körper tanz bewegung
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2195-4909
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2020
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43. Internationale Fachtagung für Konzentrative Bewegungstherapie
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2020
Karin Hartwig
Die therapeutische Beziehung in der digitalen Welt war das Thema der 43. internationalen Fachtagung für Konzentrative Bewegungstherapie, die vom 10. bis zum 13. Oktober 2019 zum dritten Mal im Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden stattfand. [...]
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Kongresse & Tagungen 80 körper-- tanz-- bewegung 8. Jg., S. 80-85 (2020) © Ernst Reinhardt Verlag 43. Internationale Fachtagung für Konzentrative Bewegungstherapie Die therapeutische Beziehung in der digitalen Welt „D ie therapeutische Beziehung in der digitalen Welt“ war das Thema der 43. internationalen Fachtagung für Konzentrative Bewegungstherapie, die vom 10. bis zum 13. Oktober 2019 zum dritten Mal im Wilhelm- Kempf-Haus in Wiesbaden stattfand. Den Eröffnungsvortrag „Vom Steinzeitmenschen zum Smartphoneuser-- Gesund bleiben in einer immer komplexeren digitalen Welt“ hielt Dieter Braus, Neurologe und Psychiater aus Wiesbaden. Er beleuchtete die Problematik der zunehmenden Digitalisierung, den Prozess fundamentaler Veränderung der menschlichen Gesellschaft bildreich: die körperliche Entlastung, aber seelische Belastung durch eine veränderte Arbeitswelt, das „gemeinsam einsam“ bei der Fixierung aufs Smartphone, die allgegenwärtige Angst, etwas zu verpassen (FOMO: „Fear of missing out“) oder die Belastung durch zu viel Informationen bei Angsterkrankungen (Cyberchondrie). Ein besonderes Augenmerk legte Dieter Braus auf entwicklungspsychologische Aspekte. So entständen ernsthafte Bindungsverluste, weil Mutter oder Vater ihre Aufmerksamkeit in Gegenwart des Kindes überwiegend auf ihr Handy richteten. Die Referentin des zweiten Vortrags „Spezifika und Wirksamkeit der therapeutischen Allianz im internet-basierten Therapiesetting“, Maria Böttche, leitet die Forschungsabteilung des Zentrums ÜBERLEBEN in Berlin mit den Schwerpunkten Traumafolgestörungen und Psychopathologie bei geflüchteten Menschen. Die therapeutische Arbeit erfolgt über Briefe zwischen TherapeutIn und PatientIn, die über eine geschützte Internetplattform übermittelt werden. Einführend gab sie einen Überblick über das Pro und Contra eines internetbasierten Settings. Dabei beleuchtete sie die therapeutische Versorgung als globale Herausforderung. Roland Brückl, Lehrbeauftragter im DAKBT, referierte am Samstag zum Thema „Kann Konzentrative Bewegungstherapie digital? “. Gerade in der Welt Jugendlicher entsteht durch den PC eine Vielfalt neuer Wirklichkeiten. So macht es in seinen Augen Sinn, diesem Aspekt bereits zu Beginn der Therapie Raum zu geben. KBT-TherapeutInnen empfahl er, ausrangierte Handys und Laptops in ihren Fundus an Gegenständen aufzunehmen. Den letzten Vortrag der Tagung „Neue Medien- - Neue Süchte? Ein Überblick über Verhaltenssüchte“ hielt am Sonntag Ekaterini Georgiadou, Psychologische Leiterin der Sprechstunde für Verhaltenssüchte am Klinikum Nürnberg. Sie gab einen informativen Überblick über die substanzunabhängigen Süchte Kaufen, Internet und Glücksspiel. Am Samstagnachmittag fand die Mitgliederversammlung des DAKBT statt. Die AG Weiterentwicklung der Lehre hat ein berufsbegleitendes Curriculum für einen Weiterbildungsmaster Körperpsychotherapie erarbeitet, das 90 Credit- Points entspricht. Im Augenblick wird nach einer Hochschule zur Kooperation gesucht. Die Zusammenarbeit mit der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin läuft weiterhin sehr gut. Die Forschungsgruppe warb TeilnehmerInnen für ihr Abb. 1: Der neue Vorstand des DAKBT: v. l. n. r. Ute Backmann, Rudolf Kost, Waltraut Betker Kongresse & Tagungen 2 | 2020 81 mit großer Mehrheit wieder, Waltraud Betker neu in den Vorstand gewählt. Karin Hartwig KreativtherapieTage 2019 Tapetenwechsel „T apetenwechsel“-- so lautete der Titel der „KreativtherapieTage 2019“, bei denen es darum ging, „innere und äußere Räume der künstlerischen Therapien“ auszuloten. In einem wie passend zum Tagungsthema ausgewählten, wunderschönen Raum mit bunten Glasfenstern trafen sich die KreativtherapeutInnen in der LVR-Klinik Langenfeld zum Austausch über das von den einzelnen Verfahren sehr unterschiedlich aufgefasste Thema. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) als Hauptveranstalter der Tagung beschäftigt derzeit 70 KreativtherapeutInnen und ist damit der größte Arbeitgeber Deutschlands für künstlerische TherapeutInnen. Weitere Kooperationspartner der alle zwei Jahre stattfindenden Fachtagung, die in ihrer Art europaweit die einzige methoden-übergreifende Fachtagung für KreativtherapeutInnen darstellt, sind die Berufsverbände der Kunst- und Musiktherapie sowie der Tanztherapie (BTD) und die Bundesarbeitsgemeinschaft für künstlerische Therapien (BAG KT). Die KreativtherapieTage finden-- dank sei dem LVR-Fachforum- seit 1995 alle zwei Jahre mit stetig steigenden Besucherzahlen (diesmal 90) statt und haben sich im Feld der künstlerischen Therapien einen verdient guten Namen gemacht. Dem oben genannten Thema wurde sich in vier Hauptvorträgen und insgesamt zehn Workshops im Laufe von zwei Tagen durch insgesamt 17 ReferentInnen und WorkshopleiterInnen angenähert. Den Einstieg ins Thema übernahm-- nach einem spendablen Frühstücksbüffet der Klinik Langenfeld-- Eckhard Weymann, der die Tagungsbesucher im ersten Hauptvortrag zum „Zwischen-Räume Hören“ aufforderte. Die Verbindung zwischen den einzelnen Vorträgen und die gesamte Moderation der rundum gelungenen Veranstaltung schuf in gewohnt professioneller und gleichzeitig sympathischer Manier Johannes Junker. In seiner Eingangsmoderation gelang es ihm, die Bedeutung der künstlerischen Therapien für das Gesundheitswesen deutlich zu machen, indem er einen Bogen schlug zur jüngst erschienenen, groß angelegten Studie der WHO, die belegt, dass die Künste die Gesundheit über die gesamte Lebensspanne verbessern, da sie nicht invasiv, risikoarm und in der Regel preiswerter sind als herkömmliche Behandlungsformen. Der letzte der vier Hauptvorträge kam aus der Tanztherapie und wurde präsentiert von Antje Scherholz. Ihr Thema lautete „Bewegung und Bewegtsein-- Leibliche Resonanz- und Aktionsräume“. Sie fasste den Körper selbst als Raum auf und unterschied zwischen Körper-Haben und Leib- Sein. Von den zehn angebotenen Workshops kamen fünf aus der Kunsttherapie, zwei aus der Musiktherapie und jeweils einer aus der Drama und Tanztherapie sowie der Bundesarbeitsgemeinschaft der künstlerischen Therapien (BAG KT). Der Beitrag aus der Tanztherapie- - von den Workshop-TeilnehmerInnen mit viel Lob bedacht-- wurde von Erika Sander geleistet, die ihren Workshop unter dem Titel „Die 5-Wirkprinzipien nach Hobfoll et al. und deren aktuelles Forschungsprojekt „Wirksamkeit der Gruppenbehandlung mit KBT aus PatientInnensicht“. Der Vorstand des DAKBT wurde neu gewählt. Ute Backmann und Rudolf Kost wurden
