waren 132 Kinder mit sicherer Hirnschädigung sowie 42 Kinder mit fraglichen Hirndysfunktionen aus dem Klientel der jugendpsychiatrischen Klinik, 22 Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten und 108 Vergleichskinder aus umliegenden Grund- und Sonderschulen (Schilling 1973). Sämtliche Kinder wurden anamnestisch, neurologisch und kinderpsychiatrisch geprüft. Zur psychologischen Untersuchung der Kinder wurde eine umfangreiche Testbatterie zusammengestellt. Dazu zählten Verfahren zur Erfassung fein- und grobmotorischer Leistungen, der Konzentrationsfähigkeit, der motorischen Unruhe mittels Aktometeruhren, die Checklist motorischer Auffälligkeiten (CMV), visuomotorische Verfahren sowie Verfahren der Intelligenz und anamnestische Erhebungen. Die meisten [ 109 ] Schilling • Von der Psychomotorik zur Motologie 3 | 2020 wurden neu konstruiert oder dem Entwicklungsstand der Kinder angepasst. Die Auswertung der Daten ergab einige wesentliche Erkenntnisse: Entgegen den klinischen Erwartungen ließen sich Kinder mit überwiegend pyramidalen, extrapyramidalen und cerebellären Störungen in ihren motorischen Leistungen nicht signifikant unterscheiden. Nicht Variablen der Intelligenz, der Wahrnehmung und Visuomotorik, sondern Variablen der Grob- und Feinmotorik zeigten hohe signifikante Unterschiede in den Diagnosegruppen (Schilling 1973). Das Ergebnis ließ uns aufhorchen: Offenbar haben frühe Beeinträchtigungen in der Hirnentwicklung massive Auswirkungen auf die motorische Entwicklung und damit auf die gesamte Persönlichkeitsentwicklung bis ins Schulalter hinein. Die diffenrenzialdiagnostische Brisanz einiger motorischer Variablen hatte damals eine deutliche Resonanz unter den Kinderärzten hervorgerufen, wie in vielen Vorträgen und Veröffentlichungen gezeigt werden konnte. Frühkindlich Hirngeschädigte zeigten in 91 % der Fälle motorische Auffälligkeiten während Spätschäden nach dem ersten Lebensjahr lediglich in 39 % der Fälle entsprechende Auffälligkeiten aufwiesen. Die massiven motorischen Rückstände bezogen sich wesentlich auf den Faktor der Körperkoordination und Körperbeherrschung, der mit dem KTK (Körperkoordinationstest für Kinder: Kiphard / Schilling 1974; 2007) erfasst wird. Aber auch der Punktiertest und Leistungsdominanztest (PTK-LDT: Schilling 2009) zeigte eine hohe Gültigkeit zur Aufdeckung feinmotorischer Retardierungen und der Ausprägung der Linkshändigkeit bei Kindern im Schulalter. Die Unterschiede zeigen sich sehr deutlich in der graphischen Darstellung der Ergebnisse des KTK- Untertests »Balancieren rückwärts« (Abb.-1). Die 12-jährigen frühkindlich hirngeschädigten Kinder erreichten mit 19 Punkten im Durchschnitt nicht einmal die Werte der 7-8-jährigen hirngesunden Vergleichskinder, die 28 Punkte durchschnittlich in dem Untertest »Balancieren rückwärts« des KTK erzielten (Schilling 1973). Was bedeutet das für diese Kinder, die ihren Körper so wenig unter Kontrolle haben? Kinder erobern die Welt mit ihren Bewegungen, mit ihrer Körperbeherrschung. Diese Kinder ecken überall an, sind anderen Kindern im Spiel unterlegen und können sich nur wenig im sozialen Bereich behaupten. Motorik ist im Gegensatz zur Intelligenz hoch übbar, so dass diesen Kindern durch das Erfahren neuer Handlungsräume, durch Bewegungsspiel und Bewegungsübungen geholfen werden kann. Kiphard bezeichnete seine in der Kinderpsychiatrie in Hamm entwickelte Behandlungsmethode als »Psychomotorische Übungsbehandlung«, wobei das Üben einen wichtigen Platz einnahm (Hünnekens / Kiphard 1963). Die Geburtsstunde der Motologie Meinem Engagement in dem Forschungsschwerpunkt »Adaptation und Rehabilitation« der Humanmedizin war es zu verdanken, dass der Dekan des Fachbereiches Humanmedizin mir die Möglichkeit bot, mich mit meinen Forschungsarbeiten zur Entwicklung und Fehlentwicklung motorischer Funktionen in der Humanmedizin zu habilitieren. Dazu musste ein entsprechendes Forschungsgebiet benannt und vom Fachbereich beschlossen werden. Dies war die Geburtsstunde der »Motologie«. Der Begriff schien uns praktikabel für die Bezeichnung eines neuen Forschungsgebietes, das die Ergebnisse unseres Forschungsprojektes zur Differenzierung des organischen Psychosyndroms abdecken sollte. Motologie wurde als Lehre von der menschlichen Motorik als eine der Abb.-1: Balancieren rückwärts des-KTK [ 110 ] 3 | 2020 Forum Psychomotorik wesentlichen Grundlagen der Handlungs- und Kommunikationsfähigkeit des Menschen, ihrer Entwicklung, ihrer Störungen und deren Behandlung bezeichnet. Das Augenmerkt lag zum ersten Mal in Psychologie und Medizin darauf, dass Motorik als Fundament der Persönlichkeitsentwicklung gesehen wird und in engem wechselwirkendem Zusammenhang zu anderen Entwicklungsfaktoren steht. Ich wurde dann im Februar 1976 für das Fach »Medizinische Motologie« als Psychologe im Fachbereich Humanmedizin habilitiert. Das Thema der Habilitationsschrift lautete »Grundzüge der Motodiagnostik, Motopathologie und Mototherapie«. Während die Testbatterie für das Projekt zusammengestellt wurde, kam es zu einem Nachbarschaftstreffen mit dem Westfälischen Institut für Jugendpsychiatrie und Heilpädagogik in Hamm. Bei diesem Treffen stellte Ernst J. Kiphard zusammen mit seinen Mitarbeitern Georg Kesselmann und Ingrid Schäfer eine motometrische Funktionsprüfung vor, die er als Weiterentwicklung der Oseretzky-Verfahren bezeichnete. Es war genau der Mosaikstein, der uns in der Testbatterie noch fehlte: ein Verfahren zur Erfassung der Körperkoordination und Körperbeherrschung. Auf der Rückfahrt von Hamm habe ich das Verfahren nach testtheoretischen Gesichtspunkten verändert und das Verfahren als KTK in die Untersuchungen in Marburg eingebunden. Es entstand eine enge Zusammenarbeit mit Kiphard und seinem psychomotorischen Gedankengut. Wir gründeten 1976 den Aktionskreis Psychomotorik (heute: Deutsche Akademie- - Aktionskreis Psychomotorik e. V.), der sich zur Aufgabe gemacht hatte, das psychomotorische Gedankengut in Medizin, Psychologie und Pädagogik zu verbreiten. Der psychomotorische Ansatz schien uns ein idealer Anwendungsbereich für die von uns aufgedeckten Bewegungsretardierungen zu sein. Motologie wurde als mögliches Theoriegebäude für die psychomotorische Übungsbehandlung angesehen. So war der Begriff Motologie unabhängig von der Psychomotorik entwickelt worden, schien aber in der Lage zu sein, die Wirksamkeit der psychomotorischen Behandlung empirisch belegen zu können. Da die Psychomotorische Übungsbehandlung weitgehend auf den klinischen Erfahrungen eines Sportlehrers beruhte und daher als »Meisterlehre« bezeichnet wurde, schien es notwendig, Ausbildungsgänge zu schaffen, um MultiplikatorInnen für das psychomotorische Gedankengut zu finden. Zunächst wurde in Dortmund an der Fachschule für Bewegungstherapie eine Zusatzausbildung auf Fachschulebene für LogopädInnen eingerichtet, an dessen Ausbildungscurriculum wir ebenfalls beteiligt waren. Vorgesehen war, dass die auf Fachschulebene ausgebildeten LogopädInnen in der Praxis Kinder psychomotorisch und mototherapeutisch betreuen. Was in der Psychomotorischen Übungsbehandlung erfolgreich war, wurde in dem Fach Motologie wissenschaftlich aufbereitet und begründet. Uns war bewusst, dass die Psychomotorik Gefahr laufen würde, in einem Sektierertum zu verharren, wenn es nicht gelingen würde, die Grundideen der Psychomotorik auf Hochschulebene in einen neuen Wissenschaftsbereich zu überführen. Da die Mitglieder des Aktionskreises Psychomotorik aus unterschiedlichsten Grundausbildungen kamen und damit verschiedene Facetten der Psychomotorik vertraten, war eine wissenschaftliche Fundierung der Psychomotorik sehr wünschenswert. Die Motologie schien dafür die Voraussetzungen mitzubringen. Sie hätte in der Humanmedizin, aber auch in der Sonderpädagogik, Psychologie oder Pädagogik angesiedelt werden können. Wir legten großen Wert darauf, dass die Motologie den Bezug zu den Mutterwissenschaften Medizin, Psychologie und Pädagogik/ Sonderpädagogik beibehalten müsse, wenn sie als neuer Forschungs- und Lehrbereich die Vermittlerrolle in den Grundwissenschaften erhalten wolle. In der Humanmedizin wurde Motodiagnostik als differenzialdiagnostische Ergänzung zur neurologischen Untersuchung angesehen und willkommen geheißen. Durch die Anerkennung des Der psychomotorische Ansatz schien ein idealer Anwendungsbereich. [ 111 ] Schilling • Von der Psychomotorik zur Motologie 3 | 2020 [ 111 ] Schilling • Von der Psychomotorik zur Motologie 3 | 2020 Lehrgebietes »Medizinische Motologie« wurde erwartet, dass die Motologie sich in der Medizin einrichten würde. In der neurologischen Untersuchung geben beispielsweise Abweichungen von dem normalen neurologischen Status Hinweise auf Erkrankungen oder Veränderungen des Zentralnervensystems. Es wird die Funktionsfähigkeit der körperlichen Systeme überprüft. In der Motologie sind zwar intakte Funktionssysteme Voraussetzung für die Entwicklung von Bewegungs- und Handlungsmustern, es interessiert jedoch eher, welche Lern- und Anpassungsleistungen als psychomotorische Leistungen und Verhaltensformen durch Inanspruchnahme dieser Systeme in der Entwicklung erfolgt sind. Christian wies bereits 1953 darauf hin, dass motorische Leistung nicht das Ergebnis funktionssicherer Organe sei, sondern die Inanspruchnahme funktionierender Organe. Motorische Leistung wird in der Weizsäcker-Schule als das Vermögen zu handeln, selbst produktiv in das Umweltgeschehen einzugreifen und die Umwelt zu verändern, verstanden. Im Sportinstitut des Fachbereichs Erziehungswissenschaften der Universität Marburg wurde 1976 eine Professur ausgeschrieben. 1977 erhielt ich den Ruf auf diese Professur für »Sozialpsychologie des Sports und Bewegungstherapie«. Damit wurde mir die Möglichkeit eröffnet, längerfristig den Studiengang Motologie (heute: »Master of Arts Psychomotorik & Motologie«-- siehe Bericht Vetter / Späker in diesem Heft) zu etablieren. Öffnung der Motologie zur Pädagogik Mit meiner Tätigkeit in einem Sportinstitut erhielt die Motologie eine neue Ausrichtung; sie musste sich mit der Pädagogik auseinandersetzen. Zunächst in die SportlehrerInnenausbildung eingebunden, lernte ich den Wissenschaftsbereich Motologie mit pädagogischem Denken und Handeln in Verbindung zu bringen. Ein Schwerpunkt meiner Beschäftigung lag zunächst auf dem damals neuen pädagogischen Feld »der leistungsschwache Schüler im Schulsport« und diente als Ausgangspunkt für die Etablierung des neuen Fachgebiets. Zunächst wurden die Lehrinhalte der Motologie in einem Schulversuch in der SportlehrerInnenausbildung erprobt. Nur langsam wuchs das Gesamtkonzept der Ausbildungsinhalte in Diskussionen und Erprobungen. Es dauerte immerhin sechs Jahre, bis der Diplom-Aufbaustudiengang Motologie 1983 genehmigt wurde. Es ist Tilo Irmischer zu verdanken, die pädagogische Grundlegung der Motologie in der Motopädagogik verankert zu haben. Er machte das Gedankengut der Psychomotorik »lehrbar«, entwickelte das Praxiskonzept Motopädagogik mit der Dreiteilung in Ichkompetenz, Sachkompetenz und Sozialkompetenz und schuf damit die Voraussetzungen, die Praxisausbildung der Studierenden in den Bereichen Körpererfahrung, Materialerfahrung und Sozialerfahrung zu ermöglichen. Das Ziel der Motologie- - Kinder bei dem Erlangen von mehr Handlungskompetenz zu unterstützen und zu fördern-- konnte so auf solide Beine gestellt werden. Weitere pädagogische AssistentInnen (Klaus Fischer, Marianne Eisenburger und Ruth Haas) füllten verschiedene Themenbereiche der Motologie, wie Motorische Entwicklung, Motogeragogik (Motologie im Altenbereich) und Klinik Erwachsener. Motologie studieren Das Studium der Motologie wurde als Diplom- Aufbaustudium konzipiert. Die Zulassung zum Studium setzte ein abgeschlossenes Studium in Sport, Psychologie oder Medizin sowie den Nachwies einer sportmotorischen Qualifikation voraus. Diese Qualifikation wurde praktisch als Vordiplomsleistung für Motologie anerkannt. Das viersemestrige Studium umfasste 68 Semesterwochenstunden (SWS) mit Theorieveranstaltungen zur motorischen Entwicklung, zu motorischen Behinderungen, zur Diagnostik von Bewegungsentwicklung und Bewegungsauffälligkeit, zur Didaktik und Methodik der Motopädagogik sowie zu therapeutischen Interventionen. Die Praxisausbildung umfasste Praktika, Übungen, Stundenaufbau, Hospitationen und eigenständige Förderstunden unter Supervision. Die Studieninhalte orientierten sich an zu- [ 112 ] 3 | 2020 Forum Psychomotorik künftigen Berufsfeldern genauso wie an den umfangreichen theoretischen und praktischen Feldern der Motologie. Es wurde zu einem Spagat, die Ausbildungsinhalte sowohl für den Kleinkinderbereich, den Schulbereich, den Erwachsenbereich sowie den Altenbereich für pädagogische und therapeutische Bereiche auszurichten. In der Studienordnung wurden die pädagogischen und klinischen Bereiche mit entsprechenden Seminarinhalten berücksichtigt. Die Prüfungen bestanden aus einer Diplom-Arbeit, einer Diagnostik-Klausur und mündlichen Prüfungen in fünf Hauptfächern. Die schwierige Aufgabe, das psychomotorische Gedankengut in unterschiedlichste Berufsgruppen zu tragen, war nur gemeinsam mit vielen Initiatorinnen und Arbeitsgruppen zu erreichen. Der Aktionskreis Psychomotorik setzte durch unterschiedlich ausgerichtete Tagungen und Fortbildungsveranstaltungen für ÄrztInnen, PädagogInnen, SonderpädagogInnen, ErzieherInnen und TherapeutInnen immer wieder neue Schwerpunkte, dieses Ziel schrittweise zu erreichen. Dabei sind InitiatorInnen, wie Dietrich Eggert, Robert Decker, Hermann Rieder, Tilo Irmischer, Gerhard Neuhäuser und später auch Renate Zimmer oder Krista Mertens, stellvertretend für viele, die vor allem vor Ort in der Region tätig waren, zu nennen. Diese Bemühungen blieben nicht ohne Wirkung auf andere Fachdisziplinen. In der Sonderpädagogik sind Auswirkungen auf den Sportunterricht an Schulen für Praktisch Bildbare und Lernbehinderte zu beobachten, im Vorschulbereich in der Bewegungserziehung, in der Medizin vor allem in der Sozialpädiatrie, in die Sportpädagogik ist ebenfalls psychomotorisches Gedankengut integriert worden. Insgesamt wurden bis 2002 über 500 diplomierte MotologInnen ausgebildet, die zu 94 % nach einer internen Befragung 2002 eine Berufstätigkeit ausübten. Lediglich 6 % waren arbeitslos gemeldet. Es zeigte sich, dass die breite Grundausbildung unserer MotologInnen eine gute Qualifikation für mehrere Berufsfelder bedeutete. In Anerkennung dieser Leistungen wurde das Sportinstitut in »Institut für Sportwissenschaft und Motologie« umbenannt. Mehrere AbsolventInnen und MitarbeiterInnen promovierten in Motologie. Prof. Dr. Klaus Fischer erhielt einen Lehrstuhl in Köln, Prof.in Dr. Ruth Haas in Emden, Prof.in Dr. Astrid Krus in Mönchengladbach und Prof. Dr. Michael Wendler in Bochum. Die Motologie erhielt damit in Lehre und Forschung neue Schwerpunkte, neue Facetten und Erweiterungen. Literatur Christian, P. (1953): Über »Leistungsanalyse«, dargestellt an Beispielen aus der Willkürmotorik. Nervenarzt 24, 10-16 Hünnekens, H., Kiphard, E. (1963): Bewegung heilt. 2.-Aufl. Flöttmann, Gütersloh Kiphard, E., Schilling, F. (2007): KTK Körperkoordinationstest für Kinder. Manual. 3. Aufl. Hogrefe, Göttingen Kiphard, E., Schilling, F. (1974): KTK Körperkoordinationstest für Kinder. Manual. 1. Aufl. Hogrefe, Göttingen Schilling, F. (2009): PTK-LDT Punktiertest und Leistungs-Dominanztest für Kinder. Manual und Material. Verlag Modernes Lernen, Dortmund Schilling, F. (1973): Motodiagnostik des Kindesalter. Marhold, Berlin Ich danke Frau Dr. Marianne Eisenburger für ihre Korrektur und Textergänzungen in diesem Beitrag. Der Autor Prof. Dr. phil., med. habil. Friedhelm Schilling Dipl. Psychologe und emeritierter Professor für Sozialpsychologie des Sports und Bewegungstherapie, etablierte 1983 den Dipl. Aufbaustudiengang Motologie, Verantwortlicher Redakteur der »motorik« bis 2006, Begründer des Lehr- und Forschungsbereiches Motologie. Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit: Motodiagnostik, Motogenese, Graphomotorik und Linkshänder Diagnostik Anschrift Altkönigstr. 16 D-61194 Niddatal-Assenheim friedhelm.schilling@arcor.de
