eJournals motorik 46/4

motorik
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0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/mot2023.art31d
101
2023
464

Editorial

101
2023
Stefan Schache
Liebe Leserin, lieber Leser, die Motologie und Psychomotorik haben den Menschen in seiner Entwicklung als körperliches und sich bewegendes Subjekt im Fokus.
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[ 161 ] motorik, 46. Jg., 161, DOI 10.2378 / mot2023.art31d © Ernst Reinhardt Verlag 4 | 2023 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, die Motologie und Psychomotorik haben den Menschen in seiner Entwicklung als körperliches und sich bewegendes Subjekt im Fokus. Ihre Expertise ist in pädagogischen und therapeutischen Settings verbreitet und weitgehend anerkannt. Allerdings ist das verkörperte und das bewegte Subjekt eher weniger in das Diskursfeld getreten. Mit diesem Schwerpunktheft soll sich das ändern: Mit gesellschafts- und sozialtheoretischen, aber auch kulturwissenschaftlichen Perspektiven wird auf das motologisch-psychomotorische Feld geschaut, um das komplexe Verhältnis zwischen der Materialität der Leiblichkeit und der Sozialität aufzuhellen. So wie mittlerweile in vielen angrenzenden Diskursen der Leib mit poststrukturalistischen Blicken eine Erweiterung und Klärung erfährt, sollen auch für die Motologie / Psychomotorik die Konventionalisierungen, Normalisierungen und Subjektivationen beschreibbar werden, um damit wieder das Singuläre, das Einzigartige des leiblichen Subjekts herauszustellen. Damit wird der Wissenskorpus der Motologie / Psychomotorik über Verkörperung, Einschreibung und Einverleibung erschüttert, um-sich dialogisch zu erneuern. Stefan Schache führt in die Thematik ein und zeigt anhand der Kategorie Nicht/ Behinderung die Desiderate der Motologie auf. Dadurch wird die Ansatzsystematik der Motologie herausgefordert. Bettina Wuttig verweist auf das Politische der Motorik, indem sie aufzeigt, dass sich mit der Ausprägung von Bewegungsgewohnheiten auch soziale Strukturen in motorische Prozesse einschreiben. Die menschliche Subjektstellung in der reflexiven Moderne nimmt Holger Jessel als Ausgangspunkt, sich über das Optionalisierungsdispositiv Gedanken für die Motologie als Verkörperung des Sozialen zu machen. Martin Giese hinterfragt pädagogische Praxen in Bewegung, Spiel und Sport hinsichtlich ableistischer Vorannahmen-und zeigt auf einer strukturellen Ebene exkludierendes und behinderndes Potenzial-der Psychomotorik auf. Mit einer method(olog)ischen Fragerichtung auf Leiblichkeit, Verkörperung und Einverleibung gehen Evi Agostini (Wien) und Stefan Meier über die Vignettenforschung auf leibphänomenologische und praxistheoretische Erkenntnisse für die Motologie ein. Anschließend konzentrieren sich Ernst-Ulrich Huster und Michael Wendler auf den Körper als Teil des Habitus in Bourdieus konflikttheoretischem Modell und fragen nach körperlichen, sensomotorischen Erfahrungen für mögliche Modifikationen. Ich freue mich außerordentlich, eine so starke AutorInnenschaft für dieses Schwerpunktheft gewonnen zu haben und wünschen Ihnen eine inspirierende Lektüre. Stefan Schache