körper tanz bewegung
9
2195-4909
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
71
2018
63
1. Internationale Tanztherapie-Konferenz in Peking
71
2018
Susanne Bender
Vom 9. bis zum 10. Dezember 2017 fand in Peking die erste Tanztherapiekonferenz in China statt. Sie war die logische Folge der Entwicklung der Tanztherapieausbildung in China. 2010 entwickelten Susanne Bender vom EZETTHERA in München und damals noch Vorsitzende des BTD und Li Weixiao von Apollo Education Peking ein Ausbildungskonzept, das sich an den deutschen Standards des Berufsverbandes der TanztherapeutInnen Deutschlands e. V. (BTD) orientiert. Seit 2011 wird diese Ausbildung in Peking und anderen chinesischen Städten angeboten. Dadurch gibt es eine wachsende Tanztherapiegemeinschaft, die mit viel Engagement die Etablierung der Tanztherapie in China vorantreibt. Die neu gegründete China DMT Association (CDMTA) war Mitveranstalter dieser ersten Konferenz.
9_006_2018_3_0008
134 3 | 2018 Kongresse & Tagungen 1. Internationale Tanztherapie-Konferenz in Peking V om 9. bis zum 10. Dezember 2017 fand in Peking die erste Tanztherapiekonferenz in China statt. Sie war die logische Folge der Entwicklung der Tanztherapieausbildung in China. 2010 entwickelten Susanne Bender vom EZETTHERA in München und damals noch Vorsitzende des BTD und Li Weixiao von Apollo Education Peking ein Ausbildungskonzept, das sich an den deutschen Standards des Berufsverbandes der TanztherapeutInnen Deutschlands e. V. (BTD) orientiert. Seit 2011 wird diese Ausbildung in Peking und anderen chinesischen Städten angeboten. Dadurch gibt es eine wachsende Tanztherapiegemeinschaft, die mit viel Engagement die Etablierung der Tanztherapie in China vorantreibt. Die neu gegründete China DMT Association (CDMTA) war Mitveranstalter dieser ersten Konferenz. Ca. 150 TeilnehmerInnen aus den Bereichen Erziehung, Therapie, Kunst, Medizin und Medien besuchten die Konferenz. Ziel der Konferenz war es, sowohl die internationale Anwendung als auch die Umsetzung der Tanztherapie in einem chinesischen Erziehungs- und Gesundheitssystem vorzustellen. Eröffnet wurde die Konferenz von Li Weixiao, Leiterin von Apollo Education und Präsidentin der CDMTA, mit einem kurzen historischen Abriss zur Entwicklung der Tanztherapie in China. Da die meisten Chinesen nicht hinreichend Englisch sprechen und lesen können, ist es hilfreich für ihr Studium, dass die Anzahl der chinesischen Tanztherapieveröffentlichungen stetig steigt. Die TanztherapieabsolventInnen sind sehr stolz, wenn sie alle Voraussetzungen für die Anerkennung als BTD-Mitglied erfüllen. Es bedeutet für sie eine besondere Anstrengung, weil sie die Abschlussarbeiten ins Englische übersetzen lassen müssen (häufig ohne selber Englischkenntnisse zu haben) und eigenständig Praktikumsplätze kreieren müssen. So sind sie berechtigterweise auch sehr gerührt, wenn sie die Anerkennung erhalten haben. Die Konferenz hat viele StudentInnen motiviert, ihren Abschluss voranzutreiben und ihre fehlenden Nachweise zu erbringen. Es waren sieben TanztherapeutInnen aus der ganzen Welt eingeladen, über die verschiedenen Anwendungsgebiete der Tanztherapie zu sprechen. Susanne Bender, Marianne Eberhard-Kaechele (beide Deutschland), Jody Wager (USA), Zvika Frank, Renata Honselaar (beide Niederlande) Kim Dunphy (Australien) und Irina Biryukova (Russland). Alle Vortragenden konnten von den KonferenzteilnehmerInnen in einem anschließenden Panel befragt werden, und die jeweiligen Themen wurden in Workshops am darauffolgenden Tag vertieft. 25 chinesische TanztherapeutInnen stellten in Diskussionsrunden und Workshops ihre Arbeit vor. Alle Bereiche (Tanztherapie in Firmen, Abb. 1: Susanne Bender beim Vortrag: Bewegte Familienrekonstruktion Kongresse & Tagungen 3 | 2018 135 Ehe, Elternschaft, Familie, Schule, Forensik und mit Helfern, Normalneurotikern) haben sich die jungen TanztherapeutInnen als Arbeitsfelder selbst erobert und verstehen es gut, sich zu vernetzen und sich gegenseitig zu unterstützen. Es werden Wechat-Gruppen (das chinesische Pendant zu WhatsApp) gegründet, wo die AbsolventInnen der Tanztherapieausbildung in Kontakt bleiben und sich Hilfe holen können. Zusätzlich fanden parallel fünf Podiumsdiskussionen statt, in denen auch Vertreter des Gesundheitswesens und der Universitäten sprachen, um die Möglichkeit der Etablierung und Entwicklung der Tanztherapie in China zu erörtern. Am Samstagabend hat natürlich auch die obligatorische Feier nicht gefehlt, wo TeilnehmerInnen die verschiedensten Tanzstile präsentierten und die internationalen DozentInnen zum Mitmachen angehalten wurden. Die TeilnehmerInnen hatten einen großen Spaß daran, ihre „Lehrer“ auch einmal von einer ausgelassenen Seite zu erleben. Es war sehr beeindruckend zu sehen, wie die TanztherapeutInnen sich in der Umsetzung dieser Therapieform engagieren. Sie klagen nicht über fehlende Möglichkeiten, sondern schaffen diese Möglichkeiten. Sie kündigen ihre alten Arbeitsstellen, um sich ganz auf die Tanztherapie konzentrieren zu können. Diese Transformationen und beruflichen und persönlichen Entwicklungen zu sehen, ist nicht nur berührend, sondern ein Ansporn, eine solche Haltung auch in unseren Ländern voranzutreiben. Susanne Bender
