körper tanz bewegung
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2195-4909
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2023
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Kongresse&Tagungen: Internationale Fachtagung für Konzentrative Bewegungstherapie
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2023
Susanne Kucher
Karin Hartwig
Die internationale Fachtagung für Konzentrative Bewegungstherapie (KBT) fand vom 13. bis 16. Oktober 2022 zum Thema „Berührung“ im Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden-Naurod statt.
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Kongresse & Tagungen 82 körper-- tanz-- bewegung 11. Jg., S. 82-84 (2023) © Ernst Reinhardt Verlag Internationale Fachtagung für Konzentrative Bewegungstherapie Berührung Klaus-Peter Seidler aus der Forschungsgruppe des DAKBT stellte in einem Vortrag unter der Überschrift „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Die prognostische Bedeutung der Therapieanfangsphase in der KBT-Gruppentherapie“ die Ergebnisse der aktuellen Studie der Forschungsgruppe vor. Sie zeigt, dass PatientInnen, die sich in den ersten Stunden auf die KBT einlassen können, am Ende eher Besserungen im körperbezogenen Selbsterleben beschreiben. Eine positive therapeutische Beziehung sowie eine gute Gruppenatmosphäre stellen sich dabei als wichtige Wirkfaktoren heraus. Am Samstag sprach Maria Stippler-Korp zum Thema „PatientInnen mit Traumageschichte anfassen. Berührung und Trauma- - darf das überhaupt sein? “ Sie stellte zunächst die Frage in den Raum, ob Berührung bei Menschen mit Trauma-Hintergrund, die Grenzverletzungen, gewaltvolle Beziehungen, Vernachlässigung und Berührungsarmut erlebt haben, überhaupt indiziert sei, weil diese zumeist über negative Repräsentationen von Berührung verfügten. Mit Hilfe anschaulicher und eindringlicher Fallbeschreibungen aus ihrer Praxis legte Stippler-Korp dar, unter welchen Bedingungen Berührung für Menschen mit traumatischen Erfahrungen in der KBT-Therapie möglich und hilfreich seien. Voraussetzung für Berührungserfahrungen, so die Referentin, sei eine ausreichend gute therapeutische Beziehung, da Lernerfahrungen Sicherheit brauchen, wie auch die Bindungsforschung herausfand. Zudem benötige Berührung ausreichend Vorbereitung. Die Selbstwahrnehmung der KlientInnen zu fördern, gehöre ebenso zu den ersten Schritten wie die Regulation von Nähe und Distanz, so dass Handlungsfähigkeit statt Ohnmacht erlebt werden kann. Wesentlich sei auch, die Entscheidungsfreiheit zu gewährleisten, indem D ie internationale Fachtagung für Konzentrative Bewegungstherapie (KBT) fand vom 13. bis 16. Oktober 2022 zum Thema „Berührung“ im Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden- Naurod statt. Elisabeth Oedl-Kletter, Ärztin für Allgemein- und Psychotherapeutische Medizin, eröffnete die Tagung mit ihrem Vortrag „Begreifen und ergriffen sein“. Die Referentin zeigte auf, wie bedeutsam haltgebende und sicherheitsspendende Berührungen in der Therapie sein können und warum wir ergriffen sind, wenn Berührung zugelassen werden kann. Die KBT als handlungsorientiertes Verfahren nimmt die Haut als Grenze und Verbindung zur Welt wahr und ermöglicht Berührungsangebote, die ein Begreifen des „In-der-Welt-Seins“ ermöglichen. Oedl-Kletter stellte dabei heraus, welche wesentliche Rolle die Beachtung der Grundbedürfnisse nach Bindung, Autonomie und Identität bei Berührungsangeboten in der KBT spielt. Sie betonte die Freiwilligkeit, die bei der PatientIn, aber auch bei der KBT-TherapeutIn in der jeweiligen Situation unbedingt geachtet und beachtet werden müsse, damit Berührung als wertvoller Teil der Therapie wirken könne. Im zweiten Vortrag der Tagung „Der Wert der Berührung- - Verbundenheit, Vertrauen und Wohlergehen“ gab Rebecca Böhme, Assistenzprofessorin an der Universität Linköping, interessante Einblicke in ihre Forschungen zu Interaktionen. Ausgehend von der embryonalen Entwicklung erläuterte sie auf physiologischer und psychologischer Ebene, welche Auswirkungen Berührung und Berührungserfahrungen über die gesamte Lebensspanne haben. Böhme stellte in ihrem Vortrag eindrucksvoll dar, wie wichtig es ist, zwischenmenschliches Miteinander zu leben, der sensorischen Verarmung entgegenzuwirken und den leiblichsensorischen Weltbezug zu fördern. Kongresse & Tagungen 83 2 | 2023 alles Handeln angekündigt, Intentionen geklärt, die Erlaubnis eingeholt und kontinuierlich verbal begleitet wird. Am Samstagnachmittag fand die Vollversammlung des DAKBT statt. Unter anderem fand ein lebendiger Austausch zu einem Projekt zur Zukunftsfähigkeit der Vereinsstrukturen statt. Den Abschlussvortrag der Tagung hielt am Sonntag Frank Erbguth, Neurologe und Psychiater aus Nürnberg. Er nahm das Publikum auf eine kurzweilige Reise durch die Medizingeschichte mit Blick auf das Tagungsthema „Berührung“ mit. Unter dem Titel: „Das Stethoskop als Modeschmuck. Vom Verschwinden der Berührung im Arzt-Patientenkontakt, von der Antike bis zur Gegenwart“ teilte er sein profundes Wissen in vielen anschaulichen Beispielen aus dem Medizinalltag mit seinem Publikum. Susanne Kucher und Karin Hartwig
