eJournals Motorik 47/2

Motorik
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0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
41
2024
472

Rezension: Witzmann, M./Keller, K/Kraus, E. (Hrsg.) (2023): ICF-basierte Förder- und Teilhabeplanung für psychisch kranke Menschen. Wissen und Kontroversen zu ICF mit Beispielen aus der Praxis.

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2024
Silke Wunsch
Seit in Kraft treten des BTHG, welches die ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit) explizit als Bezugsklassifikation bei der Bedarfsermittlung vorsieht, rückt die Frage nach der praktischen Anwendung der ICF verstärkt in den Fokus der Eingliederungshilfe.
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[ 94 ] 2 | 2024 Medien & Materialien [ Medien & Materialien ] Rezension Witzmann, M. / Keller, K. / Kraus, E. (Hrsg.) (2023): ICF-basierte Förder- und Teilhabeplanung für psychisch kranke Menschen. Wissen und Kontroversen zu ICF mit Beispielen aus der Praxis. 2. Aufl. Hogrefe, Bern, ISBN: 978-3-456-86267-5 (Print), 39,95 € Seit in Kraft treten des BTHG, welches die ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit) explizit als Bezugsklassifikation bei der Bedarfsermittlung vorsieht, rückt die Frage nach der praktischen Anwendung der ICF verstärkt in den Fokus der Eingliederungshilfe. Das vorliegende Buch verknüpft die ICF und das dort aufgegriffene biopsycho-soziale Modell mit der Praxis der Teilhabeplanung für psychisch kranke Menschen. In den eingeschobenen Praxisbeispielen und -hinweisen wird die komplexe Lebenswirklichkeit von psychisch kranken Menschen berücksichtigt. Die AutorInnen beziehen sich auf die deutschsprachige Literatur und Beispiele bis einschließlich Juli 2022. Das Buch gliedert sich in drei Teile. Im Grundlagenteil (Teil I) werden auf 35 Seiten die Grundlagen der ICF, die einzelnen Komponenten und das darauf basierende Bedarfsermittlungsverfahren vorgestellt. Die hier eingestreuten Praxisbeispiele aus dem psychiatrischen Kontext veranschaulichen die oftmals sehr sperrig wirkenden Kategorien der ICF. Zusätzlich zum aktuellen Wissensstand werden neben Kritikpunkten und Kontroversen auch weitere Literaturhinweise zur Vertiefung der grundlegenden Anforderungen an die Bedarfsermittlung nach ICF und BTHG gegeben. Der erste Praxisteil (Teil IIa) beschäftigt sich auf 77 Seiten mit der Umsetzung aus der Perspektive der LeistungserbringerInnen anhand folgender Aspekte: Umgang mit ICF Coresets, Entwicklungen und Implementierung innerhalb mehrerer Dienste umfassender Träger, Weiterentwicklung einer ICF-basierten Förderplanung, Bericht über Nutzung eines eigens entwickelten ICF-Kits. Der zweite Praxisteil (Teil IIb) beschäftigt sich auf 28 Seiten mit Erfahrungen in der Umsetzungspraxis (ICFbasierte Fallbesprechung, Umgang mit Bedarfsermittlungsinstrument in Bayern, Besonderheiten bei Autismus- Spektrum-Störung). Darüber hinaus bietet der angebotene Download, neben den Materialien zur Projektplanung, einen beispielhaften ICF-Screener zur Einschätzung der Funktionsfähigkeit in der aktuellen Situation und einen praxisorientierten Leitfaden zur ICF-basierten Förderplanung. Da das BTHG und die damit verbundene Einführung der ICF als Grundlage der Förder- und Teilhabeplanung in vielen Bundesländern noch nicht flächendeckend umgesetzt ist, kann das Buch nur einen Einblick in den aktuellen Wissensstand, Ansätze der Umsetzung, aktuelle Grenzen und Nachbesserungshinweise geben. Dennoch leistet das Buch einen guten Beitrag, BerufspraktikerInnen und Verantwortlichen die Inhalte und Möglichkeiten der ICF näher zu bringen. Besonders die Praxisbeispiele (als Neuerung in der zweiten Auflage) und der Praxisteil ermutigen dazu, das bio-psycho-soziale Modell und die ICF-Items in den eigenen (Förder-)Alltag zu integrieren und ggf. Hilfsmittel oder Anwendungserweiterungen (Kommentare etc.) zu entwickeln. Silke Wunsch DOI 10.2378/ mot2024.art17d