eJournals motorik 43/3

motorik
7
0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
71
2020
433

Bericht: Aktuelles Studium in Marburg: »Master of Arts Psychomotorik & Motologie«

71
2020
Martin Vetter
Thorsten Späker
Seit seiner Gründung im Jahre 1984 hat der Diplom- und spätere Masterstudiengang »Motologie« nun bereits über 1000 Motologinnen und Motologen hervorgebracht und jedes Jahr bewerben sich deutlich mehr Studierende, als Plätze vorhanden sind. Auf dieser guten Basis startet der Arbeitsbereich Psychomotorik & Motologie am Institut für Sportwissenschaften & Motologie an der Philipps-Universität Marburg nun zum Wintersemester 2020/21 den komplett überarbeiteten »Master of Arts Psychomotorik & Motologie«. Nach fast zweijähriger Vorbereitung durch das Team im Arbeitsbereich und Einbindung von Studierenden, der Deutschen Gesellschaft für Psychomotorik und dem Berufsverband für Motologie hat das aktualisierte Studium nun auch alle universitätsinternen Gremien passiert und somit alle Hürden genommen. [...]
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[ 153 ] Eckert • Aktuelles Stichwort: Halten (holding function) 3 | 2020 [ 153 ] Aktuelles / Kurz berichtet 3 | 2020 Bericht Aktuelles Studium in Marburg: »Master of Arts Psychomotorik & Motologie« Seit seiner Gründung im Jahre 1984 hat der Diplom- und spätere Masterstudiengang »Motologie« nun bereits über 1000 Motologinnen und Motologen hervorgebracht und jedes Jahr bewerben sich deutlich mehr Studierende, als Plätze vorhanden sind. Auf dieser guten Basis startet der Arbeitsbereich Psychomotorik & Motologie am Institut für Sportwissenschaften & Motologie an der Philipps-Universität Marburg nun zum Wintersemester 2020/ 21 den komplett überarbeiteten »Master of Arts Psychomotorik & Motologie«. Nach fast zweijähriger Vorbereitung durch das Team im Arbeitsbereich und Einbindung von Studierenden, der Deutschen Gesellschaft für Psychomotorik und dem Berufsverband für Motologie hat das aktualisierte Studium nun auch alle universitätsinternen Gremien passiert und somit alle Hürden genommen. Was ist neu im Überblick? Auf inhaltlicher Ebene ist neu, dass eine Vielzahl von wichtigen Themen, die bisher nicht explizit im alten Curriculum Platz fanden, nun fest integriert wurde. Dazu gehören vor allem die Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Relevanz der Motologie, mit Themen der Inklusion und der klinischen Bewegungstherapie. Auf struktureller Ebene wurde die bisherige, zwar inhaltlich stimmige, aber strukturell nicht immer als glücklich empfundene Teilung in Studienschwerpunkte »Förderung und Beratung« und »Körperpsychotherapie«, mit einer Wahlsituation bereits vor Studienbeginn, abgeschafft. Stattdessen haben Studierende nun drei Optionen: Sie studieren entweder »in der Breite« und wählen sich ihre Angebote innerhalb der Modulwahlmöglichkeiten in Abgleich mit dem Pflichtstudienplan aus. Sie haben so die Möglichkeit, nach ihren Erfordernissen oder Wünschen verschiedene Aspekte aus dem Kinder-, Jugend- oder Erwachsenenbereich zu kombinieren. Sie haben andererseits auch die Chance, nach einer empfohlenen »Studierlogik« zu studieren, um einen Zeugniszusatz zu generieren, der ihnen eine fachliche Spezialisierung entweder in Richtung »Psychomotorische Bewegungstherapie / Entwicklungsbegleitung Kinder und Jugendliche« (PBKJ) oder »Körper- und Bewegungspsychotherapie Erwachsene« (KBPT) bescheinigt. Diese Entscheidung muss aber entweder gar nicht oder erst später im Studienverlauf getroffen werden. Auf berufspolitischer und professioneller Ebene wurden Kompetenzen und Qualifikationsziele, welche Studierende im Laufe ihres Studiums entwickeln sollten, formuliert und in Modulziele übertragen. Nicht zuletzt ist die Psychomotorik mit in den Titel aufgenommen worden, so dass der Studiengang in »Psychomotorik & Motologie« umbenannt worden ist. Kompetenzen und Ziele für Studierende Grundsätzlich spezialisieren sich AbsolventInnen des Masterstudiengangs Motologie und Psychomotorik auf die Begleitung von Menschen, die sie durch professionelle Zugänge über Körper- und Leiblichkeit, Wahrnehmen, Bewegen und Spiel ganzheitlich unterstützen. Sie werden im Studium befähigt, Interventionsformen und Ansätze- in motologisch-psychomotorischer Denktradition wissenschaftlich und konzeptionell weiterzuentwickeln, anzuwenden, zu reflektieren und zu evaluieren. Dazu vertiefen Studierende im Masterstudiengang theorie- / praxisbasiertes und wissenschaftliches Wissen durch anwendungsorientierte Zugänge in Auseinandersetzung mit dem eigenen Erleben, welches als wesentlicher Bestandteil der Entwicklung von professionellen Arbeitshaltungen verstanden wird. Dadurch erwerben sie personale, soziale und fachliche Kompetenzen für die Arbeit in Entwicklungs- und Gesundheitsförderung, in Bildungseinrichtungen sowie in therapeutischen Kontexten. Sie werden vorbereitet auf Begegnungen und Interventionen im gesamten Altersspektrum, so beispielsweise in Kindergärten, Schulen, Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, in psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken, in Einrichtungen der Altenhilfe, Gesundheitszentren, freien Praxen, in tertiären Bildungsanstalten sowie in freiberuflicher Tätigkeit. Eine Karriere in Lehre und Forschung, beispielsweise durch eine anschließende Promotion (Dr. phil.) im Fachgebiet Motologie und Psychomotorik, ist möglich. Durch die Interdisziplinarität des Studiums, das Aufgreifen benachbarter Fachdiskurse, regionale und internationale Vernetzung sowie die Nutzung von vielfältigen, studienintegrierten Modulangeboten der Philipps-Universität in Marburg werden Studierende zudem in [ 154 ] 3 | 2020 Aktuelles / Kurz berichtet die Lage versetzt, neben individuellen auch gesellschaftliche Entwicklungen und Prozesse vor dem Hintergrund der Motologie und Psychomotorik zu hinterfragen, mitzugestalten und zu initiieren. Wie sieht das Studium im Detail aus? Um die Mobilitätsmöglichkeiten in Europa zu erhöhen, wurde nicht nur der Name geändert, sondern auch eine Anpassung an das europäische Minimalcurriculum der Psychomotorik vorgenommen. Das Studium gliedert sich in einen Basis-, Aufbau-, Vertiefungs- und Profilbereich (Abb.-1). Mehr Informationen und ein Studienverlaufsplan finden sich unter: https: / / unimarburg.de/ s5VMd Zugangsvoraussetzungen Nicht geändert haben sich die Zugangsvoraussetzungen zum letzten Stand des bisherigen Masterstudiums: Voraussetzung ist der Abschluss eines fachlich einschlägigen Bachelorstudienganges im Bereich Erziehungs- und Bildungswissenschaft, Sportwissenschaft, Psychologie, Psychomotorik, Physiotherapie, Ergotherapie, Sozialpädagogik bzw. -arbeit oder Heilpädagogik bzw. der Nachweis eines vergleichbaren in- oder ausländischen berufsqualifizierenden Hochschulabschlusses. Im absolvierten Studium müssen zum einen Kompetenzen aus dem erziehungswissenschaftlichen und / oder entwicklungspsychologischen Bereich in einem Leistungsaufwand im Umfang von mindestens 30 LP, zum anderen Kompetenzen aus dem bewegungswissenschaftlichen und / oder körpertherapeutischen Bereich in einem Leistungsaufwand im Umfang von mindestens 5 LP nachgewiesen werden. Von Anfang an waren uns die Beteiligung der »Protagonisten der Psychomotorik«, die in unseren Fachverbänden organisiert sind, und die der Studierenden, wichtig. Wir vom Arbeitsbereich Psychomotorik & Motologie freuen uns über erste sehr positive Rückmeldungen, die wir im Prozess bereits erhalten haben. Die Umsetzung wird für uns eine weitere große Herausforderung, wir sind zuversichtlich, dass sie gelingen wird! Abb.-1: Studienverlaufsplan Kontakt Prof. Dr. Martin Vetter martin.vetter@staff.uni-marburg.de Dr. Thorsten Späker spaekert@staff.uni-marburg.de