eJournals Motorik 47/2

Motorik
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0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
41
2024
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Rezension: Seebach-Dietze, N. (2023): ICF in der Psychomotorik. Förderziele ICF-basiert finden und formulieren.

41
2024
Ricarda Menke
Die Autorin Nicole Seebach-Dietze, Physiotherapeutin und Psychomotorikerin, legt mit dieser Veröffentlichung einen thematischen Einstieg und eine Grundlage für alle vor, die im Berufsfeld Psychomotorik mit der ICF (International Classification of Functioning, Disability and Health) arbeiten oder dies in naher Zukunft vorhaben.
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[ 95 ] Spreer • Aktuelles Stichwort: Partizipation / Teilhabe 2 | 2024 [ 95 ] Medien & Materialien 2 | 2024 Seebach-Dietze, N. (2023): ICF in der Psychomotorik. Förderziele ICF-basiert finden und formulieren. Verlag modernes lernen Borgmann, Dortmund, ISBN: 978-3-8080-0943-7 (Print); 19,95 € Die Autorin Nicole Seebach-Dietze, Physiotherapeutin und Psychomotorikerin, legt mit dieser Veröffentlichung einen thematischen Einstieg und eine Grundlage für alle vor, die im Berufsfeld Psychomotorik mit der ICF (International Classification of Functioning, Disability and Health) arbeiten oder dies in naher Zukunft vorhaben. Das Buch ist sehr praxisorientiert ausgerichtet und meines Erachtens gerade für diejenigen geeignet, die bisher nichts oder wenig mit der ICF in der eigenen Berufspraxis zu tun hatten. Berücksichtigt wird hier eben-- wie der Titel verspricht-- spezifisch psychomotorisch und bewegungsorientiertes Arbeiten. Inhaltlich wird zunächst kurz und knapp in die Struktur der ICF eingeführt: Das biopsychosoziale Verständnis von Gesundheit und Krankheit sowie die zentralen Bereiche der ICF (Körperfunktionen und -strukturen, Aktivitäten und Teilhabe, Umweltfaktoren und Personbezogene Faktoren) werden erläutert und mit Fallbeispielen in verständlicher Sprache auf die Praxis bezogen. Anschließend erfolgt eine Vorstellung des Systems der neun Lebensbereiche, denen u. a. Teilhabebeeinträchtigungen, aber auch die Teilhabe positiv beeinflussende Faktoren (Förderfaktoren) zugeordnet werden. Auch hier stellt die Autorin mit prägnanten Fallbeispielen und konkreten Kodierungen, wie sie beispielsweise in ICF-orientierten Förderplänen oder Gutachten erforderlich sind, den Praxisbezug her. Weiter wird der Fokus auf den Bereich der Teilhabe und Aktivitäten gelenkt, der besonders für den pädagogischen und therapeutischen (psychomotorischen) Kontext relevant ist. Das Formulieren von übergeordneten Teilhabezielen und untergeordneten, kleineren SMART (spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch, terminiert) -formulierten Teilzielen wird erläutert. Hierbei ist nach ICF ein gemeinsames Identifizieren und Planen von Teilhabezielen, geeigneten Maßnahmen etc. mit der Familie des Kindes bzw. der Person, um die es geht, sowie den beteiligten Fachpersonen ausdrücklich erwünscht. Im Buch werden einige vorbereitende Ideen zur Gestaltung dieser gemeinsamen (Teilhabe-)Gespräche bzw. »Runden Tische« gegeben. Außerdem gibt die Autorin hilfreiche Anregungen für das sprachlich genaue und konkrete Formulieren von Teilhabezielen oder Teilzielen. Abschließend wird der Teilhabebegriff mit psychomotorischen Settings verknüpft und verdeutlicht, warum psychomotorische Förderung oft Teilhabe im positiven Sinn beeinflussen kann. Einige ausführlichere Fallbeispiele runden die vorherigen Ausführungen ab. Zusammenfassend bietet das Buch einen guten und vor allem praxisorientierten Einstieg in die Thematik und ermutigt sehr dazu, sich aktiv an die ICF »heranzutrauen« und sich in den unterschiedlichen psychomotorischen Arbeitskontexten damit auseinanderzusetzen. Durch viele Praxisbezüge wird das zunächst sehr komplex wirkende System der ICF und das manchmal einschüchternd wirkende »Wirrwarr« der Kodierungen überblicksartig und verständlich »heruntergebrochen« auf konkrete Fälle und Fördersituationen. Anschauliche Grafiken ergänzen die Ausführungen. An einigen Stellen wären vertiefende Literaturverweise noch eine hilfreiche Ergänzung gewesen. Kurz erfolgt auch eine kritische Betrachtung und die Autorin zeigt mögliche Schwierigkeiten und Grenzen in der Arbeit mit der ICF auf. Für die konkrete ICF-basierte Erstellung von Entwicklungsberichten, Gutachten und Förderplänen im psychomotorischen Kontext heißt es dann-- wie so oft: Im eigenen Arbeitskontext ausprobieren und Lernen durch Erfahrung! Ricarda Menke DOI 10.2378 / mot2024.art18d