motorik
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0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2024
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Bericht: Nachruf auf Johannes Gockel, den Motopädie-Pionier und Schulgründer
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2024
Harald Luckert
Nach einem erfüllten Leben als Künstler, Pädagoge, Geschäftsmann und Handwerker verstarb Johannes Gockel im Alter von 87 Jahren im Sommer letzten Jahres. Auf seine Initiative und Beharrlichkeit ging die Gründung der ersten und viele Jahre einzigen deutschen Fachschule für die Weiterbildung mit dem Abschluss als MotopädIn im Jahre 1977 zurück.
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[ 51 ] Krombholz • Wissen kompakt: Die ersten Schritte-- (k)ein Problem 1 | 2024 [ 51 ] Aktuelles / Kurz berichtet 1 | 2024 Nachruf auf Johannes Gockel, den Motopädie-Pionier und Schulgründer Nach einem erfüllten Leben als Künstler, Pädagoge, Geschäftsmann und Handwerker verstarb Johannes Gockel im Alter von 87 Jahren im Sommer letzten Jahres. Auf seine Initiative und Beharrlichkeit ging die Gründung der ersten und viele Jahre einzigen deutschen Fachschule für die Weiterbildung mit dem Abschluss als MotopädIn im Jahre 1977 zurück. Nachdem das Schulministerium NRW den AbsolventInnen seiner Berufsfachschule für Gymnastik (www. gymdo.de) seinerzeit mit dem Entzug der Berechtigung zur Arbeit an Schulen eine bis dahin wesentliche Perspektive genommen hatte, erkannte er die Zeichen der Zeit. Er wandte sich an den Aktionskreis Psychomotorik e. V. (AKP) und entwickelte u. a. mit Prof. Dr. Friedhelm Schilling, Prof. Dr. Ernst J. Kiphard, Ingrid Schäfer und Dr. Georg Kesselmann innerhalb von wenigen Monaten ein Curriculum für die neue Fachschule zur Qualifizierung für ein neues Berufsbild von praxisorientierten Fachkräften für Psychomotorik und Körperarbeit. Die Curriculumskommission entwarf einen Fächer- und Inhaltskatalog für den wachsenden Bedarf zur Förderung und Unterstützung von Bewegung, Wahrnehmung und Erleben, zunächst mit dem Schwerpunkt in der Arbeit mit Kindern. Sein stets vorwärtsstrebendes Engagement und seine Überzeugungskraft führten dann in nur wenigen Wochen am 20. April 1977 zur Genehmigung der privaten »Fachschule für Bewegungstherapie / Gymnastik« durch das Kultusministerium. Im Schulnamen kam die ursprüngliche Intention zum Ausdruck, eine heilpädagogisch und therapeutisch orientierte Weiterbildung für staatlich anerkannte GymnastiklehrerInnen zu schaffen. Kein Vierteljahr später eröffnete Johannes Gockel in der Schliepstrasse mitten im Zentrum von Dortmund zum Schuljahr 1977 / 78 die neue Schule mit dem ersten Vollzeit-Bildungsgang. Im ersten Schuljahr unterrichteten die oben genannten Psychomotorik-PionierInnen des AKP alle an seiner Schule. Ab Mitte der 90er-Jahre entstanden nach dem erfolgreichen Modell der Dortmunder Schule mit bis zu 150 Studierenden pro Jahrgang kleinere Ausbildungsstätten für MotopädInnen in verschiedenen Bundesländern. Unseres Wissens ist diese Entwicklung der Erweiterung einer Schulform aus dem Privatschulbereich in den öffentlichen Schulbetrieb hinein ziemlich einmalig in Deutschland. Ab 1996 wurde mit dem berufsbegleitenden Teilzeit-Bildungsgang eine zusätzliche Möglichkeit geschaffen, die der sich ändernden Nachfrage Rechnung trug. Aufgrund weiterer struktureller Änderungen und Nachfrageverschiebungen wurde die Dortmunder Fachschule für Motopädie, die seit 2000 den Namen des deutschen Psychomotorik- Nestors Jonny Kiphard trug, im Jahr 2011 in das öffentliche Märkische Berufskolleg des Kreises Unna integriert. Dort ist aktuell nach wie vor die Weiterbildung zur / zum staatlich anerkannten MotopädIn sowohl in Vollzeitals auch in Teilzeitform möglich. Bis zuletzt nahm Johannes Gockel an der Entwicklung »seines Kindes« regelmäßig Anteil und erkundigte sich nach dem Ergehen der Fachschule in Unna, nicht ohne immer auch den einen oder anderen Impuls mitzugeben. Noch wenige Wochen vor seinem Tod hatte er im Dortmunder Stadttheater zwei Auftritte mit einem SeniorInnentanzprojekt, zu dem er- - wie jedes Jahr- - wieder die ehemaligen KollegInnen eingeladen hatte. Unter https: / / www.theaterdo.de/ theatervermittlung/ mitmachen/ seniorinnentanztheater/ ist ein Videotrailer zur Veranstaltung, oftmals mit ihm im Mittelpunkt der Tanzinszenierung, zu sehen. Ein Zeugnis seiner bis zuletzt ungebrochenen und vielseitigen Schaffens- und Ausdruckskraft seiner Gaben als Meisterpianist, Musiklehrer, Gymnastiklehrer, Geschäftsführer und Tischler. Ohne seine Weitsicht und seinen Mut hätte es die Entwicklung des Motopädie- Berufs mit inzwischen weit über 6.000 AbsolventInnen so nicht gegeben. Die Fachschule für Motopädie Unna verneigt sich vor Johannes Gockels Lebenswerk und behält ihn für immer in dankbarer Erinnerung. Seine letzte Ruhestätte hat er unweit seines Wohnorts Paradiese bei Soest gefunden. Harald Luckert Oberstudienrat, Diplom-Pädagoge (Nebenfächer Psychologie, Sport), staatlich geprüfter Motopäde, Bildungsgangbeauftragter der Fachschule für Motopädie am Märkischen Berufskolleg des Kreises Unna. Internet: www.motopaedieschule.de Mail: motopaedie@mbk-unna.de Unter https: / / kurzelinks.de/ bvt7 ist ein Interview mit Johannes Gockel zur Gründung der Dortmunder Fachschule zu sehen, das er mir vor einigen Jahren gegeben hatte. Foto: Archiv der Fachschule für Motopädie am Märkischen Berufskolleg des Kreises Unna
