eJournals körper tanz bewegung2/3

körper tanz bewegung
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2195-4909
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/ktb2014.art17d
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Körperfokussierte Stress- und Traumalösung durch ‚Tension and Trauma Releasing Exercises‘ (TRE)

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Bernd Patczowsky
Tension and Trauma Releasing Exercises (TRE) sind eine Folge von sieben Körperübungen, deren letzte Phase in einem autonomen Zittern des Körpers besteht, dem ‚Neurogenen Zittern‘. Ziel dieser Übungen und speziell des erzeugten Zitterns sind die Linderung und Heilung posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS) und der Auswirkungen von starkem Stress. Körperlich spielt dabei der Iliopsoas-Muskel eine besondere Rolle. In diesem Artikel werden die Entwicklung von TRE, das wissenschaftliche Erklärungsmodell sowie das Grundprinzip der Übungen beschrieben.
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102 körper-- tanz-- bewegung 2. Jg., S. 102-108 (2014) DOI 10.2378 / ktb2014.art17d © Ernst Reinhardt Verlag Fachbeitrag Körperfokussierte Stress- und Traumalösung durch „Tension and Trauma Releasing Exercises“ (TRE) Bernd Patczowsky Tension and Trauma Releasing Exercises (TRE) sind eine Folge von sieben Körperübungen, deren letzte Phase in einem autonomen Zittern des Körpers besteht, dem „Neurogenen Zittern“. Ziel dieser Übungen und speziell des erzeugten Zitterns sind die Linderung und Heilung posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS) und der Auswirkungen von starkem Stress. Körperlich spielt dabei der Iliopsoas-Muskel eine besondere Rolle. In diesem Artikel werden die Entwicklung von TRE, das wissenschaftliche Erklärungsmodell sowie das Grundprinzip der Übungen beschrieben. Schlüsselbegriffe Trauma, Stress, Iliopsoas-Muskel (musculus iliopsoas), Körperübungen, Neurogenes Zittern, Traumatherapie Bodycentered Stress and Trauma Recovery with “Tension And Trauma Releasing Exercises” (TRE) Tension and Trauma Releasing Exercises are a series of seven simple exercises that are designed to induce an involuntary shivering, called ‘neurogenic tremors’. The exercises-- and particularly the tremors-- are known to alleviate and heal a range of symptoms connected to PTSD (Post Traumatic Stress Disorder) and chronic stress. Physically, the Iliopsoas group of muscles is chiefly involved in the tremors. This article contains informations about the history of TRE, its theoretical and scientific background and the principles of the exercises. Key words trauma, stress, iliopsoas-muscles (musculus iliopsoas), body-exercises, neurogenic tremors, trauma therapy T RE wurde von Dr. David Berceli entwickelt, einem US-amerikanischen Bioenergetiker, Psychologen, Massagetherapeuten, Theologen und Sozialarbeiter. Da es bisher kaum Literatur zu TRE gibt, verwende ich für den folgenden Artikel in erster Linie das Buch „Körperübungen für die Traumaheilung“, das in deutscher Sprache 2007 erschienen ist und seitdem mehrere Neuauflagen erfahren hat (Berceli 2007). Berceli verbrachte viele Jahre in mehreren Krisengebieten der Welt, u. a. im Libanon und Sudan, und half traumatisierten Menschen in diesen Ländern, ihr erlebtes Trauma zu verarbeiten. Dabei machte er die Erfahrung, dass es eine natürliche Reaktion des menschlichen Organismus auf traumatische Erlebnisse gibt, die sich in einem Zittern des gesamten Körpers zeigt. Während Erwachsene dieses Zittern durch ihre jeweilige kulturelle Sozialisa- 3 | 2014 103 Körperfokussierte Stress- und Traumalösung TRE tion oftmals verlernt haben bzw. es aus Scham unterdrücken, sind Kinder hier wesentlich unbefangener. Beobachtungen im Tierreich bei nicht-domestizierten Säugetieren zeigen, dass das Zittern nach einem Schock, einem Trauma oder anderen sehr belastenden Ereignissen zur Grundausstattung von Säugetieren gehört. Es dient der Selbstheilung des Organismus, um das innere Gleichgewicht wiederzuerlangen (Levine 1999). Was passiert bei Stress, Gefahr und traumatischer Erfahrung? Erleben wir Menschen eine Gefahrensituation, so reagieren wir alle mit instinktiven, vom Hirnstamm gesteuerten und nicht bewusst kontrollierbaren Reflexen. Grundsätzlich bleiben uns drei grundlegende Reaktionsmöglichkeiten: Angreifen, Flüchten oder Standhalten. Im Zusammenspiel mit der Ausschüttung von körpereigenen Stoffen wie Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin sichert der Mensch sein Überleben. In einer traumatischen Situation jedoch sind weder eine Flucht noch ein Angriff möglich. Der Mensch erstarrt. Dabei spannt sich der Körper an, der Atem stockt. In solchen dramatischen Momenten ist der Körper bestrebt, eine Kugel zu bilden- - er zieht sich nach vorne zusammen, um seine zum Leben elementar wichtigen Organe zu schützen: das Herz, den Bauch mit seinen Organen und seine Geschlechtsteile (Levine 1999; Berceli 2007). Diese Reaktionen des Körpers sind nicht auf schwere traumatische Situationen beschränkt-- sie lassen sich hier nur besonders gut nachvollziehen und beschreiben. Wesentliche Unterschiede im emotionalen Erleben eines Traumas und dem emotionalen Erleben von schweren Alltagsbelastungen sind natürlich gegeben-- auf körperlicher Ebene finden jedoch ganz ähnliche Prozesse statt. Heftige Auseinandersetzungen mit anderen Menschen, entwürdigende Erfahrungen als Kind, starker beruflicher Stress, dem wir nicht gewachsen sind, oder andere schwerwiegend belastende Lebenssituationen lassen den Körper bekanntermaßen ebenfalls in eine große Anspannung gehen. Lösen sich Konflikte und Stress nicht wieder auf, wird unser Lebensgefühl davon bestimmt. Es entsteht eine hohe Daueranspannung, und der Organismus sucht sich die beschriebene Schutzhaltung. Eine wesentliche Rolle in diesem Schutzbestreben kommt dabei dem Iliopsoas-Muskel (Lenden-Darmbeinmuskel) zu (genau genommen der musculus psoas major (Th12; L1-L5) und der musculus iliacus, die funktionell zum musculus iliopsoas zusammengefasst werden): Er bildet das Zentrum unseres Körpers und in Momenten der Gefahr das Zentrum unserer Reaktionen. Er ist es, der den Körper zur Flucht oder zum Kampf aktiviert oder-- wenn das nicht möglich ist-- den Körper schützend zusammenzieht oder sogar zu einem „Ball“ zusammenrollt. Abb. 1: Die Iliopsoas-Muskeln (musculus iliopsoas) Abbildung: Bernd Paczowsky 104 3 | 2014 Bernd Patczowsky „Die Psoas-Muskeln betrachtet man als die Muskeln des Menschen, die für Kampf und Flucht zuständig sind. Diese archaischen Muskeln sind wie Wächter, die die Körpermitte des Menschen schützen, welche genau vor dem 3. Sakralwirbel (S3) liegt. Diese Muskeln verbinden den Rücken mit dem Becken und den Beinen. Bei jeder traumatischen Erfahrung kontrahieren die Psoas-Muskeln. Um heilen zu können, muss man sich von diesen Kontraktionen befreien, das heißt, diese tief sitzende Muskelgruppe muss ihre schützende Spannung loslassen und zu einem entspannten Zustand zurückkehren.“ (Berceli 2007, 26) Neurogenes Zittern als Selbstheilungskraft Der Prozess der Rückkehr in einen entspannten Zustand und der Lösung von starkem Stress und traumatischer Erfahrung lässt sich bei Säugetieren gut beobachten. Tiere, die noch in ihren natürlichen Lebensräumen leben, sind häufig Traumata ausgesetzt. Bereits seit Längerem ist bekannt, dass diese das angesprochene Zittern nutzen, um sich von den traumatischen Erfahrungen zu befreien (Levine 1999). Ein gutes Beispiel ist ein Video der National Geographic Society, welches das Zittern eines Eisbären nach einem traumatischen Erlebnis zeigt (National Geographic Society 2011): www.youtube.com/ watch? v=51DQL0bBEnc. Auch uns Menschen ist dieses Zittern bekannt. Berceli beschreibt seine Erfahrungen während des Krieges im Libanon: „Die nächste Erfahrung, die ich machte, war in einem Luftschutzbunker. Es waren Kinder anwesend, und als die Bomben in unserer Nähe einschlugen, haben die Kinder begonnen zu zittern. Anhand der Reaktion der Kinder habe ich festgestellt, dass das Zittern in unserer Natur liegt- - zitternde Hände, schlotternde Knie. Als Erwachsene können wir diese Reaktionen unterdrücken, da sie mit Angst und Schwäche assoziiert werden. Die logische Konsequenz: Wir verkrampfen. Meine Schlussfolgerung: Ein verkrampfter Körper kann also durch Zittern gelöst werden.“ (Prassl/ Riedl 2011, 54) Diese Erfahrung unwillkürlichen Zitterns haben die meisten Menschen bereits gemacht: nach Unfällen, bei großer Angst, starker Nervosität oder anderen emotionsgeladenen Ereignissen. Bekannte und vertraute Redewendungen spiegeln diese Erfahrungen wider: „Ich zitterte vor Wut“, „Meine Knie zitterten vor Aufregung“, „Vor Angst klapperten meine Zähne“. Selbst bei freudigen Ereignissen kann es sein, dass unsere Hände unkontrollierbar zittern. Das Zittern scheint also ein natürlicher Mechanismus des Körpers zu sein. Er entlädt damit die hohen Niveaus an Spannung und chemischen Substanzen, die den Körper im Augenblick starken Stresses überladen, und kann so in einen Zustand der Ruhe und Entspannung zurückkehren. Das ist wohl eine der wichtigsten, weil überlebensnotwendigen Reaktionen: die Fähigkeit, die Auswirkungen von Stress und Traumata abzuschütteln. Das Schaubild zeigt die neurologischen Abläufe, die bei starkem Stress oder einer Traumatisierung stattfinden: Der Anstieg chemischer Botenstoffe (Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol) erzeugt eine starke Aufladung und Erregung des gesamten Körpers. Um eine unmittelbare, spontane Schutzreaktion zu erreichen, aktivieren die Botenstoffe das Muskelsystem, das von den Beinen bis zum Kiefer reicht und in dem der Psoas-Muskel eine entscheidende Rolle spielt. Die Möglichkeit zu Flucht, Kampf oder Erstarrung ist nun gegeben. Ist es in einer bestimmten Situation möglich, durch erfolgreiches Handeln die Gefahr oder die lebensfeindliche Stresssituation abzuwenden, entladen die Muskeln die chemische Reaktion vollständig, und der Körper 3 | 2014 105 Körperfokussierte Stress- und Traumalösung TRE kehrt in einen Ruhezustand zurück. In traumatischen Situationen und ebenso in starken Stresssituationen ist diese Entladung jedoch oft nicht möglich, da die Flucht- oder Angriffsmöglichkeiten fehlen. Wie weiter oben beschrieben, sieht der Körper in diesem Fall in seiner Erstarrung die einzige Möglichkeit eines Schutzes. Eine in Säugetieren angelegte Fähigkeit zu zittern garantiert die Lösung dieser Kontraktionen. Vom Psoas-Muskel ausgehend lassen die Muskeln ihre schützende Spannung los, und der Körper kehrt in einen entspannten Zustand zurück. Neben Beschreibungen und Erfahrungsberichten aus der Bioenergetischen Analyse (z. B. Lowen / Lowen 2012 oder Rank/ Rank 1996) finden sich Studien dazu vor allem im Bereich der Sportmedizin (z. B. Cardinale / Bosco 2003; Bosco et al. 1999). Eine ausführliche Auflistung der Literatur ist bei Berceli (2010) nachzulesen. In unserer westlichen Kultur wird das Zittern leider allzu oft mit Angst und unerwünschter Schwäche verbunden und mehr oder weniger unbewusst unterdrückt. Dadurch kann die Entladung nicht stattfinden, und der Körper bleibt in einem starken Stresszustand gefangen. Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) bilden sich: Ein ständiger chemischer Erregungszustand bleibt bestehen, der den Organismus autonom dazu veranlasst, einzelne Bestandteile des traumatischen Ereignisses ständig zu wiederholen, um es doch noch irgendwann loszuwerden. Gefühle, Erinnerungen und Gedanken zu dem belastenden Ereignis wiederholen sich in Träumen und Flashbacks. Körperlich ist eine große Anspannung mehr oder weniger dauerhaft vorhanden. Der Körper bleibt also in einer Wiederholungsschleife, die das Sympathische Nervensystem beständig aktiviert. Die Lösung von Stress und traumatischen Belastungen durch TRE-Entspannungsübungen Berceli hat auf der Grundlage der Bioenergetischen Analyse und anderer Methoden eine Folge von sieben Übungen entwickelt. Obwohl sie einfach durchzuführen sind, rufen sie ein mildes Neurogenes Zittern hervor, das im obigen Sinne eine tief entspannende und traumalösende Wirkung auf den Körper haben kann. Abb. 2: Die neurologischen Abläufe bei starkem Stress und Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) Linke Seite: Bis das Gehirn ein Signal des Zentralen Nervensystems bekommt, dass die Gefahr vorüber ist, bleibt der Körper in der Wiederholungsschleife, die das Sympathische Nervensystem beständig aktiviert. Rechte Seite: Das Neurogene Zittern, das die Entspannung und Traumalösung herbeiführt. Die Muskeln entspannen sich. Abbildung: Bernd Paczowsky (Lizenz: http: / / creativecommons.org/ licenses/ by-sa/ 3.0/ legalcode) 106 3 | 2014 Bernd Patczowsky Ausführlich und bebildert beschrieben sind sie in Berceli (2007). An dieser Stelle will ich nur eine kurze Zusammenfassung geben: Die Arbeit mit TRE gliedert sich in zwei Teilbereiche. Sie beginnt mit der aktiven Arbeit an verschiedenen Muskelgruppen, die für die Spannung bei Stress und Trauma wesentlich sind: beginnend an den Fußgelenken körperaufwärts über Unterschenkelmuskulatur, Oberschenkeladuktoren, Psoas-Muskel bis hin zu Rücken- und Brustmuskulatur. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um einen relativ schnellen und beständigen Wechsel zwischen starker Anspannung und anschließender Entspannung. Ziel ist eine Verlebendigung oft hoch angespannter Bereiche. Der zweite Teil der Arbeit besteht im Zulassen des autonomen neurogenen Zitterns, das bei fast jedem Menschen im Anschluss an die aktiven Übungen entsteht. Dazu legt man sich mit dem Rücken auf den Boden, legt die Fußsohlen aneinander und hebt die Knie leicht an. Während die Übungen des ersten Teils die Erfahrung und das Wissen verschiedener Traditionen wie der Bioenergetischen Analyse, des Tai-Chi, des Yoga und anderer östlicher Praktiken nutzen, gehört das Neurogene Zittern hingegen zur Ausstattung des menschlichen Körpers und stellt sich auf natürliche Weise ein. Beziehungsarbeit und TRE Die TRE-Übungen wurden besonders zu dem Zweck entwickelt, die natürlichen Heilungsprozesse, die im menschlichen Körper genetisch angelegt sind, zu aktivieren. Berceli klammert die in anderen Ansätzen der Traumaarbeit wesentliche Beziehungsarbeit in seiner eigentlichen Methode erst einmal aus. Konsequenterweise spricht er nicht von Psychotherapie. TRE sieht er als eine körperbezogene Methode der Traumaheilung, die auf neurologischer Grundlage beruhe. In verschiedenen Interviews vertritt er die Auffassung, dass eine Beziehung zum Therapeuten sich erst dann entwickeln kann, wenn traumatisierte Menschen eine Beziehung zu ihrem eigenen Körper entwickelt haben. Andernfalls bleibe die Beziehung zum Therapeuten eine reine Kopf-Beziehung, welche die Spaltung von Körper und Seele noch verstärke. Erst mit einer zunehmenden Beziehung zum eigenen Körper könne sich eine Beziehung zum Therapeuten entwickeln: „Körperarbeit ist immer der Ausgangspunkt für Bindung und Beziehung.“ (Heinrich-Clauer / Schlippe 2006) Zur Aktivierung des Zittermechanismus und der Traumalösung ist für Berceli Beziehungsarbeit nicht notwendig, und es braucht keinen ausgebildeten Psychotherapeuten. Dementsprechend wird in der Ausbildung zum TRE-Practitioner auch kein Wert auf eine psychotherapeutische Grundausbildung gelegt. Erklärtes Ziel ist es, traumatisierten Menschen die Methode zu lehren, sie in der Aktivierung des Neurogenen Zitterns zu fördern und sie anzuregen, eigenverantwortlich mit TRE weiterzuarbeiten. Psychotherapeutisch wird die TRE- Arbeit erst in dem Moment, wenn Klienten von Emotionen überwältigt werden. Und an dieser Stelle entscheide sich nach Berceli, ob ein TRE-Practitioner weiter arbeitet (nämlich wenn er eine psychotherapeutische Ausbildung hat) oder an einen geeigneten Traumtherapeuten vermittelt (Heinrich-Clauer / Schlippe 2006). Abb. 3: David Berceli 3 | 2014 107 Kritik an TRE setzt vor allen Dingen an dieser mangelnden Berücksichtigung von Beziehungsarbeit an. Verständlich wird die Sichtweise Bercelis erst, wenn man sich den Kulturraum vor Augen führt, für den diese Methode ursprünglich entwickelt wurde. „Sie wurde besonders für große Bevölkerungsgruppen entwickelt, die keinen Zugang zu regulärer therapeutischer Versorgung haben, da solche Hilfen in Entwicklungsländern nicht zur Verfügung stehen.“ (Berceli 2010) Und an anderer Stelle: „Ich habe drei Jahre im Sudan gelebt, ich war der einzige Therapeut unter drei Millionen Menschen. Also habe ich den Einwohnern die Methode erklärt und ihnen beigebracht, wie sie sich untereinander beistehen können.“ (Prassl/ Riedl 2011) In Kulturen, in denen es als selbstverständlich angesehen wird, dass Heilung nur in der Beziehung zur Familie und Gemeinschaft erfolgen kann, ist diese Vorgehensweise durchaus angemessen. Es muss aber hinterfragt werden, ob in unseren westlichen Kulturen, in denen Menschen viel häufiger Bindungsstörungen erfahren, nicht eine stärkere Berücksichtigung von Beziehungsarbeit vom Beginn der TRE-Arbeit an notwendig wäre. Hier ist sicherlich Forschungsbedarf gegeben. Erste Wirksamkeitsstudien Eine erste mir bekannte englischsprachige Wirksamkeitstudie wurde 2011 von Taryn McCann an der Universität von Kapstadt, Südafrika, vorgestellt. Sie attestiert TRE eine signifikante Reduktion von Angst und Förderung eines besseren Allgemeinbefindens (McCann 2011). Im März 2013 wurde ein TRE Research Project Manual veröffentlicht, das zukünftige Forschungsvorhaben erleichtern soll und auch kleinere Projekte ermöglicht (Berceli 2013). Leider liegt im deutschsprachigen Raum aber immer noch keine Wirksamkeitsstudie vor. Erfreulicherweise wurde ein solches Forschungsvorhaben im Februar 2014 in Zusammenarbeit des Norddeutschen Instituts für Bioenergetische Analyse (NIBA) mit der Psychologin Hildegard Nibel und dem Institut für Arbeits- und Berufsforschung (IAB) begonnen (www.tre-deutschland.de). Beim Schreiben dieses Artikels lief die erste Befragung der TeilnehmerInnen. Vorläufige Ergebnisse werden für 2015 erwartet. Literatur Berceli, D. (2013): TRE Research Project Instruction Manual March 2013. In: www.traumaprevention. com/ wp-content/ uploads/ 2013/ 06/ TRE-Clinical- Trial-Instruction-Manual.pdf, 25.3.2014 Berceli, D. (2010): Neurogenes Zittern. Eine körperorientierte Behandlungsmethode für Traumata in großen Bevölkerungsgruppen. Trauma und Gewalt 4(2), 148-157 Berceli, D. (2007): Körperübungen für die Traumaheilung. Norddeutsches Institut für Bioenergetische Analyse, Elsfleth. Erhältlich beim Norddeutschen Institut für Bioenergetische Analyse, www.niba-ev. de/ literaturliste/ forum_spezial.php Bosco, C., Cardinale, M., Tsarpela, O. (1999): The influence of vibration on arm flexors mechanical power and EMG activity of biceps brachii. European Journal of Applied Physiology 79, 306-311, http: / / dx.doi.org / 10.1007 / s004210050512 Cardinale, M., Bosco, C. (2003): The use of vibration as an exercise intervention. The American College of Sports Medicine 31, 3-7 Heinrich-Clauer, V. / Schlippe, A. v. (2006): „ … dem Körper erlauben, sich laufend selbst zu heilen“. David Berceli im Gespräch. Psychotherapie im Dialog 7(2), 215-219 Levine, P. (1999): Trauma-Heilung-- Das Erwachen des Tigers. Unsere Fähigkeit, traumatische Erfahrung zu transformieren. 2. Aufl. Synthesis, Essen Lowen, A., Lowen L. (2012): The way to vibrant health. Alexander Lowen Foundation, Hinesburg Mc Cann, T. (2011): An evaluation of the effects of a training programme in trauma release exercises on quality of life. Diss. University of Cape Town. In: www.traumaprevention.com/ wp-content/ uploads/ 2013/ 05/ 12-Taryn-McCann-FINAL-DISSERTATION- NOVEMBER-2011-5.pdf, 25.3.2014 Körperfokussierte Stress- und Traumalösung TRE 108 3 | 2014 Bernd Patczowsky National Geographic Society (2011): Polar bear tremoring after a stressful event. In: www.youtube.com/ watch? v=51DQL0bBEnc, 20.2.2014 Prassl, V. / Riedl, E. (2011): Durch Zittern zur Tiefenentspannung. Interview mit David Berceli. Ursache und Wirkung 79, 54-57 Rank, A., Rank, D. (1996): Sexappeal. Erotik und Sexualität aus bioenergetischer Sicht. Walter-Verlag, Zürich / Düsseldorf Der Autor Bernd Patczowsky Dipl.-Pädagoge, Heilpraktiker für Psychotherapie (HPG), Ausbildungen in Bioenergetik und als TRE-Practitioner Level A / B, arbeitet als Mitarbeiter einer Beratungsstelle und freiberuflich als Körpertherapeut. ✉ Bernd Patczowsky Raiffeisenstr. 22 | D-56332 Lehmen-Moselsürsch praxis.patczowsky@web.de www.ploetzlich-sonne.de