eJournals Motorik 46/1

Motorik
7
0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
11
2023
461

Forum Psychomotorik: Heimathopsen

11
2023
Hermann-Josef Stefes
Die Innenstadtgestaltung orientierte sich viel zu lange an den Bedürfnissen der Auto fahrenden Erwachsenen und nicht an den Bedürfnissen der Kinder. In der modernen Sozialraumgestaltung sollten separierte Spielplätze der Vergangenheit angehören. Der urbane Raum sollte flächendeckend ein zusammenhängender Spiel- und Bewegungsort für Kinder darstellen und kann somit dazu beitragen, ein sedentes Verhalten zu minimieren. Die permanent aufgemalten Hüpfspiele vom »Heimathopsen« greifen in diesem Kontext die Ressource Bürgersteig auf und schaffen durch ihre künstlerische Gestaltung einen Bezug zur Stadt Mönchengladbach. In der vorliegenden Evaluation wurde untersucht, wie die Hüpfspiele besucht und bespielt wurden.
7_046_2023_001_0019
Zusammenfassung / Abstract Die Innenstadtgestaltung orientierte sich viel zu lange an den Bedürfnissen der Auto fahrenden Erwachsenen und nicht an den Bedürfnissen der Kinder. In der modernen Sozialraumgestaltung sollten separierte Spielplätze der Vergangenheit angehören. Der urbane Raum sollte flächendeckend ein zusammenhängender Spiel- und Bewegungsort für Kinder darstellen und kann somit dazu beitragen, ein sedentes Verhalten zu minimieren. Die permanent aufgemalten Hüpfspiele vom »Heimathopsen« greifen in diesem Kontext die Ressource Bürgersteig auf und schaffen durch ihre künstlerische Gestaltung einen Bezug zur Stadt Mönchengladbach. In der vorliegenden Evaluation wurde untersucht, wie die Hüpfspiele besucht und bespielt wurden. Schlüsselbegriffe: Hinkekästchen, Heimathopsen, urbaner Raum, körperliche Aktivität, Hüpfspiele Evaluation of jumping games in the guise of Mönchengladbach landmarks For far too long, the design of the inner city has been geared towards the needs of motorists and not children. In modern social space design, separate playgrounds should be a thing of the past. Urban spaces should be coherent play and exercise areas for all children discouraging sedentary behavior. In this example, the permanently painted hopscotch games from Heimathopsen use the pavement and create a connection to the city of Mönchengladbach. This evaluation examined how the games were attended and played. Keywords: Hopscotch, Heimathopsen. Urban spaces, physical activity, jumping games [ 19 ] motorik, 46. Jg., 19-25, DOI 10.2378 / mot2023.art04d © Ernst Reinhardt Verlag 1 | 2023 [ FORUM PSYCHOMOTORIK ] Heimathopsen Evaluation von Hüpfspielen im Gewand von Mönchengladbacher Wahrzeichen Hermann-Josef Stefes »Ist es wirklich günstig und sinnvoll, für Kinderspiel gesonderte Räume zu reservieren und die übrigen Räume möglichst spielfrei zu halten? « (Mogel 2008, 118) Diese Frage von Mogel hat bis heute nichts an ihrer Aktualität verloren. Voss (2020, 131) zeigt auf, dass sich der kindliche Bewegungs- und Sozialraum »in den letzten Jahrzehnten durch eine Funktionalisierung des öffentlichen Raums für Verkehr, monofunktionale Wohnumgebungen, Dienstleistung und Konsum weitreichend verändert«. Sie folgert, dass der Verkehr in den Innenstädten zunimmt und dadurch die Aufenthaltsqualität besonders der Innenstädte abnimmt. Fantasie anregende Orte, die die Bewegung der Kinder fördern, kommen dabei oft zu kurz und Kinder werden aus dem Straßenbild gedrängt. Peuckert (2012, 271) und Tillman, Fleischer und Hugger (2014, 34) sprechen dabei von einer »Verhäuslichung« der Kinder. Ein bewegungsanregender Sozialraum kann einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsförderung von Kindern leisten. Nach wie vor bewegen sich Kinder in Deutschland zu wenig. Guthold, Stevens, Riley und Bull (2019) berichten, dass in Deutschland die Zahl der unzureichend körperlich aktiven Kinder zwischen 2001 und 2016 gleichbleibend hoch stagniert (2019, 6). Schmidt, Henn, Albrecht und Woll (2017, 1377 f ) haben einen durch Vereine und Schulen geprägten, leicht positiven Trend bei der körperlichen Aktivität von Kindern in Deutschland ermittelt. Sie zeigen aber auch, dass die Zeit, in der unorganisierter Sport und Straßenspiele gemacht werden, um gut 15 ½ Minuten bei den 4-10-Jährigen pro Tag abgenommen hat (Erhebungszeitraum 1: 2003-2006, Erhebungszeitraum 2: 2009-2012). In Deutschland erreichen [ 20 ] 1 | 2023 Forum Psychomotorik nur 29,4 % der Jungen und 22,4 % der Mädchen im Alter von 3-17 Jahren die gesundheitsrelevante Benchmark von 60 Minuten moderate bis intensive körperliche Aktivität pro Tag (Finger et al. 2018, 26). Sie resümieren u. a. folgende Maßnahmen als Konsequenz aus den erhobenen Daten: »Die Bewegungsförderung im Kindes- und Jugendalter sollte einem lebensweltbezogenen Ansatz folgen und Maßnahmen umfassen, die Kindergärten und Schulen sowie das häusliche Umfeld der Kinder und Jugendlichen bewegungsfreundlicher machen. Dazu gehört auch eine gesundheitsorientierte Stadtplanung, die Reduzierung von Gefahren und Umweltbelastungen im Straßenverkehr, ein Ausbau von Fuß- und Radwegenetzen, sowie eine kinder- und jugendgerechte Gestaltung von Grünflächen und Freizeitanlagen …« (2018, 28). Deswegen sollten durch die Kommunen oder weitere Institutionen Anreize geschaffen werden, um die »unorganisierte« Bewegung und das einfache Straßenspiel vermehrt zu forcieren und stärker zu fördern. Von der Idee bis zur Umsetzung-- Das Projekt Heimathopsen Heimathopsen wird von der Sportjugend im Stadtsportbund Mönchengladbach e. V. in Kooperation mit der Stadt Mönchengladbach initiiert. Im Gegensatz zum klassischen Spielplatz auf einer abgegrenzten Fläche entdeckt Heimathopsen den Bürgersteig als bewegungsanregende Ressource. Mit den aufgemalten Hüpfbildern auf einem sicheren Stück Gehweg, die mit dem Ordnungsamt abgestimmt werden, wird ein niedrigschwelliges Bewegungsangebot für Kinder geschaffen, das den Bewegungsalltag der Kinder ergänzt. Insbesondere wenn man weiß, dass im Alter zwischen sechs und 17 Jahren den meisten Jungen 4,8 Minuten und den Mädchen 16,1 Minuten fehlen, um die empfohlenen Werte der WHO zu erreichen (Woll et al. 2019, 3). Folglich können einige Minuten Straßenspiele eine relevante Bewegungsressource darstellen. Die Hüpfbilder haben nicht nur die Steigerung der körperlichen Aktivität der Kinder zum Ziel. Sie haben auch einen edukativen Ansatz. Mit den fest aufgemalten Hüpfbildern soll ein Bezug zur Stadt Mönchengladbach geschaffen werden. Die Spielorte befinden sich in einem Stadtteil mit einer Migrationsquote von 44 %, im Schnitt sind es in Mönchengladbach 35 % (Stadt Mönchengladbach, 2021, 6). Um den Kindern, aber auch den begleitenden Erwachsenen die Stadt Mönchengladbach näher zu bringen, erscheinen die Hüpfbilder im Gewand einer Sehenswürdigkeit aus Mönchengladbach. Diese Sehenswürdigkeit wird durch ein Schild am Hüpfbild erläutert und über einen QR-Code können Eltern Sportvereine in der Umgebung der Hüpfspiele finden (Abb. 1). Der Aktionskünstler Norbert Krause entwickelte dazu die Abbildungen (Abb. 2 bis Abb. 5) und malte diese im Sozialraum Eicken (Stadtteil von Mönchengladbach) auf. Abb. 1: Das Schild mit den Erklärungen zu dem jeweiligen Bild [ 21 ] Stefes • Heimathopsen 1 | 2023 [ 21 ] Stefes • Heimathopsen 1 | 2023 Um die Bilder in den Sozialraum zu bringen, wurden die Ideen der Stadt Mönchengladbach in Gesprächsrunden den Akteurinnen und Akteuren im Sozialraum Eicken nähergebracht. Involviert waren hier unter anderem die Schulen, Kindertageseinrichtungen, Jugendeinrichtungen und Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Mönchengladbach. Allen Beteiligten war der Wunsch gemein, Kinder bei der Auswahl der Orte zu beteiligen und sie somit partizipieren zu lassen. Aufgrund der Corona-Pandemie war es jedoch nicht möglich, mit größeren Gruppen, z. B. an Abb. 5: Das Schloss Rheydt mit den charakteristischen Pfauen und den bunten Pfauenaugen Abb. 4: Die Textilindustrie in Mönchengladbach Abb. 3: Das Museum Abteiberg Abb. 2: Das Rathaus Abteiberg mit den Wellen des Gladbachs Schulen, zu arbeiten. Deswegen wurden an einem Nachmittag im Mai 2021 in der Kontaktstelle »SKY« der Ökumenischen Jugendarbeit Eicken e. V. (ÖJE) 15 Kinder befragt, welche Orte sie für die Hüpfbilder auswählen würden. Da Eicken ca. 2,9 km² groß ist, wurde davon abgesehen, eine Sozialraumbegehung zu machen. Mittels einem Beamer wurde auf einem Whiteboard mit der Software »Google Earth« der Stadtteil Eicken projiziert. Die anwesenden Kinder und Jugendlichen konnten Orte, die sie als Hüpfort für interessant hielten, markieren. So wurden zwölf Orte als potenzielle Standorte für die Hüpfbilder ausgewählt. [ 22 ] 1 | 2023 Forum Psychomotorik Die ausgewählten Orte wurden später vor Ort in Augenschein genommen. Hierbei stellte sich heraus, dass ein Ort einen Ascheuntergrund hatte und bei einem anderen Ort der Gehweg zu schmal war, um dort Bilder aufzutragen. Die ausgewählten Bilder wurden anschließend mit dem Ordnungsamt Mönchengladbach abgestimmt. Zehn Bilder wurden genehmigt und neun Bilder wurden in der Studie beobachtet. Die Forschungsarbeit Die Beobachtung der Bilder wurde im Rahmen des Praxisforschungssemesters der Studierenden der Kindheitspädagogik an der Hochschule Niederrhein im Sommersemester 2022 durchgeführt. Die Studierenden befanden sich im vierten Semester. Zur Planung und Durchführung, Auswertung und Präsentation standen 32 Semesterwochenstunden zur Verfügung. Für die Beobachtung war im Studiendesign zunächst lediglich ein quantitativer Ansatz geplant. Dabei wurden von den Studierenden folgende Parameter beobachtet und schriftlich in einem Leitfaden festgehalten: ■ Dauer Besuch (Sek.) ■ Dauer Bewegung (Sek.) ■ Anzahl Spielversuche ■ Anzahl spielende Kinder ■ Anzahl Kinder anwesend ■ Erwachsene anwesend Im Verlauf der Auswertung waren die subjektiven Beobachtungen, die die Studierenden vor Ort machten, von Relevanz für die weitere Auswertung. Deswegen wurde entschieden, die nicht systematisch aufgenommenen subjektiven Beobachtungen in die Ergebnisdiskussion mit einfließen zu lassen. Es wurde eine nicht teilnehmende, offene Beobachtung durchgeführt. Dabei wurde durch ein Schild an jedem Hüpfbild darauf aufmerksam gemacht, dass die Studierenden der Hochschule Niederrhein eine Beobachtungsstudie durchführten. Jedes Bild wurde innerhalb von zwei Wochen von Anfang bis Mitte Mai, bei durchweg sonnigem Wetter, werktags jeweils an zwei unterschiedlichen Tagen von 7: 30 Uhr bis 9: 00 Uhr, von 12: 00 Uhr bis 14: 00 Uhr und von 14: 00- Uhr bis 16: 00 Uhr beobachtet. Somit wurde jedes Bild insgesamt elf Stunden beobachtet und alle Bilder zusammen 99 Stunden lang. Die Beobachtungszeiten orientierten sich bewusst an den Transportzeiten, in denen die Kinder in die Schule oder in die Kindertagestätte gehen bzw. von diesen wieder nach Hause gehen. Hintergrund ist die eigentliche Intention von Heimathopsen, Bewegung in Alltagsbewegungen zu bringen, auch bei den Kindern, die von der Verhäuslichung betroffen sind. Neben der Beobachtung wurde eine Umfrage an zwei Kindertageseinrichtungen und zwei Schulen gemacht. Die Eltern wurden schriftlich über die Umfrage informiert. In den Kitas wurden nur die zukünftigen Schulkinder befragt. Die Studierenden gingen in Kleingruppen (vier bis fünf Personen) in die Klassen oder in die Kita und lasen nacheinander die vier Fragen vor. Um datenminimierend zu arbeiten und den Personenbezug sofort zu tilgen, sollten die Kinder bei einem »Ja« eine grüne Karte und bei einem »Nein« eine rote Karte hochhalten. Die Antworten wurden gezählt und schriftlich festgehalten. Folgende Fragen wurden gestellt: ■ Hast Du schon ein Bild in Eicken entdeckt? ■ Hast Du da schon mal gespielt? ■ Warst du schon mal allein da? ■ Warst Du schon mal mit Freunden da? Bei der Frage, »Hast Du schon ein Bild in Eicken entdeckt? « zeigten die Studierenden Beispielbilder, damit die Kinder wussten, was gemeint ist. Ergebnisse In den 99 Beobachtungsstunden besuchten 179 Kinder die Hüpfbilder. Im Schnitt bewegten sich die 172 hüpfenden Kinder, die nicht nur anwesend waren, sondern auch gespielt haben, ca. 25 Sekunden (± 44 Sekunden), und sie machten 183 Hüpfversuche. Insgesamt hielten sich die Kinder 20 Minuten und 36 Sekunden an den Bildern auf und hüpften insgesamt 11 Minuten und 42 Sekunden. Es konnte festgestellt werden, dass bei Bildern, die gut besucht waren, 89 [ 23 ] Stefes • Heimathopsen 1 | 2023 [ 23 ] Stefes • Heimathopsen 1 | 2023 Besuche gezählt werden konnten, bei anderen, deutlich seltener besuchten Bildern, konnten nur vier Besuche im gleichen Zeitraum gezählt werden. In 58 % der Fälle waren die Kinder mit ihren Eltern am Hüpfbild. Eine Übersicht zu den Beobachtungen findet sich in Tab. 1. Wie aus Abb. 6 zu entnehmen, wurden 294 Kinder befragt. Die Umfrage in zwei Kitas und zwei Grundschulen zeigte, dass 61,2 % der Kinder die Bilder bereits nach ca. 3 Wochen entdeckt haben. 41,8 % der Kinder haben dort gespielt. Nur in 34,7 % der Fälle haben Kinder die Bilder schon mal allein besucht. Diskussion Ergebnisse Heimathopsen funktioniert, aber nicht an jedem Standort und nicht zu jeder Zeit. Tab. 2 zeigt, dass es große Unterschiede in der Frequentierung der Bilder gab. Kinder besuchten die Bilder meistens in Begleitung von Erwachsenen oder FreundInnen. Durch das Projekt Heimathopsen wurden ca. 25 Sekunden Bewegung dem Alltag hinzugefügt. Somit trägt dieses Projekt dazu bei, die gesundheitsförderliche Benchmark von 60 Minuten körperliche Aktivität pro Tag zu erreichen. An stark frequentierten Orten, wie Fußgängerzonen oder fußläufig zu erreichenden Institutionen, lässt sich anhand der erhobenen Daten feststellen, dass die Bilder stärker genutzt werden. Diskussion der subjektiven Beobachtungen der Studierenden Wenige Meter können darüber entscheiden, ob ein Bild genutzt wird. Idealerweise liegt es direkt auf einem Commuting Weg (als Commuting Wege werden Pendlerwege bezeichnet, z. B. zur Schule und zurück nach Hause oder zum Einkaufen und zurück nach Hause). Liegt das Bild z. B. auf der falschen Straßenseite oder auch nur 10 m neben der Hauptgehroute, wird es kaum bespielt. Die am meisten bespielten Bilder waren direkt vor einer Kita und mitten in der Fußgängerzone in Eicken. Bilder, die hervorragend in kleine Nischen passten und diese ergänzten, wurden auch aufgrund des fehlenden Publikumsverkehrs kaum bespielt. Einen Besuchscharakter, wie bei einem Spielplatz, haben diese Bilder augenscheinlich nicht. Es zeigt sich deutlich, dass die Bilder nicht benutzt werden, wenn ein Spielplatz in der Nähe ist, insbesondere, wenn dieser eingezäunt ist. Weiter konnte beobachtet werden, dass Kinder, die mit einem Auto gebracht wurden, häufig gar keine Chance hatten, die Hüpfbilder wahrzunehmen. Auch konnte v. a. morgens beobachtet werden, dass Eltern augenscheinlich unter Zeitdruck stehen und die Elf Stunden Beobachtungszeit pro Bild Anzahl Spielversuche Anzahl spielende Kinder Anzahl anwesende Kinder Anzahl anwesende Eltern Bild 1 39 46 35 24 Bild 3 9 9 11 6 Bild 4 5 4 5 2 Bild 5 5 3 7 2 Bild 6 9 7 11 1 Bild 7 90 81 89 56 Bild 8 9 3 4 1 Bild 9 10 10 10 6 Bild 10 7 9 7 6 Gesamt 183 172 179 104 Tab. 1: Übersicht zur Beobachtung der einzelnen Bilder [ 24 ] 1 | 2023 Forum Psychomotorik Kinder, die die Bilder bespielen wollen, weitergezogen werden. Die Beobachtungen der Studierenden lassen die Schlussfolgerung zu, dass es nicht reicht, mit Kindern Orte auszuwählen und »einfach« ein Hüpfspiel hinzumalen. Damit aus den Hüpfspielen auch echte Bewegungsspiele werden und sie nicht nur bloße Kunst bleiben, muss zusätzlich zur Ortsauswahl, zu der in jedem Falle die Kinder mit einbezogen werden sollten, auch der jeweilige Ort (hohe Frequentierung des Ortes, liegt auf den Hauptgehrouten der Kinder, eine Einrichtung für Kinder in unmittelbarer Nähe) beobachtet werden. Eine Diskussion in der Gruppe der Studierenden entstand, ob der Abstraktionscharakter der Bilder für die Kinder nicht zu hoch sei. Tatsache ist jedoch, dass Kinder dem Objekt der Hüpfspiele eine eigene Bedeutung geben. Meyer, der in der bespielbaren Stadt Griesheim sogenannte Wegbegleiter installierte, legte sogar großen Wert auf die Uneindeutigkeit der Spielmöglichkeiten. »Niemand hat vorherbestimmt, was man damit macht« (2009, 14). Bei der Umfrage in den Schulen und Kitas kann bei den Antworten der Kinder die soziale Erwünschtheit nicht ausgeschlossen werden. Aufgrund des hohen Migrationsanteils muss auch davon ausgegangen werden, dass nicht alle Kinder die Fragen verstehen konnten. Ebenso haben nicht immer alle Kinder geantwortet und sich enthalten. Positiv zu bewerten ist, dass bereits drei Wochen nach Installation der Bilder 63 % der Kinder die Bilder wiedererkannten. Fazit Die Hüpfbilder aus dem Projekt »Heimathopsen« fallen auf und bewegen Kinder, wenn die Hüpfbilder an frequentierten Orten aufgemalt werden. Im Zusammenspiel mit den Erklärungsschildern wird ebenso ein Bezug zur Stadt geschaffen. In Zukunft sollten weiterhin Kinder in die Ortssuche einbezogen werden. Es müssen jedoch die Hauptgehrouten der Menschen, in der Nähe von Einrichtungen für Kinder beobachtet werden und an diesen Stellen sollten die Bilder installiert werden. Weitere Beobachtungen, die die Auswahl der Orte und Motive optimieren, wären wünschenswert. Literatur Finger, J. D. Varnaccia, G., Borrmann, A., Lange, C., Mensink, G. B. M. (2018): Körperliche Aktivität von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Querschnittergebnisse aus KiGGS Welle 2 und Trends. GBE JoHM3 (1), 24-31 Guthold, R., Stevens, G. A., Riley, L. M., Bull, F. C. (2020): Global trends in insufficient physical activity among adolescents: a pooled analysis of 298 population-based surveys with 1·6 million participants. Lancet Child Adolesc Health 4(1), 23-35, https: / / doi.org/ 10.1016/ S2352-4642(19)30323-2 Abb. 6: Antworten der Kinder- Befragung [ 25 ] Stefes • Heimathopsen 1 | 2023 [ 25 ] Stefes • Heimathopsen 1 | 2023 Meyer, B. (2009): Die bespielbare Stadt. Die Rückeroberung des öffentlichen Raumes. Aachen, Shaker Mogel, H. (2008): Psychologie des Kinderspiels. Von den frühesten Spielen bis zum Computerspiel; die Bedeutung des Spiels als Lebensform des Kindes, seine Funktion und Wirksamkeit für die kindliche Entwicklung. 3. Aufl. Springer, Berlin / Heidelberg, https: / / doi.org/ 10.1007/ 978-3-540-46644-4 Peuckert, R. (2012): Familienformen im sozialen Wandel. 8. Aufl. Springer, Wiesbaden, https: / / doi.org/ 10.1007/ 978-3-531-19031-0 Tillmann, A., Hugger, K.U. (2014): Mediatisierte Kindheit-- Aufwachen in mediatisierten Lebenswelten. In: Tillmann, A., Fleischer, S. Hugger, K.-U. (Hrsg.): Handbuch Kinder und Medien. Springer, Wiesbaden, 31-46, https: / / doi.org/ 10.1007/ 978-3-531- 18997-0_2 Schmidt, S.C.E., Henn, A., Albrecht, C., Woll, A. (2017): Physical Activity of German Children and Adolescents. 2003-2012: The MoMo-Study. Int. J. Environ. Res. Public Health 2017, 14 (11), 1375- 1385, https: / / doi.org/ 10.3390/ ijerph14111375 Stadt Mönchengladbach (2021): Stadtteilbeschreibungen Mönchengladbach 2020, Grunddaten zur Bevölkerungs-, Haushalts- und Sozialstruktur. https: / / www.moenchengladbach.de/ fileadmin/ user_upload/ DEZ_I/ I-2/ Statistik__1_/ Stadtteil beschreibungen/ Stadtteilbeschreibung_2020_ September.pdf, 05.12.2022 Woll, A., Anedda, B., Burchartz, A., Hanssen-Doose, A., Kopp, M., Niessner, C., Schmidt, S.C.E., Bös, K., & Worth, A. (2019): Körperliche Aktivität, motorische Leistungsfähigkeit und Gesundheit in Deutschland: Ergebnisse aus der Motorik-Modul- Längsschnittstudie (MoMo). KIT Scientific Working Papers 121 Voss, A. (2020): Bewegungskindheit? Gesellschaftliche Veränderungen und deren Auswirkungen auf kindliches Bewegungsverhalten. motorik 42, (3), 131-137, https: / / doi.org/ 10.3390/ ijerph14111375 Der Autor Hermann-Josef Stefes Diplom Sportwissenschaftler, seit 2016 Lehrbeauftragter im Studiengang Kindheitspädagogik an der Hochschule Niederrhein, seit 2018 Sportlehrer an der Gemeinschaftsgrundschule Eicken und beim Stadtsportbund Mönchengladbach für die Bewegung in Kindergärten zuständig. Kontakt Hermann-Josef.Stefes@hs-Niederrhein.de Lage Frequentierung Bild 1 Liegt mitten in der Innenstadt in einer Fußgängerzone. Hoch Bild 3 Liegt außerhalb des Zentrums in Sichtweite eines Spielplatzes. Eltern bringen Kinder häufig mit dem Auto, es gibt wenig Fußverkehr. niedrig Bild 4 In einer Hauspassage (eine Art Hinterhof ) neben einem Spielplatz, der umzäunt ist. niedrig Bild 5 Liegt direkt neben einer privaten Schule. Kinder werden mit dem PKW gebracht und verlassen die Schule in die andere Richtung. niedrig Bild 6 Liegt direkt neben einem eingezäunten Spielplatz, aber außerhalb der Gehrouten der Kinder und Eltern. niedrig Bild 7 Direkt vor einer Kita hoch Bild 8 In einer ruhigen Ecke. Kein Publikumsverkehr niedrig Bild 9 Liegt an einem stark frequentierten Platz. Das Bild liegt jedoch ca. 15 m neben der Gehrouten von Eltern und Kindern und findet wenig Beachtung. niedrig Bild 10 Liegt an einer Hauptstraße in einer Nische. niedrig Tab. 2: Bewertung der Bilder