körper tanz bewegung
9
2195-4909
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/ktb2018.art02d
11
2018
61
Tango und Erotik
11
2018
Hans Gunia
Tango Argentino wird immer wieder in Zusammenhang mit Erotik und Sexualität gebracht. Da es bislang keine wissenschaftlichen Studien zu dieser Frage gibt, stellt der Autor die Ergebnisse einer eigenen explorativen Erhebung vor, in der Standard- und TangotänzerInnen einen Fragebogen zu Aspekten von Erotik und Sexualität beantwortet haben. Die Unterschiede zwischen den beiden Stichproben sind minimal und statistisch nicht signifikant. Es zeigen sich nur einige tendenzielle Unterschiede zwischen beiden Gruppen bezüglich der Frage, ob sie eher beim Partner oder bei Fremden erotische Gefühle haben. Da etwa die Hälfte der Probanden selten oder nie erotische Gefühle beim Tango erleben, zieht der Autor den Schluss, dass die Themen Sexualität und Erotik im Tango überschätzt werden.
9_006_2018_1_0003
Fachbeitrag 2 körper-- tanz-- bewegung 6. Jg., S. 2-15 (2018) DOI 10.2378 / ktb2018.art02d © Ernst Reinhardt Verlag Tango und Erotik oder das Entzaubern eines Mythos Hans Gunia Tango Argentino wird immer wieder in Zusammenhang mit Erotik und Sexualität gebracht. Da es bislang keine wissenschaftlichen Studien zu dieser Frage gibt, stellt der Autor die Ergebnisse einer eigenen explorativen Erhebung vor, in der Standard- und TangotänzerInnen einen Fragebogen zu Aspekten von Erotik und Sexualität beantwortet haben. Die Unterschiede zwischen den beiden Stichproben sind minimal und statistisch nicht signifikant. Es zeigen sich nur einige tendenzielle Unterschiede zwischen beiden Gruppen bezüglich der Frage, ob sie eher beim Partner oder bei Fremden erotische Gefühle haben. Da etwa die Hälfte der Probanden selten oder nie erotische Gefühle beim Tango erleben, zieht der Autor den Schluss, dass die Themen Sexualität und Erotik im Tango überschätzt werden. Schlüsselbegriffe Tango Argentino, Standardtanz, Erotik, Sexualität Tango and Eroticism, or Dispelling a Myth Tango Argentino is often associated with eroticism and sexuality. Because there are no scientific studies to verify this hypothesis, the author reports the results of an explorative study he conducted, in which samples of standard ballroom and tango dancers answered a questionnaire about aspects of eroticism and sexuality in tango and standard dance. The differences between the samples are minimal, and fail statistical significance. There are only some differences between the samples concerning the aspect of whom they experience erotic feelings towards. Because approximately half of the subjects never or seldom experience erotic feelings while dancing tango, the author draws the conclusion that the relevance of sexuality and eroticism is overestimated in the field of tango dancing. Key words Tango Argentino, standard ballroom dance, eroticism, sexuality I m Rahmen von Workshops (z. B. Gunia / Quiroga 2016) versuchten wir als niedergelassene Verhaltenstherapeuten in der Behandlung von Patienten, die an einer Depression, Psychose oder an einer Borderline- Persönlichkeitsstörung litten, Elemente des Tango Argentino mit verhaltenstherapeutischen Interventions- und Kommunikationsstrategien zu verbinden. Dabei wurden wir von Kollegen immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob es denn statthaft sei, einen so erotischen Tanz wie Tango mit Patienten zu tanzen. Tango und Erotik 1 | 2018 3 Vor ein paar Wochen wurde sogar eine Patientin von ihrem Psychiater mit dem Auftrag zu mir geschickt, ihr Eheleben durch eine Tangotherapie wieder in Schwung zu bringen. Unabhängig von der Frage, ob man durch Tango, auch wenn er mit erotisierenden Elementen aufgeladen wäre, eine Ehe wieder in Schwung bringen kann oder ob der fehlende Schwung nicht besser als Ergebnis einer Störung und nicht als dessen Ursache zu interpretieren ist, ist dieses Behandlungsbegehren im Rahmen einer Richtlinienverhaltenstherapie, wie ich sie anbiete, nicht über die Krankenkasse abrechenbar. Ich lehnte also ab. Ich wähle diese Beispiele, um zu zeigen, wie sehr der Mythos von Tango und Erotik selbst bei Fachkollegen verbreitet ist. Buchtitel wie: „Tango: Die einende Kraft des tanzenden Eros“ (Sartori / Steidl 2010) oder der Bernhard Shaw zugeschriebene Satz „Tango ist der vertikale Ausdruck eines horizontalen Verlangens“ (z. B. Barber 2015) lassen uns denken, dass der Tango Argentino eng mit Erotik und Sexualität verbunden sei. Kinofilme wie „Der letzte Tango in Paris“ (Bertolucci 1972) oder „Nackter Tango“ (Weisman 1990) tragen weiter zu diesem Image bei. Auch aus der Tatsache, dass der Tango in den Vororten von Buenos Aires und in Bordellen entstanden ist in einer Zeit, als Frauen unter Vorwänden nach Südamerika gelockt wurden und dort nicht selten in Bordellen arbeiten mussten (Gunia / Quiroga Murcia 2017), könnte man schließen, dass Tango eng mit Sexualität verbunden ist. Andere Quellen (Birkenstock/ Rüegg 2000) berichten allerdings, dass der Tango zunächst gar kein Tanz war, sondern eine Art, die Tänze der Schwarzen zu karikieren. Der Tango Argentino ist Ende des 19. Jahrhunderts in Buenos Aires und Montevideo aus einer Mischung afrikanischer, europäischer und lateinamerikanischer Wurzeln entstanden. Zunächst nur von der Unterschicht in Buenos Aires getanzt, kam er in mehreren Wellen nach Europa und über Europa wieder zurück nach Buenos Aires. In den 1990er Jahren erlebte er, angestoßen durch Tangoshows und Auftritte argentinischer Tangoorchester, eine erneute weltweite Renaissance (Gunia / Quiroga Murcia 2017). Mittlerweile kann man in fast jeder größeren Stadt der Erde Tango tanzen (Gunia / Quiroga Murcia 2016). Vom Standardtango unterscheidet sich der argentinische Tango dadurch, dass er weniger in festen starren Abfolgen, sondern weicher, körperbezogener und improvisiert getanzt wird. Außerdem tanzten Männer wegen Frauenmangels oft miteinander (Birkenstock/ Rüegg 2000). Hätten sie das getan, wenn der Tango tatsächlich erotisierende Elemente enthalten hätte? Die historischen Quellen sind zu dieser Frage aus meiner Sicht nicht eindeutig. Lag und liegt die Erotik möglichweiser nur im Auge des Betrachters? Ist dem also wirklich so, dass Tango und Erotik eng miteinander verbunden sind? Und wenn dem so ist, was ist dann von therapeutischen Ansätzen zu halten, die versuchen, den Tango in die Psychotherapie zu integrieren (Belardinelli et al. 2008; Duncan / Earhart 2012; Gunia / Berger 2016; Hackney et al. 2014; Koch et al. 2016; Lötzke et al. 2015; Pinniger et al. 2012; Pinniger et al. 2013; Gunia / Quiroga Murcia 2017)? Wie kann und sollte dann mit der therapeutischen Abstinenz umgegangen werden, wie sie beispielsweise in der Berufsordnung der Landeskammer für Psychologische Psychotherapeutinnen und -therapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und -therapeuten Hessens (2009) in § 13 der Berufsordnung geregelt ist und nach der sexuelle und außertherapeutische Kontakte nicht gestattet sind? Dürfen TherapeutInnen und PatientInnen aus therapeutischen Gründen miteinander tanzen, wenn der Tanz eine erotisierende Wirkung hat? Zwar gibt es mittlerweile einige Forschungsarbeiten, die zeigen, dass Tango Argentino 4 1 | 2018 Hans Gunia sehr zur Verbesserung von Symptomen der Depression und auch der Parkinson-Erkrankung beitragen kann (eine sehr gute Übersicht findet sich bei Koch et al. 2016). Zur Beantwortung der Frage, ob Tango Argentino tatsächlich eine erotische Komponente beinhaltet, gibt es jedoch nur wenige Studien. Quiroga Murcia et al. (2009) fanden z. B. heraus, dass die Kombination von Körperbewegung mit einem Partner zu Tangomusik im Vergleich zum Bewegen ohne Partner und ohne Musik zu sehr positiven Affektveränderungen führte (sowohl Anstieg der positiven als auch Absinken der negativen Affekte). Darüber hinaus konnte eine Reduktion der Cortisolkonzentration nach dem Tangotanzen nachgewiesen werden, welche von der Musikstimulation abhängig war. Ein Anstieg der Testosteronkonzentration war dagegen von der Präsenz des Partners abhängig. Sexualität wurde in dieser Studie allerdings nicht explizit als abhängige Variable untersucht. Zwar könnte man den Testosteronanstieg in dieser Studie mit einem Anstieg von Sexualität in Verbindung bringen, was die Autoren selbst nicht getan haben. Auch sind andere Hypothesen denkbar, wie etwa, dass, da Testosteron auch bei Aggressivität eine Rolle spielt, Konkurrenz in den Paaren die Ergebnisse beeinflusst haben könnte (Quiroga Murcia, persönliche Mitteilung). Zu guter Letzt fehlen in dieser Studie natürlich subjektive Daten, die Auskunft über die genaue Gefühlslage der Probanden geben könnten. Die Affekte wurden nur sehr allgemein gemessen. Die Frage des Zusammenhangs zwischen Tango und Erotik ist also auch mit dieser Studie nicht geklärt und darüber hinaus wissenschaftlich nicht ausreichend untersucht. Sicherlich wird Tango von verschiedenen Therapeuten ganz unterschiedlich in Psychotherapie integriert (z. B. als Tangokurs bei Pinniger et al. 2012, als Kombination von Kommunikationsstrategien und Tango bei Gunia / Quiroga Murcia 2017 oder bei Nicotra 2014 als Tanz- und Bewegungstherapie als „eine Methode der Psychotherapie auf psychodynamischer Basis“, die die psychophysische Entwicklung der frühsten Kindheit mit einbezieht). Und natürlich macht es einen Unterschied, ob wir mit Gruppen oder mit Patienten einzeln arbeiten oder auch in der Gruppe mit Patienten tanzen. Unabhängig davon, in welchem Setting wir arbeiten, erscheint es mir professionell, sich der Frage zu stellen, ob die Integration von Tango die von den Therapeutenkammern geforderte Abstinenz berührt. Dazu müssen wir wissen, ob Tango tatsächlich, wie immer wieder behauptet wird, erotischer ist als andere Standardtänze und Erotik eine wesentliche Komponente von Tango Argentino ist, die sie von anderen Tänzen unterscheidet. Diese Studie geht dieser Frage deshalb empirisch durch eine Befragung von Tänzern nach. Da zu vermuten war, dass alle Gesellschaftstänze durch Aspekte wie Körperlichkeit, Berührung und gemeinsame Bewegung erotische Aspekte beinhalten, arbeitet diese Studie mit Standardtänzern als Kontrollgruppe, auch um die Hypothese zu testen, dass Tango tatsächlich erotische Aspekte beinhaltet, die sich von denen anderer Tänze unterscheiden. Eine andere Kontrollgruppe, wie etwa Golfspieler, hätte wohl eher zu Ergebnissen in Richtung „Tango ist erotischer“ geführt, hier wäre aber keine Unterscheidung zu anderen Tanzformen möglich gewesen. Methode Stichprobe Teilnehmer der Befragung waren 53 Tango- und 34 StandardtänzerInnen im Rhein-Main- Gebiet, die den Fragebogen anonym über das Internet ausfüllten. Prozedere Um Anonymität zu gewährleisten, wurde der Tango-Fragebogen ins Internet gestellt und Tango und Erotik 1 | 2018 5 über eine eigene Newsletterliste von Tangotänzern und über einen Facebook-Tangofreundeskreis verbreitet. Die Angemailten wurden gebeten, den Link auch an interessierte Tangotänzer weiterzugeben. Für die Standardtänzer wurden drei Standardtanzschulen und einige mir persönlich bekannte Tänzer um Verbreitung der Fragebögen gebeten. An dieser Stelle herzlichen Dank an die Tanzschulen Henrich in Groß-Zimmern, Richard in Wiesbaden, Weber in Frankfurt-Höchst sowie an Rolf Neis für die Hilfe bei der Verbreitung des Fragebogens. Ich bat in den jeweiligen Bedingungen darum, den Fragebogen entweder nur an Tangotänzer, die keinen Standard tanzen, oder nur an Standardtänzer, die keinen Tango tanzen, weiterzugeben. Insgesamt erhielten wir 53 ausgefüllte Fragebögen von Tangotänzern und 34 Fragebögen von Standardtänzern zurück. Es ist keine Aussage darüber möglich, wie viele Menschen Kenntnis von dieser Umfrage hatten und wie viel Prozent derjenigen, die davon Kenntnis hatten, den Fragebogen ausgefüllt haben. Messinstrumente Zunächst wurde ein Fragebogen entwickelt, der außer demographischen Variablen wie Geschlecht, Alter, Geburtsort, Schulbildung, Familienstand, Dauer der Tanzerfahrung und Häufigkeit des Tanzens nach der Motivation zum Tanzen fragte. Nachdem die Probanden die demographischen Items und die Fragen zur Dauer der Tanzerfahrung, der Häufigkeit des Tanzens und der Motivation zum Tanzen beantwortet hatten, konnten sie auf einer zehnstufigen Skala (von 1 = wenig / trifft nicht zu bis 10 = viel / trifft sehr zu) folgende Antwortmöglichkeiten ankreuzen: Ich tanze Tango (oder in der Kontrollgruppe: Ich tanze Standard), ● um erotische Gefühle zu erleben ● um Freunde zu treffen ● um Leute kennen zu lernen ● als Hobby und Freizeitbeschäftigung ● um Status zu erlangen: „Tango macht mich zu einem besonderen Menschen“(oder in der Kontrollgruppe: „Tanzen macht mich zu einem besonderen Menschen“) ● um eine Partnerin / einen Partner zu finden ● um Stress abzubauen In einer zusätzlichen Zeile konnten zudem eigene Antwortalternativen eingegeben werden. Anschließend wurde auf jeweils zwei zweistufigen Skalen (ja oder nein) abgefragt, ob sich durch Tango oder den Standardtanz die Beziehung verbessert hat, ob der Proband findet, dass Tango Argentino (vs. Standardtanz) erotische Aspekte beinhaltet, und falls ja, ob diese erotischen Aspekte dazu beigetragen haben, Tango oder Standard erlernen zu wollen. Falls die Probanden das Item 3 (Tanzen beinhaltet erotische Aspekte) mit ja beantwortet hatten, konnten sie ankreuzen, welche der folgenden Elemente des Tanzens zu diesem erotischen Empfinden beitragen: ● das Hören von Tango- oder Tanzmusik ● der körperliche Kontakt mit dem Partner ● die gemeinsamen Bewegungen ● das eigene Outfit ● das Outfit von anderen Tänzern ● die Tanzbewegung der anderen Tänzer ● die Raumatmosphäre Auf einer zweistufigen Skala (ja / nein) wurden die Probanden darüber hinaus gefragt, wann sie erotische Gefühle erlebt haben: ● beim Tanzen mit dem / der eigenen Lebenspartner/ in ● beim Tanzen mit einer / einem Bekannten ● beim Tanzen mit völlig fremden Menschen ● beim Beobachten von anderen Tänzern Anschließend hatten die Probanden Gelegenheit, diese Gefühle frei zu beschreiben. Item 8 6 1 | 2018 Hans Gunia und 9 fragte ab, je nachdem ob die Probanden in einer Partnerschaft leben (Item 8) oder nicht (Item 9), ob sie schon einmal erotische Gefühle beim Tanzen hatten, wie lange es gedauert hat, bis sie zum ersten Mal erotische Gefühle hatten, und wie sie diese Gefühle beschreiben würden. Auf einer anschließenden vierstufigen Skala wurde die Häufigkeit (nie, selten, häufig oder immer) erhoben, und es wurde gefragt, ob es schon einmal zu einer sexuellen Erregung gekommen war. Und falls ja, ● beim dem / der eigenen Lebenspartner / in ● einer / einem Bekannten ● einem völlig fremden Menschen ● beim Beobachten von anderen Tänzern Statistische Auswertung Zur Auswertung der Daten wurden χ2-Tests mit IBM SPSS Statistics gerechnet. Das Signifikanzniveau wurde zweiseitig auf p < 0.05 festgelegt. Ergebnisse Das durchschnittliche Alter ist in beiden Stichproben mit 49 respektive 52 Jahren in etwa gleich. Allerdings zeigt eine Standardabweichung von 15,5 bei den Standardtänzern im Vergleich zu 9,5 bei den Tangotänzern, dass das Alter bei den Standardtänzern breiter gestreut war. Im Gegensatz zu 67 % Frauen bei den Tangotänzern finden wir bei den Standardtänzern mit 55,88 % Frauen ein etwas ausgeglicheneres Männer-Frauen-Verhältnis. In der Tangostichprobe findet man nur etwa 34 %, die in einer Partnerschaft leben, gegenüber 52,94 % in der Standardtanzstichprobe. Die Probanden unserer Standardstichprobe tanzen mit im Schnitt 17 Jahren fast doppelt so lang wie die Probanden unserer Tangostichprobe mit 10,4 Jahren. Die Teilnehmer beider Stichproben gehen mit 1,88 mal (Standardtanz) bzw. 2,08 mal (Tango) pro Woche etwa gleich häufig tanzen. In Tabelle 2 kann man sehen, dass die Probanden beider Stichproben im Durchschnitt einen höheren Bildungsabschluss haben, in der Tangostichprobe noch etwas höher als in der Standardstichprobe. Erotik war mit 15,09 % der Nennungen in der Tangogruppe versus 11,76 % der Nennungen in der Kontrollgruppe kein häufiger Grund, Tanzen zu lernen (Abb. 1). Die Unterschiede sind nicht signifikant: χ2 (4; N = 53) = 2,643, p = 0.619. 64,15 % der Tangotänzer verneinen im Gegensatz zu 52,94 % der Standardtänzer, dass Erotik beim Wunsch des Erlernens eine Rolle gespielt hat. Tango Standard M SD M SD Alter 49 9.50 52 15.50 % männlich 32,10 44,12 % weiblich 67,90 55,88 % geschieden 30,20 14,71 % Partnerschaft 34,00 52,94 % Single 35,80 23,53 Dauer Tanzerfahrung 10,40 6.78 17,00 13.20 Tab. 1: Demografische Daten Tango und Erotik 1 | 2018 7 % der Tangotänzer % der Standardtänzer % Universität 79,20 60,61 % Gymnasium 17,00 18,18 % Realschule 3,80 15,15 % Hauptschule 0 6,60 Tab. 2: Bildungsabschlüsse Abb. 1: Haben erotische Aspekte dazu beigetragen, Tango bzw. Standard zu lernen? (Nennungen in Prozent) Abbildungen Abb. 1: Haben erotische Aspekte dazu beigetragen, Tango bzw. Standard zu lernen? (Nennungen in Prozent) Abb. 2: Gründe, um Tango oder Standard zu lernen (Mittelwerte) 0 10 20 30 40 50 60 70 keine Angabe Ja Nein Tango Standard 0123456789 10 Abb. 2: Gründe, um Tango oder Standard zu lernen (Mittelwerte) Abbildungen Abb. 1: Haben erotische Aspekte dazu beigetragen, Tango bzw. Standard zu lernen? (Nennungen in Prozent) Abb. 2: Gründe, um Tango oder Standard zu lernen (Mittelwerte) 0 10 20 30 40 50 60 70 keine Angabe Ja Nein Tango Standard 0123456789 10 erotische Gefühle Freunde treffen Leute kennenlernen Hobby / Freizeit Stressabbau Partnerin finden Status erlangen 8 1 | 2018 Hans Gunia Aus Abb. 2 kann man ersehen, dass für beide Tanzrichtungen die Begründungen Hobby und Freizeit (8,46 im Tango und 9,19 im Standard) bzw. Leute kennen zu lernen (4,6 im Tango und 5,1 im Standard) Spitzenpositionen darin einnehmen, warum diese Tanzform erlernt wurde. Erotik ist mit 2,75 im Tango und mit 2,45 bei Standardtanz bewertet. Die Tango-Probanden nennen mit 86,8 % etwas häufiger, dass Tango erotische Aspekte beinhaltet, als die Standard-Probanden mit 80,65 % (Abb. 3). Der Unterschied ist allerdings nicht signifikant: χ2 (2, N = 53) = 0.558, p = 0.757. Tangotänzer hatten mit einer Häufigkeit von 2,5 % der Nennungen deutlich weniger „nie erotische Gefühle“ als die Standardtänzer mit 13,64 % der Nennungen, im mittleren Bereich unterscheiden sich die beiden Gruppen aber wenig (Abb. 4). 5 % der Tangotänzer geben im Abb. 3: Beinhaltet Standard bzw. Tango erotische Aspekte? (Nennungen in Prozent) Abb. 3: Beinhaltet Standard bzw. Tango erotische Aspekte? (Nennungen in Prozent) Abb. 4: Häufigkeit erotischer Gefühle beim Tango bzw. beim Standardtanz (Nennungen in Prozent) 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 keine Angabe Ja Nein Tango Standard 0 10 20 30 40 50 60 keine Angabe nie selten häufig immer Tango Standard Abb. 3: Beinhaltet Standard bzw. Tango erotische Aspekte? (Nennungen in Prozent) Abb. 4: Häufigkeit erotischer Gefühle beim Tango bzw. beim Standardtanz (Nennungen in Prozent) 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 keine Angabe Ja Nein Tango Standard 0 10 20 30 40 50 60 keine Angabe nie selten häufig immer Tango Standard Abb. 4: Häufigkeit erotischer Gefühle beim Tango bzw. beim Standardtanz (Nennungen in Prozent) Tango und Erotik 1 | 2018 9 vieler fehlender Antworten wurde auf die statistische Auswertung der Geschlechtsunterschiede verzichtet. Beide Gruppen nennen gemeinsame Bewegungen, das Hören von Musik und Körperkontakt als wichtigste Elemente, die zu einem erotischen Empfinden beitragen. Bei den Tangotänzern ist diese Tendenz stärker ausgeprägt als bei den Standardtänzern (Abb. 5). Während 55,88 % der Standardtänzer berichten, dass sich ihre Partnerschaft durch das Vergleich zu 0 % der Standardtänzer an, immer erotische Gefühle beim Tanzen zu haben. Der Unterschied zwischen beiden Gruppen ist nicht signifikant: χ2 (9; N = 34) = 4.166, p = 0.9. Betrachtet man die Geschlechtsunterschiede (Tab. 3), so berichten sowohl in der Tangoals auch in der Standardgruppe prozentual mehr Männer als Frauen, dass sie häufig oder immer erotische Gefühle beim Tanzen haben. Aufgrund nur kleiner, darüber hinaus sehr unterschiedlich großer Stichproben und Abb. 5: Welche Elemente des Tanzens tragen zu diesem erotischen Empfinden bei? (Nennungen in Prozent) Abb. 6: Häufigkeit erotischen Erlebens in Abhängigkeit davon, ob die Probanden in einer Partnerschaft leben oder nicht (Nennungen in Prozent der Tänzer) 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Hören von Tanzmusik Körperkontakt gemeinsame Bewegungen eigenes OuLit OuLit anderer Tanzbewegungen anderer Raumatmosphäre Standard Tango 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Ja Nein Tango in Partnersch. Tango Single Standard in Partnersch. Standard Single Abb. 5: Welche Elemente des Tanzens tragen zu diesem erotischen Empfinden bei? (Nennungen in Prozent) Tango Standard weiblich männlich weiblich männlich absolut % absolut % absolut % absolut % keine Angabe 10 3 6 6 nie 1 3,85 0 0 0 0 3 33,33 selten 18 69,23 8 57,14 11 84,62 3 33,33 häufig 6 23,08 5 35,71 2 15,38 3 33,33 immer 1 3,85 1 7,14 0 0 0 0 Gesamt N 36 17 19 15 Tab. 3: Häufigkeit erotischer Gefühle beim Tango und beim Standard in Prozent differenziert nach Geschlecht 10 1 | 2018 Hans Gunia Tanzen verbessert hat, tun dies nur 39,62 % der Tangotänzer. Der Unterschied zwischen beiden Gruppen ist nicht signifikant: χ2 (4; N = 53) = 1.534, p = 0.821. 52, 63 % der Tangotänzer kreuzen an, dass sie beim Tanzen schon einmal sexuell erregt waren, demgegenüber tun die Standardtänzer dies mit 52,38 etwa gleich häufig (Tab. 4). Der Unterschied zwischen beiden Gruppen ist nicht signifikant: χ2 (4; N = 53) = 5.796, p = 0.215. Allerdings machen 38,24 % der Standardtänzer und 28,3 % der Tangotänzer in diesem Punkt keine Angaben. Betrachtet man die Geschlechtsunterschiede (Tab. 5), so berichten in der Tangogruppe prozentual mehr Männer als Frauen, dass sie schon einmal sexuell erregt waren, in der Standardgruppe ist dieser Trend genau umgekehrt. Waren die Probanden schon einmal sexuell erregt, dann die Tangotänzer eher bei Bekannten und Fremden, die Standardtänzer eher bei den eigenen Partnern. Interessanterweise berichten die Standardtänzer immerhin mit 20 % der Nennungen, dass sie beim Beobachten anderer Tänzer erregt waren, demgegenüber waren das nur 2,13 % der Tangotänzer (Tab. 7). Die gleichen Tendenzen zeigen sich bei erotischen Gefühlen (Tab. 6). Keiner der Unterschiede zwischen den Gruppen erreicht aber Signifikanz. Wie lange es gedauert hat, bis es zum ersten Mal zu erotischen Gefühlen beim Tanzen kam, berichten weder die Probanden der Tangogruppe noch die der Kontrollgruppe. Während die Tango-Singles häufiger von erotischen Gefühlen berichten als die Tangotänzer, die in einer Partnerschaft leben, zeigt sich bei den Standardtänzern genau der umgekehrte Trend (Abb. 6). Durchschnittlich 68,84 % der Probanden, die nicht in einer Partnerschaft leben, machen Tango Standard absolut % absolut % keine Angabe 15 13 Ja 20 52,63 11 52,38 Nein 18 47,37 7 47,62 Gesamt 53 34 Tango Standard weiblich männlich weiblich männlich absolut % absolut % absolut % absolut % keine Angabe 11 4 7 6 Ja 11 44,00 9 69,23 7 58,33 4 44,44 Nein 14 56,00 4 30,77 5 41,67 5 55,56 Gesamt 36 17 19 15 Tab. 4: Häufigkeit der Nennung sexueller Erregung in absoluten Zahlen und in Prozent Tab. 5: Häufigkeit der Nennung sexueller Erregung in absoluten Zahlen und in Prozent differenziert nach Geschlecht Tango und Erotik 1 | 2018 11 hier allerdings keine Angaben zu dem Erleben erotischer Gefühle im Vergleich zu durchschnittlich 33,69 % der Probanden, die in einer Partnerschaft leben. Auf eine genauere statistische Auswertung wurde hier deshalb verzichtet. Diskussion Die Daten zeigen, dass es keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen gibt. In beiden Stichproben spielen erotische Faktoren beim Entschluss, einen Tanz zu erlernen, nur eine marginale Rolle. Gründe wie Hobby, Freizeit und neue Leute kennenzulernen werden in beiden Gruppen sehr viel häufiger genannt. Zwar meinen 86 % der Tangotänzer, dass Tango erotische Aspekte beinhaltet, allerdings glauben dies auch 80 % der Standardtänzer von ihrem Tanz. Die Unterschiede sind auch hier nur minimal. 67,5 % der Tangotänzer und 77,28 % der Standardtänzer berichten, selten oder nie erotische Gefühle beim Tanzen zu haben. 32,5 % der Tangotänzer und 22,72 % der Standardtänzer geben an, Tango Standard χ2 absolut % absolut % eigener Partner 27 14,31 17 50,00 2.218, 4 df, p = .696, Tanzen mit Bekannten 33 62,26 11 32,35 .542, 4 df, p = .969 Tanzen mit Fremden 31 58,49 7 20,59 1.273,4 df, p = .866 beim Beobachten anderer Tänzer 5 9,43 10 29,41 2,569, 4df, p = .632 Tango Standard χ2 absolut % absolut % eigener Partner 12 25,53 10 40,00 2.780, 4 df, p = .595 Tanzen mit Bekannten 18 38,30 4 16,00 5.188, 4 df, p = .269 Tanzen mit Fremden 16 34,04 6 24,00 1.914, 4 df, p = .752 beim Beobachten Anderer Tänzer 1 2,13 5 20,00 3.264, 4 df, p = .515 47 100 25 100 100 Tab. 6: Bei wem wurden erotische Gefühle erlebt? (in absoluten Häufigkeiten und in Prozent) Tab. 7: Bei wem waren die Tänzer erregt? (in absoluten Häufigkeiten und in Prozent) 12 1 | 2018 Hans Gunia Abb. 6: Häufigkeit erotischen Erlebens in Abhängigkeit davon, ob die Probanden in einer Partnerschaft leben oder nicht Abb. 5: Welche Elemente des Tanzens tragen zu diesem erotischen Empfinden bei? (Nennungen in Prozent) Abb. 6: Häufigkeit erotischen Erlebens in Abhängigkeit davon, ob die Probanden in einer Partnerschaft leben oder nicht (Nennungen in Prozent der Tänzer) 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Hören von Tanzmusik Körperkontakt gemeinsame Bewegungen eigenes OuLit OuLit anderer Tanzbewegungen anderer Raumatmosphäre Standard Tango 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Ja Nein Tango in Partnersch. Tango Single Standard in Partnersch. Standard Single häufig oder immer erotische Gefühle beim Tanzen zu haben. Für beide Gruppen tragen vor allem gemeinsame Bewegungen, das Hören von Musik und der Körperkontakt zu einem erotischen Empfinden bei. Standardtänzer erleben eher erotische Gefühle beim Beobachten anderer Tänzer und beim Tanzen mit dem eigenen Partner / der eigenen Partnerin, Tangotänzer eher beim Tanzen mit Bekannten oder fremden Personen. Standardtänzer berichten tendenziell häufiger als Tangotänzer, dass sich durch das Tanzen die Beziehung verbessert hat. Das ist möglicherweise der Tatsache geschuldet, dass es unter den Tangotänzern mehr Singles gibt. 52,63 % der Tangotänzer und 52,38 % der Standardtänzer berichten, schon einmal beim Tanzen sexuell erregt gewesen zu sein. Die Tangotänzer berichten Erregung eher bei Fremden und Bekannten, Standardtänzer eher bei den eigenen Partnern und beim Beobachten anderer Tänzer (möglicherweise auch hier deshalb, weil es bei Tangotänzern mehr Singles gibt). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass beide Tänze sicher erotische Momente enthalten, etwa zwei Drittel der Tänzer in beiden Gruppen geben allerdings an, erotische Gefühle entweder nur sehr selten oder gar nicht zu erleben. Knapp die Hälfte sowohl der Tangotänzer als auch der Kontrollgruppe berichten, noch nie beim Tanzen sexuell erregt gewesen zu sein. Die zwischen den beiden Gruppen gefundenen Unterschiede sind in allen Aspekten nicht signifikant. Erotik spielt beim Tango also keine wichtigere Rolle als beim Standardtanz. Nun könnte man allerdings auch einwenden, dass die Paare aufgrund der Jahre an Tanzerfahrung möglicherweise sexuell „abgestumpft“ sind und man erotische Gefühle eher bei Paaren, die noch nicht so lange tanzen, finden sollte. Dem steht die Beobachtung entgegen, dass Paare, die noch nicht lange tanzen, zu sehr auf das Erlernen von Schritten und auf die Intrapaardynamik fokussieren, als dass erotische Gefühle eine Chance hätten, entstehen zu können. Einschränkend muss man weiterhin sagen, dass nur wenige Fragebögen vorliegen und die Daten sämtlich auf Selbstaussagen beruhen und möglicherweise nicht repräsentativ sind. Auch ist völlig unklar, wie hoch die Rücklaufquote der Fragebögen war. Und es wurde Tango und Erotik 1 | 2018 13 nicht zwischen verschiedenen Standardtänzen differenziert; so könnte man etwa vermuten, dass eine Rumba oder eine Salsa sich hinsichtlich erotischer Merkmale von anderen Tänzen unterscheidet. Das durchschnittliche Alter beider Stichproben sowie die Häufigkeit des Tanzens sind allerdings vergleichbar. Dass in der Standardtanzgruppe ein ausgeglicheneres Geschlechterverhältnis herrscht, ist wahrscheinlich der Tatsache geschuldet, dass man Standard häufiger in Tanzschulen oder im Verein tanzt und diese Orte eher paarweise besucht werden. Tango hingegen kann man an vielen Lokationen tanzen und auch ohne festen Tanzpartner teilnehmen. Unter diesen Einschränkungen gilt für diese Erhebung, dass Erotik im Tango keine wichtigere Rolle spielt als im Standardtanz. Es ging in dieser Erhebung nicht nur um die Frage, ob erotische Momente im Tango entstehen, sondern auch darum, ob man Tango überhaupt, aus Gründen einer therapeutischen Abstinenz, in Therapien integrieren darf. Zum einen zeigen die Ergebnisse, dass Erotik im Tango nicht so häufig vorkommt, wie uns die in der Einleitung genannte Literatur annehmen lässt. Zum anderen sollten PsychotherapeutInnen in der Lage sein, ihre eigenen Gefühle zu steuern bzw. auf entsprechende Signale der PatientInnen zu achten. Also: Nicht allein die Erotik ist das Problem, sondern auch, wie TherapeutInnen damit umgehen. Meine Kollegen und ich waren zum einen in unseren eigenen Workshops (Gunia / Quiroga Murcia 2016, 2017), in denen wir, wie oben schon beschrieben, Tango Argentino mit verhaltenstherapeutischen Elementen mischen und zu Übungs- und Korrekturzwecken auch mit Patienten tanzen, noch nie mit diesem Problem konfrontiert (was für sich alleine genommen natürlich noch kein Beleg ist). Zum anderen denken wir aber auch, dass man Probleme, die möglicherweise durch erotische Aspekte entstehen, gut durch die sozialen Regeln des Tangos (die Frau bestimmt den Abstand, man tanzt nur eine Tanda zusammen usw.) regulieren kann (Gunia / Quiroga Murcia 2017). Natürlich lässt sich Erotik, wenn sich TeilnehmerInnen nicht genügend abgrenzen können, auch als Thema in die Therapie integrieren (oder sie kann in manchen Fällen Teil der präsentierenden Thematik des Klienten sein). Möglicherweise ist diese Steuerung in strukturierten Paartänzen wie Standard oder Tango sogar besser zu erreichen als in weniger strukturierten freien Tänzen. Aus den bisherigen Ausführungen folgt, dass 1. erotische Gefühle im Tango nicht so häufig vorkommen, wie Klischees dies vermuten lassen, und 2., falls doch erotische Gefühle vorkommen sollten, ausgebildete Psychotherapeuten mit dem Instrument der Supervision ein Instrumentarium zur Hand haben, verantwortlich damit umzugehen. Die Gefahr der Verletzung der therapeutischen Abstinenz ist sicherlich geringer, wenn Therapeuten zu zweit im Team arbeiten. Andererseits zeigen die Daten aber auch, dass generell beim Tanzen, und zwar sowohl im Tango Argentino als auch im Standard, erotische Gefühle entstehen können. Therapeuten tun also gut daran, diese Aspekte im Auge zu behalten. Ausblick Die Daten lassen den vorsichtigen Schluss zu, dass die Bedeutung erotischer Momente im Tango überschätzt wird. Diese Schlussfolgerung sollte allerdings an repräsentativen Stichproben repliziert werden. Bei einer Replikation sollte darauf geachtet werden, die Begriffe Erotik und Sexualität noch genauer zu bestimmen und von Intimität, Sinnlichkeit und Achtsamkeit abzugrenzen. Möglicherweise sollten auch objektive Daten (etwa Cortisolkonzentration oder Hautwiderstand) erhoben werden (Quiroga Murcia et al. 2009). Methodisch sollte dabei mit Intervallskalen gemessen werden, 14 1 | 2018 Hans Gunia sodass umfassendere statistische Berechnungen möglich sind. Aus meiner Sicht sprechen die Daten nicht dagegen, Tango in die Psychotherapie zu integrieren. Sollten erotische Gefühle entstehen, können die sozialen Regeln des Tangos dazu genutzt werden, damit umzugehen. Offen bleibt die Frage, warum der Tango Argentino oft mit Erotik assoziiert wird. Zu Beantwortung dieser Frage hätte es auch einer Kontrollgruppe von Nichttänzern bedurft, die den Tango gewissermaßen als Beobachter sehen. Ob Tango etwa nach außen hin, bedingt durch die Bewegungen der Frau, dem Zeigen von Haut und Dessous usw. erotischer aussieht als es sich nach innen hin anfühlt, bleibt Spekulation und damit künftiger Forschung vorbehalten. Literatur Barber, D. (2015): Tango ist wie die Liebe. In: Badische Zeitung vom 3.3.2015, www.badischezeitung.de/ emmendingen/ tango-ist-wie-dieliebe-101234833.html, 19.6.2017 Belardinelli, R., Lacalaprice, F., Ventrella, C., Volpe, L., Faccenda, E. (2008): Waltz dancing in patients with chronic heart failure: New form of exercise training. Circulation: Heart Failure 1, 107-114, https: / / doi.org/ 10.1161/ circheartfailure.108.765727 Bertolucci, B. (1972): Der letzte Tango in Paris (DVD). 20th Century Fox Home Entertainment, Frankfurt/ M. Birkenstock, A., Ruegg, H. (2000): Tango Geschichte und Geschichten 2. Aufl. Deutscher Taschenbuch Verlag, München Duncan, R. P., Earhart, G. M. (2012): Randomized controlled trial of community-based dancing to modify disease progression in Parkinson disease. Neurorehabilitation and Neural Repair 26 (2), 132-143, https: / / doi.org/ 10.1177/ 1545968311421614 Gunia, H., Berger, H. (2016): Psychoedukative Familienintervention (PEFI) bei schizophrenen Psychosen-- als Beispiele einer Mehrfamilienintervention. In: Bäuml, S., Behrend, B., Henningsen, P., Pitschel-Walz, G. (Hrsg.): Handbuch der Psychoedukation für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin. Schattauer, Stuttgart Gunia, H., Quiroga Murcia, C. (2017): Tango in der Psychotherapie. Ernst Reinhardt Verlag, München Gunia, H., Quiroga Murcia, C. (2016): Tango Argentino in der Verhaltenstherapie. Eine mögliche Integration am Beispiel eines Workshops. körper-tanz-bewegung,4 (3), 144-151 Hackney, M. E., Kantorovich, S., Earhart, G. (2007): A study on the effects of argentine tango as a form of partnered dance for those with Parkinson disease and the healthy elderly. American Journal of Dance Therapy 29, 109-127, https: / / doi.org/ 10.1007/ s10465-007-9039-2 Koch, C. S., Mergheim, K., Raeke,J., Machado, C. B., Riegner, E., Nolden, J., Diermayr, G., Moreau von, D., Hillecke, T. K. (2016): The embodied self in Parkinson’s desease: Feasibility of a single tango intervention for assessing changes in psychological health outcomes and aesthetic experience. Frontiers in Neuroscience 10, https: / / doi.org/ 10.3389/ fnins.2016.00287 Landeskammer für Psychologische Psychotherapeutinnen und -therapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und -therapeuten Hessen (2009): Berufsordnung der Landeskammer für Psychologische Psychotherapeutinnen und -therapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und -therapeuten Hessen. In: lppkjp.de/ wp-content/ uploads/ 2013/ 10/ Berufsordnung.pdf, 2.10.2017 Lötzke, D., Ostermann, T., Büssing, A. (2015): Argentine tango in Parkinson disease-- a systematic review and meta-analysis. Bio- Med Central Neurology 15 (226), https: / / doi. org/ 10.1186/ s12883-015-0484-0 Nicotra A. (2014): Im Kontakt mit der Realität. Tango und Tanztherapie DMT. Gespräche mit Rodolfo Dinzel. Logos Verlag, Berlin Pinniger, R., Brown, R. F., Thorsteinsson, E. B., McKinley, P. (2012): Argentine tango dance compared to mindfulness meditation and a waiting list control: a randomized trial for treating depression. Complementary Therapies in Medicine 35, 60-77, https: / / doi.org/ 10.1016/ j.ctim.2012.07.003 Tango und Erotik 1 | 2018 15 Pinniger, R., Thorsteinsson, E. B., Brown, R. F., McKinley, P. (2013): Tango dance can reduce distress and insomnia in people with selfrefered affective symptoms. American Journal of Dance Therapy 20, 377-384 Quiroga Murcia, C., Bongard, S., Kreutz, G. (2009): Emotional and neurohumoral responses to dancing tango argentino: the effects of music and partner. Music and Medicine 1, 14-21, https: / / doi.org/ 10.1177/ 1943862109335064 Sartori, R., Steidel, P. (2010): Tango: Die einende Kraft des tanzenden Eros. Buch & Media, München Weisman, D. (1990): Nackter Tango (DVD). Kinowelt, München Dipl. Psych. Hans Gunia, Diplom-Psychologe, Lehrtherapeut und Supervisor VT und DBT, eigene verhaltenstherapeutische Praxis. Fortbildungen und Veröffentlichungen zu Verhaltenstherapie bei Psychosen, Psychoedukation, Borderline-Persönlichkeitsstörungen und Tango Argentino. ✉ Hans Gunia Psychologische Praxis Heidelberger Landstraße 171 | 64297 Darmstadt gunia@vt-forsthaus.de www.vt-forsthaus.de
