motorik
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0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/mot2021.art09d
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2021
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Medien & Materialien: Ignaz Roob: Abenteuer Motopädie – Lehr- und Lerngeschichten zur motorischen Kunst Gehen und Stehen zu lernen
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Stefanie Kuhlenkamp
Ignaz Roob: Abenteuer Motopädie – Lehr- und Lerngeschichten zur motorischen Kunst Gehen und Stehen zu lernen. WVPM-Verlag, Marburg, 2020, 195 Seiten, € 15,90 (D) Ignaz Roob war in den Jahren von 1978–2008 Lehrer und später auch Schulleiter der ersten deutschen Fachschule für Motopädie, dem Ernst-Kiphard-Berufskolleg in Dortmund. Er fasst den Inhalt des vorliegenden Buchs selbst zusammen mit: »Die in diesem Buch gesammelten Bilder und Entwürfe sind Dichtungen im Sinne verdichteter, komprimierter Erinnerungen« (17). Er stellt auch direkt in der Einleitung fest, was dieses Buch nicht ist: ein Lehrbuch Motopädie. [...]
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[ 40 ] 1 | 2021 Medien & Materialien Ignaz Roob: Abenteuer Motopädie-- Lehr- und Lerngeschichten zur motorischen Kunst Gehen und Stehen zu lernen. WVPM-Verlag, Marburg, 2020, 195 Seiten, € 15,90 (D) Ignaz Roob war in den Jahren von 1978- 2008 Lehrer und später auch Schulleiter der ersten deutschen Fachschule für Motopädie, dem Ernst-Kiphard-Berufskolleg in Dortmund. Er fasst den Inhalt des vorliegenden Buchs selbst zusammen mit: »Die in diesem Buch gesammelten Bilder und Entwürfe sind Dichtungen im Sinne verdichteter, komprimierter Erinnerungen« (17). Er stellt auch direkt in der Einleitung fest, was dieses Buch nicht ist: ein Lehrbuch Motopädie. Auch wenn sich der Verfasser eher in guter Gesellschaft mit Goethe und Freud wähnt (17f ), gibt der Titel des Buches einen ersten Hinweis darauf, welchem Genre es näherkommt als dem des Lehrbuchs: dem Abenteuerroman. So entsteht beim Lesen des Buchs das Bild eines Ich-Erzählers, der am knisternden motopädischen Lagerfeuer in Rückblenden von all den kleinen und großen Herausforderungen, Suchbewegungen, Erfolgen, Erlebnissen, Erkenntnissen und Begegnungen berichtet, die er im Rahmen seiner Tätigkeit als Lehrer und Schulleiter sammeln konnte. Die Abenteuer werden, gerahmt von Einleitung und Schlussfolgerungen, in drei Hauptkapiteln präsentiert. Durchgehend bewegt sich das Buch dabei zwischen Biografie und einer Wissenssammlung zu den vom Verfasser im Rahmen der Motopädieausbildung unterrichteten Inhalten. So lässt der Autor in der Einleitung die LeserInnen an dem Entstehungsweg des Buchs teilhaben, indem er biografische Bezüge (u. a. durch die Themen »Wäschekorb und Mutter«, »roter Faden«) herstellt und die Bedeutung Ernst »Jonny« Kiphards für seinen Weg in der Psychomotorik schildert. Der Autor nimmt die LeserInnen zum Einstieg im ersten Kapitel »Motopädie und Psychomotorik. Meilensteine der Dortmunder Schulentwicklung« mit auf eine Reise in die 1970er Jahre und gibt einen Einblick in den Aufbau und die stetige Weiterentwicklung der ersten deutschen Fachschule für Motopädie (gegründet 1977). Im zweiten Kapitel »Psychomotorik und Motopädie im Wandel« zeichnet der Verfasser nach, wie Theorien unterschiedlichster Fachrichtungen ihre Bedeutung in der Motopädie entfalten können. Dabei zeigt er auf, wo und wann diese Theorien in sein Leben getreten sind und wie diese seinen motopädischen Blick verändert haben. Im dritten Kapitel »Gehen und Stehen lernen: Lehr- und Lernebenen der Motopädie« wird der Bogen von einem allgemeinen Sprachgebrauch der Begriffe Gehen und Stehen zu einem individuellen Modell der Ebenen motopädischer / psychomotorischer Lehr- und Lernerfahrungen gespannt. Hier erhebt der Autor keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit des Ebenenmodells. Vielmehr ordnet er hier retrospektiv seine Lehrinhalte ein. Auch in diesem Kapitel werden theoretische Überlegungen hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Motopädie expliziert und mit biografischen Aspekten und Episoden versehen. Die Schlussbetrachtungen führen die verschiedenen Abenteuerstränge wieder zusammen, werfen einen aktuellen Blick auf Altbewährtes und verdeutlichen, dass die motopädischen Abenteuer nicht nur berufsbiografische Spuren hinterlassen haben. Das Buch bietet neben dem Text viel Bildmaterial, sodass es zugleich auch ein Fotoalbum der Dortmunder Motopädieausbildung und des Autors bildet. In diesem Fotoarchiv finden sich, neben der historischen Entwicklung der Bekleidung von MotopädInnen, auch Dokumente wie Kiphards Brief an den Autor zu dessen Eintritt in den Ruhestand. Für ehemalige SchülerInnen, MitarbeiterInnen und WeggefährtInnen der Dortmunder Motopädieschule bietet das Buch einen Fundus an Erinnerungen. Die Bedeutung von Erinnerungen stellt der Autor seinem Werk mit den Worten Marcus Valerius Martial als einleitendes Zitat voran: »Das Leben ist ein ewiger Abschied. Wer aber von seinen Erinnerungen genießen kann, lebt zweimal.« Stefanie Kuhlenkamp DOI 10.2378 / mot2021.art09d
