körper tanz bewegung
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Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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20. GBP-Fachtagung
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Thomas Haudel
Etwa 40 BiodynamikerInnen und andere KörperpsychotherapeutInnen waren vom 13. bis 15. Oktober 2017 in die Frankenakademie im Schloss Schney bei Lichtenfels gekommen, um an der 20. Fachtagung der Gesellschaft für Biodynamische Psychologie / Körperpsychotherapie (GBP) teilzunehmen. Sie kamen größtenteils aus Bayern und Baden-Württemberg, aber auch drei Österreicherinnen und die Ehrenpräsidentin Mona Lisa Boyesen aus Kiel waren dabei.
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Kongresse & Tagungen 2 | 2018 81 Der Sonntagvormittag war reserviert für die Kontaktpersonen zu unterschiedlichen Organisationen, um ihre Berichte über die nationale und internationale Zusammenarbeit mit dem BTD vorzustellen. Marianne Eberhard-Kaechele machte mit ihrem Bericht erneut deutlich, wie wichtig die Leitlinienforschung ist, um ein Berufsbild zu entwickeln, das wiederum Basis für die politische Verortung der Tanztherapie ist. Martina Piff, 1. Vorsitzende des BTD, berichtete aus Japan und überbrachte eine Einladung des Präsidenten der Japanischen Tanztherapie Assoziation an alle BTD-Mitglieder. Unter dem Titel „Tanzt du noch oder bewegst du dich schon“ stellte Caroline Mitschke ihre Umfrage vor, in der sie den Begriff „Tanztherapie“ unter die Lupe nahm und dessen Aktualität in Frage stellte. Des Weiteren standen Themen wie das Heilpraktikergesetz, Akademisierung, Neuerungen der Qualitätskriterien in Ausbildung und Praxis oder TanztherapeutInnen und Rente auf der Agenda. Den Schlusspunkt der Tagung setzten zwei weitere Workshops, die interessante und wertvolle Erkenntnisse für die praktische Arbeit in Tanztherapie boten. Alles in allem waren die drei Tage abwechslungsreich, informativ und inspirierend. Die nächste Mitgliederversammlung in 2019 ist vom 9. bis 10. Februar in Neudietendorf bei Erfurt geplant. Verena Sparn 20. GBP-Fachtagung Überwältigendes bewältigt E twa 40 BiodynamikerInnen und andere KörperpsychotherapeutInnen waren vom 13. bis 15. Oktober 2017 in die Frankenakademie im Schloss Schney bei Lichtenfels gekommen, um an der 20. Fachtagung der Gesellschaft für Biodynamische Psychologie / Körperpsychotherapie (GBP) teilzunehmen. Sie kamen größtenteils aus Bayern und Baden-Württemberg, aber auch drei Österreicherinnen und die Ehrenpräsidentin Mona Lisa Boyesen aus Kiel waren dabei. Bereits zwei Tage vor der Tagung fand ein 12-stündiger Vorworkshop zur ROMPC-Methode statt, der von Heinz-Günter Andersch Sattler sowie Eva Sattler geleitet wurde. Er war mit 17 TeilnehmerInnen gut besucht und fand eine sehr positive Resonanz. Die ROMPC-Methode wurde vom Coach und Heilpraktiker für Psychotherapie Thomas Weil entwickelt und basiert auf Entkopplungstechniken, die das limbische System beeinflussen. Durch die Möglichkeit der vertieften Selbsterfahrung konnten die TeilnehmerInnen sich von der Wirksamkeit dieser Methode überzeugen. Vor der Tagungseröffnung fand die jährliche Mitgliederversammlung statt. Ein wichtiges Thema war die in Kürze zu Ende gehende wissenschaftliche Studie der GBP zur Wirksamkeit der Biodynamischen Psychotherapie bei Abb. 1: Der neue Vorstand der GBP (v.l.n.r.): Thomas Haudel, Angelika Galli, Petra Vetter, Christine Clouth und Tina Tingelhoff 82 2 | 2018 Kongresse & Tagungen Depressionen, die unter anderem auf der EABP / DGK-Tagung im September 2018 in Berlin vorgestellt werden soll. Außerdem wurde über die Behandlung von Opfern sexuellen Missbrauchs über den Fonds Sexueller Missbrauch gesprochen, die bei entsprechender Zusatzqualifikation auch von TherapeutInnen auf Heilpraktikerbasis durchgeführt werden kann. Im Amt bestätigt wurden die Kassenwartin Christine Clouth und ich selbst als stellvertretender Vorsitzender. Als Beisitzerin wurde Tina Tingelhoff neu in den Vorstand gewählt. Danach wurde die Fachtagung durch einen Vortrag des Leipziger Psychotraumatologen und Psychoanalytikers Ralf Vogt eröffnet. Er wurde erst in diesem Jahr von der International Society for the Study of Trauma and Dissociation (ISSTD) für seine Forschungen auf dem Gebiet der Komplextraumatisierung mit dem Cornelia B. Wilbur Award ausgezeichnet. Auf der Grundlage seiner jahrelangen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema und seinen therapeutischen Erfahrungen präsentierte er den aktuellen Forschungsstand zu Täterintrojekten. Dabei ging es sowohl um deren Entstehung, verschiedene Schweregrade und die Frage, ob die von einem Täterintrojekt Betroffenen vollständig dafür verantwortlich sind, was sie aufgrund ihrer Introjekte tun. Die Frage wurde vom Referenten eindeutig bejaht und ethisch begründet. Es bleibt also nur der lange mühsame Weg einer Psychotherapie, wenn man als Kind viel Gewalt erlitten hat und als Erwachsener nicht selbst ein Täter werden will. Vogts Vortrag regte das Auditorium zu vielen Fragen an, die er überzeugend beantworten konnte. Im anschließenden Panel ging es um den Umgang mit Psychotraumata aus biodynamischer Sicht. Dabei wurde deutlich, dass die Biodynamische Psychologie zwar bisher keine eigenständige Theorie zur Traumaentstehung und Behandlung entwickelt hat, jedoch die therapeutische Grundhaltung und die besonderen Erfahrungen in der somatisch-vegetativen Resonanz alle Praktizierenden dieser Methode befähigt, Traumata zu erkennen und ihre therapeutische Vorgehensweise dieser Problematik anzupassen. Die klassischen Techniken der Massage und Berührung werden dementsprechend seltener angewandt und die Klienten stattdessen durch angemessene Gesprächsinterventionen empathisch begleitet und gehalten. Wenn Berührungsinterventionen eingesetzt werden, geschieht das mit viel vorheriger Psychoedukation und verschiedenen Kontroll- und Abbruchmöglichkeiten durch die KlientInnen. Die meisten biodynamischen TherapeutInnen sind demnach in der Lage, traumatisierte KlientInnen zu behandeln, und sind damit eine wichtige Alternative zur mangelhaften Versorgung dieser Klientel mit ambulanten Kassenpsychotherapieplätzen. Der Samstag war dann traditionell ein Tag, an dem parallel dreistündige Workshops stattfanden. Hier hatten die TeilnehmerInnen unter anderem die Möglichkeit, die therapeutischen Interventionstechniken von Ralf Vogt unter Einbeziehung seiner von ihm entwickelten Objekte kennenzulernen. Das größte Objekt war das Riesenei, ein Uterussymbol, das bei jedem, der sich ihm annähert, sowohl Regressionsbedürfnisse als auch aversive Gefühle auslösen kann, die dann anschließend therapeutisch bearbeitet werden können. Im Workshop gab es aber auch noch viele andere kleinere Objekte und dazugehörige Übungen, die den TeilnehmerInnen ermöglichten, die Arbeitsweise von Vogt selbst zu erfahren. Dabei wurde der entlastende Effekt der Objekte deutlich, die sowohl dazu dienen, den TherapeutInnen mehr Beobachtungsmöglichkeiten zu geben, als auch die Körpergrenzen der traumatisierten Klienten zu schützen. Tilman Rentel aus Erlangen führte die TeilnehmerInnen in die Methode des Ideolektischen Gespräches ein, bei der es darum geht, die Eigensprache zu entdecken, damit vergessene Gefühle zu aktualisieren und Resilienz aufzubauen. Eine sehr intensive Körperthera- Kongresse & Tagungen 2 | 2018 83 peutische Intervention sind die Tension & Trauma Releasing Exercises (TRE) des Amerikaners David Bercelli, die dabei helfen, im Körper gespeicherte Angstgefühle durch Zittern auszuleben. Die Biodynamikerin Petra Vetter hat diese Methode erlernt und leitete einen Workshop dazu. Cornelia Füstenberger, ebenfalls eine Biodynamikerin, gestaltete einen Workshop zur Behandlung von Traumata auf der Grundlage der Arbeit von Peter Levine und Johannes B. Schmidt. Peter Levine hat auch die Arbeit der Biodynamikerin Mechthild Münch beeinflusst, die in ihrem Workshop die Imaginationsmethoden von Luise Reddemann vorstellte. Ich war selbst Teilnehmer des Vorworkshops und dreier Tagungsworkshops. Mein Eindruck war, dass alle TeilnehmerInnen mit sehr viel Offenheit, Neugier und Mut zu neuen Selbsterfahrungen in die Workshops gegangen sind. Dadurch und natürlich auch durch das von allen ReferentInnen aufgebaute vertrauensvolle Gruppenklima entstand eine sehr intensive Arbeitsatmosphäre, die ich mittlerweile typisch finde für GBP-Tagungen und andere körperpsychotherapeutische Fortbildungen. Das traditionelle Fest am Samstagabend wurde diesmal zunächst zum Singen genutzt. Tilman Rentel hatte dazu seine Gitarre und Textbücher mitgebracht. Anschließend wurde wie immer bis in die Nacht hinein getanzt. Insgesamt war auch diese 20. Fachtagung der GBP wieder eine inhaltlich sehr reichhaltige und inspirierende Veranstaltung zu einem schwierigen Thema, was immer noch von vielen TherapeutInnen gemieden wird. Aus dem Gefühl der Ehrfurcht bei vielen TeilnehmerInnen zu Beginn der Tagung wurde am Ende ein Gefühl der Kompetenz und Informiertheit. Dipl.-Psych. Thomas Haudel 8. Forum HKIT und Vollversammlung des Berufsverbandes DHKIT Wie Tanz das Selbstgefühl stärkt D as Institut Heilende Kräfte im Tanz (HKIT) veranstaltete vom 24. bis 26. August 2017 das 8. Forum HKIT mit einem abwechslungsreichen Programm aus Vorträgen, Tanz und Körperarbeit, dem Roten Sofa, Videoperformances, Interviews und Zertifikats- und Diplom-Verleihungen. Den Auftakt bildeten am Freitag die Absolventinnen der tanztherapeutischen Grundausbildung Heike Krieg, Marion Schmitz, Marion Hein, Andrea Christiane Bode und Andrea Baldemair mit der Präsentation ihrer dreijährigen schriftlichen Abschlussarbeiten, in denen sie sich kritisch-reflexiv mit ihren individuellen tänzerischen und therapeutischen Wachstums- und Bewusstwerdungsprozessen während der Ausbildung auseinandersetzten. „Grounding und Erdung mit HKIT vor dem Hintergrund psychotischer und dissoziativer Zustände“, „Raumeroberung durch das Erlernen neuer Bewegungsmuster“, „Vom Gefühl, eine Last zu sein, zu dem Gefühl, Willkommen zu sein“, „Weil wir Leib sind, haben wir Raum“ und „Der Einsatz der HKIT an einer psychiatrischen Tagesklinik“- - so lauteten die Titel der jeweiligen Abschlussarbeiten, die durch einen fundierten theoretischen Aufbau die Grundprämissen und Wirkfaktoren der Methode HKIT bis in den individuellen Prozess jeder einzelnen Tänzerin hinein für die Zuhörerinnen greifbar machten. Ebenfalls ein Diplom wurde der Tänzerin und Videokünstlerin Anita Kranz-Moser für den Abschluss ihrer fünfjährigen Ausbildung als Dancing Dialogue Artist überreicht. Sie erarbeitete eine Choreografie für vier bis sechs Tänzerinnen über die Sozialforscherin Maria Jahoda, die das Elend der arbeitslosen Bevölkerung zu Beginn des 20. Jahrhunderts
