körper tanz bewegung
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2195-4909
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/ktb2024.art12d
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Forum: Nachruf zum Tod von Hans Gunia
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Sabine Koch
Thérèse Schirmer
Mit Bestürzung nehmen wir Abschied von unserem Kollegen Hans Gunia, der am 14. Februar 2025 beim Besuch einer Konferenz in Halle unerwartet und plötzlich von uns gegangen ist. Er starb, wie er lebte - mit Leidenschaft für seine Arbeit, stets motiviert, sich weiterzubilden, neue Netzwerke zu knüpfen und Bewährtes weiterzuentwickeln.
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80 körper-- tanz-- bewegung 13. Jg., S. 80-82 (2025) DOI 10.2378/ ktb2025.art12d © Ernst Reinhardt Verlag Forum: Nachruf Nachruf zum Tod von Hans Gunia in die Verhaltenstherapie auf Konferenzen und in seinen vielfältigen Netzwerken. Für viele von uns war Hans mehr als ein Kollege; er war auch ein Freund, Mentor und Inspiration. Für Hans stand stets der Mensch an erster Stelle. Sein Enthusiasmus und seine Begeisterung haben mitgerissen, und der Draht der Kommunikation untereinander war stets direkt und authentisch. Wo Hans war, bleibt eine Lücke und das Gefühl, dass jemand fehlt, ein Wegbereiter und Wegbegleiter, der viel in der therapeutischen Landschaft und im Denken der Menschen, die ihn ein Stück seines Weges begleitet haben, verändert und angestoßen hat. Hans hatte mit Sabine Koch die Konferenz „Tango in der Therapie“ in Darmstadt geplant, die wir nun am 24. Mai 2025 zu seinen Ehren durchführen werden (siehe unten). Er hätte gewollt, dass wir uns treffen, uns über die Möglichkeiten des therapeutischen Tangos bei Parkinson, Demenz, Borderline und in der Onkologie austauschen und gemeinsam tanzen. Wir treffen uns, Hans, wir tanzen gemeinsam für dich und mit dir. Die letzte Konferenz, die er zu diesem Thema organisierte, fand vor genau zwei Jahren unter der Überschrift „Tango gegen Depression“ in Darmstadt statt. In jenem Jahr war auch der erste Fachtag Tangotherapie in Heidelberg. Seit 2023 gab er mehrmals im Jahr mit Thérèse Schirmer therapeutische Workshops mit Tangoelementen für Patient: innen mit Depressionen und emotional-instabiler Persönlichkeitsstörung. Es ist Hans gelungen, eine einmalige Brücke zwischen Verhaltenstherapie und Tanz- und Bewegungstherapie herzustellen. Hans hat den M it Bestürzung nehmen wir Abschied von unserem Kollegen Hans Gunia, der am 14. Februar 2025 beim Besuch einer Konferenz in Halle unerwartet und plötzlich von uns gegangen ist. Er starb, wie er lebte-- mit Leidenschaft für seine Arbeit, stets motiviert, sich weiterzubilden, neue Netzwerke zu knüpfen und Bewährtes weiterzuentwickeln. Hans Gunia war Lehrtherapeut und Supervisor VT und DBT in eigener Praxis in Darmstadt und in Fortbildungen tätig, ein geschätzter Autor der ktb (z. B. Gunia 2024a; Gunia / Quiroga Murcia 2016) und vieler anderer Fachzeitschriften und Verlage (z. B. Berger/ Gunia 2019; Stiglmayr / Gunia 2016), und sein plötzlicher Tod hat uns sehr getroffen. Er war ein Pionier auf dem Gebiet der DBT und setzte sich innerhalb der Verhaltenstherapie für den Tango in der Therapie ein, vertrat die Einbindung des Tangos Nachruf zum Tod von Hans Gunia 2 | 2025 81 argentinischen Tango in die deutsche Verhaltenstherapie gebracht, einen Tanz, der von non-verbaler Kommunikation lebt, die- - wie die alltägliche Kommunikation- - auch einmal missverstanden werden kann. Der Umgang mit diesen Missverständnissen im Tanz, die Freude über geglückte Kommunikation, die Überwindung von Ängsten und das Setzen eigener Grenzen sind Elemente, die Hans genutzt hat, um eine ganzheitliche Therapie aufzubauen, in der Körper und Seele eine Einheit werden. Seine Arbeit umfasste u. a. Tango bei Depressionen und Tango als spezielle Form der Achtsamkeit. Hans war überzeugt: „Dass Tango wirkt, ist nicht erstaunlich, da Tango Argentino Achtsamkeit pur ist- - und wir wissen, dass Achtsamkeit wirkt- - und Tango gleichzeitig Sport beinhaltet.“ Er wurde nicht müde, auf entsprechende evidenzbasierte Studien hinzuweisen (z. B. Pinninger et al. 2012) und auch selbst Evaluationen und SORKC-Analysen durchzuführen (z. B. Gunia 2024b; Gunia / Quiroga Murcia 2017). Aber am wichtigsten war ihm das Tun: „Die Botschaft ist ‚Ausprobieren- … Wahrnehmen, dass es hilft- … und Weiterentwickeln‘.“ So hat er immer alle ermutigt. Hans Gunia war bestens vernetzt im Inland und im Ausland bis nach Buenos Aires. So war er ebenfalls engagierter Mitbegründer der Deutsch-Argentinischen Gesellschaft für Verhaltenstherapie und der Tango! nitiative Darmstadt. Er war stets bescheiden, geduldig und von allen geschätzt, die ihn kannten. Wir sind in Gedanken bei seiner Frau Anette, seinen Angehörigen und direkten Kolleg: innen und seinen Patient: innen und teilen deren Schmerz. Wir verlieren einen wunderbaren Kollegen und Menschen. Hans hat viele Menschen tief berührt. Er wird als Kollege und Mensch sehr fehlen. Er hätte gewollt, dass wir tanzen. Sabine Koch und Thérèse Schirmer Literatur Berger, H., Gunia, H. (2019): Psychoedukative Familienintervention (PEFI). Behandlungsmanual bei psychotischen Störungen. Schattauer, Stuttgart Gunia, H. (2024a): Die Kombination von Tango Argentino und Verhaltenstherapie in der Behandlung von Depressionen. körper-- tanz-- bewegung 12 (2), 59-66, https: / / doi. org/ 10.2378/ ktb2024.art10d Gunia, H. (2024b): Tango in der Psychotherapie. Psychosoziale Umschau 38 (3), 20-21, https: / / doi.org/ 10.5771/ 0930-4177-2023-3-20 Gunia, H., Quiroga Murcia, C. (2017): Tango in der Psychotherapie. Ernst Reinhardt Verlag, München Gunia, H., Quiroga Murcia, C. (2016): Tango Argentino in der Verhaltenstherapie. körper-- tanz-- bewegung 4 (3), 144-151, https: / / doi. org/ 10.2378/ ktb2016.art18d Pinniger, R., Brown, R. F., Thorsteinsson, E. B., McKinley, P. (2012): Argentine tango dance compared to mindfulness meditation and a waiting-list control: A randomised trial for treating depression. Complementary Therapies in Medicine 20 (6), 377-384, https: / / doi.org/ 10.1016/ j.ctim.2012.07.003 Stiglmayr, C., Gunia, H. (2016): Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) zur Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung: Ein Manual für die ambulante Therapie. Hogrefe, Göttingen, https: / / doi.org/ 10.1026/ 02424-000 82 2 | 2025 Koch, Schirmer 2. Fachtag für Tango Argentino in der Therapie Zu Ehren von Hans Gunia W ir laden Sie herzlich zum 2. Fachtag „Tango in der Therapie“ am 24. Mai 2025, 9: 30 bis 17: 00 Uhr, im Café Luis in Darmstadt ein. Wir hätten uns alle gewünscht, den Fachtag unter einem anderen Vorzeichen zu begehen. Nun möchten wir an diesem Tag Hans für seine Arbeit ehren, ihm gedenken und ihm danken. Wir möchten zusammen mit Ihnen einen Fachtag gestalten, der aus einer Mischung aus Vorträgen und Workshops besteht. Es ist uns gelungen, erfahrene Referenten einzuladen. Die Workshops sind in die Vorträge integriert, so dass alle Teilnehmer: innen an allen Programmpunkten teilnehmen können. Wir hoffen, so einen interessanten und abwechslungsreichen Fachtag offerieren zu können. Anmeldung an sabine.koch@alanus.edu; Konto: Sabine Koch, IBAN: DE60 6725 0020 0003 6858 02, Kosten: 180 €. Programm 09 Uhr 30 Einlass 10 Uhr Einführung und Überblick über die Forschungslage „Tango in der Therapie“ (Dr. Sabine Koch, Heidelberg / Bonn) 10 Uhr 20 Vortrag „Tango Argentino in der Arbeit mit Parkinson Patienten“ (Ina Bratherig, Heidelberg) 10 Uhr 40 Vortrag „Nonverbal communication in therapeutic Tango sessions with a patient with Alzheimer’s disease“ (Clarissa Machado, Porto Alegre / Buenos Aires) 11 Uhr Pause 11 Uhr 10 Workshop „Nonverbal communication in therapeutic tango sessions with a patient with Alzheimer’s“ (Clarissa Machado, Porto Alegre / Buenos Aires) 12 Uhr Mittagspause 13 Uhr Vortrag „Die Wirkung von Tango Argentino auf krebsassoziierte Fatique bei Brustkrebspatientinnen“ (Thomas Rieser, Berlin) 13 Uhr 30 Vortrag und Workshop „Tango in der Forensik“ (Angela Nicotra, Berlin) 14 Uhr 30 Pause 15 Uhr Vortrag, Workshop & Diskussion „Erfahrungen in der Arbeit mit Tango Argentino mit Borderline-Patientinnen“ (Dr. Saskia Thérèse Schirmer, Magdeburg) 16 Uhr Raum für Abschied von Hans 16 Uhr 30 Ende der Veranstaltung im Café Luis
