motorik
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0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/mot2024.art13d
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2024
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Fachbeitrag: ICF & Psychomotorik - Widersprüche und Einsprüche
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2024
Tanja Kinne
Mit der Forderung und dem Anspruch ICF-basierte Sichtweisen innerhalb psychomotorischer Ansätze einzubeziehen, gehen Chancen, aber auch Begrenzungen einher. Innerhalb des Beitrages wird die Anschlussfähigkeit ICF-basierter Logiken an die Psychomotorik geprüft. So lässt sich herausarbeiten, inwieweit eine ICF-Orientierung für die Psychomotorik neben Möglichkeiten auch Begrenzungen bereithält und inwiefern im Zusammenspiel beider Einsätze auch Ausschlüsse erzeugt werden.
7_047_2024_2_0006
Zusammenfassung / Abstract Mit der Forderung und dem Anspruch ICF-basierte Sichtweisen innerhalb psychomotorischer Ansätze einzubeziehen, gehen Chancen, aber auch Begrenzungen einher. Innerhalb des Beitrages wird die Anschlussfähigkeit ICF-basierter Logiken an die Psychomotorik geprüft. So lässt sich herausarbeiten, inwieweit eine ICF-Orientierung für die Psychomotorik neben Möglichkeiten auch Begrenzungen bereithält und inwiefern im Zusammenspiel beider Einsätze auch Ausschlüsse erzeugt werden. Schlüsselbegriffe: Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF), Psychomotorik, Körper, Leib ICF & Psychomotricity-- contradictions and objections With the demand and claim to incorporate ICF-based perspectives within psychomotor approaches, opportunities as well as limitations arise. The article examines the connectivity of ICF-based logics to psychomotor skills. This allows us to examine to what extent an ICF-orientation offers possibilities and limitations for psychomotricity, and to what extent the interaction of both approaches also generates exclusions. Keywords: International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF), psychomotricity, body, sentient body [ 79 ] motorik, 47. Jg., 79-84, DOI 10.2378 / mot2024.art13d © Ernst Reinhardt Verlag 2 | 2024 [ FACHBEITRAG ] ICF & Psychomotorik-- Widersprüche und Einsprüche Tanja Kinne ICF, Behinderungen und das Soziale Die Einführung der ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit/ International Classification of Functioning, Disability and Health) durch die World Health Organization und die Verpflichtung aller Mitgliedsstaaten zu ihrer Anwendung war ein wichtiger Schritt zur Implikation eines bio-psycho-sozialen Modells von Behinderung im Gesundheitswesen, aber auch in Politik, Bildung und Erwerbsarbeit. Das rein bio-medizinische Verständnis, welches der Internationalen statistischen Klassifikation von Krankheiten und verwandten Gesundheitsproblemen (ICD-10 / 11) zugrunde liegt, wird durch die ICF wesentlich erweitert. Dem zuvor prominent vertretenen individualtheoretischen Blick wurde damit ein relationales Verständnis zur Entstehung und Entwicklung von Behinderungen entgegengesetzt. Abgrenzend von Sichtweisen, die Behinderungen als individuelle Gegebenheiten konzeptualisieren, wird Behinderung nun als Oberbegriff zur Beschreibung von Situationen verwendet. Behinderungen werden nun nicht mehr als Folge von Krankheiten konzeptualisiert, sondern ihre Entstehung und Entwicklung resultiert aus dem dynamischen Wechselspiel zwischen individuellen und gesellschaftlichen Faktoren sowie persönlichen und umweltbedingten Kontextfaktoren, die jeweils potenziell be- oder enthindernd wirken können. Behinderungen können damit verstanden werden als dynamisch-relationale (Nicht-)Passungen zwischen einem Individuum mit seinen individuellen Körperfunktionen und -strukturen sowie seinen Aktivitätsmöglichkeiten und den Gegebenheiten der gesellschaftlichen und dinglichen Umwelt. Im Kontext einer menschenrechtlich begründeten Teilhabeermöglichung geraten damit auch sozialräumliche und einstellungsbezogene Barrieren und Förderfaktoren in den Blick und die kritische Betrachtung gesellschaftlicher [ 80 ] 2 | 2024 Fachbeiträge aus Theorie und Praxis Rahmenbedingungen hinsichtlich Barriereabbau, Teilhabe und Selbstbestimmung wird möglich (Bartz / Römisch 2021, 283). Insbesondere VertreterInnen der Disability Studies kritisieren allerdings, dass damit im Kontext von Behinderungsprozessen zwar eine gesellschaftliche Ebene anerkannt wird, »doch wird der Gesellschaft zumeist nur die zweite, gleichsam nachgelagerte Ebene zugestanden« (Waldschmidt 2011, 91). Gerade unter der Perspektive, dass sich Behinderungen als Prozesse von Ausschluss und / oder Stigmatisierung und Diskriminierung immer an, in und zwischen Körpern manifestieren (Kinne et al. 2023, 164), muss auch die Konzeptualisierung von Körperlichkeit selbst mehrperspektivisch in den Blick genommen werden. In der ICF verbleibt die Ebene der Körperfunktionen und -strukturen jedoch weiterhin in einem klassisch medizinischen Verständnis und wird prominent anhand von Abweichungen vom Normalen konzipiert. Dass diese Abweichungslogik ebenfalls auf gesellschaftlich konstruierten Normalitätskonstruktionen aufruht, bleibt wenig berücksichtigt. Auch wenn dies über die Kontextfaktoren relationiert werden soll, macht die konstruktivistische Perspektive des sozialen Modells von Behinderung hier »gewissermaßen vor dem Körper halt« (Bennani 2021, 251) und naturalisiert diesen als »vorsoziale Basis« (ebd.). Kulturelle Körpernormierungen, Machtdynamiken und Ungleichheitsprozesse kommen nicht genügend in den Blick. Innerhalb der ICF wird Behinderung damit zwar mittlerweile als soziale Konstruktion anerkannt. Der Körper selbst wird jedoch nicht als soziale und kulturelle Konstruktion aufgerufen und die damit verbundenen Kontingenzen kommen innerhalb der ICF nicht zum Tragen (Gabriel/ Kinne 2023, 73). Indem hier Abweichungen vom ›Normkörper‹ automatisch als Beeinträchtigungen beschrieben werden, bleibt der funktionsfähige Körper die implizite Norm und Vorstellungen vom Normkörper werden somit gleichzeitig hervorgebracht und stabilisiert (Bennani 2021, 257). Damit bleibt die Dimension des Körperlichen innerhalb der ICF weiterhin fest im Griff eines medizinischen Paradigmas, in welchem der Körper »zum Zweck der Prävention, Heilung oder Linderung von Pathologien diagnostisch entschlüsselt und praktisch bearbeitet wird« (Dederich 2007, 57). Trotz einer Perspektiverweiterung um soziale Komponenten wie Umwelt- und Teilhabebedingungen wird Körperlichkeit essenzialisiert und als biologisch-naturalistische, ahistorische und asoziale Konstante verstanden. Folge davon ist eine Dichotomisierung von Natur und Sozialem (Tervooren / Pfaff 2018, 33). Ohne in Abrede zu stellen, dass medizinische Behandlungen wichtige lebenserhaltende und -verbessernde Maßnahmen sind, bleibt es im Kontext von Pädagogik und Therapie problematisch, wenn der Körper innerhalb eines traditionellen Verständnisses von Funktionalität und Beeinträchtigung allenfalls über Abweichungen vom Normalen ausgeleuchtet wird. Würde der Körper aus einer sozialbzw. kulturwissenschaftlichen (oder auch aus einer leibphänomenologischen oder körperphilosophischen) Perspektive heraus konzeptualisiert, wäre evident, dass bereits auf der Ebene der Körperfunktionen und -strukturen gesellschaftlich-normative Einschreibung und kulturelle Überformungen wirksam werden und stets in Bewertungsprozesse einfließen. Dementsprechend fordern VertreterInnen der Disability Studies, dass das soziale Model von Behinderung durch ein kulturelles Modell erweitert wird. Damit kommen auch machtkritische Perspektiven als Relativität und Historizität sozialer Ausgrenzung und Stigmatisierung vermehrt in den Blick (Bartz / Römisch 2021, 285). Eine kulturwissenschaftliche Perspektive erkennt Relativität und Historizität auch in Bezug auf die Konzeption von Körperlichkeit an. Mit Maren Lorenz (2000) sind Körpern je nach Zeit-Raum-Gefüge und den darin eingelassenen theoretischen Perspektiven multiple Benennungen und kontingente Deutungen inhärent. Sie werden damit zu »pluralen Körper[n]« (Lorenz 2000, 10). Ohne die physische Materialität des Körper werden als biologischnaturalistische, ahistorische und asoziale Konstante essentialisiert. [ 81 ] Kinne • ICF & Psychomotorik 2 | 2024 [ 81 ] Kinne • ICF & Psychomotorik 2 | 2024 Körpers zu bestreiten, stellt auch Markus Dederich (2007) die ontologisch basierte Allgemeingültigkeit von Definitionen zum Körper, hier also auch von Körperfunktionen und -strukturen, in Frage und verweist auf die Historizität von Menschenbildern, verbunden mit den sich darin entwickelnden Körperbildern. Unter einer solchen Perspektive erscheint der Körper als »physisches Medium, in dem sich Wahrheit materialisiert und sinnfällig wird« (Dederich 2007, 79). Der Körper ist somit keine ahistorische ontologische Konstante, sondern wird diskursiv und performativ hervorgebracht, ist stets kulturell überformt und materialisiert sich in ganz bestimmten gesellschaftlichen Verhältnissen. Das heißt, Körper werden erst in ganz konkreten Verhältnissen als normal, anormal, funktional, dysfunktional, gesund oder krank aufgerufen (Kinne et al. 2023, 164). Medizinisch orientierte Klassifizierungen von Körperfunktionen und -strukturen als (nicht-)beeinträchtigt, erfolgen somit ebenfalls auf Grundlage kultureller und historisch kontingenter symbolischer Ordnungen, Deutungen und Wertungen und es ist der »Körper als physisches Gebilde, der mit bestimmten materialen Eigenschaften und Kennzeichen als ‹defizitärer Körper› überhaupt erst bestimmte Praktiken initiiert« (Gugutzer / Schneider 2007, 35) und legitimiert (Kinne 2019, 169 f ). Die innerhalb der ICF noch immer vorhandene Ontologisierung von Körperlichkeit führt dazu, dass auch das Behinderungsverständnis in der ICF weiterhin defizitorientiert konzeptualisiert wird, worauf auch Gottfried Biewer, Gertraud Kremsner und Michelle Proyer (2022, 53) unter Bezugnahme auf Marianne Hirschberg (2009) hinweisen (Biewer et al. 2022, 53). Die mit körperlichen Varianzen verbundenen Anpassungs- und Kompensationsleistungen Behindert-Werdender, werden dabei noch immer nicht in ausreichendem Maße anerkannt (Gabriel/ Kinne 2023, 75). Psychomotorik und ICF Stefan Schache (2018) macht in Bezug auf psychomotorische Angebote darauf aufmerksam, dass auch diese oftmals »(selbstverständlich) von der diagnostizierten und damit scheinbar natürlich vorhandenen Schädigung aus[gehen], um Fördermöglichkeiten auszuloten« (Schache 2018, 57). Damit bleibt die ICF »dem individuellen Modell mit seinem essenzialistischen Kern verhaftet« (Schache 2018, 57) und pädagogisch / therapeutische Angebote laufen bei seiner Anwendung Gefahr, »das kausale Denken des medizinischen Modells nicht hinreichend aufzulösen« (Bartz / Römisch 2021, 287). Gerade im Kontext der Psychomotorik als ein Konzept, welches um den Leib als Ort des Inder-Welt-Seins weiß und die damit verbundene Bedeutung leiblicher Erfahrungszugänge als zwischenleiblich vermittelte und verkörperte Geschehnisse anerkennt und dies konzeptionell integriert, dürfte es zumindest irritieren, wenn das in der ICF grundgelegte Körperkonzept mitsamt seiner »medizinisch-naturwissenschaftliche[n] Definitionshoheit über körperliche Differenz« (Raab 2012, 3) hier an die Psychomotorik anschließen soll. Ruth Haas (2023) verweist kritisch auf ein noch immer vorherrschendes traditionell individuumszentriertes Verständnis, welches auch innerhalb der psychomotorischen Praxis noch immer zu finden ist. Sie betont: »Ursachenzusammenhänge von Störungen im Körpererleben sind nicht allein der Körper- / Leibbiografie der Individuen zuzuschreiben, sondern verkörpern gesellschaftlich-kulturelle Werte und Praktiken im Umgang mit Körper / Leib. Die Analyse der Wechselseitigkeit von Körper- / Leiberleben und deren gesellschaftlichen Einflussfaktoren kann das psychomotorische Verstehen weiten« (Haas 2023, 73). Diese Bewegung in die Weite wird jedoch blockiert, wenn sie auf der Praxisebene zugunsten medizinischer Klassifikationen und damit einhergehender Operationalisierungen wieder aufgegeben wird. Insbesondere Leiblichkeit als ein wichtiger Zugang innerhalb motologisch-psychomotorischen Denkens lässt sich nicht innerhalb von Funktionszusammenhängen ope- Leiblichkeit lässt sich nicht in Funktionszusammenhängen operationalisieren. [ 82 ] 2 | 2024 Fachbeiträge aus Theorie und Praxis rationalisieren. Körper-leibliche Verfasstheiten gehen stets mit je spezifischen Welt-, Selbst- und Anderen-Verhältnissen einher, sind also immer auch sozial strukturiert. Wenn Körperlichkeit in der ICF lediglich in ihrer materiellen Ausprägung als funktionelle Integrität oder Abweichung konzeptualisiert wird, werden psychomotorische Ansätze stark beschnitten. »Checklisten, Funktionsprofile und krankheitsbezogene Kurzlisten« (Hollenweger 2022, 168) von denen es unterdessen zahlreiche gibt, z. B. für Cerebralparese (Limsakul et al. 2020) und Diabetes Mellitus (Alcantra et al. 2020) sind im Kontext pädagogischer und auch im Schnittfeld pädagogisch-therapeutischer Angebote wenig hilfreich, da aus isolierten Funktionseinschränkungen selten gewinnbringende Erkenntnisse für die Planung und Durchführung pädagogischer Angebote abzuleiten sind. Jörg Schlee (2004) verweist darauf, »dass Aufgaben bzw. Probleme, für die Lösungen gefunden werden sollen, nicht als konkrete Wesenheit gegeben sind, sondern als gedankliche Vorstellungen über etwas bestehen. […] Dabei bilden implizite oder explizite Vorannahmen, Zielvorstellungen, Zusammenhangskonstruktionen ein gedankliches System, das als Hintergrund zu dem führt, was dann als Figur zum Problem wird« (Schlee 2004, 23) bzw. was im Pädagogischen zum Gegenstand wird. Wenn mit der ICF Körperlichkeit in einer medizinischen Logik als abweichend und damit als gestört klassifiziert wird, ist es fraglich, wie dies an eine Psychomotorik anschließt, deren Ansatz ein lustvolles Erleben von Körper-Leiblichkeit und Bewegung ist. Der einzig evident erscheinende Nutzen wäre eine Legitimationslogik kosten- und abrechnungspflichtiger Angebote gegenüber Krankenkassen und Berufsverbänden. Dies scheint notwendig, solange wir insbesondere zur Finanzierung therapeutischer Angebote auf klassifizierende, individuumsbezogene Diagnosen angewiesen bleiben. Hier bewegen wir uns innerhalb des vielbeschriebenen Etikettierungs-Ressourcen-Dilemmas (Füssel/ Kretschmann 1993; Wocken 2010; Lindmeier/ Lütje-Klose 2018). Bleiben wir in dieser medizinischen Logik, bleiben wir auch innerhalb des Interpretationsrahmens medizinisch diagnostizierter Abweichungen. Betrachten wir jedoch körper-leibliche Verfasstheiten mehrperspektivisch, wäre beispielsweise aus einer postphänomenologischen Perspektive auch deren diskursive, materielle, mediale und leibliche Dimension konzeptuell einzubinden (Gabriel/ Kinne 2022, 2023). Mit diesen vier stets miteinander verwobenen Aufmerksamkeitsdimensionen kann danach gefragt werden, wie innerhalb eines psychomotorischen Verständnisses über Körper gesprochen wird- - diese somit diskursiv hervorgebracht werden- - und sie sich damit als je bestimmte Körper situativ fluide oder plural materialisieren, wie dies medial, z. B. über Körperpraxen und -technologien vermittelt wird und sich dies in einer leiblich-gespürigen Dimension als spezifische körper-leibliche Verfasstheit zeigt. Resümee Gesellschaftliche Einflüsse und Umweltbedingungen bei der Analyse von Behinderungen einzubeziehen ist der große Verdienst einer ICForientierten Sichtweise. Dass damit jedoch konzeptionelle Engstellen verbunden sind, konnte mit dem Blick auf die Ebene der Körperfunktionen und -strukturen gezeigt werden. Psychomotorische Angebote, die als verstehende Ansätze (z. B. Seewald 2007) um Leiblichkeit wissen und damit phänomenologische Ideen integrieren, vermeiden gerade eine starke Komplexreduktion, die mit operationalisierten Funktionsprofilen aber gegeben wäre, »damit die Analyse von wirkmächtigen, emergenten Strukturen […] ermöglicht wird« (Göhle 2021, 92). Eine starke Orientierung an der ICF mitsamt der hier angebotenen Funktionsprofile würde dieser Idee zuwiderlaufen. Die Ebene einer nicht reduzierbaren Komplexität, die über Bewegungen und Bewegungserfahrungen und damit außerhalb von Sprache »unsere Handlun- Psychomotorik kann zur körperleibsensiblen Bildung beitragen und enthindernd wirken. [ 83 ] Kinne • ICF & Psychomotorik 2 | 2024 [ 83 ] Kinne • ICF & Psychomotorik 2 | 2024 gen mit Wissen [speist], ohne dass wir darüber bewusst nachdenken müssen« (Göhle 2021, 92), ginge damit verloren. Wenn die Psychomotorik Körperlichkeit und damit eng korrespondierend die Wahrnehmungen von Normalität und Abweichung nicht in ihrer gesellschaftlichen Verwobenheit und sozialen und historischen Situiertheit reflektiert, liefe sie Gefahr, einen bisher blinden Fleck weiter abzublenden und hinter ihre eigentlichen Potenziale zurückzufallen. Außerdem eröffnet die Psychomotorik auch jenseits zugeschriebener Differenzen und ICForientierter Logiken wichtige Impulse für körper- / leibsensible Angebote, z. B. im Sinne bewegter Schule über alle Schulformen und Bildungsgänge hinweg. Diese Angebote für alle zu etablieren und damit einen wichtigen Beitrag für eine körper- und leibsensible Bildung zu machen, kann dazu beitragen, Barrieren im Schulischen abzubauen und damit auch ohne Zuschreibung von Behinderung enthindernd wirken. Dieser Beitrag durchlief das Peer Review. Literatur Alcantra, M., De Souza, R. A., De Oliveira, F. A. (2020): Using the ICF framework to evaluate the effects of environmental factors on physical disability among people with diabetes mellitus. Physiotherapy Theory and Practice 36 (3), 424-431, https: / / doi.org/ 1 0.1080/ 09593985.2018.1488191 Bartz, G., Römisch, K. (2021): Körper und Gesundheit aus der Perspektive der Behindertenpädagogik. In: Wendler, M., Schache, S., Fischer, K. (Hrsg.): Multidisziplinäre Perspektiven auf Körper und Gesundheit. Springer, Wiesbaden, 281-296, https: / / doi. org/ 10.1007/ 978-3-658-32999-0 Bennani, H. (2021): Behinderung Klassifizieren. 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Sie hat Förderpädagogik und Grundschuldidaktik studiert, ist Erlebnispädagogin, hat im Fach Erziehungswissenschaften promoviert und forscht schwerpunktmäßig zu Körper, Leib und Nicht/ Behinderung, Körpersensibler Pädagogik und Postphänomenologischer Methodologie. Anschrift Dr.in Tanja Kinne Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Institut für Rehabilitationspädagogik Franckeplatz 1 06110 Halle tanja.kinne@paedagogik.uni-halle.de [ 84 ] 2 | 2024 Fachbeiträge aus Theorie und Praxis I., Hollenweger, J., Biewer, G., Markowetz, R. (Hrsg.): Handbuch Inklusion und Sonderpädagogik. 2. Aufl. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn, 165-169 Kinne, T. (2019): praxis.macht.körper- - Different konstruierte Körperlichkeit in der Schule. Behindertenpädagogik 58 (2), 168-183 Kinne, T., Buse, C., Hock, J. (2023): Körper-Leib- Gespräche. Über (Zwischen-)Leiblichkeit und die Un / Möglichkeit von Selbstbestimmung. 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Behindertenpädagogik 49 (2), 117-134 Einführungsseminare 19.-20.04.2024 Spielraum für Bewegung - Psychomotorik in der KiTa (Biberach / Riß) 28.-30.06.2024 Spielraum für Bewegung - Psychomotorik in der KiTa (Plüderhausen bei Stuttgart) Berufsbegleitende Ausbildungen Psychomotorik in Frühpädagogik und KiTa - Mai 2024 bis Mai 2025 in Darmstadt Psychomotorik in Prävention und Therapie - Mai 2024 bis Mai 2027 in Bonn Ausführliches Programm und Information: ZAPPA • Professor-Neu-Allee 6 • 53225 Bonn Fon 0228 - 479 76 13 • info@zappa-bonn.de • www.zappa-bonn.de Zentrum für Aus- und Fortbildung in Psychomotorischer Praxis Aucouturier
