körper tanz bewegung
9
2195-4909
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
41
2019
72
Editorial
41
2019
Sabine Trautmann-Voigt
Liebe Leserinnen und Leser, gute psychotherapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist einfach, nachvollziehbar, spielerisch, ja geradezu unspektakulär, allerdings nach erfolgter Differenzialdiagnostik fokussiert auf die Besonderheiten des jeweiligen Störungsbildes im emotionalen und sozialen Kontext. Anders als der erwachsene Patient ist das Kind real abhängig von Eltern, Betreuern, sozialen Einrichtungen wie Kindergarten, Schule, Klinik oder Jugendamt.
9_007_2019_2_0002
53 körper-- tanz-- bewegung 7. Jg., S. 53 (2019) DOI 10.2378 / ktb2019.art09d © Ernst Reinhardt Verlag Editorial gute psychotherapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist einfach, nachvollziehbar, spielerisch, ja geradezu unspektakulär, allerdings nach erfolgter Differenzialdiagnostik fokussiert auf die Besonderheiten des jeweiligen Störungsbildes im emotionalen und sozialen Kontext. Anders als der erwachsene Patient ist das Kind real abhängig von Eltern, Betreuern, sozialen Einrichtungen wie Kindergarten, Schule, Klinik oder Jugendamt. Besonders herausfordernd ist daher die Berücksichtigung der jeweiligen Netzwerke, in denen Kinder und Jugendliche therapiert und begleitet werden. Das setzt ein systemisches Grundverständnis voraus. Außerdem ergreifen wir als Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen Partei für die Kinder in unserer Gesellschaft, die in der Welt der Erwachsenen keine wirkliche Lobby haben. Die Heftbeiträge zeigen einen kleinen Ausschnitt aus dem breiten Spektrum körper- und kreativtherapeutischer Arbeitsmöglichkeiten mit Kindern und Jugendlichen. Astrid Nuca begleitete den 5-jährigen David mit Asperger-Syndrom. Altersangemessene Rollenspiele und Gestaltungen halfen, die therapeutische Beziehung enorm zu vertiefen. David lernte vor allem durch die uneingeschränkte Akzeptanz seiner Besonderheiten, dass er doch bedingungslos angenommen und wertgeschätzt werden kann-- nicht mehr und nicht weniger. Basis jeder Kindertherapie ist diese Fähigkeit, sich auf das Spielniveau und die Reife eines Kindes je nach Einschränkung im Wahrnehmen, Fühlen und Handeln einzulassen. Dies gilt verfahrens- und methodenübergreifend und setzt voraus, sich selbst zurücknehmen zu können. Allzu häufig waren nämlich die Beziehungsangebote der primären Bezugspersonen invasiv, rechthaberisch, manipulativ, weder auf das Entwicklungsalter noch auf die Individualität des Kindes bezogen. Dies trifft nahezu auf jedes Störungsbild im Kindes- und Jugendalter zu. Maren Meinhold befasst sich mit der Übergangsphase ins Erwachsenenalter und berichtet von tanztherapeutischen Erfahrungen mit Jugendlichen, die in Pflegefamilien aufwuchsen. Wie einfache Übergangsrituale helfen können, die Adoleszenzphase „trotz allem“ zu bewältigen, zeigt ihr Beitrag. Aruna Dufft gibt Einblicke in ihren Klinikalltag in einer psychotherapeutischen Einrichtung für Kinder und Jugendliche. Die Fallvignette einer 14-jährigen depressiven Patientin zeigt einmal mehr, wie der uneitle Austausch zwischen verschiedenen Berufsgruppen in einem multiprofessionellen Team den Therapieerfolg beflügelt. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein spielerisches und achtsames Jahr 2019 sowie eine anregende Lektüre dieses zweiten Heftes 2019. Dr. Sabine Trautmann-Voigt Mitherausgeberin „körper-- tanz-- bewegung“ Liebe Leserinnen und Leser,
