Motorik
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0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2024
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Forum Psychomotorik: Runter vom Mattenwagen!? Zwischen Bewegungsfreiheiten für Kinder und verantwortungsvollem Handeln der Fachkraft
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Hermann-Josef Stefes
In Bewegungsstunden treten immer wieder Fragen zum sicheren Ablauf, gerade wenn Großgeräte aufgebaut werden, auf. Der vorliegende Artikel gibt einen Überblick über einen sicheren Ablauf einer Bewegungsstunde. Er nimmt dabei die Rolle der Fachkraft, das Übungsmaterial mit fachgerechtem Gebrauch, die Gruppe und den Bewegungsort in den Fokus. Einige Aufbauten aus dem psychomotorischen Bereich werden vorgestellt. Ziel des Artikels ist es, den Fachkräften Sicherheit bei ihrem Handeln zu geben.
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Zusammenfassung / Abstract In Bewegungsstunden treten immer wieder Fragen zum sicheren Ablauf, gerade wenn Großgeräte aufgebaut werden, auf. Der vorliegende Artikel gibt einen Überblick über einen sicheren Ablauf einer Bewegungsstunde. Er nimmt dabei die Rolle der Fachkraft, das Übungsmaterial mit fachgerechtem Gebrauch, die Gruppe und den Bewegungsort in den Fokus. Einige Aufbauten aus dem psychomotorischen Bereich werden vorgestellt. Ziel des Artikels ist es, den Fachkräften Sicherheit bei ihrem Handeln zu geben. Schlüsselbegriffe: Sicherheit, Bewegungsstunden, Verantwortung, Turngeräteaufbau, Risikoeinschätzung Get off the mat cart! ? Between freedom of movement for children and responsible action by the exercise leader During exercise sessions, questions about the safe process always arise, especially when large equipment is being set up. This article provides an overview of how to safely conduct an exercise class. It focuses on the role of the exercise leader, the exercise material with professional use, the group and the place of movement. Some structures from the psychomotric area are presented. The aim of the article is to give the professionals security in their actions. Keywords: Safety, exercise hours, responsibility, gymnastics equipment setup, risk assessment [ 121 ] [ Forum Psychomotorik ] motorik, 47. Jg., 121-128, DOI 10.2378 / mot2024.art22d © Ernst Reinhardt Verlag 3 | 2024 Runter vom Mattenwagen! ? Zwischen Bewegungsfreiheiten für Kinder und verantwortungsvollem Handeln der Fachkraft hermann-Josef stefes Kinder haben ein Recht auf Risiko: »Denn im Hinblick auf seine Entwicklung zu einer eigenverantwortlichen und selbständigen Persönlichkeit hat das Kind ein Recht darauf, den Umgang mit kalkulierbaren Risiken zu lernen« (Landschaftsverband Rheinland 2022, 5). Das deckt sich mit der Aussage aus dem achten Sozialgesetzbuch § 1 Abs. 1: »Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.« Auch der Lehrplan der Grundschulen z. B. in NRW nennt explizit »etwas wagen und verantworten« als wesentliche pädagogische Perspektive (Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen (MSB NRW) 2021, 200). Es ist also ausdrücklich erwünscht, dass Kindern Herausforderungen gestellt werden. Im Idealfall haben Kinder in Bewegungsstunden die Möglichkeit, ihre eigenen Erfahrungen zu machen und Stunden mitzugestalten. Doch haben diese Freiheiten der Gestaltung durch die Fachkraft und Kinder auch im psychomotorischen Bereich ihre Grenzen. Die Stundeninhalte mit den dazu gehörenden Rahmenbedingungen wie Ort, Material und Gruppe sollten sich an den Vorgaben der Unfallkassen, Landessportbünde oder der jeweiligen Institution, in der die Bewegungseinheit angeboten wird, orientieren. Eine Missachtung kann zu einem fahrlässigen Verhalten führen, das rechtliche Konsequenzen für die Fachkraft haben kann. Grundsätzlich gilt für die Fachkraft, dass sie die Aufsicht über ihre Gruppe [ 122 ] 3 | 2024 Forum Psychomotorik führt. Sie hat folglich die Aufsichtspflicht. Das bedeutet, dass die Fachkraft für die körperliche Unversehrtheit der von ihr betreuten Kinder zu sorgen hat. Es bedeutet aber auch, dass keine Dritten zu Schaden kommen dürfen (Verwaltungsberufs-Genossenschaft (VGB) 2022, 6; BGB § 823, BGB § 832 Abs. 1 und 2). Umso wichtiger ist es, sich mit den Rahmenbedingungen auseinander zu setzen. Dazu gehört eine Risikoeinschätzung. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) (2024) hat eine Matrix erstellt, mit deren Hilfe die Fachkraft eine pädagogische Gefährdungseinschätzung machen kann (Abb. 1). Die Rolle der Fachkraft Die Fachkraft hat ihre Aufsicht aktiv, präventiv und kontinuierlich auszuüben. Kontinuierlich bedeutet in diesem Kontext, dass die Kinder sich beaufsichtigt fühlen müssen. Präventiv bedeutet, dass Stunden geplant bzw. gelenkt werden. Im Vorfeld werden folglich Aufbauten durchdacht und entsprechend sicher aufgebaut. Aktiv bedeutet, dass die Fachkraft eingreift, wenn Kinder Aufgaben nicht nach den Regeln ausführen und sich damit gefährden (MSB NRW 2020, 11 f ). Die Fachkraft sollte immer einen Standort suchen, an dem sie die ganze Gruppe so gut wie möglich im Blick hat und bei dem sie auch z. B. nicht von der Sonne geblendet wird. Sie sollte sich ihrer eigenen Kompetenzen, aber auch Grenzen bewusst sein und nur Bewegungsangebote durchführen, die sie auch methodisch kennt. Kommt ein Kind auf die Idee, einen Salto lernen zu wollen und die Fachkraft hat von der Methodik kein Hintergrundwissen, sollte sie diese Übung auch nicht beibringen. Die Fachkraft hat bei der Benutzung von Sportgeräten jedweder Art eine Belehrungspflicht. »Sie haben die von Ihnen betreuten Sportlerinnen und Sportler über den Umgang mit möglichen Gefährdungen zu informieren, vor Gefahren zu warnen und sie von diesen gegebenenfalls fernzuhalten (Verbote)« (VBG 2022, 7). Wenn beispielsweise mit dem Medizinball gearbeitet wird, so kann das Kind die Erfahrung machen, dass der Ball schwer ist und diesen auch für verschiedene Zwecke nutzen. Es muss jedoch klar verboten werden, dass dieser Ball auf ein anderes Kind geworfen wird oder etwa damit Fußball gespielt wird. Eine Belehrungspflicht bedeutet aber auch, dass die sicherheitsrelevanten Anweisungen häufiger genannt werden müssen. Die Fachkraft hat bei Sicherheitserklärungen dafür Sorge zu tragen, dass jedes Kind diese versteht. Kinder müssen aufmerksam zuhören. Bei Kindern, die Schwierigkeiten mit der Sprache oder dem Verstehen haben, kann mit Bildern gearbeitet werden und / oder die Aufgaben werden vorgeführt. Es gilt auch zu beachten: »Wenn sich aufgrund der ermittelten Gefährdungen bzw. deren Risikobeurteilung in irgendeiner Hinsicht Bedenken ergeben, dass trotz umfassender Maßnahmen kein sicherer Unterricht gewährleistet werden kann, so ist von der Durchführung dieser Übung oder Unterrichtseinheit abzusehen« (DGUV, 2016b, 6). Vor der Bewegungseinheit sollte der Bewegungsort auf Sicherheit geprüft werden. In der Halle sollten Geräte, die augenscheinlich eine Gefahr darstellen, nicht mehr genutzt und gemeldet werden. Während des Bewegungsunterrichts müssen Türen und Tore zum Geräteraum geschlossen sein. Wenn die Fachkraft allein ist, sollte sie nur Abb. 1: Die pädagogische Gefährdungseinschätzung www.sichere-schule.de [ 123 ] Stefes • Runter vom Mattenwagen! ? 3 | 2024 [ 123 ] Stefes • Runter vom Mattenwagen! ? 3 | 2024 ein Gerät mit hoher Aufsichtspflicht bzw. mit erforderlicher Hilfestellung betreiben. Als weitere Bewegungsoption sind kleinere Aufbauten vorzuziehen, die die Kinder allein bewältigen können. Die Gruppe Grundsätzlich sollte die Fachkraft die Kinder, mit der sie arbeitet, kennen. Einschränkungen bzw. Erkrankungen wie Asthma, Diabetes o. ä. sollten bekannt sein, aber auch wenn ein Kind Probleme mit der Selbstregulation hat, muss dies die Fachkraft wissen, um in jeder Situation adäquat reagieren zu können. Ferner spielt das Alter der Kinder eine wesentliche Rolle bei der Auswahl der Stundeninhalte. Es sollte selbstverständlich sein, dass die Kinder adäquate Sportbekleidung tragen. Dazu gehören Sportschuhe, eine Sporthose und ein Sport-Shirt. Lange Haare müssen zusammengebunden werden. Schmuck und Uhren sind nicht erlaubt. Es sollten nur Sportbrillen von den Kindern getragen werden. Sollte ein Kind ein Kopftuch tragen, so sollte dieses das Kind nicht in der Bewegung beeinträchtigen (MSB NRW 2020, 13 f.) Namhafte Hersteller bieten Sportkopftücher an. Es ist auch möglich, dass Kinder barfuß die Bewegungseinheit absolvieren, soweit die Stundeninhalte dies ohne Verletzungsrisiko zulassen (DGUV 2023, 15). Das Schulministerium NRW hat beispielsweise die Unterrichteinheit »Was unsere Füße alles können« entwickelt (MSB NRW, 2022). Die Stundeninhalte sollten sich an den Fähigkeiten und Fertigkeiten der Gruppen orientieren und müssen ggf. differenziert werden. Abhängig vom Material, können Fachkräfte die Kinder von Anfang an in den Transport von Matten und anderen Geräten mit einbeziehen. Sie lernen so eigenverantwortlich damit umzugehen. Aus psychomotorischer Sicht zu betonen ist, dass Gruppen, die den Umgang mit den eingesetzten Geräten bereits erlernt haben, den Aufbau der Bewegungslandschaften und Umsetzung von Aufbauideen selbständig bewältigen können und sollen. Der Fachkraft obliegt lediglich noch die Überprüfung des regelgerechten Aufbaus, und kann bei Bedarf weitere Impulse geben. Es sollten jedoch beim Gerätetransport verbindlich Sportschuhe getragen werden (MSB NRW 2020, 28). Die Geräte Wenn die Fachkraft Gerätelandschaften aufbaut, sollten diese mit der o. g. »Pädagogischen Gefährdungsbeurteilung« geprüft werden. Alle Geräte haben Maximal-Belastungen. Die im weiteren Text angegebenen Werte stellen Näherungswerte der Hersteller dar. Genaue Belastungsgrenzen können Fachkräfte bei den jeweiligen Herstellern zu den genauen Gerätetypen erfragen. Je nachdem, was durchgeführt wird, müssen Aufprallflächen und Fallraum freigehalten werden. Das bedeutet, dass nichts in diese Bereiche hineinragen darf. Mit Aufprallflächen und Fallraum sind die Bereiche gemeint, auf die Kinder landen, hinunterfallen (können), heraufspringen oder sich eben selbstbestimmt fallen lassen können, z. B. von einem großen Tau nach dem Schwingen auf eine Weichbodenmatte herab. »Das Maß der Aufprallfläche richtet sich nach der maximal möglichen, freien Fallhöhe. Grundsätzlich ist eine Aufprallfläche von mindestens 1,5 m vorzusehen. Ab einer Fallhöhe von mehr als 1,5 m berechnet sich die Aufprallfläche nach der Formel: (2/ 3 der freien Fallhöhe) + 0,5 = Aufprallfläche (m)« (DGUV 2016a, 56). Bei Gerätekombinationen bzw. Gerätelandschaften muss auch dies mitbedacht und ggf. Fallhöhen beschränkt oder Gefahrenstellen sinnig abgepolstert werden. Während des Geräteaufbzw. -abbaus besteht absolutes Übungsverbot (DGUV 2017b, 6). Die Matten Im Regelfall werden drei verschiedene Fallschutzmatten im Bewegungsraum vorgefunden. Man unterscheidet die Turnmatte, die Niedersprungmatte und die Weichbodenmatte, die jeweils weitere Untertypen haben können (Abb. 2). Turnmatten können bis zu einer Fallhöhe von 1,2 m eingesetzt werden. Niedersprungmatten bis zu einer Höhe von 1,8 m (Unfallkasse Nord- [ 124 ] 3 | 2024 Forum Psychomotorik rhein-Westfalen 2010, 18). Weichbodenmatten können für Höhen darüber hinaus verwendet werden (MSB NRW 2020, 29). Sind punktuelle Landungen geplant, so sollte eine Niedersprungmatte verwendet oder die Weichbodenmatten mit Turnmatten abgedeckt werden. Hintergrund ist der sogenannte Schraubstockeffekt, bei dem die Füße in der Matte eindringen und Beine durch eine Drehbewegung verletzt werden können (DGUV 2018, 7). Für Kinder bis sechs Jahre ist die Weichbodenmatte auch ohne Turnmattenauflage einsetzbar (Unfallkasse Rheinland- Pfalz 2020, 32). Die maximale Fallhöhe, bis zu der ein Mattentyp eingesetzt werden darf, hängt auch davon ab, ob die Kinder die aktive Landung beherrschen oder noch nicht (DGUV 2018, 6). Im Primar-Bereich besagt der Sicherheitserlass, dass »ab einer Fallhöhe von 60 cm […] Gerätestationen grundsätzlich mit Matten abzusichern« (MSB NRW 2020, 29) sind. Bei Kindern unter drei Jahren können schon geringere Höhen ab 40 cm eine Gefahr darstellen. Krabbelkinder benötigen ab 20 cm eine Matte, Kinder im Krippenalter ab 40 cm (UK RLP 2020, 31). Ebenso sollten Matten in keinem Fall zu sehr geknickt werden. Der Kern geht dadurch kaputt und die Matten verlieren ihre Aufprallschutzwirkung. »Diese Knickungen kommen als Belastung zu den sportspezifischen Belastungen hinzu, sodass die Alterung des Schaumstoffes im Bereich des Zentrums und der Knickzonen beschleunigt wird. Im Bereich von Knickzonen ist das Dämpfungsverhalten verschlechtert [im Original fett] und das Mattenmaterial verhält sich nicht homogen« (UK NRW 2010, 23). Wenn trotzdem die klassische Ringschaukel (Abb. 3) aufgebaut werden soll, kann man dazu entweder alte Matten nehmen oder Matten, die nur für diesen Zweck verwendet werden sollen, kennzeichnen. Das »Fliegen« auf Matten findet man bei Recherchen auf diversen Bildern. Hersteller von Turnmatten betonen, dass Turnmatten ein Fallschutz sind. Sie dienen dem Abmildern eines Sturzes oder des Aufpralls. Turnmatten, Weichbodenmatten und Niedersprungmatten sind nicht zum »Fliegen« gedacht. Die Belastungen der Schlaufen und der Hilfsmaterialien, mit denen die Matten an Taue und Ringen gebunden werden, sind kaum zu bestimmen und durch Schwingen und Drehbewegungen, erhöht sich physikalisch die Last. Es gibt für solche Zwecke spezielle »Hängematten« oder spezielle Möbel, die in Räumen mit psychomotorischer Ausrichtung gefunden und benutzt werden können. Matten sollten immer auf Stoß ausgelegt werden und keine Überlappungen aufweisen, über die man stolpern könnte. Bei Gerätelandschaften sollte mit den Kindern eine Bewegungsrichtung abgesprochen werden, in die die Geräte bewältigt werden und diese Richtung wird mit Fallschutz abgesichert. Das »Mattenwagen-Fahren« ist nicht zulässig (DGUV 2017b, 5). Je nachdem, wie hoch der Mattenwagen ist und wie viele Kinder auf dem Wagen sitzen, kann das Kind sich beim Fallen verletzen oder aber mit der Hand unter die Räder kommen. Wenn Kinder dennoch Erfahrungen im Bereich »Gleiten und Rollen« machen sollen, ist es sicherer, wenn Kinder »Hundeschlitten-Rennen« z. B. mit dem Schwungtuch machen und Abb. 2: große Weichbodenmatte, gelbe Niedersprungmatte und flachere Turnmatte Abb. 2-9: Hermann-Josef Stefes Abb. 3: Die Ringschaukel auf dem Boden, die nur mit alten Matten gebaut werden sollte. [ 125 ] Stefes • Runter vom Mattenwagen! ? 3 | 2024 [ 125 ] Stefes • Runter vom Mattenwagen! ? 3 | 2024 darin gezogen werden, oder aber man nimmt alte Bettbezüge, um sich gegenseitig durch die Halle zu ziehen. Fernen können auch Kästen auf die Rollbretter gestellt und innerhalb der vorher besprochenen Regeln bewegt werden. Der große Kasten Ein großer Kasten besteht aus fünf Teilen. Damit erreicht er eine Höhe von 1,1 m. Aus Sicherheitsgründen geben die Hersteller vor, dass der Kasten nicht höher aufgebaut werden darf. Einzelne Kastenteile können herausgenommen werden. Bei voller Höhe muss, je nachdem, ob die Kinder eine aktive Landung können oder nicht, eine Niedersprungmatte oder Turnmatte verwendet werden. Kinder sollten im Regelfall eine Bewegungsrichtung vorgegeben bekommen, um den Fallschutz in diese auszulegen. Der Kasten ist mit ca. 200 kg belastbar. Der kleine Kasten Der kleine Kasten ist 40 cm hoch. Mit dieser Höhe braucht es im Regelfall keinen weiteren Fallschutz für dieses Turngerät. Der kleine Kasten ist mit ca. 100 kg belastbar. Die Turnbank Die Turnbank ist bis zu 4,5 m lang. Sie ist mit ca. 200 kg belastbar und 35 cm hoch. Wird die Bank auf dem Boden eingesetzt, ist im Regelfall kein weiterer Fallschutz nötig. Wird die Bank mit einem kleinen Kasten kombiniert und die Kinder überqueren balancierend »die Schlucht«, muss je nach Stellung der Bank ein Fallschutz ausgelegt werden, da der Aufbau entweder ca. 40 cm oder ca. 75 cm hoch ist (Abb. 4). Die Sprossenwand Bei der Sprossenwand ist darauf zu achten, dass es unterschiedliche Befestigungsmöglichkeiten gibt. Die Sprossenwand ist entweder direkt mit der Wand verschraubt oder sie kann ausgeklappt und muss dann mit einem Riegel arretiert werden. Jede Sprosse ist mittig mit ca. 100 kg belastbar. Wenn Kinder auf »den Mount Everest« klettern sollen, muss die Fachkraft darauf achten, dass die Matten gesichert sind. Die Matte muss mit einem Gurt oder einem Seil befestigt werden. Wenn eine Matte umfällt, sind das je nach Mattentyp deutlich mehr als 50 kg, die ein Kind treffen können (Abb. 5). Für die Fachkraft ist es empfehlenswert, sich einige Knoten zur Gerätesicherung anzueignen. Weiterführende Literatur kann beim Landessportbund Nordrhein-Westfalen gefunden werden (2014). Abb. 4: Bank mit Kasten mit und ohne Fallschutz Abb. 5: Ein Kind klettert sicher auf den »Mount Everest«. [ 126 ] 3 | 2024 Forum Psychomotorik Stufenbarren Beim Stufenbarren ist darauf zu achten, dass alle Hebel arretiert sind und die Einlegematte im Barren liegt. Die Holme vom Barren sind mittig mit ca. 130 kg belastbar. Seitlich eingehangene Bänke sollten immer über die Stütze eingehangen werden (Abb. 6). Soll z. B. eine Bank längs zwischen den Holmen eingehängt werden, so sollte diese nicht mit Springseilen befestigt werden, sondern mit Seilen aus dem Outdoor-Bereich (DGUV, 2017a, S. 18). Werden beispielsweise Ringe als Hindernisse in den Barren gehangen, so haben diese keinen tragenden Effekt und können mit einfachen Gummibändern befestigt werden (Abb. 7). Ringe Die Ringe sind je Seite mit 200 kg belastbar. Je nach Höhe und Vorhaben ist der Schwungbereich mit Matten abzusichern. Es darf nur in Schwungrichtung geschwungen werden und Kinder sollten eine optische Markierung erhalten, an der sie sich anstellen können. An den Ringen darf nur ein Kind zeitgleich turnen. Es gibt spezielle Trapezstangen, die an die Ringe gehangen werden können. Daran kann dann auch eine Bank befestigt werden. Normale Holzstangen sind dazu nicht geeignet. Matten dürfen nicht als fliegenden Matten verwendet werden (Abb. 8). Taue Taue sind mit ca. 200 kg pro Tau belastbar. Knoten in die Taue zu machen, ist verboten. Kinder können sich beim Abrutschen im Schritt verletzen. Hier sind Sitzteller für die Taue zu bevorzugen. Bei Aufbauten ist der Schwungbereich abzupolstern und die Kinder sollten eine optische Vorgabe erhalten, wo sie warten können. Zu beachten ist, dass die Kinder in den Umkehrpunkten am höchsten schwingen. Beim Hochklettern sollte die maximale Höhe markiert werden. Es darf nur in Schwungrichtung geschwungen werden. Taue, die nicht gebraucht werden, werden hochgebunden. Abb. 6: Sprung von dem Stufenbarren mit sicher eingehangener Bank über der Barrenstütze Abb. 7: Ringe ohne tragende Funktion Abb. 8: Fliegende Matte mit Ringen, deren Einsatz vermieden werden sollte [ 127 ] Stefes • Runter vom Mattenwagen! ? 3 | 2024 [ 127 ] Stefes • Runter vom Mattenwagen! ? 3 | 2024 Beim Schwingen über die »Krokodilschlucht« sollte der kleine Kasten seitlich neben dem großen Kasten stehen, damit es zu keinen Unfällen beim Zurückschwingen kommt (Abb. 9). Der Fall- / Landebereich muss mit einer Niedersprungmatte oder einer Weichbodenmatte, die mit einer Turnmatte abgedeckt wird, gesichert werden. Das Rollbrett Beim psychomotorischen Klassiker, dem Rollbrett, kann mit Piktogrammen gearbeitet werden, um den sicheren Umgang zu erläutern. Haare gehören zusammengebunden, Finger dürfen nicht unters Brett, Unfälle müssen vermieden werden, das Brett wird umgedreht, wenn man es nicht braucht. Das Bewegungsangebot muss hier auf die Größe der Gruppe, Größe der Sporthalle und vorhandenes Material abgestimmt werden. Fazit Bewegungsangebote in Schule, Kita, Verein oder anderen Settings bieten Kindern in vielfältiger Weise Möglichkeiten, Erfahrungen zu machen und sich in den verschiedenen Ebenen der Psychomotorik weiterzuentwickeln. Die Fachkräfte haben die Aufgabe, sich mit den genannten Sicherheitsbedingungen vertraut zu machen. Gerade in offenen Bewegungssituationen und Bewegungslandschaften, bei denen die Kinder aktiv an der Gestaltung beteiligt sind, ist dies von enormer Bedeutung. Der Fachkraft bleibt hier eine beobachtende Rolle, bei der die Kinder agieren können und nur eingeschritten werden muss, wenn die Sicherheit der Kinder nicht mehr gewährleistet ist. Kinder können hier »etwas wagen und verantworten« und ihr »Recht auf Risiko« verwirklichen. Literatur Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (2024): Sichere Schule- - Pädagogische Gefährdungsbeurteilung. In: https: / / www.sichere-schule.de/ sporthalle/ lehrkraft/ paedagogische-gefaehrdungsbeurteilung. html, 12.02.2024 Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (2023): Wahrnehmungs- und Bewegungsförderung in Kindertageseinrichtungen. DGUV Information, 202- 062 Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (2018): Matten im Sportunterricht. Sicherheit im Schulsport. DGUV Information, 202-035 Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (2017a): Alternative Nutzung von Sportgeräten. DGUV Information, 202-052. Akt. Fassung Feb. 2017 Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (2017b): Checklisten zur Sicherheit im Sportunterricht. DGUV Information, 202-048 Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (2016a): Sichere Schule- - Sporthalle. Bauliche Anforderungen, Sporteinrichtungen und -geräte. Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (2016b): Sichere Schule-- Sporthalle Lehrkraft & Schulsport. Landessportbund Nordrhein-Westfalen (2014): Sicherheitsmanual für den Abenteuer- und Erlebnissport. LVR-Landschaftsverband Rheinland (2022): Aufsichtspflicht. Grundlagen, Inhalte, Versicherungsschutz für Tageseinrichtungen für Kinder. Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen (2020): Sicherheitsförderung im Schulsport: Sportunterricht, außerunterrichtlicher Schulsport, Angebote von Bewegung, Spiel und Sport im Ganztag und in weiteren schulischen Veranstaltungen. 1. Aufl. Heft 1033 Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen (2021): Lehrpläne für die Primarstufe in Nordrhein-Westfalen. Heft 2012. 1. Aufl. Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen (2022): Was unsere Füße alles können. In: https: / / www.schulsport-nrw.de/ unterrichtsvorhaben/ detail/ vorhaben/ 23html, 12.02.2024 Abb. 9: die Krokodilschlucht [ 128 ] 3 | 2024 Forum Psychomotorik Unfallkasse Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) (2010): Prävention in NRW 11. Niedersprünge- - Landungen- - Matten. Informationen zum sicheren Landen im Schulsport. Unfallkasse Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2020): Bewegungsangebote in Kindertageseinrichtungen Übungsvorschläge und sichere Gerätenutzung. 2. Aufl. Verwaltungsberufs-Genossenschaft (2022): Training und Übungen sicher leiten: Tipps und Hinweise für Trainer und Trainerinnen sowie Übungsleitende. Die Schriftleitung und der Verlag freuen sich über Ihr Feedback zu diesem Artikel unter journals@reinhardt-verlag.de Der Autor Hermann-Josef Stefes Diplom-Sportwissenschaftler, Lehrbeauftragter im Studiengang Kindheitspädagogik an der Hochschule Niederrhein, Sportlehrer an der Gemeinschaftsgrundschule Eicken, beim Stadtsportbund Mönchengladbach für die Bewegung in Kindergärten zuständig Hermann-Josef.Stefes@hs-Niederrhein.de Gewalt-- auch sexualisierte Gewalt-- hat viele Gesichter und ist nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Das Praxisbuch bietet am Beispiel sexualisierter Gewalt einen kompakten Überblick, wie ein Schutzkonzept in der Schule erarbeitet werden kann-- egal für welche Schulform. Neben Basiswissen u. a. zu Kinder- und Jugendrechten, rechtlichen Rahmenbedingungen des Kinderschutzes in der Schule und sexualisierter Gewalt, gibt es Hinweise zur Arbeit mit Schüler: innen mit Behinderungen bzw. Förderbedarfen, mit Fluchtgeschichte und LSBTIQA*-Personen. Verschiedene Arbeitsmaterialien erleichtern die nachhaltige Implementierung eines lebendigen Schutzkonzeptes. Sexualisierter Gewalt vorbeugen a w Mit Online-Material. 2023. 143 Seiten. 9 Abb. 3 Tab. (978-3-497-03176-4) kt
