körper tanz bewegung
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2195-4909
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/ktb2015.art06d
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Rezension: Joachim Küchenhoff / Puspa Agarwalla: Körperbild und Persönlichkeit. Die klinische Evaluation des Körpererlebens mit der Körperbild-Liste
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Peter Joraschky
Küchenhoff und Agarwalla legen mit dieser Monografie zu Körperbild und Persönlichkeit ein Manual vor, welches auf einer 30-jährigen konsequenten Forschungstätigkeit zum Körpererleben aufbaut.
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35 körper-- tanz-- bewegung 3. Jg., S. 35 (2015) © Ernst Reinhardt Verlag Medien & Materialien Joachim Küchenhoff/ Puspa Agarwalla: Körperbild und Persönlichkeit. Die klinische Evaluation des Körpererlebens mit der Körperbild-Liste 2., korr. Aufl. Springer-Verlag, 2013, Berlin / Heidelberg, 157 Seiten, 39,99 € (D) Küchenhoff und Agarwalla legen mit dieser Monografie zu Körperbild und Persönlichkeit ein Manual vor, welches auf einer 30-jährigen konsequenten Forschungstätigkeit zum Körpererleben aufbaut. Die Reflektion des Bereiches „Körper und Sprache“ als eines der zentralen Themen der Psychosomatischen Medizin hat Küchenhoff als besondere wissenschaftliche Herausforderung konsequent weiterverfolgt über die Etappen klinisch-empirischer, philosophischer und psychoanalytischer Bearbeitung der Thematik, zuletzt als Mitglied der Arbeitsgruppe für Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD). Durch die Mithilfe an der Systematik der Strukturachse der OPD hat er als eigenständiges Werk die Analyse des Körpererlebens auf der Grundlage der OPD- Strukturachse erarbeitet. Die letzten zehn Jahre hat er mit seiner Arbeitsgruppe die schwierige Aufgabe übernommen, die Körperbild-Liste (KB-L) weiterzuentwickeln, jetzt auch mit zu operationalisieren und durch Ankerbeispiele eine reliable Auswertung zu ermöglichen. Die besondere Schwierigkeit für den Forscher wie für den Kliniker, das Körpererleben zu versprachlichen und die subjektiven Versprachlichungen zu systematisieren, wurde vielfach versucht, jedoch blieb die Thematik bislang immer wieder auch an der schwierigen Heterogenität der verschiedenen Betrachtungsperspektiven fragmentiert. Durch die konsequente Adaptation an die Strukturachse ist die Körperbild-Liste (KB-L) kompatibel mit den Kategorien der Strukturachse. Wie mühevoll diese Entwicklung ist, zeigt der Aufbau des Manuals, eingeleitet durch den Überblick über bisherige Methoden zur Erfassung des Körpererlebens mit der Klärung der Vieldeutigkeit der Körpererlebensphänomene. In einem sehr lesenswerten komprimierten Theorieteil geht Küchenhoff auf die Historie des Körperbildes und die neuen Entwicklungen basierend auf der psychoanalytischen Mutter-Kind- Forschung zur Emotionsregulation und Selbst- Objekt-Differenzierung ein. Ausgehend von der Multiple-Code-Theorie von Bucci entwickelt er das Konzept der Verbindung von der subsymbolischen, nonverbal-symbolischen und verbalsymbolischen Repräsentation. Dieses Modell als Basis für den Sprung vom unbewussten Körpererleben zur sprachlich-symbolischen Repräsentation wird übertragen auf die OPD-Strukturachse. Mit der Körperbild-Liste erweitert Küchenhoff vorliegende Forschungsinstrumente (Fragebögen, projektive Verfahren), die jeweils Ausschnitte des Körpererlebens erfassen, um ein umfassendes Ratingverfahren. Hiermit schafft er eine Grundlage für den forschenden und klinischen Therapeuten, der mit strukturell gestörten Patienten (teilweise mit geringem Erfolg) arbeitet, die zentrale Strukturdimension der Körper-Selbst-Regulation genauer zu erfassen und in die Therapie zu integrieren. Ein Meilenstein für die Weiterentwicklung strukturbezogener Psychotherapie. Prof. Dr. med. Peter Joraschky DOI 10.2378 / ktb2015.art06d
