körper tanz bewegung
9
2195-4909
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
11
2017
51
Das Recht auf ein Genital wie ein Partybrötchen
11
2017
Angela von Arnim
Genitale chirurgische Körpermodifikationen werden zurzeit als die neue Form der Körperpsychotherapie beworben, z.¿B. als Intervention, um Körperakzeptanz herzustellen, Scham zu mindern und das sexuelle Erleben zu optimieren; die Nachfrage steigt stetig. Ähnlich wie bei anderen Körpermodifikationen, wie zum Beispiel Tätowierungen und Piercings, stellen sie eine Körperattraktivierung dar und sind somit Ausdruck der Motivation, die eigene Persönlichkeit sichtbar werden zu lassen. Dabei gibt es deutliche Hinweise für Unterschiede von männlichen vs. weiblichen Genitalmodifikationen bei intimchirurgischen Eingriffen: Vergrößerung des „Gemächts“ vs. Reduzierung auf eine infantile „Partybrötchen“-Vulva. In diesem Beitrag werden bisherige Erkenntnisse zu diesem Thema erläutert, Verbindungen zu weiblicher Genitalverstümmelung (FGM / FGC: female genital mutilation /female genital cutting) dargelegt, auf Zusammenhänge zu Körperbildstörungen, Selbstoptimierungszwang und Bodyismus hingewiesen und Konsequenzen für die Körperpsychotherapie aufgezeigt.
9_005_2017_001_0012
Fachbeitrag 12 körper-- tanz-- bewegung 5. Jg., S. 12-25 (2017) DOI 10.2378 / ktb2017.art03d © Ernst Reinhardt Verlag Das Recht auf ein Genital wie ein Partybrötchen Intimchirurgische Körpermodifikationen als Körperpsychotherapie? Angela von Arnim Genitale chirurgische Körpermodifikationen werden zurzeit als die neue Form der Körperpsychotherapie beworben, z. B. als Intervention, um Körperakzeptanz herzustellen, Scham zu mindern und das sexuelle Erleben zu optimieren; die Nachfrage steigt stetig. Ähnlich wie bei anderen Körpermodifikationen, wie zum Beispiel Tätowierungen und Piercings, stellen sie eine Körperattraktivierung dar und sind somit Ausdruck der Motivation, die eigene Persönlichkeit sichtbar werden zu lassen. Dabei gibt es deutliche Hinweise für Unterschiede von männlichen vs. weiblichen Genitalmodifikationen bei intimchirurgischen Eingriffen: Vergrößerung des „Gemächts“ vs. Reduzierung auf eine infantile „Partybrötchen“-Vulva. In diesem Beitrag werden bisherige Erkenntnisse zu diesem Thema erläutert, Verbindungen zu weiblicher Genitalverstümmelung (FGM / FGC: female genital mutilation / female genital cutting) dargelegt, auf Zusammenhänge zu Körperbildstörungen, Selbstoptimierungszwang und Bodyismus hingewiesen und Konsequenzen für die Körperpsychotherapie aufgezeigt. Schlüsselbegriffe genitale Körpermodifikation, weibliche und männliche Intimchirurgie als postulierte Körperpsychotherapie, kosmetische weibliche Beschneidungsoperationen und weibliche Genitalverstümmelung, Körperbildstörungen, Selbstoptimierungszwang, Bodyismus und Körperpsychotherapie The Right to a Genital like a Bakery Bun: Genital Surgery Body-Modifications as Body Psychotherapy? Body-modifications of the genitals are the new form of body psychotherapy, if you believe the flyers of genital surgery teams-- they tell us this will facilitate self-acceptance, reduce feelings of shame, and improve your sex life. The demand for such operations is constantly rising. Similar to other bodymodifications such as tattoos and piercings, they stand for the wish of the users to become more attractive and express their personality. There are clear indications of differences between male and female genital surgery: men want to enlarge their penis, nearly all the female operations aim to make their genitals smaller, to produce an infantile form of the vulva. This article will explain the current knowledge on the subject, including similarities between female genital mutilation (FGM) and female genital cutting (FGC). The relation of these themes to body image and bodyism and the question of how to deal with this in the field of body psychotherapy will be adressed. Key words body-modification, female and male genital surgery, genital surgery as a so-called new form of body psychotherapy, cosmetic female genital cutting and female genital mutilation, body image, bodyism, body psychotherapy Intimchirurgie als Körperpsychotherapie? 1 | 2017 13 Der „Schönheitschirurgie-Simulator“ „Der Schönheitschirurgie-Simulator für Windows oder als App für Ihr Smartphone ist eine einfache, aber leistungsstarke Anwendung, mit der Sie Ihre Fotos verändern und potentielle Ergebnisse einer Schönheitsoperation an Körper und Gesicht simulieren können- - leicht anzuwenden! “ Durch diese so im Internet beworbene App kann mit Fotosimulation die anzustrebende Größe und Form der zu operierenden Brust oder Nase vorgeplant werden (Plastic Surgery Simulator 2016). Bald wird es solche Simulator-Anwendungen vermutlich auch für eine andere Körperregion geben-- für das „Da-unten“-- denn es gibt einen seit mehreren Jahren zunehmenden Trend zur Intimmodifikation durch plastische Chirurgie. Im Netz finden sich unter dem Stichwort „Intimchirurgie“ schon jetzt entsprechende Videoclips der Anbieter, die die OP-Techniken in blausanften Farben mit einer Computersimulation aufzeichnen. So wird z. B. im Animationsfilm zur Labienresektion von Prof. Dr. Stefan Gress aus München erklärt, wie durch diesen harmlos geschilderten Laser-Eingriff „eine harmonische Verkleinerung der Schamlippen (…) zu einem optimalen ästhetischen Ergebnis“ führe (Gress 2016). Ein Hintergrund ist die Freilegung und Normierung der Genitalregion durch Intimrasur, d. h. zu einer glattrasierten Vulva, gerade bei jüngeren Menschen, was sowohl von der Pornoals auch von der Modeindustrie, die immer weniger Möglichkeit zur Verhüllung von Körperregionen zulässt, beeinflusst wird. In verschiedenen Studien wird die „Generation Porno“ (Borkenhagen 2013) bestätigt: Zwei Drittel aller 11bis 17-Jährigen hatten Kontakt mit Pornos, 42 % der 11bis 13-jährigen und 79 % der 14bis 17-jährigen Jugendlichen. Von der Intimrasur zur Intimchirurgie In einer bundesweiten, repräsentativen Befragung der Universität Leipzig gaben 50 % der Frauen zwischen 18 und 25 Jahren eine regelmäßige Intimrasur an, bei den Männern waren es etwas weniger (Brähler 2009; auch Hofmeister et al. 2012). Bei einer Studie an 314 Psychologie-Medizinstudenten der Universitäten Leipzig und Essen gaben 88 % der Frauen und 67 % der Männer an, sich regelmäßig im Intimbereich zu rasieren (Kühne 2007, zitiert nach Borkenhagen 2010). Es gibt inzwischen eine Fülle von Intimfrisuren, z. B. den „Hollywood-Style“, d. h. die komplette Rasur, den „Brazilian Cut“, bei dem bis auf einen schmalen Streifen alle Haare entfernt werden, den „Bikini-Cut“, wobei nur die äußeren Ränder des Schamdreiecks verschwinden, und den „Freestyle“, bei dem jede Form, z. B. Herzen oder Buchstaben, erlaubt ist (Borkenhagen 2013). Anhand dieser Praktik wird das lang verleugnete weibliche Genital sichtbar. Damit ist auch die Frage beantwortet worden, wie eine perfekt-schöne Vulva auszusehen habe. Nach Ansicht von Borkenhagen ist die Sichtbarkeit des weiblichen Genitals zunächst einmal als etwas Emanzipatives anzusehen, nachdem es jahrhundertelang als das „Da-unten“ im Grunde sprachlich nicht fassbar und nicht ausreichend im Körperbild repräsentiert war. Kritikwürdig seien jedoch die ästhetischen Normen, die sich damit entwickelt hätten. „Die Ausweitung kultureller Schönheitsnormen beinhaltet einen Gestaltungsimperativ.“ (Borkenhagen 2013) Borkenhagen sieht einen Zusammenhang zu anderen Optimierungsdiskursen, etwa den, fit bis ins hohe Alter sein zu müssen. Selbstoptimierung sei der neue Sozialcharakter des Menschen. 14 1 | 2017 Angela von Arnim FGCS: weibliche Intimchirurgie Im Intimbereich, d. h. im Bereich des weiblichen Genitals, wird derzeit ein Kampf um den perfekten Körper geführt, mit rasanter Zunahme der Operationszahlen. Die kosmetische Intimchirurgie, englisch FGCS, Female Genital Cosmetic Surgery, führt folgende Operationspraktiken durch: Labienresektion und Labienplastik, d. h. Verkleinerung der inneren Schamlippen und Vergrößerung der äußeren Schamlippen, Einspritzungen zur Gewebeveränderung und Lipidinjektionen, Fettabsaugung am Schamhügel und den äußeren Schamlippen, Vaginalverengung durch Fettinjektionen oder chirurgische Verengung, Reduzierung der Klitorishaut, Repositions-Operationen der Klitoris, Vergrößerung des G-Punkts durch Kollagen- oder Eigenfett-Injektionen in den G-Punkt-Bereich, was zu einem Anschwellen der G-Punkt-Region führen soll, sowie Jungfernhäutchen-Rekonstruktionen, die überwiegend von Frauen aus der Dritten Welt kurz vor der Heirat durchgeführt, aber auch von Frauen (der 2. und 3. Generation) in westlichen Ländern gewünscht werden. Durchgeführt werden diese Eingriffe, wie auch zunehmend bei der FGCS, häufig auch von GynäkologInnen oder ChirurgInnen. Laut Statistik der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen, DGPRÄC (2011, 2013), werden in Deutschland pro Jahr mindestens 7000 Operationen im Intimbereich durchgeführt, mit steigender Tendenz. Allein 5400 davon seien Korrekturen der Schamlippen- - dieser Eingriff sei sozusagen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Sehr viel höher sind die Zahlen in den USA und in Brasilien, wo die Intimchirurgie schon seit vielen Jahren im Trend liegt. In den USA wachse dieser Marktbereich laut DGPRÄC (2011) um jährlich 20 bis 30 %. Warum FGCS? Auf der Website eines plastischen und ästhetischen Chirurgen wird Intimchirurgie folgendermaßen beworben: „Intimchirurgie ist mehr als ein bloßer Eingriff: Viele Frauen leiden seit Jahren unter ihrer Situation. Sie fühlen sich nicht wohl in ihrem Körper und sind beim Sex gehemmt. Einige Frauen haben auch Schmerzen, etwa beim Sport oder beim Geschlechtsverkehr, oder haben z. B. durch Geburten ihre sexuelle Stimulationsfähigkeit verloren: Ein korrigierender Eingriff im Intimbereich ist für viele unserer Patientinnen wie eine Erlösung. Sie schöpfen neue Kraft und neues Selbstbewusstsein. Außerdem können Eingriffe die sexuelle Empfindungsfähigkeit erhöhen.“ (Gress 2016) Legitimiert werden diese Operationen im Intimbereich von Seiten der Operateure zum einen häufig mit hygienischen oder medizinischen Gründen, etwa Beschwerden beim Fahrradfahren. Zunehmend wird zum anderen aber auch mit psychischen Gründen geworben, z. B. Verminderung der Scham, sich in Umkleideräumen im Sportverein umzuziehen, sogar eine Verbesserung der sexuellen Erlebnisfähigkeit wird versprochen- - eine „Erlösung“ (Gress 2016). Betont wird auch mit dem Vokabular der Frauenbewegung der 1970er Jahre gearbeitet (Krüger-Kirn 2014), z. B. das Recht auf Selbstbestimmung der Frau oder die freie Wahl bezüglich der Gestaltung ihres Genitals. Solche Argumente gehen eher mit gesellschaftlichen als mit individuellen Vorstellungen von Schönheit einher. Nach Sanyal (2009) kommen bei operativ verkleinerten Schamlippen kulturelle und letztlich auch koloniale Vorstellungen zum Tragen, dass nämlich kleine Labien auch eine kleine Libido und damit sexuelle Zivilisiertheit versus Wildheit bedeuten. Intimchirurgie als Körperpsychotherapie? 1 | 2017 15 Der „Lolita-Effekt“ oder „Das Recht auf ein Genital wie ein Partybrötchen“ Dieses Thema konnte im Rahmen einer Veranstaltung in der Urania Berlin (3. Juni 2013) mit dem Titel „Frauen zwischen Körperoptimierung und sexueller Selbstbestimmung. Schönheitswahn erfasst den Genitalbereich- - wie gehen Frauen damit um? “ live erfahren werden. Dort war unter anderem der 1. Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft für Ästhetische und Rekonstruktive Intimchirurgie Deutschland e. V., GAERID, der Gynäkologe und ärztliche Leiter der Lanuwa Ästhetik Klinik Dr. Marwan Nuwayhid, eingeladen worden. Er begründete die aus seiner Sicht bestehende Notwendigkeit zu intimchirurgischen Eingriffen, z. B. für einen „juvenilen Look“, mit folgenden Worten: „Jede Frau möchte doch ein Genital haben, das die Form eines Partybrötchens hat.“ Oder: „Bei uns bekommt jede Frau ihren Wunsch erfüllt, das Genital eines 12-jährigen Mädchens zu besitzen.“ Auf Einwände von Seiten des Publikums sagte er in der Diskussion: „Wir alle lieben doch im Schönen das Kindliche. Oder lieben Sie nicht Gesichter mit Stupsnasen? “ Angeblich wollen demnach Frauen „untenrum“ wie „Partybrötchen“ aussehen. Ziel sei also eine Vulva, die an die obere Hälfte eines von Meisterhand ebenmäßig geformten Backwerks erinnere: glatte äußere Schamlippen, welche die inneren Labien fest umschließen, wie bei einem Mädchen vor der Pubertät. Die Kinder-Gynäkologen Runacres und Wood warnen übrigens aus ethischen Gründen dringend vor FGCS-Operationen bei Jugendlichen, die sich entweder mit jüngeren präpubertären Geschwistern verglichen oder inzwischen meist mit Vergleichsbildern aus dem Internet in die gynäkologische Sprechstunde kämen und sich für OP-bedürftig erklärten (Runacres / Wood 2016). Psychosoziale Hintergründe bei Verkleinerungsoperationen des Genitals In einer australischen Studie (Howarth et al. 2016) mit halb-strukturierten Interviews an 18bis 28-jährigen jungen Frauen fanden die AutorInnen eine erhebliche Unkenntnis über die normale genitale Anatomie: Nur wenige Frauen wussten z. B. die Vulva anatomisch korrekt zuzuordnen. Alle Probanden bevorzugten glatt rasierte Genitalien mit unsichtbaren kleinen Labien als soziales Ideal. Alle stimmten zu, dass dringend mehr angemessene Aufklärung über die weibliche Anatomie erforderlich sei. Die Autorinnen schlussfolgern, dass Ärzte bei OP-Wunsch ihrer Patientinnen zunächst ausführlich die weibliche Anatomie erklären sollten, um ein Verständnis zu wecken für die Normalität ihrer Genitalien. Die Soziologin Anna Katharina Meßmer betont, es gehe dabei um die Optimierung zur Kind-Frau, wobei patriarchale Vorstellungen von Reinheit und Jungfräulichkeit reaktiviert würden. Die Idee eines „Zuviel“ an weiblicher Sexualität, die es zu zähmen gilt, schwinge dabei mit (Meßmer 2013). Hier wird eine neue soziale Norm entwickelt, die insbesondere junge Frauen unter Druck setzen kann. Meßmer zitiert eine Patientin: „Wenn einen etwas stört im Leben, dann ändert man das ja generell. Und gut, dann ändert man halt seinen Körper.“ (RTL-Sendung „30 Minuten Deutschland“ vom 30.7.2009, zitiert nach Meßmer 2013) In Berichten über kosmetische Genitalchirurgie wird, beispielsweise in Internetauftritten der entsprechenden Praxen, die Verbesserung des weiblichen Lustempfindens als Ziel und Ergebnis dieser Eingriffe dargestellt. So wird die Intimchirurgie zum probaten Mittel, mit dem über die Anpassung an die neue Intimästhetik auch die zur Norm avancierte sexuelle Befriedigung erreichbar sei: Danach erlauben erst die chirurgischen Maßnahmen den Frauen, ihr sexuelles Repertoire zu 16 1 | 2017 Angela von Arnim erweitern. Als Marktstrategie wird demzufolge invasive Chirurgie als eine neue Form der Sexual-Körperpsychotherapie propagiert. Risiken und Nebenwirkungen Die Risiken kosmetischer Genitalchirurgie bleiben dabei in den meisten Medien- oder Patientenberichten sowie den Berichten der ästhetischen ChirurgInnen unerwähnt. Aktuell werden sogar operative Eingriffe mit örtlicher Betäubung vor laufender Kamera im Internet als Werbefilme gezeigt. Unisono wird danach (die Frauen gehen nach dem ambulanten Eingriff angeblich beschwingt und beschwerdefrei nach Hause …) ein überwältigender Zuwachs an Selbstbewusstsein und sexueller Befriedigung konstatiert. Dagegen warnte die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) bereits 2009 in einer Stellungnahme zur Intimchirurgie, dass Risikoeinschätzungen und Komplikationsraten dieser Operationen fehlen oder verharmlost würden. Es gäbe keine Nachuntersuchungen über längere Zeiträume. Komplikationen seien z. B. Wundheilungsstörungen, Entzündungen, Narbenbildungen, Sensibilitätsstörungen mit Herabsetzung der sexuellen Empfindungsfähigkeit sowie Funktionseinschränkungen der Genitalien. Es könne durch Narben zu Schmerzen beim Gehen, Sitzen, sportlicher Betätigung und beim Geschlechtsverkehr kommen. Noch Jahre nach dem Eingriff könne das Sexualleben und die Lebensqualität deutlich herabgesetzt sein (DGGG 2009, zitiert nach Borkenhagen 2010, 108-111). Liao et al. (2012) untersuchten zehn populäre FGCS-Internetseiten nach 16 Informationskategorien, z. B. Indikationen, Operationsmethoden, Risiken und Vorteile. Alle zehn Internet-Provider stellten FGCS als effektive Behandlungsmethode vor, es gab keine Hinweise auf Komplikationen oder auf die Variationsbreite des äußeren weiblichen Genitals, ebenso keinen wissenschaftlich begründeten Hinweis auf Risiken oder Alternativen in Bezug auf die Körperzufriedenheit. Die Autoren sehen ihre Untersuchungsergebnisse als Hinweis auf inakzeptable und ethisch fragwürdige Formen der Professionalisierung und fordern eindeutige Richtlinien und klare Informationen für Frauen mit Operationswunsch (Liao et al. 2012). Ostrzenski (2016) bezeichnete die Empfehlungen der gynäkologischen Fachgesellschaften zu FGCS als unpräzise und offensichtlich voreingenommen in Richtung OP-Indikation. Sie erfüllten nicht die Kriterien wissenschaftlicher Integrität, d. h. die wissenschaftlichen Normen von Qualität, Objektivität, Glaubwürdigkeit und Transparenz seien nicht erfüllt (Ostrzenski 2016). Weibliche vs. männliche Intimoperationen Während bei der weiblichen Intimchirurgie in erster Linie Verkleinerungsoperationen durchgeführt werden, z. B. Labien-Verkleinerung, Vagina-Verengung oder Fettabsaugung zur Verkleinerung des Venushügels, geht es bei der männlichen Intimchirurgie fast ausschließlich um die Vergrößerung des Penis (Penis-Augmentation). Penis-Korrekturen seien aber bisher noch ein „Rand-Thema“, so die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC 2013). Nur 150mal hätten die Mitglieder dieser Gesellschaft 2011 am Penis operiert, die Entfernung der Vorhaut nicht mitgezählt. Psychische Faktoren und Körperbildstörungen bei intimchirurgischen Eingriffen Nicht selten spielen bei Menschen, die sich intimchirurgischen Eingriffen unterziehen, psychische Faktoren eine wesentliche Rolle. So Intimchirurgie als Körperpsychotherapie? 1 | 2017 17 könne dem Wunsch nach einer kosmetischen Genitalchirurgie ein psychischer Konflikt zugrunde liegen, der durch einen Schnitt gelöst werden soll. Oft verbergen sich hinter dem Wunsch nach einem genitalchirurgischen Eingriff, so Borkenhagen et al. (2009), narzisstische Störungen, Sexualstörungen, Reifungskonflikte. Auch Traumafolgestörungen und vor allem Körperbildstörungen bis hin zur körperdysmorphen Störung können der Hintergrund eines sich manifestierenden Wunsches nach intimchirurgischen Eingriffen sein. Braun (2005, zitiert nach Borkenhagen 2010) berichtet von einer 27-jährigen Patientin, die ihre Schamlippen als zu lang empfand und geäußert habe: „Die Schamlippen haben mein Sexleben ruiniert. (…) Ich hatte niemals Oralsex, weil ich es nicht ertragen konnte, dass er (mein Freund) mich aus nächster Nähe hätte sehen können.“ (S. 102) Braun sieht u. a. einen Zusammenhang zwischen dem Wunsch nach operativer Schamlippenkorrektur und dem Populärwerden der Sexualpraktik des Oralsex. Eine 37-jährige, extrem schlanke Patientin mit Bauchbeschwerden, die ich kürzlich in der psychosomatischen Sprechstunde sah, berichtete, sie wolle ihren Körper jetzt völlig entgiften und komplett neu programmieren, so wie sie ihr ganzes Leben umstellen und auf diese Weise auch von den Essanfällen wegkommen wolle. Sie habe kein Glück mit den Partnerbeziehungen, diese würden nach kurzer Zeit immer kaputtgehen. Erst in der Teambesprechung erfuhr ich, dass sie gegenüber dem Chefarzt fast stolz erwähnt habe, dass sie die Schamlippen korrigieren lassen habe. Biographischer Hintergrund war die frühe Ablehnung der Patientin als ein unerwünschtes Kind, die frühe Trennung der Eltern in der Kindheit und kurz darauf der Tod der Mutter. Die Patientin litt an unbewussten Schuldgefühlen, sie äußerte, sie habe vielleicht die Mutter nicht gut genug gepflegt. Nach dem Tod der Mutter musste sie zum Vater ziehen und schilderte problematische Erfahrungen mit ihm. Die anorektische Essstörung könnte aus psychodynamischer Sicht auf einen unbewussten Todeswunsch hinweisen, nämlich der verstorbenen Mutter nachzufolgen. Die operative Verkleinerung der Labien dagegen könnte ein Hinweis auf einen unbewussten ödipal-sexualisierten Wunsch an den Vater sein, er könne sich ihr mit einem kindlich verkleinerten Genital eher zuwenden und ihr die verlorene Mutter ersetzen. Wissenschaftlich ist der Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit mit dem eigenen Körper und der Entwicklung des Körperbildes (Schilder 1935), das sich aus den frühen, überwiegend noch körperlichen Erfahrungen mit den ersten Bindungspersonen in der biografischen Entwicklung formt, bereits gut beschrieben (Stern 1985; Lichtenberg 1991) und diagnostisch untersucht (von Arnim et al. 2007), wie z. B. im Körperbild-Skulptur-Test (von Arnim / Joraschky 2009). In diesem Beitrag soll daher nur kurz auf den Zusammenhang zu intimchirurgischen Eingriffen hingewiesen werden. Veale et al. untersuchten 55 Frauen mit Wunsch nach kosmetischer Labienplastik und verglichen sie mit 70 Frauen als Kontrollgruppe in Bezug auf ihre Motivation und psychische Merkmale. Es wurden allgemeine psychische Items wie Angst und Depression gemessen, jedoch auch spezifische Evaluationsinstrumente angewandt, z. B. Genital Appearance Satisfaction oder Cosmetic Procedure Screening for Labiaplasty. Im Ergebnis unterschieden sich beide Gruppen nicht bezüglich Angst und Depression, allerdings hatten die Frauen mit OP-Wunsch deutlich höhere Werte im Bereich Vermeidung und Sicherheitssuche. Von den 55 Probanden mit OP-Motivation erfüllten zehn die diagnostischen Kriterien einer körperdysmorphen Störung. Fast alle Probanden mit FGCS-Wunsch zeigten unsicher-vermeidende Persönlichkeitszüge, fast 20 % der Probanden in dieser Stichprobe litten an einer klinisch bedeutsamen 18 1 | 2017 Angela von Arnim Störung des Körperbildes im Sinne einer Körper-Dysmorphophobie mit extrem herabgesetzter Körperakzeptanz (Veale et al. 2014). Dieser Befund liegt noch über der von Honigman und KollegInnen beschriebenen Quote an körperdysmorphen Störungen bei KlientInnen der kosmetischen Chirurgie von 5 bis 15 % (Honigman et al. 2004). Interessant ist auch, dass in zwei Studien gezeigt werden konnte, dass sich die Selbst-und Fremdwahrnehmung bei Frauen mit Wunsch nach FGCS deutlich unterscheiden. In einer Online-Fragebogen-Studie an 248 jungen Männern zwischen 18 und 24 Jahren konnten Horrocks et al. (2016) zeigen, dass die Mehrheit der befragten Männer keine bestimmte Erscheinungsform des weiblichen Genitals bevorzugt und auf keinen Fall eine chirurgische Genitalkorrektur bei ihrer Partnerin befürworten würde. In einer amerikanischen Studie von Mazloomdoost et al. (2016) wurden per E-Mail mehrere tausend Männer zwischen 18 und 81 Jahren zu diesem Thema befragt. 2403 Männer beantworteten den Fragebogen, 95 % von ihnen hatten sexuelle Erfahrungen, 86 % fanden die Vulva ihrer Partnerinnen angenehm, 60 % verneinten einen Zusammenhang zwischen Erscheinungsform des Genitals und ihrer sexuellen Befriedigung, 52 % wussten von Labien- Korrekturen. Dabei gab es allerdings bei den jüngeren Männern eine erhöhte Präferenz für kleinere Labien und eine komplette Genitalrasur sowie mehr Kenntnisse über operative Labien-Korrekturen. 75 % würden es nicht befürworten, wenn ihre Partnerin ihr Genital verändert. Hier zeigt sich einerseits, dass der OP- Wunsch von Störungen im Bereich des eigenen Körperbildes bestimmt wird und nicht z. B. von Wünschen des Partners, andererseits zeigt sich jedoch eine gewisse Wirkung der aggressiven Internetwerbung, z. B. für das „Partybrötchen- Genital“, die aktuell dazu beiträgt, dass jüngere Männer häufiger angeben, ein kleineres, sprich kindliches weibliches Genital zu bevorzugen. Frühe Traumata im Bereich der Genitalien durch Genitalverstümmelung von Mädchen FGM und FGCS An dieser Stelle möchte ich auch kurz auf die Bedeutung früher genitaler Traumatisierungen, wie die gesellschaftlich in vielen Ländern Afrikas als Beschneidung bezeichnete und als für die Rolle einer vollwertigen Frau in der Gesellschaft notwendig legitimierte weibliche Genitalverstümmelung (FGM), hinweisen. Über die massiv körperlich und seelisch traumatisierende weibliche Genitalverstümmelung im Säuglings- oder im Kindesalter und deren Folgen ist besonders seit der Veröffentlichung von Waris Dirie, die in ihrem Buch „Wüstenblume“ (1998) über ihre eigene Beschneidung berichtet, vieles bekannt geworden. Seit Jahren wird FGM durch Aufklärungskampagnen und intensive und langdauernde Unterstützungsprojekte, z. B. durch die Kindernothilfe, in den betroffenen Ländern zum Teil bereits erfolgreich bekämpft: durch konkrete Arbeit in den Dörfern, Schaffung von Selbsthilfegruppen für Betroffene, Alphabetisierungskampagnen für Mütter und sogar durch Hilfs- und Jobangebote für die nach Abschaffung der FGM arbeitslosen „Beschneiderinnen“ (Kindernothilfe 2016). Ausgeblendet wird in der öffentlichen Debatte allerdings meist die Beschneidungspraktik im europäischen Raum: Bis Ende der 1950er Jahre des letzten Jahrhunderts galt z. B. in Großbritannien die Vulva- und Klitorisbeschneidung als Behandlungsmethode gegen Nymphomanie und Hysterie (Hulverscheidt 2011). Boddy (2002) prägte den Begriff der „westlichen Beschneidungspraktiken“. Darunter versteht sie auch andere Formen der Körpermanipulationen, wie Bulimie, Anorexie, Depilation usw. sowie kosmetische Chirurgie. Sie vertritt die These, dass „die unterschiedlichen Praktiken (…) aus der Annahme [erwachsen], dass der weibliche Körper Verbesserungen und Intimchirurgie als Körperpsychotherapie? 1 | 2017 19 einer ständigen Überwachung bedarf; beide machen die Frauen zu Vertreterinnen ihrer Selbst-Modifizierung und halten sie zur Selbstüberwachung und Beschränkung an, beide wollen in Frauen den Wunsch nach Anpassung erzeugen, den Wunsch, das zu werden, was sie sein ‚sollen‘. Subjekte würden in unserer Gesellschaft zur Selbstüberwachung und Selbstkontrolle trainiert.“ (S. 147) Sowohl weibliche Genitalverstümmelung (FGM) als auch weibliche kosmetische Genitalchirurgie (FGCS) könnten demnach „als Formen der Disziplinierung und Normalisierung gesellschaftlicher und sozialer Körper“ (S. 147) begriffen werden. Dorneles de Andrade et al. (2010) betonen, dass beide Praktiken vorgenommen werden, um einerseits als Individuum und andererseits als sozial anerkanntes Mitglied in einer Gesellschaft bestehen zu können. In beiden Fällen würden sich Frauen erst dann „glücklich“ fühlen, wenn sie im soziokulturellen Kontext Normalität hergestellt haben. Hinzu komme, dass sich die Praktiken derartig ähnlich sein können, dass in verschiedenen Ländern beide Formen mit ähnlichen Bezeichnungen offiziell geführt werden. In Österreich werden z. B. beide Praktiken als Formen der Körperverletzung reguliert, was zeigt, wie „nahe“ sich beide Praktiken sein können. Kritisch bleibt jedoch anzumerken, dass beide Praktiken im Kontext ihrer historischen und kulturellen Konstruktionen gesehen werden müssen. Eine Studie aus Nigeria beschreibt eindrücklich, wie schädlich der auch in den afrikanischen Ländern zunehmende Sensations-„Hype“ für kosmetische weibliche Genital-Operationen sei, gerade angesichts der Bemühungen um die Reduzierung weiblicher Genitalverstümmelungspraktiken (Ashong / Batta 2013). Sozialpsychologische Untersuchungen zu Körperidealen und Bodyismus Generelle soziokulturelle Entwicklungstrends, wie die Überzeugung, dass der Körper grundsätzlich gestaltbar ist, oder das in den Medien repräsentierte unrealistische Schönheitsideal sind Faktoren, die von außen auf das individuelle Körperbild wirken. Negative Einstellungen zum eigenen Körper und Unzufriedenheit sind nicht nur kennzeichnend für klinische Phänomene, sondern betreffen heute relativ große Teile der Bevölkerung. Vor allem Frauen sind zu chirurgischen Eingriffen, aktuell zunehmend intimchirurgische Körpermodifikationen, immer häufiger bereit. Man könnte dies als Versuch einer Selbsttherapie sehen. Mit der Verbreitung der Massenmedien kam es zu einer Vereinheitlichung des Schönheitsideals, wobei innerhalb einer Gesellschaft ein globaler Trend im Körperideal herrscht (Johnston 1993). Eco (2004) charakterisiert das Zeitalter der Massenmedien als totalen Synkretismus und spricht vom absoluten und unaufhaltsamen Polytheismus der Schönheit (S. 428). Ein weiterer allgemeiner Trend besteht darin, dass die Mode immer mehr vom Körper sichtbar macht und immer weniger Möglichkeiten lässt, Mängel und Unvollkommenheiten zu verstecken (Johnston 1993). Die Übereinstimmung mit dem geltenden Körperideal stellt eine Art von kulturellem Kapital dar, das für den Einzelnen ein Zugang zu Aufstiegschancen und eine Quelle von Prestige sein kann. In Anlehnung an racism und ageism spricht van den Broek (1988) vom sogenannten Bodyismus unserer Kultur, was bedeutet, dass der Körper als generelle Bewertungsgrundlage gilt, an der der Wert der Person gemessen wird-- von ihr selbst und von anderen. Die körperliche Erscheinung wird als Ausdruck der inneren Qualitäten eines Menschen interpretiert. Das Körperideal wird damit zum moralischen Ideal. Schlankheit wird zum Ausdrucksmittel für positive Eigenschaften wie 20 1 | 2017 Angela von Arnim Attraktivität, Selbstkontrolle, Leistungsfähigkeit und Erfolg. Dicksein wird als Ausdruck von Faulheit, Charakterschwäche und Versagen interpretiert und der persönlichen Verantwortung des Betroffenen zugeschrieben (Brownell 1991). Die in den Medien präsentierten unrealistischen Bilder vom idealen Körper lösen bei vielen Mädchen und Frauen Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper aus. Experimentelle Studien (z. B. Hargreaves / Tiggemann 2003) konnten kumulative und langfristige negative Effekte dieser Medienbilder auf das eigene Körperbild zeigen. Repräsentative Untersuchungen aus den USA (Cash / Henry 1995) zeigen, dass fast die Hälfte (48 %) der befragten Frauen ihr Aussehen negativ bewerteten und sich zu dick fanden. Im Vergleich zu einer zehn Jahre vorher durchgeführten Untersuchung (Cash et al. 1986) zeigt sich ein deutlicher Anstieg dieser negativen Körperbewertung (Tab. 1). Frauen, die sich zu dick finden-- ohne es objektiv zu sein-- zeigen ein auffälligeres Essverhalten (mehr Diät halten, mehr binge eating) und ein niedrigeres subjektives Wohlbefinden (z. B. Cash / Prozinsky 1990; Mangweth-Matzek et al. 2014). Die erlebte Diskrepanz zu unrealistischen Idealen kann als Folge von dysfunktionalen Regulationsmechanismen zum Risikofaktor für die Entwicklung von Essstörungen-- oder auch für den Wunsch nach chirurgischen Körpermodifikationen-- werden. Weitere individuelle Risikofaktoren für die Entwicklung eines negativen Körperbilds sind: Gehänselt-werden, soziale Vergleiche mit Geschwistern und das Vorbild der Mutter sowohl hinsichtlich der Einstellung zum eigenen Körper als auch in Verhaltensweisen wie Gewichtskontrolle und Diät. Ebenso wirkt sich Kritik der Mutter an der äußeren Erscheinung der Tochter negativ auf die Einstellungen der Tochter zu ihrem Körper aus (Orbach 2012). Auch wenn die Bedeutung von Schlankheit und Attraktivität für Frauen größer ist als für Männer und sie häufiger unzufrieden mit ihrem Körper sind, betrifft der generelle Entwicklungstrend inzwischen auch zunehmend Männer, für die Muskeldefinition das Ideal darstellt (Engeln et al. 2013). In ähnlicher Weise ist der Entwicklungstrend zur perfekten Ästhetik eines Designergenitals mit jugendlichem Look zu sehen-- bei Männern darf es ein wenig größer und protziger werden, bei Frauen auf jeden Fall kleiner, ja, am besten kindlich. Die Vagina einer 12-Jährigen-- das klingt nach Lolita-Wünschen und Pädophilie. 1972 Survey 1985 Survey 1996 Survey negativ bewertete Merkmale des Körpers Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen Taille 36 % 50 % 50 % 57 % 63 % 71 % Unterkörper 12 % 49 % 21 % 50 % 29 % 61 % Oberkörper 18 % 27 % 28 % 32 % 38 % 34 % Gewicht 35 % 48 % 41 % 55 % 52 % 66 % Muskeltonus 25 % 30 % 32 % 45 % 45 % 57 % Größe 13 % 13 % 20 % 17 % 16 % 16 % Gesicht 8 % 11 % 20 % 20 % k. A. k. A. Gesamterscheinung 15 % 23 % 34 % 38 % 43 % 56 % Tab. 1: Negativ bewertete Merkmale des Körpers bei Männern und Frauen Intimchirurgie als Körperpsychotherapie? 1 | 2017 21 Die vielfältigen Wünsche nach Körpermodifikation könnten in diesem Kontext als Bewältigungsversuche der Not der eigenen Körperablehnung verstanden werden und gleichzeitig als Wunsch, den vom Selbst abgespaltenen Körper in einem Akt von Autarkie „selbstbestimmt“ kontrollieren zu können, wie bei der oben dargestellten Ambulanzpatientin, die ihren Körper „ganz neu programmieren“ will. Zusammengefasst kann festgestellt werden, dass zwischen äußerer Attraktivität, sozialer Resonanz und innerer positiver Körperakzeptanz kaum ein Zusammenhang besteht. Ebenso besteht nach einer aktuellen Studie kein Zusammenhang zwischen der äußeren Form des weiblichen Genitals und sexueller Erlebnisfähigkeit. Krissi et al. (2016) untersuchten in einer prospektiven Studie 32 Frauen vor der Menopause, die sich einem nicht-chirurgischen Eingriff unterzogen und in eine intraoperative Messung ihrer Genitalien eingewilligt hatten. Gleichzeitig wurden sie zu ihren sexuellen Funktionen befragt (PISQ-12). Im Ergebnis zeigte sich eine weite Variabilität des weiblichen äußeren Genitals. Es gab keinerlei signifikante Korrelationen zum Alter der Probandinnen, zur Zahl der Geburten, zur sexuellen Aktivität und zur Orgasmusfähigkeit (Krissi et al. 2016). Zusammenfassung und Konsequenzen für die Körperpsychotherapie Es ist für die therapeutische Arbeit geradezu unerlässlich, den Blick nach innen zu richten, d. h. auf die Körperwahrnehmung zu fokussieren, das gestörte Körperbild und die negative Körperakzeptanz zu bearbeiten. Dabei soll erfahren und allmählich gelernt werden, die eigenen Grenzen und die Ressourcen der Individualität zu schätzen und zu schützen. Dazu gehört auch, die Vielfältigkeit der Schönheit des weiblichen Genitals als Ausdruck der unverwechselbar eigenen Identität dieser Frau und somit als leibliche Ressource zu erkennen. Dies wird z. B. in der Bild-Dokumentation von Scholz (2007) sehr beeindruckend dargestellt: Farbfotos von verschiedenen Vulva-Variationen werden dabei jeweils dazu passenden Blütenform- und -farb-Varianten gegenübergestellt. Körpermodifikationen im Genitalbereich, werden, wie oben dargestellt, aktuell als die neue Form der Körperpsychotherapie beworben: zur Selbstwertsteigerung und um die neue gesellschaftliche Norm nach maximaler sexueller Erlebnisfähigkeit realisierbar zu machen. Es gibt Hinweise für deutliche Unterschiede bei weiblichen und männlichen Genitalmodifikationen, besonders wenn es um intimchirurgische Eingriffe geht: Während bei Männern meist eine Vergrößerung des Penis und bei Piercings auffällige Verzierungen gewünscht werden, unter anderem mit dem Ziel einer Intensivierung der Erregung beim Geschlechtsverkehr, wird dies bei der weiblichen genitalen Modifikation im Sinne von verbesserter Orgasmusfähigkeit angekündigt, dies lässt sich jedoch empirisch nicht bestätigen. Im Gegenteil, bei Komplikationen und narbigen Gewebe-Verziehungen kann die sexuelle Empfindungsfähigkeit herabgesetzt sein, hier ist die Datenlage nach Ansicht der DGGG noch unzureichend. Bei der weiblichen Intimchirurgie geht es, wie oben dargestellt, überwiegend um Verkleinerung und Normierung in Richtung eines präpubertären, d. h. kindlichen Genitals (u. a. Runacres 2016; Mazloomdoost et al. 2016; Sanyal 2009). So beschreiben z. B. auch die italienischen Forscher Barbara et al. bzgl. der FGCS eine mechanistische Sichtweise der Sexualität und warnen davor, Frauen und Mädchen durch gezielte Werbung in Richtung einer operativen „Korrektur“ zu einem mädchenhaft normierten Genital zu motivieren (Barbara et al. 2015, 2016). McDougall (2013) betont den kulturellen Zwang zu einem „sauberen Spalt“ als anzustrebender Form eines glattrasierten und bereits operativ korrigierten weiblichen Genitals. Sie warnt davor, dass die Medizin sich bei ihrem 22 1 | 2017 Angela von Arnim Umgang mit der FGCS zur Erfüllungsgehilfin gesellschaftlich-kultureller und kommerzieller Interessen macht. Das vorhandene Genital wird als defizitär und daher-- im Sinne einer psychischen Selbstwertsteigerung und einer vollen sexuellen Funktionsfähigkeit-- als operationsbedürftig dargestellt. Eine vollwertige Frau gibt es zugespitzt erst nach einem gesellschaftlich propagierten chirurgischen „Beschneidungs“- Eingriff. Damit gerät die weibliche Intimchirurgie der Industrienationen in die Nähe zur besonders in den afrikanischen Ländern und durch die Migration in den letzten Jahren auch bei uns ausgeübten Praxis der weiblichen Genitalbeschneidung, die heute mit Recht als Genitalverstümmelung bezeichnet wird. Wie kann Körperpsychotherapie als Arbeit am Körperbild mit dieser Thematik umgehen? Wissenschaftliche Studien und Fallberichte dazu gibt es nach meiner aktuellen Recherche bisher leider keine. Das ist vielleicht kein Zufall. Bei meinem ersten Vortrag zu diesem Thema (von Arnim 2013) machte sich im Publikum, das ausschließlich aus Körperpsychotherapeutinnen bestand, zunächst Ratlosigkeit, dann Wut breit. In der nachfolgenden Diskussion wurde erörtert: Der Körper ist einerseits Schauplatz der eigenen subjektiven Performance, die sicher auch selbsttherapeutischen Charakter haben kann, aber andererseits auch Ausdruck der Tendenz, ja, des gesellschaftlichen Zwangs zur ständigen Selbstoptimierung. Damit wird der Körper zu einem Ort, auf dem im weiteren Sinne eine Art Krieg, besonders gegen den weiblichen Körper, im Gewand der angeblich dadurch erweiterten Genussmöglichkeiten geführt wird: durch Entblößung, Normierung, Vermarktung, Entwertung, Dressur, Beschneidung, Verstümmelung des Körpers in einer globalisierten Gesellschaft mit einem globalisierten, für die oder den Einzelnen im Grunde unerreichbaren Körperideal. Denn gerade im Falle der weiblichen Intimchirurgie wird Normierung als weibliche Selbstbefreiung und Möglichkeit zu maximaler sexueller Luststeigerung verkauft, was junge Frauen unter enormen sexuellen Leistungsdruck setzt. Notwendig ist in Zukunft eine bewusstere und aktive Einbeziehung dieser Themen in die Therapien und besonders die körperpsychotherapeutische Arbeit. Dazu gehört meines Erachtens auch die Aufklärung über Form und Funktion des weiblichen Genitals sowie das Wecken von Verständnis für die Schönheit von dessen Varianz, ebenso wie die grundlegende Arbeit an einer besseren Körperakzeptanz. Auf der Basis eines intensiveren Wahrnehmens des eigenen Körpers kann es im Zusammenhang mit einer besseren Spürfähigkeit dann auch zu einer verbesserten Konfliktfähigkeit kommen-- z. B. um sich deutlicher gegen den Selbstoptimierungszwang abgrenzen zu können und verlockende Internet-Versprechungen widerlegen zu lernen. Der weibliche wie der männliche Körper kann so, z. B. im Rahmen einer Therapie, die besonders am Halt, am Schutz des Innenraums und an seiner äußeren Grenze ansetzt, zu einer Art „Reiselandschaft zum Selbst“ werden. Frauen zieht es seit langem in die Behandlung mit Körperpsychotherapie. Nach Ansicht von Kehr (2016) eignen sich körperpsychotherapeutische Interventionen jedoch gerade auch für Männer, da Männer dadurch einen Zugang zu ihrer Innenwelt mit ihren Gefühlen bekommen können und „mehr Wahlfreiheit im Umgang mit sich und ihrer Welt“ (S. 87) erhalten. Krüger-Kirn spricht von einer „Sehnsucht nach Körperaneignung (…), die nicht bereits durch heteronormative Zuschreibungen eingeengt und funktionalisiert ist.“ (Krüger-Kirn 2015, 326). In dieser Weise kann allmählich im eigenen Körper eine Art „eigene Heimat“ gefunden werden, eine Heimat, die auch Sprache für Körperempfindungen und Gefühle findet, die das Sich-Wohl-Fühlen in den eigenen Grenzen zum Thema macht und die eine wirksame Wehrhaftigkeit in Bezug auf das Wahren von Grenzen entwickelt. Dies kann auch mit Vergnügen, unter anderem auch am Aufdecken von Markt- Intimchirurgie als Körperpsychotherapie? 1 | 2017 23 und anderen Lügen, verbunden sein-- ein Körper, der sich an der eigenen Kraft freut und positiv aggressiv, „nach vorn geht“, d. h. auch das „aggredi“, das Aggressive, sowohl in der Sexualität als auch in anderen Bereichen des eigenen Lebens, lustvoll besetzen kann. Literatur von Arnim, A. (2013): Der weibliche Körper-- Heimat oder Kriegsschauplatz? Vortrag der DGK-Frauenfachtagung in Marburg vom 18. September 2013 von Arnim, A., Joraschky, P. (2009): Körperbildskulpturtest bei Fibromyalgiepatientinnen. In: Joraschky, P., Loew, T., Röhricht, F. (Hrsg.): Körpererleben und Körperbild. Ein Handbuch zur Diagnostik. Schattauer, Stuttgart, 192-201 von Arnim, A., Lausberg, H., Joraschky, P. (2007): Körperbild-Diagnostik. In: Geissler, P. (Hrsg.): Analyse der Lebensbewegungen. Springer, Wien / New York, 165-198, http: / / dx.doi.org/ 10.1007/ 978-3- 211-48609-2_7 Ashong, A. C., Batta, H. E. (2013): Sensationalising the female pudenda: an examination of public communication of aesthetic genital surgery. Global Journal of Health Science 5 (2), 153-165 Barbara, G., Facchin, F., Meschia, M., Vercellini, P. (2016): Female genital cosmetic surgery: beyond a mechanistic view of sexual satisfaction. Acta Obstetricia et Gynecologica Scandinavica 95 (2), 247, http: / / dx.doi.org/ 10.1111/ aogs.12660 Barbara, G., Facchin, F., Meschia, M., Vercellini, P. (2015): “The first cut is the deepest”: a psychological, sexological and gynecological perspective on female genital cosmetic surgery. Acta Obstetricia et Gynecologica Scandinavica 94 (9), 915-920 Boddy, J. (2002): Verkörperte Gewalt? Beschneidung, Geschlechterpolitik und kulturelle Ästhetik. In: Duden, B., Noeres, D. (Hrsg.): Auf den Spuren des Körpers in einer technogenen Welt. Leske + Budrich, Opladen, 141-181, http: / / dx.doi.org/ 10.1007/ 978-3-322-99667-1_7 Borkenhagen, A. (2013): Vortrag vom 3. Juni 2013: „Frauen zwischen Körperoptimierung und sexueller Selbstbestimmung. Schönheitswahn erfasst den Genitalbereich-- wie gehen Frauen damit um? “ Urania, Berlin Borkenhagen, A. (2010): Designer-Vagina oder das geschönte Geschlecht. In: Borkenhagen, A., Brähler, E. (Hrsg.): Intimmodifikationen. Psychosozial, Gießen, 97-114 Borkenhagen, A., Brähler, E., Kentenich, H. (2009): Intimchirurgie: Ein gefährlicher Trend. Deutsches Ärzteblatt 106 (11), A-500 / B-430 / C-416 Brähler, E. (2009): Verbreitung von Tätowierungen, Piercing und Körperhaarentfernung in Deutschland. Ergebnisse einer Repräsentativerhebung in Deutschland im Mai und Juni 2009. In: http: / / www.huber-verlag.de/ daten/ newspool/ file/ 16946/ presse_tattoo_piercing.pdf, 25.8.2016 Braun, V. (2005): In search of better sexual pleasure. Female genital cosmetic surgery. Sexualities 8 (4), 407-427, http: / / dx.doi.org/ 10.1177/ 1363460705056625 van den Broek, L. (1988): Am Ende der Weißheit-- Vorurteile überwinden. Orlanda Frauen Verlag, Berlin Brownell, K. D. (1991): Personal responsibility and control over our bodies. Health Psychology 10, 303- 310, http: / / dx.doi.org/ 10.1037/ 0278-6133.10.5.303 Cash, T. F., Henry, P. E. (1995): Women’s body images. The results of a national survey in the USA. Sex Roles 33, 19-23, http: / / dx.doi.org/ 10.1007/ BF01547933 Cash, T. F., Prozinsky, F. (1990): Body Images. The Guilford Press, New York, 51-79 Cash, T. F., Winstead, B. W., Janda, L. H. (1986): The great American shape up: Body image survey report. Psychology Today 20, 30-37, www.dgpraec.de/ uploads/ media/ 2013-06-04-Statistik_2011_01.pdf Deutsches Zentrum für Urologie und Phalloplastische Chirurgie (2016): Operative Penisvergrößerung: Vorher-Nachher-Fotos. In: www.deutsches-zentrumurologie.com/ de/ penisvergroesserung-fotos.html, 3.10.2016 DGPRÄC (2013): Pressemitteilung Schönheit ist nicht alles! DGPRÄC veröffentlicht Statistik zu ästhetischen Operationen. In: www.dgpraec.de/ uploads/ media/ 2013-06-04-Statistik_2011_01.pdf, 25.8.2016 DGPRÄC (2011): Pressemeldung „Der Schnitt im Schritt: Plastische und Ästhetische Chirurgen hinterfragen Trend“. In: www.dgpraec.de/ uploads/ media/ 2011-10-15-Penisvergroesserung.pdf, 25.8.2016 Dirie, W. (1998): Wüstenblume. Schneekluth, Augsburg Dorneles de Andrade, D., Jirovsky, E., Paloni, S. (2010): Kosmetische Eingriffe und weibliche Genitalverstümmelung. In: Borkenhagen, A., Brähler, E. (Hrsg.): Intimmodifikationen. Psychosozial, Gießen, 167-182 24 1 | 2017 Angela von Arnim Eco, U. (Hrsg.) (2004): Die Geschichte der Schönheit. Hansa, München Engeln, R., Sladek, M. R., Waldron, H. (2013): Body talk among college men: content, correlates, and effects. Body Image 10 (3), 300-308, http: / / dx.doi. org/ 10.1016/ j.bodyim.2013.02.001 Frauenärzte am Potsdamer Platz (2016): Schamlippenplastik. In: www.frauenaerzte-am-potsdamerplatz.de/ Schamlippenplastik, 3.10.2016 Frauenzimmer.de (2012): Trendigste Intimfrisuren. In: http: / / www.frauenzimmer.de/ cms/ trendigsteintimfrisuren-251605.html, 3.10.2016 Gress, S. (2016): „Intimchirurgie - Neues Selbstbewusstsein“, Informationsseite zur Intimchirurgie undAnimations-Filme zur Labienresektion. In: www.sensualmedics.com/ de/ intimchirurgie/ schamlippenverkleinerung.html, 25.8. und 1.10.2016 Hargreaves, D., Tiggermann, M. (2003): Body image disturbances. European Eating Disorders Revue 11, 465-477, http: / / dx.doi.org/ 10.1002/ erv.509 Hofmeister, D., Spangenberg, L., Borkenhagen, A., Brähler, E. (2012): Weniger Haare-- mehr Körperschmuck. Verbreitung von Tätowierung, Piercing und Körperhaarentfernung in Deutschland-- Ergebnisse einer Repräsentativbefragung. In: Borkenhagen, A., Brähler, E. (Hrsg.): Die Selbstverbesserung des Menschen. Wunschmedizin und Enhancement aus medizinpsychologischer Perspektive. Psychosozial, Gießen, 199-222 Honigman, R. J., Phillips, K. A., Castle, D. J. (2004): A review of psychosocial outcomes for patients seeking cosmetic surgery. Plastic and Reconstructive Surgery 113 (4), 1229-1237, http: / / dx.doi. org/ 10.1097/ 01.prs.0000110214.88868.ca Horrocks, E., Iyer, J., Askern, A., Becuzzi, N., Vangaveti, V. N., Rane, A. (2016): Individual male perception of female genitalia. International Urogynecology Journal 27 (2), 307-313, http: / / dx.doi.org/ 10.1007/ s00192-015-2836-0 Howarth, C., Hayes, J., Simonis, M., Temple-Smith, M. (2016): Everything’s neatly tucked away’: young women’s views on desirable vulvar anatomy. Culture, Health & Sexuality, 1-16, http: / / dx.doi.org/ 10. 1080/ 13691058.2016.1184315 Hulverscheidt, M. (2011): Weibliche Genitalverstümmelung. Mabuse, Frankfurt / M. Johnson, J. G., Cohen, P., Chen, H., Kasen, S., Brook, J. S. (2006): Parenting behaviors associated with risk for offspring personality disorder during adulthood. Archives of General Psychiatry 63 (5), 579- 587, http: / / dx.doi.org/ 10.1001/ archpsyc.63.5.579 Johnston, J. E. (1993): Appearance Obsession. Health Communications Inc, Deerfield Beach, Florida Kehr, J. (2016) Männer und Körperpsychotherapie. Wie geht das zusammen? körper-- tanz-- bewegung 4 (2), 79-88, http: / / dx.doi.org/ 10.2378/ ktb2016. art10d Krissi, H., Ben-Shitrit, G., Aviram, A., Weintraub, A. Y., From, A., Wiznitzer, A., Peled, Y. (2016): Anatomical diversity of the female external genitalia and its association to sexual function. European Journal of Obstetrics, Gynecology, and Reproductive Biology 196, 44-47, http: / / dx.doi.org/ 10.1016/ j.ejogrb. 2015.11.016 Kindernothilfe (2016): Genitalverstümmelung. In: www.Kindernothilfe.de/ Genitalverstümmelung, 1.10.16 Krüger-Kirn, H. (2015): Die konstruierte Frau und ihr Körper. Psychosozial, Gießen Krüger-Kirn, H. (2014): Bin ich schön-- bin ich weiblich! ? In: Janta, B. (Hrsg.): Unzeitgemäßes. Jahrestagung der DGPT 2013. Psychosozial, Gießen, 187- 203 Liao, L. M., Taghinejadi, N., Creighton, S. M. (2012): An analysis of the content and clinical implications of online advertisements for female genital cosmetic surgery. BMJ open 2 (6). In: bmjopen.bmj.com/ content/ 2/ 6/ e001908.full, 3.10.2016, http: / / dx.doi. org/ 10.1136/ bmjopen-2012-001908 Lichtenberg, J. (1991): Psychoanalyse und Säuglingsforschung. Springer, Heidelberg / New York, http: / / dx.doi.org/ 10.1007/ 978-3-642-93463-6 Mangweth-Matzek, B., Hoek, H. W., Pope, H. G. (2014): “Pathological eating and body dissatisfaction in middle-aged and older women. Current Opinion in Psychiatry 27 (6), 431-435, http: / / dx.doi.org/ 10.1097/ yco.0000000000000102 Mazloomdoost, D., Crisp, C. C., Westermann, L. B., Benbouajili, J. M., Kleeman, S. D., Pauls, R. N, (2015): Survey of male perceptions regarding the vulva. American Journal of Obstetrics and Gynecology 213 (5), 731.e1-9, http: / / dx.doi.org/ 10.1016/ j.ajog. 2015.05.063 McDougall, L. J. (2013): Towards a clean slit: how medicine and notions of normality are shaping female genital aesthetics. Culture, Health & Sexuality 15 (7), 774-787, http: / / dx.doi.org/ 10.1080/ 13691058. 2013.780639 Meßmer, A. K. (2013): Und gut, dann ändert man halt seinen Körper. Intimchirurgie zwischen Medikalisierung und Rohstoffisierung. Gender. Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft 5, 9-23 Intimchirurgie als Körperpsychotherapie? 1 | 2017 25 Die Autorin Dr. med. Angela von Arnim Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in freier Praxis, Körperpsychotherapeutin (DGK), Lehrbeauftragte der Arbeitsgemeinschaft Funktionelle Entspannung (A.F.E.), Lehrbeauftragte des Instituts für Psychotherapie Potsdam (IfP) mit Schwerpunkt Körperpsychotherapie, Psychosomatikerin am Immanuel-Krankenhaus Berlin, Zentrum für Naturheilkunde, Leiter Prof. Dr. med. A. Michalsen, Stiftungsprofessur für klinische Naturheilkunde am Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité Universitätsmedizin Berlin ✉ Dr. med. Angela von Arnim Viktoria-Luise-Platz 8 | D-10777 Berlin psychosomatik-dr.a.v.arnim@web.de Orbach, S. (2012): Bodies-- Schlachtfelder der Schönheit. Arche Literatur Verlag, Zürich Ostrzenski A. (2016): ACOG scientific integrity deficiency in recommendation for the practice of cosmetic-plastic gynecology misleads other gynecological societies, inhibits clinical education and research, and jeopardizes women’s health. The Journal of Reproductive Medicine 61 (1-2), 33-38 Plassmann, R. (1993): Organwelten: Grundriss einer analytischen Körperpsychologie. Psyche 47 (3), 261-282 Plastic Surgery Simulator (2016): Website. In: www. plastic-surgery-simulator.com/ de/ front/ , 3.10.2016 Runacres, S. A.; Wood, P. L. (2016): Cosmetic Labiaplasty in an Adolescent Population. Journal of pediatric and adolescent gynecology 29 (3), 218-222, http: / / dx.doi.org/ 10.1016/ j.jpag.2015.09.010 Sanyal, M. M. (2009): Vulva-- Die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechtes. Wagenbach, Berlin Schamlippenverkleinerung.de (2016): Das „ideale“ Aussehen. In: www.schamlippenverkleinerung.de, 3.10.2016 Schilder, P. (1935): The image and appearance of the human body. Kegan Paul, London Scholz, G. (2007): Das Tor ins Leben. LebensGut-Verlag, Elsteraue Stern, D. N. (1985): The interpersonal world of the infant. Basic Books, New York Veale D., Eshkevari, E., Ellison, N., Costa, A., Robinson, D., Kavouni, A., Cardozo, L. (2014): A comparison of risk factors for women seeking labiaplasty compared to those not seeking labiaplasty. Body Image 11 (1), 57-62
