eJournals motorik 47/4

motorik
7
0170-5792
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/mot2024.art33d
101
2024
474

Forum Psychomotorik: Gemeinsam den Übergang von der Kita in die Grundschule bewegt gestalten

101
2024
Stephanie Bahr
Jennifer Totzke
Pauline Brockers
Der Beitrag gibt einen Überblick über die theoretischen Grundlagen zu Transitionen und dem Transitionsmodell nach Griebel und Niesel (2021). Im aktuellen Diskurs rückt der Begriff Schulbereitschaft in den Mittelpunkt, der neben den individuellen Kompetenzen des Kindes auch die Kompetenzen der beteiligten sozialen Systeme berücksichtigt. Einen wichtigen Faktor für die kindliche Übergangsbewältigung stellt die Kooperation von Kita und Grundschule dar. Es wird anhand von Praxisbeispielen aufgezeigt, wie der Übergang gemeinsam durch Bewegung gestaltet werden kann, da die förderliche Wirkung von Bewegung für frühkindliche Bildungs- und Entwicklungsprozesse bereits nachgewiesen wurde.
7_047_2024_4_0005
Zusammenfassung / Abstract Der Beitrag gibt einen Überblick über die theoretischen Grundlagen zu Transitionen und dem Transitionsmodell nach Griebel und Niesel (2021). Im aktuellen Diskurs rückt der Begriff Schulbereitschaft in den Mittelpunkt, der neben den individuellen Kompetenzen des Kindes auch die Kompetenzen der beteiligten sozialen Systeme berücksichtigt. Einen wichtigen Faktor für die kindliche Übergangsbewältigung stellt die Kooperation von Kita und Grundschule dar. Es wird anhand von Praxisbeispielen aufgezeigt, wie der Übergang gemeinsam durch Bewegung gestaltet werden kann, da die förderliche Wirkung von Bewegung für frühkindliche Bildungs- und Entwicklungsprozesse bereits nachgewiesen wurde. Schlüsselbegriffe: Übergang, Transition, Kita, Grundschule, Familie, Schulbereitschaft, Bewegung, Netzwerk Making the transition from nursery to primary school together in movement The article provides an overview of the theoretical foundations of transitions and the transition model according to Griebel and Niesel (2021). In the current discourse, the focus is on the concept of school readiness, which takes into account not only the individual competencies of the child but also the competencies of the social systems involved. An important factor in coping with the child’s transition is the cooperation between nursery and primary schools. Practical examples are used to show how the transition can be shaped together through movement, as the beneficial effect of movement for early childhood education and development processes has already been proven. Keywords: transition, nursery, primary school, family, readiness for school, movement, network [ 183 ] motorik, 47. Jg., 183-189, DOI 10.2378 / mot2024.art33d © Ernst Reinhardt Verlag 4 | 2024 [ FORUM PSYCHOMOTORIK ] Gemeinsam den Übergang von der Kita in die Grundschule bewegt gestalten Stephanie Bahr, Jennifer Totzke, Pauline Brockers Der Übergang von der Kita in die Grundschule als kritisches Lebensereignis (Filipp 1995) ist eine Schlüsselsituation für die individuelle Bildungslaufbahn des Kindes. Aufgrund verschiedener rechtlicher, struktureller und inhaltlicher Voraussetzungen der Systeme Kita und Grundschule geht der Übergang mit erheblichen Veränderungen im Alltag des Kindes einher, die sich gemäß des Transitionsmodells von Griebel und Niesel (2021) in die individuellen, interaktionalen und kontextuellen Ebenen einteilen lassen. Auf individueller Ebene bedeuten die Veränderungen u. a. den Erwerb eines Selbstbildes als kompetentes Schulkind, die Bewältigung starker Emotionen (z. B. Stolz, Freude, Ungewissheit, Bedrohung) und der Ausbau von Basiskompetenzen und Erwerb schulnaher Vorläuferfähigkeiten. Auf interaktionaler Ebene müssen beispielsweise Veränderungen von Beziehungen (z. B. Verlust bestehender und Aufbau neuer Beziehungen), der Rollenzuwachs als Schulkind und die Verarbeitung von Rollenunsicherheit bewältigt werden. Auf kontextueller Ebene wird z. B. die gesamte Familie durch die Integration unterschiedlicher Lebensbereiche (Familie, Schule, Erwerbstätigkeit der Eltern), den Wechsel des Curriculums von Elementarpädagogik zum Lehrplan und eventuell die Bewältigung weiterer familialer Übergänge (z. B. Geburt von Geschwistern, Trennung der Eltern) gefordert (Griebel/ Niesel 2021, 119 f ). Damit das Kind und seine Eltern die neuen Anforderungen und damit den Übergang bewältigen, ist das Zusammenwirken aller Beteiligten von großer Bedeutung und deren [ 184 ] 4 | 2024 Forum Psychomotorik unterschiedliche Rollen sind zu berücksichtigen: Kinder bewältigen den Übergang als Akteure, da sie den Übergang als einmaliges Erlebnis ihres Lebens aktiv vollziehen. Pädagogische Fach- und Lehrkräfte des Elementar- und Primarbereichs begleiten und unterstützen als Moderatoren den Übergang und gehören einem abgebenden, begleitenden oder empfangenden System an. Eltern nehmen eine Doppelrolle ein: Als Moderatoren begleiten und unterstützen sie ihr Kind im Prozess, als Akteure werden sie Eltern eines Schulkindes und haben Unterstützungsbedarf (Griebel/ Niesel 2021, 117). Im Diskurs gewinnt der Begriff Schulbereitschaft (Carlton/ Winsler 1999; Diamond 2010; Roebers/ Hasselhorn 2018; Dubowy/ Hasselhorn 2024) an Bedeutung. Als mehrdimensionales Konstrukt werden sowohl die individuelle Schulfähigkeit des Kindes (schulnahe Vorläuferfähigkeiten und Basiskompetenzen) als auch die Umweltbedingungen der beteiligten Personen und Bildungsinstitutionen (z. B. Anforderungen der Grundschule, vorschulische, schulische und häusliche Lernumwelt) betont. Neben der Bereitschaft des Kindes für die Schule geht es auch um die Bereitschaft der Familie und der Grundschule, sich individuell auf die Entwicklungs- und Lernvoraussetzungen des Kindes anzupassen. Bereits im Jahre 1969 wurde Schulbereitschaft von Lotte Schenk-Danzinger thematisiert und damit die Bedeutung der motivationalen Seite betont, welche stark auf die Interaktion des Kindes mit seiner sozialen Umgebung verweist, denn die kindliche Motivation wird von Eltern und Kita beeinflusst (Griebel / Niesel 2021, 125). Aufgrund dessen sind alle am Übergangsprozess beteiligten Personen und Bildungsinstitutionen gefordert, gemeinsam die Förderung der individuellen Schulfähigkeit des Kindes zu unterstützen und Voraussetzungen zu schaffen, damit das Kind mit seinen individuellen Bedarfen mühelos und angenommen fühlend an der Grundschule teilnehmen kann. Aus der Abbildung 1 wird deutlich, dass die Kompetenz des gesamten sozialen Systems gefragt ist, die nach Griebel und Niesel (2021, 129) als Transitionskompetenz bezeichnet wird. Auf Seiten der abgebenden, begleitenden und annehmenden Systeme sind drei übergeordnete Kompetenzen erforderlich: das Formulieren von Abb. 1: Das mehrdimensionale Konstrukt »Schulbereitschaft« getragen von allen beteiligten Personen und Bildungsinstitutionen (angelehnt an Griebel / Niesel 2021, 130) [ 185 ] [ 185 ] Bahr et al. • Übergang von der Kita in die Grundschule bewegt gestalten 4 | 2024 gemeinschaftlichen und institutionsübergreifenden Bildungszielen, die Kooperation als kokonstruktive Form der Zusammenarbeit und die persönliche Kommunikation zwischen den Beteiligten. Für Kind und Eltern sind für eine Bewältigung des Übergangs Kompetenzen und Schutzfaktoren des Kindes (u. a. Griebel/ Minsel 2007; Wustmann Seiler / Fthenakis 2016) und der Eltern wichtig (Wustmann Seiler / Fthenakis 2016) (Abb. 2). Bewegung zur Unterstützung im Übergang Kita-Grundschule Das theoretische Konstrukt »Ein bewegter Übergang« (Bahr 2017) fußt auf der Transitionskompetenz und begründet fachtheoretisch den Zusammenhang von Bewegung für die Unterstützung des Transitionsprozesses Kita - Grundschule. Fokussiert wird auf Bewegung, Spiel und Sport, da 1. der Zeitraum um den Schuleinstieg als Umkehrpunkt der bis dahin ansteigenden körperlich-sportlichen Aktivitätsniveaus von Kindern gesehen wird (Adler / Bahr 2023): Es kommt zu einer bedeutsamen Abnahme der körperlich-sportlichen Aktivität von Kindern im Übergang Kita-Grundschule und Zunahme der Inaktivität (u. a. Reilly 2016), Übergewichtigkeit (u. a. Finger et al. 2018) sowie Unterrichts-, Hausaufgaben- und schulische Sitzzeiten (Crane et al. 2018), 2. im internationalen und interdisziplinären Fachdiskurs die förderliche Wirkung von Bewegung für frühkindliche Bildungs- und Entwicklungsprozesse nachgewiesen (Neuber et al. 2022; Fischer et al. 2016) und damit deren Bedeutung für den Aufbau und die Stärkung übergangsspezifischer Kompetenzen und Ressourcen (individuelle Schulfähigkeit) (Bahr 2017) bereits anerkannt wurde, 3. der Schulunterricht sich immer mehr in Richtung eines erfahrenden Unterrichts (z. B. NRW - Lehrplan) entwickelt, womit sich für die Psychomotorik, welche das Medium Bewegung nutzt, ein weitreichendes Handlungspotenzial eröffnet, das gleichzeitig mit den Lehrplänen konform ist. Das theoretische Konstrukt zeigt auf, wie pädagogische Fach- und Lehrkräfte gemeinsam bewegungsorientierte Lern- und Lebensumgebungen schaffen (Abb. 3), damit Kind und Eltern positive Erfahrungen auf individueller, interaktionaler und kontextueller Ebene sammeln, die sie in ihren Kompetenzen, die für Abb. 2: Kompetenzen und Schutzfaktoren von Kind und Eltern im Transitionsprozess (angelehnt an Bahr 2020, 173) [ 186 ] 4 | 2024 Forum Psychomotorik eine Bewältigung des Übergangs relevant sind, positiv beeinflussen. Bewegter Übergang in der Praxis Im Folgenden sollen drei Projekte aus der Praxis vorgestellt werden, die dem Kind positive Erfahrungen auf individueller, interaktionaler und kontextueller Ebene durch das Medium Bewegung ermöglichen (vgl. Abb. 4). Durch die Einbindung von Bewegungsaktivitäten in die Übergangsgestaltung von Kita und Grundschule sind eine ganzheitliche, ressourcenorientierte und individuelle Begleitung und Unterstützung des Kindes und seiner Eltern möglich. Es werden Räume und Möglichkeiten geschaffen, in denen das Kind als Akteur sich individuell selbstwirksam wahrnimmt und sich seiner Kompetenzen und Ressourcen bewusst wird, um auf diese in einer Stresssituation, wie sie der Übergang von der Kita in die Grundschule darstellt, zurückgreifen zu können. Das Förderprogramm »Segel setzen, Leinen los! Auf Piratenreise durch das letzte Kitajahr« (Hülsmann et al. 2017) zielt auf die Stärkung der Basiskompetenzen und schulnahen Vorläuferfähigkeiten für Kinder im letzten Kitajahr durch Bewegung und Spiel (Kompetenzen und Ressourcen auf individueller und interaktionaler Ebene) und auf eine begleitende und aktive Zusammenarbeit mit Eltern ab. Für das Projekt sind 32 Einheiten geplant, jede Einheit ist in eine Piratengeschichte als motivierendes und kindgemäßes Setting eingebettet. Die Kinder erkunden als Piraten acht verschiedene Inseln, lösen Rätsel und meistern Aufgaben. Durch Beobachtungsbögen lässt sich neben der Durchführung auch das Verhalten der Kinder reflektieren, damit Kinder mit Auffälligkeiten früh erkannt werden. Der gesamte Ablauf einer Stunde mit Materialien ist detailliert beschrieben, um die jeweiligen Förderbereiche zu adressieren. Die Themen der Inseln sollen auch über die Einheit hinaus behandelt werden, wofür zusätzliche Ideen und Anregungen bereitgestellt werden. Eltern werden aktiv Abb. 3: Bewegung als Medium für die Unterstützung der Schulbereitschaft getragen durch Kita und Schule (Bahr 2020, 175) [ 187 ] [ 187 ] Bahr et al. • Übergang von der Kita in die Grundschule bewegt gestalten 4 | 2024 durch vier Elternabende und ein umfangreiches Entwicklungsgespräch einbezogen. Zum einen werden sie dadurch in die Bausteine der kindlichen Basiskompetenzen und schulnahen Vorläuferfähigkeiten eingeführt, und zum anderen eröffnen sich Möglichkeiten zu bildungspartnerschaftlichen Beziehungen mit der Kita (Kompetenzen auf individueller Ebene). PädagogInnen im Elementarbereich und TherapeutInnen, die mit Kindern im Entwicklungsalter vier bis sechs Jahren arbeiten, also sowohl das abgebende als auch das begleitende System, z. B. die Frühförderung, sollten das Programm nutzen, da sie motivierende und gleichzeitig strukturierte Entwicklungsimpulse und Beobachtungshinweise bekommen. »Bewegung macht stark für die Schule« (Thieme 2012) ist ein bewegungs- und ressourcenorientiertes Konzept zur Stärkung des Selbstkonzepts im Übergang Kita - Schule. Pädagogische Fach- und Lehrkräfte im Tandem verknüpfen dabei in vier Praxisbausteinen die Lerninhalte aus den Bildungs- und Lehrplänen und stärken das physische, soziale sowie sprachliche und mathematische Selbstkonzept (Kompetenzen und Schutzfaktoren auf individueller und interaktionaler Ebene). Bewegung und die Stärkenorientierung werden zum zentralen Medium auf dem Weg von der Kita in die Grundschule. Durch die gemeinsamen institutionsübergreifenden Bewegungsaktivitäten, bei denen Vorschul- und Grundschulkinder beteiligt sind, kann das neue Lern- und Lebensumfeld Schule mit seinen Räumlichkeiten und Lehrpersonen kennengelernt und die zeitlichen Strukturen von Arbeits- und Pausenphasen erlebt werden (Kompetenzen auf interaktionaler und kontextueller Ebene). Für einen motivierenden Aufforderungscharakter ist das Bewegungsprogramm in das Thema »Schatzsuche« eingebettet. Zur Vorbereitung werden Eltern durch das gemeinsame Gestalten einer Schatzkiste eingebunden, sodass ihre Beziehung zueinander gestärkt werden kann. Gleichzeitig können Eltern ihr Selbstbild als kompetente Mutter oder kompetenter Vater eines Schulkindes entwickeln (Kompetenzen auf individueller Ebene). Die gemeinsame Aktion bietet darüber hinaus die Möglichkeit, mit anderen Eltern in Kontakt zu treten und sich über Befindlichkeiten, Erwartungen, Unsicherheiten und Überforderung auszutauschen (Kompetenzen auf interaktionaler Ebene). Das Projekt »Die psychomotorische Schule« (Krus / Schmidt-Gutmann 2020) stellt insofern ein besonderes Praxisprojekt dar, da es nicht nur die Übergangsgestaltung thematisiert, sondern auch Bewegung im Unterricht etabliert und zusätzlich bewegte Förderung anbietet. Kinder mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen bekommen so individuell Zugang zum Lernort Schule. Beim Bewegten Übergang gestalten Kita und Grundschule als Moderatoren die Transition als ko-konstruktiven Prozess in einem Netzwerk von fünf Kitas und Eltern der Vorschulkinder und ErstklässlerInnen. Durch ein gemeinsames psychomotorisches Bewegungsangebot für Vorschul- und Grundschulkinder in der Schulsporthalle werden Explorations- und Erfahrungsräume eröffnet, die Erweiterung des Bewegungsrepertoires, die Entwicklung von Problemlöse- und Handlungsstrategien sowie positive Selbstwirksamkeitserfahrungen fördern (Kompetenzen auf individueller Ebene) und den Übergang in die Grundschule auch auf kontextueller Ebene erleichtern. Die Stärkung von Gruppenaktivitäten und die Orientierung an älteren Peers unterstützen die Kinder dabei, ihre Kompetenzen auf interaktionaler Ebene auszubauen. Die Eltern werden in ihrer Doppelrolle durch Austauschforen gestärkt, in denen ihnen die Bedeutung von Bewegung für die kindliche Entwicklung offen gelegt wird und Berührungsängste zur Schule abgebaut werden (Kompetenzen auf kontextueller Ebene). Psychomotorik im Unterricht beinhaltet Bewegtes Lernen. Durch das Konzept der Psychomotorik (u. a. Zimmer 2022) und die Freie Arbeit nach Maria Montessori (Allmann / Stein 2019) können Kinder sich eigen- Abb. 4: Beispielhafte Projekte zu bewegungsorientierten Kooperationsaktivitäten zur Unterstützung der kindlichen Übergangsbewältigung [ 188 ] 4 | 2024 Forum Psychomotorik ständig den Lernstoff erschließen. Sie haben Raum für kreatives Lernen in Bewegung, können sich eigenverantwortlich im Raum bewegen, in selbstgewählten Kleingruppen mit- und voneinander bewegt lernen und dabei ihre Arbeitsmaterialien selbstständig wählen. Die Bewegte Förderstunde bietet vielfältige Bewegungs- und Handlungserfahrungen zur Stärkung motorischer und sozialer Kompetenzen, zur Erweiterung ihrer Problemlösefähigkeit sowie zur Unterstützung der psychisch-emotionalen Entwicklung. Die Freude an Bewegung steht dabei im Mittelpunkt. Fazit und Ausblick Anhand der theoretischen Ausführungen und Praxisprojekte wird deutlich, dass Transitionen als ko-konstruktive Prozesse verstanden werden müssen, in denen Kommunikation und Partizipation als zentrale Gelingensbedingungen für die Zusammenarbeit aller am Übergang beteiligten Personen gelten (Griebel/ Niesel 2021). Ebenso wird deutlich, dass der Übergang ein kontinuierlicher und längerfristiger Prozess ist, der über einen längeren Zeitraum verläuft und mit dem Einschulungstag nicht beendet ist. Die Schulbereitschaft soll in den ersten Grundschuljahren erzielt werden (Dubowy / Hasselhorn 2022). Bewegungsorientierte Kooperationsmaßnahmen zielen auf das Erleben von positiven Bewegungserfahrungen zur Förderung und Stärkung übergangsspezifischer Kompetenzen und Schutzfaktoren, auf die Stärkung der Eltern-Kind-Beziehung sowie auf die Beratung und Stärkung der Eltern als Akteure und Moderatoren und zum Aufbau partnerschaftlicher Beziehungen ab. Gleichzeitig wird deutlich, dass im Bildungssystem dafür zeitliche und personelle Ressourcen freigeschaltet werden müssen, um eben diese ko-konstruktive Netzwerkarbeit von allen beteiligten Systemen leisten zu können. Ansonsten hängt es weiterhin vom persönlichen Engagement der einzelnen Bildungsinstitutionen ab, wie auch im laufenden Projekt »Gemeinsam den Übergang meistern« an der Universität Duisburg-Essen ersichtlich wird. Durch die wissenschaftliche Begleitung wird ein Netzwerk von Kita und Grundschule aufgebaut, es soll aufgezeigt werden, inwieweit Eltern, pädagogische Fach- und Lehrkräfte Bewegung als Medium zur Entwicklungsförderung einschätzen, um Kinder mit Entwicklungserschwernissen im Übergang von der Kita in die Grundschule potenzialorientiert zu fördern. Literatur Adler, K., Bahr, S. (2023): Körperlich-sportliche Aktivität von Kindern im Übergang vom Elementarbereich in den Primarbereich. sportunterricht 72 (4), 147-150, https: / / doi.org / 10.30426 / SU-2023-04-1 Allmann, S., Stein, E. (2019): Freiarbeit und Leistung in der Montessori-Pädagogik. Herder, Freiburg Bahr, S. (2020): Den Übergang von der Kita in die Schule bewegt unterstützen. In: Andrä, C., Macedonia, M. (Hrsg.): Bewegtes Lernen. Handbuch für Forschung und Praxis. Lehmanns Media, Berlin, 168-184 Bahr, S. (2017): Ein bewegter Übergang. Eine empirische Untersuchung zur Bedeutung von Bewegung für die Unterstützung des Transitionsprozesses Kita-Grundschule. Dissertation. Universität zu Köln Carlton, M. P., Winsler, A. (1999): School readiness: The need for a paradigm shift. School Psychology Review, 28, 338-352, https: / / doi.org / 10.1080 / 02 796015.1999.12085969 Crane, J. R., Naylor, P.-J., Temple, V. A. (2018): The Physical Activity and Sedentary Behavior Patterns of Children in Kindergarten and Grade 2. Children 5(10), 131, https: / / doi.org / 10.3390 / children5100131 Diamond, A. (2010): The evidence base for improving school outcomes by addressing the whole child and by addressing skills and attitudes, not just content. Early Education and Development 21, 780-793, https: / / doi.org / 10.1080 / 10409289.201 0.514522 Dubowy, M., Hasselhorn, M. (2022): Schulbereitschaft - Perspektiven auf ein multidimensionales Konzept. 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Cornlesen, Berlin Zimmer, R. (2022): Handbuch Psychomotorik. Theorie und Praxis der psychomotorischen Förderung von Kindern. 2. Aufl. Herder, Freiburg Die Schriftleitung und der Verlag freuen sich über Ihr Feedback zu diesem Artikel unter journals@ reinhardt-verlag.de Die Autorinnen Dr.in Stephanie Bahr M. A. Sportwissenschaftlerin und Motologin, akademische Rätin an der Universität zu Köln am Arbeitsbereich Bewegungsentwicklung und Psychomotorik Jennifer Totzke B. A. Frühförderung, staatlich anerkannte Erzieherin, wissenschaftliche Hilfskraft mit Bachelorabschluss an der Universität zu Köln am Arbeitsbereich Bewegungsentwicklung und Psychomotorik Pauline Brockers M. Ed. Sport und Physik, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Duisburg- Essen, Forschungsprojekt »Bewegung als Medium zur potenzialorientierten Entwicklungsförderung von Kindern mit Entwicklungserschwernissen im Übergang Kita-Schule« Anschrift Dr.in Stephanie Bahr Universität zu Köln Arbeitsbereich Bewegungsentwicklung und Psychomotorik Frangenheimstr. 4 D-50931 Köln sbahr1@uni-koeln.de Pauline Brockers pauline.brockers@uni-due.de