eJournals motorik 44/3

motorik
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0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2021
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Medien & Materialien: Barbara Zapke: Spielräume für Schüler, die nicht passen. Intensivpädagogik in der Sekundarstufe

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2021
Stefanie Kuhlenkamp
Barbara Zapke: Spielräume für Schüler, die nicht passen. Intensivpädagogik in der Sekundarstufe. Ernst Reinhardt, München/Basel, 2020, 117 Seiten, € 19,90 (D) Das vorliegende »Buch entstand aufgrund der drängenden Problem- und Fragestellungen zum intensivpädagogischen schulischen Alltag von Kindern und Jugendlichen mit Störungen der emotionalen und sozialen Entwicklung und gravierenden Problemen in Gruppengefügen« (7), die sich der als Förderschullehrerin tätigen Autorin in ihrer Arbeit gestellt haben. Im Mittelpunkt stehen spiel- und bewegungsorientierte Aktivitäten zur Entwicklung von Selbstwirksamkeit und Ambiguitätstoleranz, die SchülerInnen dabei unterstützen, angemessene Bewältigungsstrategien zu entwickeln und damit eine Chance zur Unterbrechung negativer Entwicklungsverläufe bieten. Das Buch beeindruckt durch die Breite des theoretischen Fundaments, auf ­denen die Praxisbeispiele entwickelt werden. [...]
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[ 144 ] 3 | 2021 Medien & Materialien Barbara Zapke: Spielräume für Schüler, die nicht passen. Intensivpädagogik in der Sekundarstufe. Ernst Reinhardt, München / Basel, 2020, 117 Seiten, € 19,90 (D) Das vorliegende »Buch entstand aufgrund der drängenden Problem- und Fragestellungen zum intensivpädagogischen schulischen Alltag von Kindern und Jugendlichen mit Störungen der emotionalen und sozialen Entwicklung und gravierenden Problemen in Gruppengefügen« (7), die sich der als Förderschullehrerin tätigen Autorin in ihrer Arbeit gestellt haben. Im Mittelpunkt stehen spiel- und bewegungsorientierte Aktivitäten zur Entwicklung von Selbstwirksamkeit und Ambiguitätstoleranz, die SchülerInnen dabei unterstützen, angemessene Bewältigungsstrategien zu entwickeln und damit eine Chance zur Unterbrechung negativer Entwicklungsverläufe bieten. Das Buch beeindruckt durch die Breite des theoretischen Fundaments, auf denen die Praxisbeispiele entwickelt werden. Eingangs wird der Frage nachgegangen, für wen die Intensivpädagogik intensiv sei. Da Intensivpädagogik als gemeinsamer Prozess und Dialog verstanden wird, werden hier, wie auch im weiteren Verlauf des Buches, die Perspektiven und Belastungsgrenzen der SchülerInnen, der LehrerInnen und des Schulsystems fokussiert. Beeindruckend ist auch die zugrundeliegende pädagogische Haltung, die im zweiten Kapitel explizit dargestellt und durch das ganze Buch hindurch deutlich wird. Diese lässt sich mit den Begriffen Sinn, Verstehen, Dialog, dem Recht auf Anderssein und dem Aushandeln auf Augenhöhe skizzieren. Hierdurch und durch die Fallbeispiele wird ein realistisches Bild für intensivpädagogisches Handeln im schulischen Kontext gezeichnet. Als zentrale Aspekte der intensivpädagogischen Entwicklungsbegleitung werden die spiel- und bewegungsorientierte Perspektive, Autonomie und soziale Eingebundenheit, Ressourcennutzung, Musterunterbrechung-und gemeinsame Verhandlungsprozesse sowie Beobachtung und pädagogische Diagnostik skizziert. Deutlich wird, dass es sich bei dieser Form der Intensivpädagogik nicht um zusätzlicher Angebote oder Programme handelt, sondern um eine konsequente Anreicherung des Schullalltags mit Aktivitäten, einer »allgemeinen, unspezifischen, aber situativ passenden Unterstützung und Begleitung von Entwicklungsprozessen, welche mit einer stärkeren Orientierung an Bewegung und Spiel einhergehen« (44). Die hierzu notwendigen personellen, materiellen und organisatorischen Rahmenbedingungen sowie die Aufgaben der PädgogInnen bei der Durchführung der Spiel- und Bewegungsangebote werden beschrieben. Kommentierte spiel- und bewegungsorientierte Praxisbeispiele geben einen Eindruck über Einsatz und die Wirkung der intensivpädagogischen Gruppenaktivitäten. Diese werden im Praxisteil, gegliedert nach verschiedenen Themen (z. B. Kennenlernen, Affektregulierung), vorgestellt. Neben der Spielbeschreibung werden die Aufgaben der Spielleitung, Varianten, Einsatzmöglichkeiten, benötigtes Material und die Dauer angegeben. Mit Blick auf einzelne Themen (z. B. professionelle Distanz, Reflexion und Selbstfürsorge) wären diesem Buch im Umfang ein paar mehr Seiten zu wünschen, um die skizzierten Inhalte ausführlicher darzustellen. Insgesamt zeigt das Buch jedoch durch eine breite theoretische Fundierung, Fallbeispiele, Praxis und Fotos sehr anschaulich auf, wie durch intensivpädagogische Aktivitäten Handlungsspielräume eröffnet werden können, in denen in Dialog und Interaktion alle voneinander lernen können. Mit dem in diesem Buch vorgelegten Konzept der Spielräume füllt die Verfasserin daher sehr gut die Lücke zwischen der Theorie der Intensivpädagogik und der fehlenden Praxisliteratur für eine schulische Intensivpädagogik. Es ist daher zum einen allen Fachkräften zu empfehlen, die in diesen Kontext arbeiten. Zum anderen ist es allen zu empfehlen, die einen fundierten und komprimierten Einstieg in die Grundlagen einer bewegten und spielerischen intensivpädagogischen Arbeit mit Jugendliche erhalten möchten. Stefanie Kuhlenkamp DOI 10.2378 / mot2021.art27d